Herold schrieb:
Prinzipiell ging es erst einmal um die Sicherung der Hausmacht durch den Kampf um Böhmen, die Ausschaltung der starken protestantischen Opposition in den habsburgischen Erblanden und die Garantie einer katholischen Mehrheit im Kurgremium zur Wahrung eigener Ansprüche auf die Kaiserkrone. Dann ging es um die Durchsetzung kaiserlicher Macht in den oberdeutschen Kernregionen des Reiches, wo ja gerade die Kurpfalz ein bedeutender Rivale war. Erst danach scheint es mir um den Norden des Reiches gegangen zu sein, sicherlich auch durch die (zufällig?) benachbarte Lage Dänemarks und Schwedens motiviert.
Richtig; die erste Etappe, der Böhmisch-Pfälzische Krieg, ging von 1618/23, erst danach griff Christian IV. von Dänemark ein, und es folgte der Dänisch-Niedersächsische Krieg (1625/29). Wieder ein Jahr danach löst die Landung von Gustav II. Adolf mit seinem Heer auf Usedom den Schwedischen Krieg aus (1630/35).
Übrigens zeigt sich bereits bei diesen ersten drei Kriegsabschnitten deutlich, wie wenig es wirklich um die Religion bzw. Konfession ging und wie wenig der Dreißigjährige Krieg tatsächlich ein Religionskrieg war...
Bereits angesprochen wurde das protestantische Kursachsen (lutherisch), welches in den ersten Jahren (vermutlich bis zum Restitutionsedikt 1629) Rückhalt beim katholischen Kaiser suchte. Allerdings hatte es zum anderen auch schon vor dem Beginn des Krieges eine Gegnerschaft zur protestantischen Kurpfalz (calvinistisch) entwickelt, weswegen Sachsen auch der Union nicht beigetreten war.
Außerdem gab es dann im Böhm.-Pfälz. Krieg neben den päpstlichen Subsidien und der militärischen Hilfe von Spanien und der Liga (Maximilian I. von Bayern) auch Unterstützung durch Kursachsen, das sich damit die Lausitz sicherte.
Ich bin mir aus diesem Grund nicht sicher, ob der Kaiser zuvorderst auf die Stimmenverteilung im Kurgremium sah (die Stimme Sachsens hatte er mE de facto) oder es ihm nicht doch eher um die habsburgischen Erblande (ergo die Hausmacht) ging...
Im Dänisch-Niedersächs. Krieg wagte König Christian erst den Angriff, nachdem er sich durch Subsidien aus England, den Niederlanden und Frankreich gesichert hatte. Und Frankreich war wiederum ein katholisches Land, welches damals mit den eigenen Protestanten (calvinistische Hugenotten) recht rigide umging.
Hier ging es wohl für Dänemark um den Einfluß in den Niedersächsischen Reichskreisen und den "Hintermännern" (England, Niederlande, Frankreich) um eine Schwächung der habsburgisch-spanischen Macht.
Die Schweden wiederum konnten erst auf deutschem Gebiet landen, nachdem Kardinal Richelieu 1629 den Frieden zwischen Schweden und Polen vermittelt hatte und den Schweden auch finanzielle Hilfe gab.
Zwar tritt Gustav II. Adolf nach eigenen Worten an, "um die Sache der Protestanten zu schützen", jedoch sein Bündnis mit dem Katholiken Richelieu verschweigt er. Wie er übrigens auch verschweigt, daß sein Interesse seit Jahren schon der Sicherung der schwedischen machtstellung im Ostseeraum gilt.
Ich gehe in meiner Einschätzung deshalb sogar so weit, daß die Polarisierung durch die konfessionellen Gegensätze eher vorgehalten war und es in diesem Krieg primär um nichts als reine Machtpolitik ging, wenn auch die konfessionelle Spaltung sicher ein nicht zu vernachlässigender Grund für die Herausbildung der beiden Machtblöcke der Habsburgischen und der Antihabsburgischen Koalition gewesen ist.
In diesem Sinne
Timo