Drogen im Ostblock/ in der DDR?

Scorpio

Aktives Mitglied
Was mich schon immer interessiert hat, ist, wie es in der DDR mit Drogen aussah. Ich meine damit sowohl legale Rauschmittel wie Alkohol, Benzodiazepine, Barbiturate, Klebstoff, etc., als auch illegale Substanzen wie Cannabis, Opiate, Kokain, Halluzinogene, Amphetamin, Ephedrin, Nachtschattendrogen, Psilos etc., etc.


In der BRD gibt es ca, 1, 1 Millionen Benzodiazepinsüchtige, gab es in der DDR Plagiate von Pharmadrogen wie Diazepam oder Flunitrazepam?
Wie war die Vergabe von Morphium geregelt? Gab es wie in den Nachbarländern CSSR und Polen einen Schwarzmarkt für Cannabis und "Kompott" oder Heroin aus Polen bzw. der SU?

Und wie sah es mit dem Alkohol aus?
 
Was Alkohol betrifft, dort wird ja auch heute noch kräftig gesoffen, vor allem im Norden. Obwohl streng verboten, wurde Schnaps auch ganz gern in die Betriebe geschmuggelt, diente als Zweitwährung für kleine Gefälligkeiten. Wein + harte Sachen waren relativ teuer, Bier (auch in der Kneipe) spottbillig.

Tablettensüchtige gab es sicher auch. Von manchen Apothekern wurde gemunkelt, dass die regelmäßig am Hustensaft hingen.

Cannabis, Heroin etc., darüber ist mir nichts bekannt, obwohl in der späten Jugendszene (kurz vor der Wende) da wohl auch irgendwelche Rezepte mit Pilzen oder Pflanzen kursierten.
Offiziell gab das natürlich nicht.

Theoretisch hätte man vieles besorgen können, bei Chemikern und Chemielehrern war der Umgang mit gefährlichen Stoffen trotz Verschlusspflicht oft erstaunlich lax.
 
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"Was Alkohol betrifft, dort wird ja auch heute noch kräftig gesoffen..."

Sicherlich nicht weniger als früher und nicht mehr als anderswo !

"Tablettensüchtige gab es sicher auch. Von manchen Apothekern wurde gemunkelt, dass die regelmäßig am Hustensaft hingen."

Es handelte sich um Medikamente mit " Codein " und war nicht nur bei Apothekern beliebt.

In meiner Zeit im Rettungsdienst war es mir möglich, apothekenreinen Alkohol zu erhalten. Oma hat damit Eierlikör hergestellt - besser noch als mit "Primasprit" - hatten sie und die Freundinnen oft einen "schönen" Nachmittag. =)

Im Bergbau war es üblich ein monatliches Deputat an Schnaps zu bekommen. ( Bergmannsfusel, "Kumpeltod")
 
Noch eine Anekdote, weil es um den ganzen Ostblock geht. Gorbis Scheitern, so kolportiert man gern, erklärt sich, weil er versucht hat, seine Untertanen trocken zu legen. Zucker war in der SU rationiert, wegen Schwarzbrennen. Na da war der Jelzin dann natürlich viel populärer bei vielen Russen.

Es gibt doch bestimmt ehemalige Russland-Deutsche, die hier sagen können, ob da was dran ist.

Was Alkohol betrifft, dort wird ja auch heute noch kräftig gesoffen..."
Als Norddeutscher und Ex-Hiddenseer sind mir gewisse diesbezügliche Extremtraditionen bekannt.
 
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Bin bekanntermaßen kein Russland-Deutscher und möchte auch nicht ausführlicher werden. Das Zucker zu "Gorbis-Zeiten" rationiert war ist mir nicht bekannt. Es ging um das staatliche Monopol auf Alkohol (Alkoholsteuer) und damit verbunden wurden einige Gesetze verabschiedet, um das "Schwarzbrennen" zu erschweren, mit nur sehr mittelmäßigem Erfolg. Im Volksmund "Samagon" genannt und weit jenseits der 70% Alk. . Es ist jetzt selbst in Litauen absolut kein Problem auf irgendeinem Dorf diesen Samagon zu kaufen. Es ist verboten, jedoch so eine Art "Vokssport".

Gruss Urvo
 
Das passt zu eigenen Erfahrungen hinter dem eisernen Vorhang. Beim politisieren mit der Jeunesse d´oree´ von Warschau oder Prag wurde scharf und viel getrunken, und irgendwann hingen dann auch Cannabisschwaden in der Luft.

Woran ich mich aus Polen erinnere, war Kompott, eine Art Opiumtinkur, die aus heimischem Schlafmohn gewonnen wurde, und in Warschau oder Krakau sehr verbreitet gewesen sein muß. Dabei müssen sich einige Leute sicher infiziert haben, denn es gab viele Leute, die das Zeug injizierten und an Injektionsspritzen heranzukommen, muss schwieriger gewesen sein, als an den Stoff.

In der BRD waren in den 70ern noch Amphetamine wie Pervitin und Captagon auf Rezept zu bekommen, und im Freizeit- wie Leistungssport wurde bis hinunter in die Bezirksliga und E- Jugend ausgiebig gedopt.


Beim "Bund" wurde natürlich auch nicht nur gesoffen, und unsere amerikanischen Verbündeten waren zumindestens pharmakologisch für den "Ernstfall" gut ausgestattet.
 
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an Injektionsspritzen heranzukommen, muss schwieriger gewesen sein, als an den Stoff.
Die gab es in der DDR in jeder Apotheke. In bekam welche mit 15 oder 16 anstandslos ausgehändigt, weil ich sie für Präparationszwecke brauchte und das hochgifte Formalin dazu.
 
ME war die Verfügbarkeit von weichen Modedorgen, an die man im Westen ohne Probleme herankommt (v.a. Cannabisprodukte) sehr gering; es gab keinen offenen Schwarzmarkt, ohne gute Beziehungen war man aufgeschmissen, und bestraft wurde das ganze natürlich auch (und zwar härter als im Wsten).

Ein Kommilitone aus den neuen Bundesländern erzähltemir anfang bis Mitte der 90er, in seinen "Wilden Jahren" (muss sodie Wendezeit gewesen sein, vielleicht etwas früher) haben sich er und Freunde auf Partys Wein gespritzt; fragt mich nicht, wie sie an die Spritzen kamen, vielleicht wurde mir da auch ein Bär aufgebunden; so nicht scheint es ob dem Mangel an illegalen Drogen ja geradezu zu Verzweiflungstaten gekommen sein.
 
Das passt zu eigenen Erfahrungen hinter dem eisernen Vorhang. Beim politisieren mit der Jeunesse d´oree´ von Warschau oder Prag wurde scharf und viel getrunken, und irgendwann hingen dann auch Cannabisschwaden in der Luft...
Ich weiß es nur vom Hörensagen, aber ein ehemaliger Arbeitskollege von mir, meinte mal, daß es bei uns vor der Wende genauso alle möglichen illegalen Drogen gab, genau wie im Westen - man mußte nur die "richtigen" Leute kennen.
Alkohol in allen Varianten und Geschmacksrichtungen, war wohl das Erzeugnis, bei dem nie Mangel herrschte, nur war er viel teurer, als nach der Wende. Ein guter Likör konnte schon mal 16,- O-Mark kosten und auch das Bier wurde im Zuge der Währungsunion etwas billiger.
 
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barbarossa: Ein guter Likör konnte schon mal 16,- O-Mark kosten und auch das Bier wurde im Zuge der Währungsunion etwas billiger.

Stimmt nicht ganz: In der Dorfkneipe gab es den halben Liter vom Fass für 98 Pf. Damals wars unmöglich, mehr als 10 OM zu versaufen, solange man wirklich beim Bier blieb. Man fiel eher vorher um.

Guck dir mal an, was die auf dem Oktoberfest heutzutage für "die Maß" verlangen...
 
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Es gibt einen Roman von Tsingis Aitmatov einem sowjetischen Autor aus dem Jahr 1978, dort beschreibt er die Drogen- und Dealerszene in der SU, vom Hasch ernten in Kirgistan bis zum Schmuggel und Verkauf in Leningrad zu den westlichen Ostblockländern. Der Roman heisst "Der Richtplatz" bzw. "Plocho".
 
Es stimmt sicherlich, wer die "richtigen" (oder wohl eher falschen) Leute kannte, hatte auch Zugang zu diversen Drogen. In den Jahren meiner rettungsdienstlichen Tätigkeit hatte ich lediglich Patienten, die "Leim geschnüffelt" hatten. Aber das ist sehr subjetiv und war in großen Städten vielleicht anders. Die Injetion von ca. 1 ccm Wein intravenös ist saugefährlich aber möglich, die Zuführung von 50 bis 100g Schaps rektal hat ein Patient gemacht und es hat eine überaus große Wirkung. Es war sicherlich die Außnahme und ist unter "auch das gibt es" oder "Studentenwette" einzuordnen.
Der Alkoholkonsum war - gemessen an heutigen hiesigen Verhältnissen - in dieser Zeit eher harmlos. Es wurde im Jahr 2007 in LT ein Gesetz beschlossen, dass an einem Tag (im September) im ganzem Land kein Alkohol verkauft werden darf. Die Politiker wollten damit ein Zeichen gegen den Alkoholmißbrauch setzen. Es sorgte zumindest für Erheiterung.
Gruß Urvo
 
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ME war die Verfügbarkeit von weichen Modedorgen, an die man im Westen ohne Probleme herankommt (v.a. Cannabisprodukte) sehr gering; es gab keinen offenen Schwarzmarkt, ohne gute Beziehungen war man aufgeschmissen, und bestraft wurde das ganze natürlich auch (und zwar härter als im Wsten).
Was ist denn ein offener Schwarzmarkt?
 
Ein Markt wo man, wenn man denn dringend etwas braucht, es auch bekommt. Von Polizei und Ordnungsämtern wurden "offene Szenen" oft sogar geduldet.

In Frankfurt/ M waren das in den 70ern und 80ern die "Haschwiese" am Stadtbad Mitte, die Taunusanlage und das Bahnhofsviertel. In Berlin der Bahnhof Zoo.
 
Stimmt nicht ganz: In der Dorfkneipe gab es den halben Liter vom Fass für 98 Pf. Damals wars unmöglich, mehr als 10 OM zu versaufen, solange man wirklich beim Bier blieb. Man fiel eher vorher um.

Guck dir mal an, was die auf dem Oktoberfest heutzutage für "die Maß" verlangen...
Da meinen wir beide verschiedene Dinge:
Ich meinte im Verkauf in normalen Supermärkten etc. - da wurden Spirituosen billiger.
Du meinst in Gaststätten und auf Festen - da wurden Spirituosen sogar teurer, weil die Besitzer bzw. Veranstalter auch mehr verdienen wollten - ein Umstand, den mein ex-Arbeitskollege auch bemängelte. Und er ging häufig in die Kneipe.
 
Meisst popular (als "Drogen") waren verschiedene Kleibstoffe, die aus Verdunnung hergestellt wurden, und "Kompot" (aus Mohn-Stroh). Um Mohn im Garten zu haben muss man auch heute zuerst das spezielle Einverstandnis der lokalen Polizei zu erobern.

Mit Alkohol war es kein Problem - fast jeder hat es zu Hause selber gemacht. Ich will keine Rezeptur hier geben, weil das kein Platz dazu ist, aber sage ich nur, dass zwei Blech-Schusseln ganz genug sind, um die Destilazion zu machen.

pozdrawiam
 
bartek: Mit Alkohol war es kein Problem - fast jeder hat es zu Hause selber gemacht. Ich will keine Rezeptur hier geben, weil das kein Platz dazu ist, aber sage ich nur, dass zwei Blech-Schusseln ganz genug sind, um die Destilazion zu machen.

Das war wohl in Polen, Sowjetunion und auch dem Balkan so, wo vielleicht der Dorfpolizist mal weg sah oder auch seinen Anteil bekam. Aus der DDR habe ich von Schwarzbrennen nichts konkret gehört, dafür sind wir Deutschen vielleicht "zu korrekt". Wohl aber dass im Erzgebirge dieses Zeug nachts von Fußgängern im Rucksack gern über die grüne Grenze aus der CSSR geschmuggelt wurde. Schmuggel von und nach Böhmen hat da wohl schon immer Tradition gehabt.
 
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Das war wohl in Polen, Sowjetunion und auch dem Balkan so, wo vielleicht der Dorfpolizist mal weg sah oder auch seinen Anteil bekam. Aus der DDR habe ich von Schwarzbrennen nichts konkret gehört, dafür sind wir Deutschen vielleicht "zu korrekt".
Und außerdem, warum sollte man sich die Mühe machen? Daran herrschte ja nun wirklich kein Mangel, auch nicht an höherprozentigem Zeug: Kristall Wodka hatte 40 % Vol. und kostete 7,55 M - das weiß ich noch.
;)
 
barbarossa: Kristall Wodka hatte 40 % Vol. und kostete 7,55 M - das weiß ich noch.

Das war dann aber entweder in den 50er/60ern oder eine sogenannte "kleine Eule" mit nur 0,35 l. Der berüchtigte "Blaue Würger" der 80er kostete 14 oder 16 M und hatte nur 32 "Oktan".
 
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http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Medikamentenmissbrauch
http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Drogenkonsum

An allen Hochschulen und Unitäten der DDR, wo massenhaft Asiaten studierten, gabs Hasch.
Ich hab mich in Jena mal in ein Studentenwohnheim (Hochhäuser) der Araber und Mittelasiaten verirrt (was nicht einfach war, da die ausländischen Wohnheime für Normaldeutsche nicht zugänglich durch deutsches Wach- und Kontrollpersonal an den Eingängen waren).
Ich kann mich nur noch an allerhand ausgelegten Teppichen in Gängen und Vorfluren am Fahrstuhl erinnern als ich zum Verweilen blieb. Danach kann ich mich an nichts erinnern, da ich bereits unter Alkoholeinfluss stand.
 
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