Ehre des Mannes im 19.Jahrhundert

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Gast

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Hallo zusammen!
Beim durstöbern eures Forums, bin ich auf das Thema Duelle gestossen www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=1429 ! Mich würde mal interessieren, wie man im 19. Jahrhundert die Ehre eines Mannes verletzen konnte bzw. was unter "Ehre", speziell die des Mannes verstanden wurde! Würd mich freuen,wenn da jemand mehr zu weiß, da ich diese Informationen für eine Arbeit gut gebrauchen könnte!
 
Moin, moin,

Gast schrieb:
Hallo zusammen!
Beim durstöbern eures Forums, bin ich auf das Thema Duelle gestossen www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=1429 ! Mich würde mal interessieren, wie man im 19. Jahrhundert die Ehre eines Mannes verletzen konnte bzw. was unter "Ehre", speziell die des Mannes verstanden wurde! Würd mich freuen,wenn da jemand mehr zu weiß, da ich diese Informationen für eine Arbeit gut gebrauchen könnte!

[...]Eine weitere wesentliche Komponente der Stellung des Mannes in der Gesellschaft der Frühen Neuzeit findet sich im Ehrkonzept wieder, das eine universale Strategie des zwischenmenschlichen Umgangs war. „Ehre wird (...) als mehrstufiges komplexes Kommunikationssystem zur Regelung sozialer Beziehungen konzeptionalisiert und funktioniert dabei als Code, der die Transformation bestimmter gesellschaftlicher Funktionen in eine andere Semantik erlaubt, so dass Konflikte zu einer Frage der Ehre umformuliert und ausgetragen werden.“ Es gibt auch eine bestimmte Geschlechterehre, die sich auf die frühneuzeitliche Konzeption von Vaterschaft auswirkt.
Die Ehre des Mannes war mit widersprüchlichen Anforderungen verbunden und eng mit der Ehre der Frau verknüpft. Die Ehre der unverheirateten Frauen kreiste um die unversehrte Jungfräulichkeit - sie war in erster Linie über die Sexualität bestimmt.

Die Jungfräulichkeit der Frau wurde als ständig gefährdet angesehen. Männer bedrohten die Sexualehre der Frauen, waren zugleich aber auch die Verteidiger ihrer Sexualehre. Letzteres vornehmlich in der Rolle des Familienvaters.
Männlichkeiten

Worin bestand also die Ehre des Einzelnen? Ehre war in erster Linie ein soziales Konstrukt und keine persönliche Eigenschaft.(25) Sie hing einerseits davon ab, welcher Klasse und andererseits (uzw. im zunehmenden Maße) welchem Geschlecht man angehörte. "Die Ehre einer Frau, so die allgemeine Ansicht, beruhte auf ihrer 'geschlechtlichen Integrität', auf ihrem Verzicht auf vor- und außereheliche sexuelle Beziehungen. Die Ehre eines Mannes dagegen schöpfte aus anderen Quellen: aus seinen beruflichen Erfolgen und Leistungen, aus seiner Rolle als ein mit politischen Rechten ausgezeichneter Hausvater und Staatsbürger."(26) Es war also die breite Vorstellung, dass Frauen keine eigene Ehre hätten, weil sie nicht anerkannte (d.h. mit politischen Rechten versehene) Mitglieder der Gesellschaft waren. Sie hatten lediglich Teil an der Ehre ihrer Ehemänner bzw. Väter.
Soziale Identitäten im deutschen Bürgertum des 19. Jahrhunderts

Über den Begriff „Ehre" kann man den Unterschied der Geschlechter folgendermaßen erläutern: Die Ehre der Frau ist sehr eng an ihren Körper gebunden, die Ehre des Mannes hingegen ist Sache des Handelns. Ausgehend von einer solchen Gegenüberstellung der Geschlechtsmerkmale – aktiv/passiv, öffentlich/privat, Tat/Körper, männlich/weiblich – könnten wir ein ganzes Geschlechtssystem von Geschlechtsrollen analysieren, indem wir die Ehre als Grundstein einer nach Geschlecht geteilten sozialen Ordnung begreifen, die Frauen und Männern spezifische Eigenschaften zuweist.
http://www.wu-wien.ac.at/usr/h98c/h9852222/eigenesweb3/prod01.htm

Der Schlüsselbegriff des Ehrenkodex für den Mann ist „Virilität", für die Frau „Virginität", also Jungfräulichkeit, die die Fähigkeit des Mannes symbolisiert, Frauen der Familie zu schützen. Der Mann muss als Hüter seiner „geheiligsten Objekte", d.h. des Hauses, der Frauen und des Gewehrs (Bourdieu 1972, S. 34), stets in der Lage sein, die Hausforderungendes Rivalen anzunehmen und sie mit den eigenen Kräften zu neutralisieren.

Noch heute sind Ehrenmorde in manchen Traditionen in.

Gruß
Cassandra
 
Cassandra schrieb:
Moin, moin,

Worin bestand also die Ehre des Einzelnen? Ehre war in erster Linie ein soziales Konstrukt und keine persönliche Eigenschaft.(25) Sie hing einerseits davon ab, welcher Klasse und andererseits (uzw. im zunehmenden Maße) welchem Geschlecht man angehörte. Staatsbürger."(26) Es war also die breite Vorstellung, dass Frauen keine eigene Ehre hätten, weil sie nicht anerkannte (d.h. mit politischen Rechten versehene) Mitglieder der Gesellschaft waren. Sie hatten lediglich Teil an der Ehre ihrer Ehemänner bzw. Väter.
Soziale Identitäten im deutschen Bürgertum des 19. Jahrhunderts

Über den Begriff „Ehre" kann man den Unterschied der Geschlechter folgendermaßen erläutern: Die Ehre der Frau ist sehr eng an ihren Körper gebunden, die Ehre des Mannes hingegen ist Sache des Handelns.
Der Schlüsselbegriff des Ehrenkodex für den Mann ist „Virilität", für die Frau „Virginität", also Jungfräulichkeit, die die Fähigkeit des Mannes symbolisiert, Frauen der Familie zu schützen. Der Mann muss als Hüter seiner „geheiligsten Objekte", d.h. des Hauses, der Frauen und des Gewehrs (Bourdieu 1972, S. 34), stets in der Lage sein, die Hausforderungendes Rivalen anzunehmen und sie mit den eigenen Kräften zu neutralisieren.
Noch heute sind Ehrenmorde in manchen Traditionen in.
Gruß
Cassandra

Liebe Cassandra, das hast Du alles schön beschrieben. Erwähnen bleibt vielleicht noch, dass es neben den Ehrenmorden noch Duelle gab, die wegen Beleidigungen ausgetragen wurden. Wobei man noch bedenken muß, dass nur Menschen gleichen oder ähnlichen Standes, sich duellieren konnten. :rolleyes:
 
Schönen Dank für diese ausführliche Antwort, hat mich schon um einiges weiter gebracht!
 
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