Ein materieller Vergleich zu Beginn der Kaiserzeit

Aeon

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Suillius erwähnt in seiner Verteidigungsrede, dass Seneca durch seine Freundschaft mit dem Princeps in vier Jahren rund 300 Millionen Sesterzen zusammenraffen konnte. In welcher Größenordnung bewegte sich dieser Reichtum rund 50 n. Chr.? Sind andere Vermögensangaben zu dieser Zeit bekannt, die einen Vergleich zulassen?
 
Aus Revisionist View of Roman Money, aus: Rome's Imperial Economy, S. 225-6

"Many Roman texts seem to suggest that there is something wrong with the conventional account, and these texts all fit together. How did Cicero transfer the 3 1⁄2 million sesterces he paid for his famous house on the Palatine (Fam. 5.6.2—this was by no means the largest property price we know of in the j classical city of Rome), at a time when Rome had practically no gold coinage? It seems singularly unlikely that his slaves counted out and loaded 3 1⁄2 tons of silver coins and transported this cargo through the streets of Rome (not that Roman ideas of inconvenience were necessarily the same as ours). When a certain C. Albanius bought an estate from a certain C. Pilius for 11 1⁄2 million sesterces (Cic. Att. 13.31.4), did he physically send him this sum in silver coins?

Without much doubt, these were at least for the most part paper, or rather documentary, transactions (the crucial documents will have been waxed tablets). The common- est procedure for large property purchases in this period was probably the one casually alluded to by Cicero elsewhere: a Roman knight becomes enamoured of a certain property at Syracuse, and ‘nomina facit, negotium conficit’, ‘he provides the credits [or ‘‘bonds’’ ], <and so> completes the purchase’ (De off. 3.59).14 This practice is reflected in Cicero’s letters.

And when in Pro Caecina Aebutius’ bid for a rural property being sold at auction is successful, he concludes the affair by ‘promising money to the argentarius’, the banker (Caec. 16), and about that at least there was nothing in the least irregular: no one denied that the property had really been sold—the only question about the sale was whether Aebutius was acting for someone else. And you might buy in instalments: when Cicero bought out the share of the horti Cluviani that had gone to another legatee (Att. 13.46.3), he did so in three payments spread out over nearly a year (Att. 16.2.1), in effect taking a loan from the seller. None of which is to deny that coins might sometimes play considerable roles in major property transactions (see below)."


Entsprechend dem Kaufpreis Cicero wären das also ca 80 Super-Luxushäuschen.
 
300 Millionen Sesterzen waren eine Menge Holz, wenn man bedenkt, dass kaiserliche Legaten ein Gehalt von 1 Millionen Sesterzen bekamen – so Varus, Legat der Rheinarmee und Quirinius, Legat in Syrien, beides laut A. Demandt. Im Vergleich: Ein einfacher Legionär bekam ca. 1 Sesterz pro Tag, also weniger als 400 pro Jahr.
 
Der jährliche römische Staatshaushalt wird zu der Zeit auf 1-2 Milliarden HS geschätzt. 300 Millionen war unanständig viel Geld.
 
Zum Vergleich ein paar andere Reiche aus der frühen Kaiserzeit (wobei ich mich frage, wie zuverlässig man deren Reichtum wirklich schätzen konnte):

Narcissus, der Freigelassene von Claudius, soll über 400 Mio. Sesterzen besessen haben (Cassius Dio 61,34).

Weniger prominent war Gnaeus Cornelius Lentulus Augur, 14 v. Chr. Konsul, der auf 400 Mio. Sesterzen gekommen sein soll (Seneca, De Beneficiis 2,27).

Zum Vergleich: Der Triumvir Crassus soll auf "nur" 170 Mio. Sesterzen gekommen sein.
 
Danke für eure Beiträge! Jetzt kann ich das besser einordnen.

Aus den eingebrachten Hinweisen haben sich nun aber noch ein paar Fragen ergeben:

Wie verhielt es sich mit der Inflation? Zwischen Cicero und Seneca lagen ja rund 100 Jahre. Gibt es dazu Hinweise?

Weiter oben wird zudem geschildert, dass Barzahlung bei großen Transaktionen unwahrscheinlich war. Wie muß man sich den Erwerb von Immobilien nun konktret vorstellen? Wie wurde der Wert festgestellt (gab es einen Immobilienmarkt/Immobilienmakler)? Und wenn die Summe nicht in bar beglichen wurde, wie wurde das Vermögen dann festgestellt/überschrieben? Hat der Käufer Bareinlagen (bei einer Bank?) an den Verkäufer schriftlich abgetreten?
 
Allein wenn man sieht, wie lange man bei uns in den 1960er Jahren für ein Kilo Fleisch arbeiten musste, und das im Vergleich zu heute, 50 Jahre danach, im Verhältnis setzt, kann ein Gefühl davon bekommen, wie abhängig das ganze Preis/Lohn-Gebäude von äußeren Umständen bzw. Zeitläufen ist und auch war. Dabei können wir heute schlechte Ernten aufgrund besserr Verkehrverbindungen schneller ausgleichen als es damals, ja bis in den 20. Jahrhundert möglich war.
 
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