Ein zweiter Domitianus - ein unbekannter römischer Kaiser

Barbarelli

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Im Jahre 2003 fand ein Sondengänger in Chalgrove, rund 15 km südöstlich von Oxford, ein Tongefäß mit 4957 römischen Münzen aus der Zeit zwischen 251 und 279. Dies schien erst mal nichts Besonderes zu sein, doch nach der Reinigung erregte eine Münze, aus den frühen 270er Jahre n. Chr., die Aufmerksamkeit der Fachwelt. Sie zeigt auf dem Verso das nach rechts blickende Profilbildnis eines bärtigen Mannes mit Strahlenkrone und trägt die Aufschrift: IMP C DOMITIANVS PF AVG. Auf dem Recto ist die personifizierte Eintracht mit Füllhorn und Schale mit der Aufschrift CONCORDIA MILITVM zu sehen. Die Münze zeigt damit das Porträt eines Mannes, der offensichtlich Anspruch auf den römischen Kaiserthron erhob. Diese Münze ist umso interessanter, als sie nun das zweite Exemplar ist, das der Fachwelt bekannt geworden ist. Bereits vor einhundert Jahren war in Frankreich eine identische Münze gefunden worden (heute in der Bibliothèque Nationale de France in Paris), die aufgrund ihrer Einzigartigkeit bis zur Entdeckung des Oxforder Exemplars als moderne Fälschung galt. Die Neuentdeckung, jetzt im Besitz des Oxforder Ashmolean Museums, wo sie derzeit in einer Ausstellung präsentiert wird, bereichert die Liste römischer Kaiser damit um einen zweiten Domitianus.
Doch wer war dieser Domitianus? In Zosimos 1, 49, 2 wird ein hochrangiger Offizier dieses Namens erwähnt, der unter Kaiser Aurelianus (reg. 270 – 275 n. Chr.) wegen Hochverrats angeklagt und hingerichtet worden ist. Dieser gelangte anscheinend, wohl nur für kurze Zeit, zu Kaiserwürden. Es war eine Zeit voller Wirren und Aufstände. In einigen Provinzen des Imperium Romanum etablierten sich Herrschaften, die meist nur von kurzer Dauer waren und heute meist nur schlecht bis gar nicht belegt sind. Nach der aus der Münze gewonnenen Erkenntnis, dürfte Domitianus gegen 271 die Regentschaft im sogenannten Gallischen Sonderreich, es existierte etwa 260 – 274, übernommen haben. Damit kontrollierte er große Teile des nordwestlichen Römischen Reiches, einschließlich Teile des heutigen Deutschlands, Hollands, Belgiens und vermutlich auch Spaniens und Englands. In diesen Herrschaftsbereich lag vermutlich auch die Münzstätte Trier, wo die Münze wahrscheinlich auch in kleiner Serie geprägt worden ist. Wie lange er regierte, ist natürlich nicht bekannt, doch vermutet man, daß seine Herrschaft lediglich einige wenige Wochen umfasst haben dürfte, womit er sich in guter Gesellschaft zu anderen Usurpatoren und Gegenkaisern befindet.
 
Domitianus

Barbarelli schrieb:
Im Jahre 2003 fand ein Sondengänger in Chalgrove, rund 15 km südöstlich von Oxford, ein Tongefäß mit 4957 römischen Münzen aus der Zeit zwischen 251 und 279. Dies schien erst mal nichts Besonderes zu sein, doch nach der Reinigung erregte eine Münze, aus den frühen 270er Jahre n. Chr., die Aufmerksamkeit der Fachwelt. Sie zeigt auf dem Verso das nach rechts blickende Profilbildnis eines bärtigen Mannes mit Strahlenkrone und trägt die Aufschrift: IMP C DOMITIANVS PF AVG. Auf dem Recto ist die personifizierte Eintracht mit Füllhorn und Schale mit der Aufschrift CONCORDIA MILITVM zu sehen. Die Münze zeigt damit das Porträt eines Mannes, der offensichtlich Anspruch auf den römischen Kaiserthron erhob. Diese Münze ist umso interessanter, als sie nun das zweite Exemplar ist, das der Fachwelt bekannt geworden ist. Bereits vor einhundert Jahren war in Frankreich eine identische Münze gefunden worden (heute in der Bibliothèque Nationale de France in Paris), die aufgrund ihrer Einzigartigkeit bis zur Entdeckung des Oxforder Exemplars als moderne Fälschung galt. Die Neuentdeckung, jetzt im Besitz des Oxforder Ashmolean Museums, wo sie derzeit in einer Ausstellung präsentiert wird, bereichert die Liste römischer Kaiser damit um einen zweiten Domitianus.
Jup, eine solche Münze wurde schon damals gefunden, jedoch war die Usurpation des Domitianus chronologisches schwer zuzuordnen. Sie wird mit ca. 270/71 angesetzt. Auch durch diese Münze (ich kenne die genauen Untersuchungsergebnisse nicht) wird der Zeitraum der Usurpation nicht klarer. Die Inschrift ist Standard (IMPerator Caesar DOMITIANVS Pius Felix AVGustus).

Barbarelli schrieb:
Doch wer war dieser Domitianus? In Zosimos 1, 49, 2 wird ein hochrangiger Offizier dieses Namens erwähnt, der unter Kaiser Aurelianus (reg. 270 – 275 n. Chr.) wegen Hochverrats angeklagt und hingerichtet worden ist. Dieser gelangte anscheinend, wohl nur für kurze Zeit, zu Kaiserwürden. Es war eine Zeit voller Wirren und Aufstände. In einigen Provinzen des Imperium Romanum etablierten sich Herrschaften, die meist nur von kurzer Dauer waren und heute meist nur schlecht bis gar nicht belegt sind. Nach der aus der Münze gewonnenen Erkenntnis, dürfte Domitianus gegen 271 die Regentschaft im sogenannten Gallischen Sonderreich, es existierte etwa 260 – 274, übernommen haben. Damit kontrollierte er große Teile des nordwestlichen Römischen Reiches, einschließlich Teile des heutigen Deutschlands, Hollands, Belgiens und vermutlich auch Spaniens und Englands. In diesen Herrschaftsbereich lag vermutlich auch die Münzstätte Trier, wo die Münze wahrscheinlich auch in kleiner Serie geprägt worden ist. Wie lange er regierte, ist natürlich nicht bekannt, doch vermutet man, daß seine Herrschaft lediglich einige wenige Wochen umfasst haben dürfte, womit er sich in guter Gesellschaft zu anderen Usurpatoren und Gegenkaisern befindet.
Zudem soll er unter Aureolus als Offizier an der Niederschlagung der Usurpation der Macriani beteiligt gewesen sein. Aber wie kommt man denn darauf, dass er Kaiser im Gallischen Sonderreich gewesen sein soll? Zudem Aurelian erst ab 274 gegen das Gallische Sonderreich vorging.
 
In dem Buch "Die Römischen Kaiser" wird für die Jahre 296/297 ein Usurpator namens Domitius Domitianus genannt, der sich während der Regierungszeit von Diocletianus in Alexandria als Gegenkaiser erhob. Nach achtmonatiger Belagerung konnte Diocletianus Alexandria einnehmen und so Ägypten zurückgewinnen.

Wenn man einen Blick auf die Liste der Kaiser wirft, wird man feststellen, daß es immer wieder Usurpatoren gab, die sich meist nur für kurze Zeit hielten. In dieser Zeit haben werden sie aber sicherlich Münzen mit ihren eigenen Namen geprägt haben, die sie als Kaiser darstellten.
 
@ Cleopatra Aelia

Cleopatra Aelia schrieb:
In dem Buch "Die Römischen Kaiser" wird für die Jahre 296/297 ein Usurpator namens Domitius Domitianus genannt, der sich während der Regierungszeit von Diocletianus in Alexandria als Gegenkaiser erhob. Nach achtmonatiger Belagerung konnte Diocletianus Alexandria einnehmen und so Ägypten zurückgewinnen.
Bei diesem Domitius Domitianus handelt es sich um einen anderen. Der Domitianus der hier angesprochen wurde, usurpierte unter Aurelian (270-275). Nur die genaue chronlogische Zuordnung ist etwas schwierig, aber man geht davon aus, dass sie vor der Erhebung des a rationibus Felicissimus stattgefunden hat und wieder rasch zusammengebrochen ist.

Cleopatra Aelia schrieb:
Wenn man einen Blick auf die Liste der Kaiser wirft, wird man feststellen, daß es immer wieder Usurpatoren gab, die sich meist nur für kurze Zeit hielten. In dieser Zeit haben werden sie aber sicherlich Münzen mit ihren eigenen Namen geprägt haben, die sie als Kaiser darstellten.
Das ist zwar richtig, aber die Frage ist, wo hat er sich erhoben? Dass er Kaiser des gallischen Sonderreiches gewesen sein soll, erscheint mir merkwürdig, da Aurelian sich erst später dem Sonderreich widmete.
 
Ich weiß jetzt nicht mehr, genau, aus welcher Quelle ich meine Angaben bezogen haben, doch nach meinen Notizen sorgte die Entdeckung der Münze zum Jahresanfang für Furore im englischen Blätterwald. In der "Times" vom 25.02.05 war das Thema sogar der Aufmacher gewesen. Vermutlich sind die Angaben aus der "Times" übernommen. Eventuell sogar noch fundierter begründet. Müßte man mal nachforschen. Vermutlich käme auch der Katalogtext der Oxforder Ausstellung infrage.
 
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