Eine kleine skizzenhafte Wirtschaftsgeschichte der DDR

Hamburger

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Gliederung:
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1. Neuanfang: SBZ/DDR 1946- 1954
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2. Zeit der Entstalinisierung und NÖS- des Neuen Ökonomischen Systems 1955-1971
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3. Ära Honecker: 70iger und 80iger Jahre: 1971-1990
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  • Neuanfang SBZ/ DDR 1946-1954
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Heute ist das System Zentralverwaltungswirtschaft in Deutschland völlig diskreditiert. Das ist nicht zuletzt dem Scheitern der DDR geschuldet und doch hilft es wenig, das Pferd vom Ende aufzuzäumen, dabei nur Misstände zu benennen, sondern es gilt zu fragen, warum es dazu kam, welche Alternativen es gegeben hätte und warum sie nicht gewählt wurden.
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Es gibt die Einen, die die These vertreten, dass ausschließlich das System Planwirtschaft schuld am wirtschaftlichen Zustand war und andere, die eine Mischung aus politischen Umständen, politischen Fehlentscheidungen und Systemfehlern als Ursache des wirtschaftlichen Scheiterns der DDR ansehen.
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Vorbetrachtung Wirtschaft:

Bereits vor Kriegsende hatten die Alliierten beschlossen, Deutschland unter Abtrennung seiner Ostgebiete in Besatzungszonen zu teilen und gemeinsam zu verwalten.
Die spätere SBZ war bereits vor dem Krieg hochgradig industrialisiert. 1936 lag ihr Industrialisierungsgrad mit 546 Reichsmark Nettoproduktionswert je Einwohner etwas über dem Durchschnitt des Deutschen Reiches von 535 RM.
Innerhalb der SBZ zeigte die Industrialisierung ein ausgeprägtes Nord- Süd Gefälle. Der nördliche Teil mit Mecklenburg, dem Nordteil des späteren Sachsen- Anhalts und Brandenburg war stark landwirtschaftlich geprägt. Bezogen auf die Verhältnisse von 1936 war das Gebiet der SBZ ein Agrarprodukteüberschußgebiet und konnte sich selbst versorgen. Die Infrastruktur beim Straßen- und Eisenbahnausbau lag im Reichsdurchschnitt. Im Rahmen der Rüstungsanstrengungen des Reiches wurde das mitteldeutsche Industriegebiet sukzessive erweitert, sodaß bis 1945 die preisbereinigte Nettoproduktion um ca. 45% stieg. Insbesondere Maschinen- und Fahrzeugbau, Feinmechanik, Optik, Elektroindustrie, Eisen- und Stahlindustrie sowie chemische und Kraftstoffindustrie waren Bereiche, die schnell wuchsen. Entsprechend wuchs die Produktionsgüterindustrie von 50% auf 74% der Gesamterzeugung an.
Dabei hatte sich bis 1939 mit dem Ausland und den übrigen Teilen Deutschlands ein charakteristischer Warenaustausch herausgebildet. Industrielle Grundstoffe wie Steinkohle, Erze und Eisenerzeugnisse, Nichteisenmetalle und Holz wurden importiert und dafür überwiegend Konsumgüter, hochwertige Verbrauchsgüter, Braunkohle, Chemikalien und Kali exportiert. Die Exportquote war auf dem Gebiet der SBZ geringer als im Durchschnitt des Reiches, wobei im Austausch mit anderen Teilen Deutschlands ein Aktivsaldo bestand.
Damit war Mitteldeutschland nicht nur das am stärksten industrialisierte Gebiet Deutschlands, sondern das auch am Stärksten interregional verflochtene, dass aufgrund der Bildung von Bi-, später Trizone wirtschaftlich von seinen Wirtschaftsverflechtungen abgetrennt und isoliert wurde.
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Tabelle 1 nach Zahlen aus dem Jahr 1936; M= Mittel-, W= West-, O= Ostdeutschland)
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Lieferung an andere deutsche Regionen:
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M: 43% W:18% O: 43%
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Ans Ausland:
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M: 11% W:13% O: 5%
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Bezüge aus Deutschland:
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M: 45% W:18% O:39%
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Bezüge aus dem Ausland:
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M: 8% W: 12% O:10%
 
Vorbetrachtung Folgen 2. Weltkrieg:
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Bei den Sachschäden in Folge des 2. Weltkrieges werde ich mich kurz halten. Beziehend auf das DIW in seiner Analyse aus dem Jahre 1972 kamen Karlsch, Baar, Matschke in „Materialien der Enquete Kommission“, herausgegeben vom Deutschen Bundestag 1995 zu dem Schluß, dass als Obergrenze der Kapazitätszerstörungen 15% anzunehmen ist, was etwas geringer als den Zerstörungen in den westlichen Besatzungszonen entspricht. Zerstörungen bei Wohnbauten sind mit etwas 24% gleich anzusetzen, wobei es regional erhebliche Unterschiede gibt, da vorrangig Großstädte angegriffen wurden, wobei in der SBZ Berlin mit über 500.000 zerstörten Wohnungen den Großteil der Schäden aufwies und in den Westzonen der Bombenkrieg ca. 1 Jahr früher einsetzte.
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Zu einem größeren Unterschied zwischen den Besatzungszonen in Folge des Krieges ist die demographische Änderung anzusehen.
Hier war die SBZ in weit stärkerem Maße betroffen, als die Westzonen.
Insgesamt nahm 1946 im Vergleich zu 1936 der Anteil der arbeitenden männlichen Bevölkerung in der SBZ um 13,1 % (in den Westzonen um 7,1%) ab. Demgegenüber stieg die Zahl der Arbeitnehmerinnen 1946 um fast 30% an. (in den Westzonen ging sie um 3% zurück) Allerdings konnten die Arbeitnehmerinnen die Facharbeiterlücke nicht schließen, da oftmals unausgebildet und mit fehlender fachlicher beruflicher Qualifikation.
Mehr als ausgeglichen wurde diese Lücke allerdings durch Kriegsheimkehrer, Kriegsgefangene, Flüchtlinge und Vertriebene. Von allen 4 Besatzungszonen nahm die SBZ in Bezug auf ihre Gesamtbevölkerung den größten Anteil von Umsiedlern auf. Bis Ende 1947 waren das rund 4,5 Millionen Menschen, oder ein prozentuales Wachstum von 25%.
Ein Problem dabei war, dass bei den „Neuankömmlingen“ der Anteil arbeitsfähiger Männer nicht den Wert der Altbevölkerung erreichte, was somit Rückwirkungen im sozialen Bereich bewirkte. Zusätzlich wirkte die SBZ wie ein Sieb für den von Ost- nach West ziehenden Umsiedlerstrom. Überproportional arbeitsfähige Menschen zogen in die Westzonen weiter. Trotzdem gab es keinen Mangel an Arbeitskräften, wohl aber in Hinsicht der Facharbeiterqualifikation und die zusammengebrochene Nahrungsmittelversorgung und daraus resultierende Unterernährung lag ebenfalls viel Arbeitskräftepotential brach.
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Reparationen in der SBZ/DDR:
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Die SMAD war das höchste exekutive, legislative und judikative Organ in der SBZ.Nach sowjetischer Auffassung hatte die SMAD 3 Hauptfunktionen:
  • die Rechtssetzungsfunktion zur Verwirklichung grundlegender alliierter Beschlüsse
  • die demokratische Neugestaltung des öffentlichen Lebens
  • Kontrollfunktion gegenüber Rechtssetzungsakten mit Schutzfunktion zur Sicherung der gesellschaftlichen Entwicklung
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(nach Martin Broszat: SBZ Handbuch; München 1990)
Aufgrund der massiven Kriegszerstörungen in der Sowjetunion ging die Organisation der Demontagen sukzessive vom SMAD auf das Ministerium für Außenhandel schrittweise über, in der die einzelnen sowjetischen Regionen ihren Bedarf anmelden konnten.
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Exkurs:
Nicht nur sowjetische Truppen waren auf Beutezug in der SBZ aus, sondern auch britische und amerikanische Truppen haben sich bedient. So wurden Spezialeinheiten gebildet, die den Auftrag hatten, in den von westalliierten Truppen gehaltenen Gebieten Mecklenburgs, Thüringens Sachsen und Sachsen- Anhalts militärisch und industriell wichtige Güter zu beschlagnahmen. So wurden Roh- und Hilfsstoffe, Maschinen und Einrichtungen zur Beute. Aber auch wissenschaftliche Forschungsergebnisse und Spezialmaschinen, die oft Unikate waren, wurden mitgenommen. Eine genaue Aufstellung hierüber existiert nicht, belegt ist aber der Wert der aus Carl Zeiss entnommenen Gegenstände und Konstruktionspläne mit 18,5 Millionen Reichsmark. (nach Dissertation von Ludwig Fuchs: Die Besatzungspolitik der USA in Thüringen; auf die sich Karlsch in „Allein bezahlt?“ bezieht) bzw. IG Wolfen in Höhe von 8 Millionen RM, wobei das hier an dieser Stelle nur Einzelbeispiele sein können. Folgenschwerer war, dass die Amerikaner bei Übergabe der amerikanisch besetzten Gebiete in einer groß angelegten Aktion Lokomotiven und Waggons mitnahmen. So verlor allein die Reichsbahndirektion Erfurt bis zur Räumung über 200 Lokomotiven, was mehr als ein Drittel des Restbestandes darstellte.
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Die Demontage erfolgte durch die SMAD in der SBZ in mehreren Wellen. Die 1. Welle kann man gut mit der Losung charakterisieren: „Alles auf die Räder!“ und lief recht unkoordiniert durch Reibungen bei Befehlshierarchien ab. Die 2. Welle konzentrierte sich ebenso wie die 1. vorrangig auf rüstungswichtige Kapazitäten in der Metallurgie und metallverarbeitenden Industrie, als auch reine Konsumgüterindustrie. Ebenfalls große Ausmaße erreichten die Demontagen in den ehemaligen ostdeutschen Gebiete Schlesien, Ostbrandenburg und Ostpreußen, was Molotov 1945 mit einem Wert von 500 Millionen Dollar bezifferte.
Die 3. Welle 1946 war besser organisiert und umfasste 200 große Industriebetriebe und stellte den Höhepunkt dar. Insgesamt wurden 1945 34.954 Waggons, 1946 391.303 Waggons und 1947 79.131 Waggons Reparations- und Demontagegut verladen, danach bis 1952 ungefähr jährlich 300.000 Tonnen.(nach Karlsch: Allein bezahlt?)
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Übereinstimmend schreibt die Literatur, dass es in Bezug auf die Reparationen, der Sowjetunion um die Demilitarisierung und einen möglichst hohen Reparationsbetrag ging, weil ihr Bedarf aufgrund der wirtschaftlichen, man kann schon schreiben, absolut elenden Lage, die durch den Krieg verursacht wurde, nahezu unbegrenzt war. Das wird auch in verschiedenen Dokumenten deutlich, die abgedruckt sind in „DDR- Geschichte in Dokumenten“ Hrsg. Matthias Judt; Christoph Links Verlag.
Daher sind die Reparationen, die eine Folge des durch Deutschland verursachten Vernichtungskrieges waren, auch ein Schlüssel zum Verständnis der sowjetischen Deutschlandpolitik.
So schrieb Schukow, ebd. abgedruckt in „DDR Geschichte in Dokumenten“, an die Präsidenten der Landesverwaltungen im November 1945 im Bezug auf die Reparationen:
„….Glauben Sie sicher, dass die Not nicht nur in Deutschland groß ist. Die Verwüstungen in der Sowjetunion sind derartig, dass noch Millionen Menschen in Erdlöchern leben, weil Ihnen die Wohnungen zerstört sind. Wenn wir deswegen diejenigen Industrien abbauen, …, so ist das einerseits erforderlich zur Wiedergutmachung und zum anderen zur Verhinderung eines zukünftigen Krieges…“
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Der auch nach Kriegsende rasch eskalierende Konflikt zwischen den Alliierten beeinflusste auch die Entwicklung in den Besatzungszonen entscheidend. Nahezu jeder Schritt der einen Seite, forderte die Reaktion der anderen Seite heraus und umgekehrt. Aus Sicht der Sowjetunion war die Reparationspolitik durchaus erfolgreich, obwohl die Alliierten ihr die aus den Westzonen zustehenden Reparationsanteile verweigerten. Entnahm sie doch der SBZ
Mehr, als sie ursprünglich von ganz Deutschland gefordert hatte. Den Preis dafür musste die Bevölkerung der SBZ zahlen. In dem Maße, in dem sich der Kalte Krieg entfaltete, die Aussichten auf ein neutrales einiges Deutschland schwanden, musste die Sowjetunion ihre Reparationspolitik überdenken, lässt doch das Vorgehen, auch hier ist sich die wirtschaftswissenschaftliche Literatur weitgehend einig, darauf schließen, dass die sowjetische Reparationspolitik eine Lösung für Gesamtdeutschland anstrebte. Darauf lässt sich aus der Art und Weise der erfolgten Demontagewellen schließen, die darauf abzielten die Rüstung eines möglichen Gegners zu vereiteln bzw. frei nach dem Motto handelte: „ehe wir aus Deutschland gehen, nehmen wir uns soviel wir bekommen können.“ Karlsch und auch Steiner in „Von Plan zu Plan“; DVA 2004; beziehen sich auch hier auf sowjetische Dokumente, die diese wirtschaftlichen Indizien weiter erhärten.
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Ein Vergleich der geleisteten Reparationszahlungen soll den Umfang der Demontagen und Reparationsleistungen einmal verdeutlichen:
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Insgesamt sind in der SBZ zwischen 2000 und 2400 Betriebe ganz oder teilweise demontiert worden. Ungefähr wurden insgesamt nach Karlsch, Baar und Matschke ungefähr 30% der 1944 vorhandenen industriellen Kapazitäten abgebaut. Plus Kriegszerstörungen und Verschleiß war 1948 im Gegensatz zu 1944 das Produktionsvermögen um 50% gesunken. In der Relation betrachtet ergibt sich ein Kapazitätsverlust durch Demontagen von 1:10 (Westzonen zu SBZ), ohne Berücksichtigung der volkswirtschaftlichen Auswirkungen!
Verschiedene Volswirtschaftler kommen zu dem Schluß, dass bei Einheit Deutschlands dieser Kapazitätsverlust hätte ausgeglichen werden können, was unter den konkreten Existenzbedingungen der SBZ/DDR nicht möglich war, da sich die Spätfolgen in den 50iger Jahren in erheblichen Wachstumshemmnissen auswirkte, teilweise bis 1990 nicht überwunden werden konnten.
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Tabelle 2:
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Die Belastungen durch laufende Leistungen, gemessen am BSP in Prozent nach Karlsch: Allein bezahlt, der sich auch auf andere Volkswirtschaftler wie Ruban und Teichmann stützt)
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SBZ/DDR
1946 (48,8%); 1947(38,4%); 1948 (31,1%); 1949 (19,9%); 1950 (18,4%); 1951 (16,4); 1952 (14,6%); 1953 (12,9%)
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BRD:
1946 (14,6%); 1947(12,8%); 1948 (9,0%); 1949 (6,0%); 1950 (5,8%); 1951 (7,1); 1952 (6,0%); 1953 (3,8%)
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Vergleicht man die geleisteten Leistungen der Westzonen bzw. SBZ miteinander, müssen die im Untersuchungsraum geleisteten Auslandshilfen mit berücksichtigt werden, die die Ernährungssicherheit der Bevölkerung in den Westzonen, als auch den Import industrieller Rohstoffe und den Erfolg der Währungsreform sicherstellte. So wird Prof. Dr. Christoph Buchheim (Lehrstuhl für Wirtschaft- und Sozialgeschichte an der Universität Mannheim) von Karlsch in „Allein bezahlt?“ zitiert:
„Angesichts dieser enormen Bedeutung der Auslandshilfe für Westdeutschland muß man die dem Land auferlegten unentgeltlichen Transfers als im Vergleich sekundär einstufen.“
Die SBZ/DDR hatte keinerlei finanzielle Hilfen und die von den Reparationen ausgehenden negativen Wirkungen können „erst im Kontext mit den anderen teilungsbedingten und überwiegend einseitigen Lasten bewertet werden. Die Spaltungsfolgen und Außenhandelsprobleme, der Weggang der Eliten,, die negativen Auswirkungen der Systemtransformation, und Reparationslasten, dies waren Prozesse, die sich überlagerten und wechselseitig die wirtschaftlichen Probleme noch verstärkten.“ (Karlsch:Allein bezahlt?)
 
Entwicklung des Außenhandels
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So war auch der seit 1945 mit den östlichen Staaten geknüpfte Außenhandel durch den Wegfall der gewachsenen interregionalen Wirtschaftsstrukturen insbesondere den Westzonen nicht in der Lage diese zu kompensieren. Außerdem beeinflussten ab 1947/148 restriktive Außenhandelsbestimmungen, die sich 1949 in der Installierung es „Coordinating Comitee on export controls“ und 1952 der gesetzlichen Legitimierung des Battle Acts niederschlugen, die von den USA forciert, aber ansonsten in der westlichen Welt auf, aus verschiedenen Gründen, relativ wenig Gegenliebe stieß. Das ging beispielsweise in Bezug auf die BRD soweit, als die BRD 1953 10.000t Schrott an Ungarn liefern wollte, dass der amerikanische Außenminister Dulles bei Adenauer vorstellig wurde und ihm erklärte:
„Die amerikanische Öffentlichkeit und der Kongreß seien in der Frage des Ost- West Handels besonders empfindlich, und man müsse mit der Streichung jeglicher Auslandshilfe rechnen, wenn ein Land gegen wesentliche Teile des für den Ost- West Handel aufgestellte Programms verstoße.“ Adenauer notierte: „ Dulles unterstrich in diesem Zusammenhang die --eindringliche Bedeutung des Ost-West Handels für die deutsch-amerikanischen Beziehungen-“. (Herbst, Bührer, Sowade: Vom Marshallplan zur EWG; München 1990 S.185)
Breitenwirksamer ist dieses „Programm“ als COCOM Liste bekannt, dass auf seinem Höhepunkt knapp 50% der Welthandelsgüter enthielt, die nicht an Ostblockstaaten geliefert werden durften.
Ebenso bedeutend in diesem Zeitraum ist die Moskauer Konferenz von 1953. Der Wirtschaftshistoriker Prof. Dr. Reinhard Neebe, vom Staatsarchiv Marburg, schreibt dazu in seinem volkswirtschaftlichen Aufsatz:
„Optionen westdeutscher Außenhandelspolitik 1949-1953“
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„Im übrigen mag die Tatsache, dass die Konferenz und ihre Auswirkungen in den westlichen Medien systematisch heruntergespielt wurden, mit eine Ursache dafür sein, dass unsere Kenntnisse über die Moskauer Konferenz, bis heute ganz unbefriedigend sind und ihre langfristige Bedeutung in der wissenschaftlichen Diskussion bisher nicht hinreichend rezipiert worden ist. „
Neebe kommt zu dem Schluß, dass die auf der Moskauer Konferenz präsentierte Stalinnote ernst gemeint war, da es aus sowjetischer Sicht bedeutet hätte, dass die Sowjetunion unter dem Aspekt der amerikanischen Embargopolitik über Deutschland Zugang zu westlichen Technologien und technischem Knowhow bekommen hätte. Großbritannien und Frankreichs Regierungen sahen aber in der Einheit Deutschlands die größte Gefahr. (er verweist auf handschriftliche Originalquellen von Eden und Frank Roberts, die im Aufsatz mit abgedruckt sind)
So wurde die „Nebenaußenpolitik“, die das westdeutsche Wirtschaftsministerium bis 1953 im Ost- West Handel betrieb, geboten, im Namen der Staatsraison der Bundesrepublik, dem Primat der Politik eindeutig den Vorrang einzuräumen, als Adenauer gegen Ehrhardt und das Wirtschaftsministerium die politische Initiative ergriff.
Um den Bogen zum „Korea- Boom“ zu spannen, löste dieser doch den Startschuß zur Massenproduktion der Computertechnik aus. Einzelne Volkswirtschaftler halten die Bedeutung dieses Booms infolge des Koreakrieges für gering. Die Mehrzahl jedoch verweist in der Literatur auf die enormen Kosten des militärischen Computerprogramms, die der USA
schon jetzt einen erheblichen Vorsprung in der Computerindustrie verschaffte und mit IBM und General Electric 2 Weltmarktführer schuf. Die Computerentwicklung in der UDSSR geriet aufgrund der immer noch sehr schlechten wirtschaftlichen Lage aufgrund des Krieges also bereits jetzt ins Hintertreffen. So hatte die Sowjetunion zwar seit 1950 Röhrencomputer im Einsatz, aber diese waren mit 6.000 Röhren nur in der Lage, 3.000 Rechenoperationen pro Sekunden durchzuführen, während amerikanische Rechner auf 15.000 Rechenoperationen kamen. Nur kurz angerissen: Die Sowjetunion hatte gegen Ende der 50iger Jahre rund 120 Computer im Einsatz, während die USA 5.000 Rechner für den militärisch- wissenschaftlichen Betrieb im Einsatz hatte. (Zahlen aus Bernd Stöver: Der Kalte Krieg 1947-1991 CH.Beck. S. 181)
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Resümierend kann man also für den Zeitraum von 1945 - 1953 feststellen:
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Trotz einer langen gemeinsamen Wirtschaftsgeschichte und einer ähnlichen Ausgangslage nach 1945 verlief die wirtschaftliche Entwicklung in beiden Teilen Deutschlands nach 1945 höchst unterschiedlich.
Die Westzonen erhielten nach einer relativ kurzen Übergangsphase dank der Besatzungsmächte die Chance, ihre Wirtschaft auf dem Prinzip einer Marktwirtschaft zu reorganisieren.
Schrittweise erfolgte hier die Eingliederung in die westliche Wirtschaftswelt und die Wiederherstellung deutscher Kreditwürdigkeit.
Wesentliche Impulse des „Wirtschaftswunders“ gingen durch äußere Einflüsse aus, wie dem Korea Boom und dem Zustrom qualifizierter Fachkräfte.
Der kleinere, durch teilungsbedingte Disproportionen und hohe Reparationen wesentlich stärker belastete Teil Deutschlands besaß solche Chancen nicht, sodaß in der SBZ/DDR wesentliche Elemente einer Autarkiepolitik bestehen blieben und eine Rückkehr zu den Weltmärkten nur sehr eingeschränkt möglich war.
Eine schwerwiegende Konsequenz sowjetischer Reparationspolitik und separaten Nachkriegsentwicklung bestand also in der beginnenden Ausbildung einer Doppelstruktur in beiden Teilen Deutschlands, die in einer 2. Deindustrialisierungswelle 1990 mündete.
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Nachsatz, weil die Frage einmal anderweitig auftauchte: Auch andere RGW Länder sind gegenüber Westeuropa in Rückstand geraten, obwohl keine Reparationen zu zahlen waren. Insbesondere im Vergleich zur CSSR trifft dies zu. Bis 1945 verfügte sie über eine ähnliches industrielles Niveau wie die spätere SBZ, hatte kaum unter Kriegsschäden zu leiden und bekam in bescheidenem Umfang Reparationen. Ihr Rückstand war 1990 mindestens ebenso groß, wie beispielsweise gegenüber Österreich, wie der von der DDR zur BRD.
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PPS: Wer etwas zu den Plänen und zur Zentralwirtschaft vermisst, den muß ich vertrösten. Ist schon so etwas viel geworden, obwohl einige Sachen nur angerissen, vieles noch nicht erwähnt werden konnte. Folgt also.
 
Du blendest einen wichtigen Aspekt aus: den Menschen.
Im sowjetisch-kommunistischen Machtbereich wollte nur wenig kriegsüberlebende Intelligenz leben, forschen und arbeiten. Die Staatsbetriebe wurden von unausgebildeten delegierten SED-Leuten geführt. Die Arbeiterschaft war nicht mehrheitlich angetan, für den Sozialismus ökonomische Wunderwerke zu erschaffen. Letztendlich mussten hier und da SED-nahe Arbeiter das Rad neu erfinden (Frida-Hockauf-Methode).
Henneckes und Hockaufs Initiativen waren ideologische Konsumverzichtswerbungen durch künstlich erschaffene Helden (der Arbeit).

Und das wichtigste Detail zum Schluss: die SED (unter Führung der KPdSU) hatte sich zur Aufgabe gemacht, die Deutschen in eine völlig neue Gesellschaftsordnung mit ihrer entsprechenden Wirtschaftspolitik zu führen (daher auch der in der DDR-Verfassung verankerte Machtanspruch der SED über das Volk, da das Volk nicht über seine weitere Existenz entscheiden durfte). Bis 1945 kannten die Deutschen keine praxisnahe sozialistische Wirtschaftspolitik. Und hätten sie diese aus freiem Herzen gewollt, wäre die Kollektivierung der Landwirtschaft schneller über die Bühne gegangen und der 17. Juni 1953 nicht passiert.
 
Einführung der Zentralverwaltungswirtschaft ab 1946
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Einleitung
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Um es gleich am Anfang vorwegzunehmen: „Die“ Planwirtschaft gibt es nicht.
Man unterscheidet zwischen der sozialistischen Zentralverwaltungswirtschaft und der kapitalistischen. Andere Einteilungen wären Kriegswirtschaft, Zentralverwaltungswirtschaft mit Elementen des Gesellschaftseigentums und Zentralverwaltungswirtschaft mit Staatseigentum. Aber auch hier gibt es noch verschiedene Unterteilungen, die zu erörtern den Rahmen sprengen würde.
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In einer idealtypischen Zentralverwaltungswirtschaft wird die Produktion und Konsumtion vollständig von einer zentralen Instanz geplant, wobei im Gegensatz in einer idealtypischen Marktwirtschaft der Planungsprozeß dezentral durch die Marktteilnehmer erfolgt, wobei Angebot und Nachfrage ausschließlich über den Mechanismus der Bildung des Preises geregelt werden. Auch hier gibt es in der Weltwirtschaft nur vereinzelt Volkswirtschaften, die nach dem idealtypischen Modell aufgestellt sind.
Greift der Staat in einem marktwirtschaftlichen System mehr oder weniger ein, spricht man von gelenkten Volkswirtschaften.
Auch in Zentralverwaltungswirtschaften gibt es marktwirtschaftliche Elemente. Volkswirtschaftlich bedeutsam sind die Neue Ökonomische Politik der Sowjetunion, die speziell Lenin und Trotzki als Nachfolgerin des Kriegskommunismus propagierten und sich stark am amerikanischem Modell des Taylorismus orientierte (Henry Ford realisierte diesen ebenfalls zu dieser Zeit am strengsten in den USA und feierte dadurch seinen Erfolg mit dem T- Modell), das aber durch Stalins Bestreben 1927 abgeschafft wurde, der 60iger Jahre Reformversuch in der DDR mit dem Neuen Ökonomischen System, das sich wiederum an Lenins Modell orientierte, die Zentralverwaltungswirtschaften im ehemaligen Jugoslawien und heute in den Sonderverwaltungszonen Chinas und Vietnams.
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Wichtig ist für das wirtschaftliche Verständnis, dass nach der marxistischen Idee für den Kommunismus man für die Zukunft erwartete, auf Preise gänzlich verzichten und nur mit Gebrauchswerten planen zu können, da man Geld als Tauschmittel und damit Preise nicht mehr benötige, wenn die Arbeit unmittelbar gesellschaftlich verausgabt wurde. Und genau das wollte man mit dem sozialistischen System erreichen, das nur die Zwischenstufe bilden sollte.
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Einführung der Zentralverwaltungswirtschaft in der DDR
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Nach sowjetischem Muster wurde eine Zentralverwaltungswirtschaft mit Staatseigentum in der SBZ/DDR während der Jahre 1945- 1949 eingeführt. Das geschah zunächst durch die Etablierung von Verwaltungsressorts eine Reihe von Wirtschaftsbereichen (u. a. Brennstoffe, Ackerbau, Industrie, Handel, Finanzen, Arbeitskräfte und Außenhandel) und dann durch die Errichtung einer „ Deutschen Wirtschaftskommission“ im Jahre 1947, die bereits Befugnisse zu zentraler Leitung und Planung der Wirtschaft im Bereich der SBZ hatte. Per SMAD Befehl Nr. 76 vom 25.April 1948 erfolgte schließlich der schlußendliche Ausbau der DWK zu einem die ganze Wirtschaft überdeckenden Planungs-, Lenkungs-, und Kontrollorgan. Parallel dazu wurde mit dem Aufbau neuer in öffentlicher Hand befindlicher Banken begonnen und allmählich eine Zentralisierung des gesamten Geld- und Kreditwesens vorgenommen, in welchem die Trennung von Zentralbanken- und Geschäftsbankenfunktionen aufgehoben wurde.
Bis dahin hatte es die Sowjetunion vorgezogen eine übergeordnete Stelle zu schaffen, da man weiterhin eine gesamtdeutsche Lösung vorzog.
Bereits für das 4. Quartal 1949 wurde ein erster Wirtschaftsplan, durch die Wirtschaftsverwaltung des SMAD, für die Produktion ausgewählter Industrieprodukte ausgearbeitet. Ein 1946 erstellter Wirtschaftsplan enthielt nur grobe Produktionsziele für die Industrie, Landwirtschaft und das Transportwesen.
Da man in der Nachkriegszeit die unklaren Machtverhältnisse in den Betrieben vielfach dazu genutzt hatte, Arbeitsnormen herunterzusetzen oder abzuschaffen bzw. Akkordlöhne aufzuheben, die als Ausbeutungsinstrumente diskreditiert waren, erließ der SMAD im Oktober 1947 den Befehl Nr. 234, mit dem in staatlichen Betrieben und den zwischenzeitlich gegründeten SAG (Sowjetische Aktiengesellschaften) „ soziale Verbesserungen direkt an die Einhaltung vorgegebener Leistungsniveaus, vor allem aber an Leistungszuwächse“ gekoppelt werden sollten. So konnte z.B. die über Betriebe gewährte Mehrversorgung bei Nichterfüllung der Leistungsvorgaben gestrichen werden. Bei Arbeitsverweigerung war die Lebensmittelkarte zu entziehen. Zudem sollte das Akkordlohnsystem wieder mehr angewendet werden, so daß eine im Herbst 1948 erlassene Richtlinie keine Obergrenze mehr für den Einkommensanstieg bei Übererfüllung der Normen vorsah. Das hatte die Folgen:
  • der progressiv zunehmende Lohnzuwachs bei Normüberfüllung ergab für Spitzenkräfte höhere Löhne und vergrößerte so die Lohndifferenz und entsprechendem Leistungsanreiz
  • für die Arbeiter bestand nicht länger Gefahr, dass permanent übererfüllte Normen angehoben und damit der Lohngemindert werden würde
  • das Verhältnis des Zuwachses der Arbeitsproduktivität zu Löhnen musste sich immer ungünstiger gestalten, weil der Lohn progressiv gezahlt wurde.
Diese Richtlinie war auch der Beginn der so genannten Aktivistenbewegung, die politisch mit der Hochleistungsschicht des Bergmanns Adolf Hennecke initiiert wurde.
Die Aufgaben der „Deutschen Wirtschaftskommission“ übernahm dann 1951 die Staatliche Plankommission, da die Beherrschung, Kontrolle und Lenkung der Wirtschaft nun durch die SED erfolgte. Auch die noch verbleibenden Überreste einer Privatwirtschaft wurden in das System zentraler Planung durch vertragliche Festlegungen mit eingebunden.
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Mit übernommen wurde hier das sowjetische Problem, eine vernünftige Preispolitik auszuarbeiten. Bis auf die Zeit der Neuen Ökonomischen Politik Lenins, wurde die Mengenplanung und weniger die Preis- und Werteplanung forciert. So wurde lange Zeit in der UDSSR die Theorie vertreten, dass man die Rohstoffe und Vorstufen der Produktion preislich stützen müsse, damit nicht so hohe Wertanteile bis in die Endgüter mitgeschleppt werden würden. So waren Kraftstoffe so billig, dass der spezifische Treibstoffverbrauch kaum einen Konstrukteur interessierten. (Dasselbe Problem haben kurioserweise auch die Amerikaner heutzutage ) So waren Rohstoffe und Material durch massive Subvention in der UDSSR immer preiswert und Subventionen für den Käufer des Endproduktes nicht spürbar. Besonders deutlich wird das am Beispiel Flugticket: So konnte man in der UDSSR bis zum Zusammenbruch mit ein paar Rubel quer durch das größte Land der Erde fliegen, was dazu führte, dass Bauern und Händler mit ein paar Eiern oder Südfrüchten im Handgepäck eben mal tausende Kilometer flogen, um auf einem Kolchosmarkt zu handeln. Nach dem Preis, wer das Ticket schlussendlich bezahlte und was es tatsächlich kostete, fragte ja kaum jemand.
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So beherrschte die „Tonnenideologie“ viele Jahre das ökonomische Denken der DDR und anfangs war die Bruttoproduktion mit ihrer Erfüllungsquote das wichtigste Maß aller Dinge. Allerdings war die DDR 1952 das 1. sozialistische Land, in dem stärker über Wertprozesse nachgedacht wurde und ein ZK –Plenum über die „Wirtschaftliche Rechnungsführung“ durchgeführt wurde und was sich speziell in den Reformbemühungen des Neuen Ökonomischen Systems niederschlagen sollte, doch hatte die „Tonnenideologie“ in den frühen 50iger Jahren den Vorteil, die Mobilisierung brach liegender Kapazitäten und Ressourcen zu fördern, weil alle Vorleistungen und Kosten in den Wert eingingen, anhand dessen die Betriebe belohnt oder bestraft wurden.
 
Währungsreform
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Die Kriegsfinanzierung des nationalsozialistischen Deutschlands hatte die Geldmenge von 1939 bis Ende April 1945 auf das Siebenfache gesteigert, was im Widerspruch zu dem deutlich gesunkenen Sozialprodukt stand. (Frank Zschaler: Die vergessene Währungsreform)
Die damit drohende Inflation war im Dritten Reich durch eine strikte Preisregulierung zurück gestaut worden und die sowjetische Besatzungsmacht setzte das mit einem Preistopp auf dem Niveau von 1944 fort. Der Widerspruch zwischen Geldmenge und zur Verfügung stehendem Warenangebot führte zu einer Belebung der Schwarzen und Grauen Märkte. Es entstand also eine Nebenwährung wie Zigaretten, oder einfacher Handelstausch, die die Geldfunktion der Reichsmark ersetzten. Aufgrund der trotz Preisstopps steigenden Großhandelspreise bis zur Währungsreform, wobei sich Investitionsgüter um ca.60% stärker verteuerten als Konsumgüter mit 27% Preissteigerung, machte eine Währungsreform zwingend erforderlich.
Im allgemeinen ging man davon aus, dass die alte Reichsmark 10:1 abgewertet werden müsste. Die unterschiedliche Wirtschaftspolitik in den Zonen und der aufgekommene Kalte Krieg machten es allerdings immer unwahrscheinlicher, eine gemeinsame Währungsreform für die alliierten Zonen durchzuführen. Informationen über wechselseitige Vorhaben beschleunigten die Vorgehen wechselseitig, umso mehr sich der West-Ost Konflikt in diesen Wochen verschärfte. Als die Westalliierten am 17.06.1948 die Währungsreform für die Westzonen ankündigten, wurde die Zirkulation des neuen „Westgeldes“ in der SBZ verboten und eine Währungsreform für die SBZ musste schnellstens erfolgen, damit die im Westen wertlose Reichsmark nicht aus den Westzonen in die SBZ floß. Nach der zweistufigen Reform in der SBZ umfasste der Bargeldumlauf etwa 15% der Altbargeldmenge, was einem Abwertungsverhältnis von nur 6,8:1 gegenüber den angestrebten 10:1 entsprach. Ungenügend war dabei nicht nur die Bargeldumbewertung, sondern auch die Umstellung der Giralguthaben mit 8:1, was vor allem politisch motiviert war. Da das Umstellungsverhältnis in den Westzonen 10:1 betrug, war unter dem Strich nach der Währungsreform in beiden Teilen Deutschlands die Geldmenge je Kopf in der SBZ/DDR doppelt so hoch wie in den Westzonen/BRD.
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Industrieentwicklung in den frühen 50iger Jahren
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Durch den Kalten Krieg und die Handelsbeschränkungen der COCOM- Liste machte der Handel der BRD mit der DDR nur noch einen geringen Teil des Gesamthandels aus, während für die DDR in dieser Phase der Handel mit der BRD für die DDR auf rund ein Drittel des Handelsvolumens belief.
Das war der Grund, warum man die wirtschaftliche Abhängigkeit von diesem einem Handelspartner verringern wollte und es nahe liegt, anderweitig Kapazitäten aufzubauen und zu ergänzen, die in den bestehenden Fertigungsketten fehlten. So war bis 1948 infolge der Reparationen nicht einmal der Ersatz der verbrauchten Kapitalgüter zu sichern. Es wurde also netto nichts investiert. Darum kündigte man mit dem ersten Zweijahresplan 1949/50 an, dass insbesondere der Bergbau und die bescheidenen metallurgischen Kapazitäten vorrangig auszubauen seien. Die Schwerpunkte wurden vor allem auf Stahlherstellung sowie in der Energie- und Brennstoffproduktion als auch auf bestimmte Bereiche des Maschinenbaus gelegt. So entfielen im Jahr 1949 rund 2/3 der Industrieinvestitionen auf die Metallurgie und den Maschinenbau, was schon durch die Demontagen vorgeformt wurde. So vollzog sich der Wandel einer überwiegend aus Leicht- und Lebensmittelindustrie dominierten Wirtschaft hin zu Fahrzeug, Maschinen- und Schwermaschinenbau, da 1949 ¾ der Reparationsleistungen aus diesem Bereich kamen. Ganze Branchen, wie der Hochseeschiffbau, wurden für die Reparationen aus dem Boden gestampft, andere wie der Waggonbau, für Reparationen beträchtlich erweitert worden.
Darüber hinaus waren die Reparationsindustrien in de Regel sehr materialintensiv, was die Defizite bei Eisen, Stahl, Energie, sowie die Abhängigkeit sowjetischer Rohstofflieferungen vergrößerte. Daher darf der strukturelle Effekt der Reparationen nicht unterschätzt werden. (Karlsch: Allein bezahlt? S182ff. Aber auch bei Steiner: Von Plan zu Plan S. 65)
So hatte Anfang der 50iger Jahre die Grundstoff- und metallverarbeitende Industrie einen höheren Anteil an der Industrieproduktion als in der Vorkriegszeit, die Leichtindustrie hingegen verlor klar an Gewicht.
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Der 1. 5 Jahresplan von 1951-1955 stellte in Anbetracht der weiter verlangten Reparationen aus laufender Produktion die Metallurgie weiter in den Mittelpunkt. Außerdem sollten Fertigungskapazitäten für den Schwermaschinenbau neu errichtet werden, um den Bedarf der Sowjetunion und anderer Ostblockstaaten für Industrialisierung und Aufrüstung zu decken. Da man aber auch noch Kapazitäten für den eigenen Bedarf brauchte, nahm die Zentrale Planungskommission 58 Vorhaben unter ihre direkte Kontrolle, so daß die Grundstoffindustrie nach wie vor zu Lasten der Leicht- und Lebensmittelindustrie profitierte.
Bis 1952 erreichte die DDR, infolge aller Schwierigkeiten, die Hälfte bis ¾ des Pro- Kopf Verbrauches der Bundesrepublik. Insbesondere die nach wie vor beträchtlichen Produktmengen, die als Reparationen abflossen und in diesem Jahr noch rund 15% des BSP ausmachten, sind hierfür ursächlich. Als dann die Reparationskosten Anfang der 50iger Jahre gesenkt wurden, stiegen die Militärausgaben aufgrund des immer schärfer werdenden Kalten Krieges so stark an, dass die Wirtschaft kaum entlastet wurde, so daß nach wie vor kaum Investitionen in die Komsumgüterindustrie flossen, sogar deren Kapitalstock über mehrere Jahre abnahm.
Dazu kam, dass bis 1953 etwa 4.000 Betriebe in die Westzonen/BRD und mit Ihnen auch Arbeits-, Fach- und Führungskräfte verlagert wurden. Das entsprach jedem 7. angesiedeltem Betrieb in der SBZ mit Stand 1946.
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Kleiner politischer Exkurs- Beschluß zum Aufbau des Sozialismus
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Angesichts des Rückstandes der DDR zur BRD zielte der Beschluß der 2. SED Parteikonferenz darauf ab, in der DDR den Sozialismus aufzubauen und dabei den Konkurrenten BRD zu überholen.
Nachdem die Westmächte die Stalinnoten mit den Vorschlägen in Bezug auf Gesamtdeutschland im Frühjahr 1952 ablehnten, schien eine mögliche Einigung zwischen den ehemaligen Alliierten in Bezug auf die Gesamtdeutschlandfrage immer unwahrscheinlicher. Nachdem die Westintegration der BRD nicht mehr zu verhindern, die Neutralitätsoption eines geeinten Deutschlands vom Tisch war, setzte auch Stalin darauf, die DDR zu einem „Vorposten“ auszubauen. So verlangte er in Reaktion auf die Ablehnung seiner Noten eine „ausgebildete Armee“ und die „Schaffung von Produktiv- Genossenschaften im Dorfe.“ Damit sollte die DDR „ohne Geschrei“ auf den „Weg zum Sozialismus“ gebracht werden.
(Quellen von Besprechungen der SED Spitze hierzu in: Badstübner/Loth: Wilhelm Pieck- Aufzeichnungen zur Deutschlandpolitik, Akademie Verlag 1994; und Wolkow: Die deutsche Frage aus Stalins Sicht in „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft“ Nr. 48/2000)
Daraufhin bereitete die SED Führung intern einen Kurswechsel vor und schickte Stalin Anfang Juli einen Brief, indem sie hervorhob, dass in der DDR die sozialistische Planwirtschaft etabliert sei, dass sozialistische Eigentum an der Industrie dominiere und in der Landwirtschaft die Bedingungen für den freiwilligen Zusammenschluß von Landarbeitern und werktätigen Bauern zu Produktionsgenossenschaften gegeben sei.. damit sah sie die entscheidenden Voraussetzungen für den Übergang zum Sozialismus als geschaffen an und bat Stalin, dass Ziel verkünden zu dürfen. (Steiner: Von Plan zu Plan/ S. 73)
Stalin gab seine Einwilligung und Ulbricht durfte als SED Parteichef verkünden. Diese Politik folgte dem Muster, das in den anderen Ostblockstaaten schon 1948, also 4 Jahre zuvor, durchgesetzt worden war.
Das hatte die Kollektivierung der Landwirtschaft zur Folge, obwohl die Sowjetunion Ulbricht dazu riet, diese erst einmal zu stoppen. Ähnlich ging man dann auch gegen Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe vor, so daß das Konsumgüterangebot erst einmal weiter sank, hatte der private Sektor doch noch immer einen Anteil von rund einem Fünftel an der Industriegüterproduktion.
Auch die Aufrüstung infolge des Koreakrieges und der wachsenden Angst vor einem heißen Krieg zwischen Ost-West schlug zu Buche. Auf die bereits erwähnten „Anregungen“ Stalins vom April 1952 hin, sollte die SED nun parallel zum Ausbau der Schwerindustrie in Kürze ein gigantisches Aufrüstungsprogramm in die Tat umsetzen, was quasi von 0 auf 100 innerhalb kürzester Zeit entsprach. Dabei waren die ökonomischen Ressourcen schon längst überlastet und auch der heiße Tip aus Moskau, 1,5 Mrd. Mark bei der Sozialversicherung und Sozialfürsorge zu sparen, den Konsum zu drosseln und die Besitz- und Einkommenssteuern zu erhöhen, sorgte nicht für Begeisterung innerhalb der SED Spitze. Aber man fügte sich und es zeigte sich sehr schnell, dass die Rüstungsproduktion den Rahmen mit seinen 2 Mrd. Mark Kosten von Sommer bis 1952 bis Sommer 1953 völlig sprengte, so daß die SED Spitze schon 1953 gegenüber der Sowjetführung einräumte nicht alle Aufgaben, also
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1.Reparationslieferungen
2.Exportverpflichtungen
3. Aufrüstung
4. schnelle Entwicklung der Grundstoff- und Schwerindustrie
5 Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung
6. Stärkung der Staatsreserven
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unter einen Hut zu bekommen, woraufhin die sowjetische Führung beschloß, einen Teil der ostdeutschen Schulden zu erlassen, Reparationsforderungen zu reduzieren und mehr Koks, eisenerz und Getreide in die DDR zu liefern. Außerdem sollten die Militärausgaben um ein Drittel gekürzt werden, was aber nicht reichte, um die Situation zu entspannen.
So war die Lage der Verbraucher im Frühjahr 1953 schlecht. Dazu kam eine Preissteigerung bei Fleisch und Fleischwaren um 10-15% und andere Lebensmitteln. Zusammen mit dem Versuch verschiedene Subventionen zu reduzieren und den Staatshaushalt zu entlasten stiegen die Lebenshaltungskosten in allen Einkommensgruppen an. Da die Mittel aber nach wie vor nicht reichten, versuchte man neue Geldquellen zu erschließen durch:
  • Erhöhung der Einkommens- und Handwerkersteuer
  • Ausschluß von Selbstständigen aus der allgemeinen Kranken- und Sozialversicherung (diese konnten sich in einer neugeschaffenen Versicherung zu höheren Kosten absichern)
  • Abschaffung von Sonderzuteilungen für die „Intelligenzler“
  • den in den Westzonen bzw. Westberlin arbeitenden Menschen entzog man die Lebensmittelkarten, so daß der Bedarf von ihnen nur noch in den freien Läden gedeckt werden konnte
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Da es gleichzeitig auch zu Engpässen bei Butter, Margarine, Öl und Zucker kam, wanderten in einer großen Welle vor allem Bauern, Handwerker und private Unternehmer in die BRD aus. (im ersten Halbjahr 1953 ca. 37.500 Menschen)
Schlußendlich schufen die so gesparten Summen und zusätzlichen Staatseinnahmen böses Blut, vermochten aber nicht, die Finanzlücke zu schließen. Auch die Versorgung der Bevölkerung verbesserte sich dadurch nicht, weshalb die bis dahin geschonten Arbeiter – über die auch vom ihnen zu tragenden höheren Preise und den Konsumgütermangel hinaus- einen höheren Beitrag leisten sollten. Dazu passte man die Lohnentwicklung stärker an die Arbeitsproduktivität an und erhöhte die Normen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Normen der Leistungsvorgabe tatsächlich zu niedrig war und diese zu 175-200% erfüllt wurden, so daß die Lohnzuschläge bei Übererfüllung der Norm den Arbeitern einen auskömmlichen Lebensstandard garantierten, der in Gefahr geriet. Die am 14.05.1953 beschlossene durchschnittliche Normerhöhung um 10% führte schließlich zum Aufstand des 17. Juni, dessen Trauma die SED Spitze bis 1990 nicht mehr verließ und großen Einfluß auf ihre Entscheidungen speziell bei Preisgestaltungen hatte.
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In 1. Linie ist Karlsch ein international anerkannter Volkswirtschaftler, der für seine Veröffentlichung von "Allein bezahlt?" den 1. Preis der Stinnes Stiftung 1996 erhielt und zum 2. zusammen mit Baar und Matschke 1992 den wissenschaftlichen Forschungsauftrag vom Bundestag über die Enquete- Kommission erhielt, die "Wirtschaftliche Strukturveränderungen, Innovationen und regionaler Wandel in Deutschland nach 1945" zu analysieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft sind Hilfswissenschaften der Wirtschaftsgeschichte, oder aber die Wirtschaftsgeschichte untersucht für wirtschaftswissenschaftlichen Studien die Theorien der VWL und BWL.
Wo ist da jetzt das Problem?
 
Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft sind Hilfswissenschaften der Wirtschaftsgeschichte, oder aber die Wirtschaftsgeschichte untersucht für wirtschaftswissenschaftlichen Studien die Theorien der VWL und BWL.
Wo ist da jetzt das Problem?


Hä?
Die VWLer und BWLer werden sich bedanken.
 
Der Begriff Hilfswissenschaft ist eine Frage des Blickwinkels. Die Archälogie z.B. kann doch genauso gut die Geschichte als Hilfswissenschaft betrachten wie andersherum, oder?
 
Der Begriff Hilfswissenschaft ist eine Frage des Blickwinkels.

Kommt drauf an. Wenn jemand Geschichtswissenschaft studiert, dann bedarf es weiterer Wissenschaften, um sein Fachgebiet darzustellen, die dann Hilfswissenschaften darstellen. (meinetwegen Ägyptologie, Sprachwissenschaften und was es so alles gibt)

Aber es ging ja hier um Karlsch. Und der hat, um es exakt auszudrücken, in Wirtschaftsgeschichte promoviert, also VWL und BWL als Hilfswissenschaft gehabt, wie eigentlich jeder studierte Wirtschaftshistoriker.
Keine Ahnung,was da nun Repo für Probleme mit Karlsch mit sich rumschleppt.
 
Kommt drauf an. Wenn jemand Geschichtswissenschaft studiert, dann bedarf es weiterer Wissenschaften, um sein Fachgebiet darzustellen, die dann Hilfswissenschaften darstellen. (meinetwegen Ägyptologie, Sprachwissenschaften und was es so alles gibt)

Aber es ging ja hier um Karlsch. Und der hat, um es exakt auszudrücken, in Wirtschaftsgeschichte promoviert, also VWL und BWL als Hilfswissenschaft gehabt, wie eigentlich jeder studierte Wirtschaftshistoriker.
Keine Ahnung,was da nun Repo für Probleme mit Karlsch mit sich rumschleppt.


Blickwinkel hin, Blickwinkel her, Karlsch ist kein "Volkswirtschaftler" und ein "international anerkannter" zu dem ihn Hamburger in seiner bekannt kreativen Art befördert hat, schon 2mal nicht.

Probleme mit Karlsch?
Nun, jener gigantische "Griff ins Klo" mit Hitlers Bombe muss man wohl schon erwähnen. Dient ja nicht unbedingt dem Renommee.
Und dem "internationalen" gleich gar nicht.
 
Jetzt bin ich aber wirklich enttäuscht. Ich hatte da mit fundierteren Erkenntnissen gerechnet.

PS: Das auch mal Wirtschaftler auf dem Gebiet, wo sie Laien sind, hier also bei Karlsch auf dem Gebiet der Physik, mal stolpern, ist doch ein alter Hut und da wird er auch nicht der Letzte bleiben. Auch wird da sicher auch seine Erkenntnisse draus gezogen haben und demnächst mehr bei seinen Leisten, also der Wirtschaft, bleiben. Warum er aber international nicht renommiert sein soll, auf die Begründung bin ich dann aber doch schon mal gespannt.
 
PS: Das auch mal Wirtschaftler auf dem Gebiet, wo sie Laien sind, hier also bei Karlsch auf dem Gebiet der Physik, mal stolpern, ist doch ein alter Hut und da wird er auch nicht der Letzte bleiben. Auch wird da sicher auch seine Erkenntnisse draus gezogen haben und demnächst mehr bei seinen Leisten, also der Wirtschaft, bleiben. Warum er aber international nicht renommiert sein soll, auf die Begründung bin ich dann aber doch schon mal gespannt.
Ich kenne nur seine wirren Theorie über den Kernfusionsversuch in Thüringen im Frühjahr 1945 und muss jedesmal herzlich lachen. Wenn jemand schon nicht selber die nötigen Fachkenntnisse hat, dann sollte er sich in so einem Fall zuverlässig informieren. Dies hat er anscheinend nicht für nötig gehalten. :autsch:

Ansonsten kann ich seine wirtschaftswissenschaftliche Kompetenz nicht beurteilen, allerdings sehe ich ihn sehr kritisch. Wissenschaftliches Arbeiten in dem Sinne wie ich es kenne (Physik) ist jedenfalls nicht sein Ding. Ansonsten würde er sich mehr Mühe bei seinen Belegen geben.

Solwac
 
Ich kenne nur seine wirren Theorie über den Kernfusionsversuch in Thüringen im Frühjahr 1945 und muss jedesmal herzlich lachen. Wenn jemand schon nicht selber die nötigen Fachkenntnisse hat, dann sollte er sich in so einem Fall zuverlässig informieren. Dies hat er anscheinend nicht für nötig gehalten.

Er hat in diesem Fall sich sogar ziemlich kompetente Ratgeber zur Seite geholt. Ob er sich da allerdings in diese Sache richtiggehend verrannt hat und somit nur das hören wollte, was in sein Schema paßte, bleibt zu vermuten. Aber über Karlsch könnte man andersweitig weiterdiskutieren. ;)
 
Vielleicht hast Du ja noch andere Quellen zum Thema? Das würde den Strang sehr aufwerten.

Solwac
 
Karlsch ist eigentlich nur für die Reparationen zuständig. ;)
Meiner Auffassung nach einer der solidesten Berechnungen, da auch offiziell von der Bundesregierung verwendet wird, in deren Auftrag er mit anderen den Forschungsauftrag bekam.

Aber zur Vervollständigung noch ein paar Beispiele; ohne Gewähr auf Vollständigkeit bzw. dort verwandte Datengrundlagen bzw. Rechenmethoden

Siegfried Wenzel; Plan und Wirklichkeit- zur DDR Ökonomie: Pro Kopf der SBZ 5.500 DM--> 440 DM pro Kopf West nach Stand 1953

Der Bremer Historiker Prof. Dr. Arno Peters sorgte im November 1989 für einen Paukenschlag, als er auf 727 Mrd. DM (incl. Zinsen oder heute umgerechnet 363 Mrd. Euro) kam, die die Bundesrepublik der DDR aufgrund der Reparationen schulde.

Arbeitsgruppe der Staatlichen Plankommission der DDR zwecks bilateralen Gesprächen zwischen Brandt und Stoph: 43 Mrd. Mark zu laufenden Preisen (nach Mitteilung von einem ehemaligem Mitglied der SPK an Karlsch, die er in sienem Buch erwähnt)

Die Sowjetunion selber kommt auf 2,808 Mrd. Dollar zu Preisen von 1938; allerdings ohne Neben- und Folgekosten, ohne Besatzungsaufwendungen, ohne Rückkaufsummen für SAG Betriebe und Berücksichtigung von Beschlagnahme von geistigem Eigentum und Auslandsguthaben,
(offizielle Rechnung vom August 1953;Keesing Archiv vom 23.08.1953, S. 4 129)

Köhler, Heinz und Fisch, Jörg kommen in Reparationen nach dem 2. Weltkrieg; München 1992 auf 53 Mrd Reichsmark zu Preisen 1944, dem aber ein zu niedriger Umrechnungskurs des Dollar zugrunde liegen soll

Auch wenn, wie schon geschrieben, die Berechnungsmethoden unterschiedlich sind und das verwandte Datenmaterial lückenhaft, sodaß die konkrete Summe mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals ermittelt werden kann, so steht doch zweifelsfrei fest, daß die DDR einen extrem hohen Preis pro Kopf bezahlt hat, der über dem der Westzonen lag.
 
Karlsch ist eigentlich nur für die Reparationen zuständig. ;) Meiner Auffassung nach einer der solidesten Berechnungen, da auch offiziell von der Bundesregierung verwendet wird, in deren Auftrag er mit anderen den Forschungsauftrag bekam.
Für die Seriösität einer Forschungsarbeit ist der Auftraggeber kein Beleg. Gleichwohl wird gerne mit derartigen Zeugnissen gearbeitet. Das sollte aber nicht davon abhalten, über Wertungen, Datengrundlagen, Konklusionen etc. nachzudenken.

Karlsch operiert - wie alle anderen - mit dem DDR-internen Zahlenmaterial der unmittelbaren Nachkriegszeit. Schaut man sich oben Tabelle 1 in #1 an, wird die Problematik deutlich. BRD- und DDR-Statistiken sind allenfalls geeignet, grobe Regionalanalysen mit hoch angereicherten Schätzungen zu liefern; es gibt keine abgesicherte empirische Basis für Regional- und sektorale Analysen 1936-1944-1949ff. Wirtschaftshistoriker neigen dann dazu, selbst solche Unsicherheiten elegant zu überspringen, die jede aktuelle sektorale Analyse zum Scheitern bringen würde. Über diese Art von "Fehlertoleranzen" sollte man sich im Klaren sein.

Rein spekulativ sind dann qualitativ noch weiter springende Überleitungen zu den reginalen Nettoproduktionswerten (BPW ./. Faktorkosten bzw. Vorleistungen und Produktionsmittelverbrauch). Bei Mengengrößen - unterstellt man der DDR-Statistik nicht im vollem Umfang Fälschungen - zeigt sich vielmehr, dass die Behinderungen durch Demontagen etc. zeitlich nicht weit reichten. Das gilt für Rohstoffe, industrielle Fertigung, Bauleistungen, aber auch für die wichtigsten Lebensmittel (Fleisch, Fette, Getreide, Kartoffeln - Erzeugung und Pro-Kopf-Verbrauch), für die 1953 bereits der Vorkriegsstand des Deutschen Reiches ausgewiesen wird, wobei natürlich auch hier die Frage der reginalen Differenzierung besteht.

[am Rande: von ähnlich geringer Qualität ist die oben zitierte Relation Reparationen/BSP, die ökonomisch einen Zirkelschluß darstellt]



Schlußfolgerung: bereits die Tendenzaussage für den vergleichsweisen Industrialisierungsgrad "am Start" 1945 ist umstritten
- eine Mehrheit neigt zu der überproportionalen Industrialisierung des DDR-Gebiets;
- die Bewertungsbasis ist umstritten (Bodenbezug oder Bevölkerungsbezug - je nach Basis ergeben sich widersprechende Ergebnisse);
- die Folgen der Kriegsschäden sind umstritten, die Fehlertoleranzen nicht abschätzbar
- die Folgen der finanziellen Reparationen sind halbwegs, im Fall der BRD recht sicher abschätzbar. Der Umfang und die Wirkungen der Sach-Reparationen (insbesondere die Eingriffe in die Produktionsgrundlagen) sind aufgrund des sowjetischen Vorgehens nicht bewertbar. Dazu nochmal der Hinweis auf die ökonomischen Folgen bis 1955 in den Mengendarstellungen, die auch unsicher, aber jedenfalls frei von Bewertungs- und Bepreisungsspielchen sind.

Der Bremer Historiker Prof. Dr. Arno Peters sorgte im November 1989 für einen Paukenschlag, als er auf 727 Mrd. DM (incl. Zinsen oder heute umgerechnet 363 Mrd. Euro) kam, die die Bundesrepublik der DDR aufgrund der Reparationen schulde.
Das gehört ins Absurditätenkabinett.

Abgesehen vom politischen Hintergrund des Autors
Äquivalenzökonomie ? Wikipedia
entbehrt das jeder (völker-)rechtlichen Grundlage, da es keinen innerstaatlichen "Lastenausgleich", sondern eine allierte Tischregelung über die zonenweise Bedienung für Reparationen in Potsdam gab [von Stalin noch unter dem Ansatz einer nicht ausschließbaren Wiedervereinigung geführt, was das Ausräumen zunächst forcierte]. Der "Währungsfehler" und die heutigen Streitigkeiten darüber basieren auf dem sowjetischen Vorschlag für den Umrechnungskurs (siehe dazu auch Diskussionen in der VfZ, Jerchow) mit Spannbreite 2,50/3,80 für RM/$ 1944.

Allerdings zeigt die Semantik (Schuld etc), wozu solche Reparationsanalysen dienen. Gleiches halte ich von Karlsch, bei dem der Vergleich subtil mit der systemkonformen Interpretation des ökonomischen Abstands BRD/DDR verquickt wird.


Arbeitsgruppe der Staatlichen Plankommission der DDR zwecks bilateralen Gesprächen zwischen Brandt und Stoph: 43 Mrd. Mark zu laufenden Preisen (nach Mitteilung von einem ehemaligem Mitglied der SPK an Karlsch, die er in sienem Buch erwähnt)
Das sind politisierte Erwägungen und Wahrnehmungen, so brauchbar wie die Reliabilität der frühen DDR-Statistiken. Ich zitiere dazu aus dem Vorwort von 1955:
" [DDR-Statistik]... soll helfen, die Statistik, wie Lenin es forderte, in die Massen hineinzutragen, zu popularisieren, damit die Werktätigen nach und nach verstehen und sehen lernen, wie und wieviel man arbeiten muss, wie und wieviel man sich erholen kann, damit das Vergleichen der praktischen Wirtschaftsergebnisse Gegenstand des allgemeinen Interesses und Studiums werde."

Wirtschaft kann halt jeder, wie Nationaltrainer.


Köhler, Heinz und Fisch, Jörg ..., dem aber ein zu niedriger Umrechnungskurs des Dollar zugrunde liegen soll
Siehe oben zur Dollarverwirrung 1936-1938-1944-1949


Auch wenn, wie schon geschrieben, die Berechnungsmethoden unterschiedlich sind und das verwandte Datenmaterial lückenhaft, sodaß die konkrete Summe mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals ermittelt werden kann, so steht doch zweifelsfrei fest, daß die DDR einen extrem hohen Preis pro Kopf bezahlt hat, der über dem der Westzonen lag.
Der ersten Aussage ist zuzustimmen,
die folgende Wertung ist unklar: was ist "extrem hoch", welcher Maßstab? Oder soll das wieder dem Systemvergleich dienen?


Wie dem auch sei, die Reparationsdiskussion für 1945-1953 sehe ich als ungeeignet für Erklärungsansätze des Scheiterns 36 Jahre später an. Dafür würde ich unverändert als einen Aspekt eher die verdeckten Transfers in den letzten zwei Jahrzehnten heranziehen.


Die Darstellung der wirtschaftlichen Abläufe ist ein guter Einstieg. Vielleicht lassen sich einige Aspekte - wie zu den Produktionswerten, Faktorkosten, Verbräuche 1938/45/55, Bevölkerungsstruktur - etwas tiefer diskutieren. Oben ist zB auf die Bevölkerungsbewegung hingewiesen worden. Der DDR fehlten nach einigen Studien rd. eine Million Männer im Alter zwischen 20 und 50 Jahren zur Vorkriegszeit, bei zur BRD relativ größerem Effekt in der Bevölkerungsbewegung.
 
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