Einfluss Karl des Großen auf Deutschland

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Flooo

Gast
Schönen guten Tag,

ich bin Schüler einer 11ten Klasse und befasse mich zur Zeit mit dem Thema "Karl der Große". Ich habe mich schon informiert, doch eine Sache verstehe ich nicht so ganz.

Karl der Große war unumstritten einer der größten Herscher des Abendland, aber welchen Einfluss hatte der auf Deutschland bzw. das, was damals Deutschland bildete, da ja auch Deutsche ihre Nationalgeschichte auf Karl den Großen zurückführen. Ich bräuchte da etwas Aufklärung, er scheint ja eine wichtige Rolle für die Deutschen gespielt zu haben.

Gruß und danke im Vorraus
 
Karl der Große hat viele Gebiete dem späteren Reich zugeführt (Kriege, Heirat). So zum Beispiel Bayern oder Gebiete in Spanien. Er führte außerdem Krieg gegen die Sachsen (die in dieser Zeit immer wieder ins Reich einfielen) und unterwarf die Langobarden. Er formte gewissermaßen das spätere römische Kaiserreich, das dann später überging in das heilige römische Reich deutscher Nation (also aus dem ostfränkischen Reich).

Auch hat er viel innerhalb seines Reiches reformiert, zum Beispiel Verwaltung auf schriftlicher Grundlage, so auch Festhalten der Gesetze in diversen Reichsgebieten usw. obwohl er selber des Lesens und Schreibens warscheinlich nicht mächtig war.

Und natürlich wurde er zum ersten Kaiser gekrönt.
 
Karl und der Osten

Karl der Große ist für Jahrzehnte zwischen Frankreich und Deutschland umkämpft gewesen. Für Deutschland bot seine Inanspruchnahme neben dessen Ruhm als der Große auch eine frühe Datierung im Rahmen der Volkwerdung der Deutschen. die Stämme der Friesen, Sachsen oder Thüringer boten nichts vergleichbares. Für Frankreich war es für seine Reichspolitik schon von Interesse über ihren Charles eine Verbindung mit dem Osten herzustellen. Das kam den mittelalterlichen oder neuzeitlichen Versuchen französischer Könige auch mal Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zu werden entgegen. In neuerer Zeit hat seine Inanspruchnahme dann vielfach nationalistische Gründe. Der Eine will dem Anderen einfach nicht den Großen als Gründungsmythos gönnen. Karls Verdienst war neben seinem militärischen Handeln über Stammesgrenzen hinaus die Einbindung/Einigung der Gebiete mittels der christlichen Kirche. Nach dem Ende der Römischen Herrschaft bot die Kirche nutzbare Verwaltungsstrukturen und geschultes Personal. Nach Karls Tod und der späteren Aufteilung des Frankenreiches konnte im Ostfrankenreich daran angeknüpft werden um eine Nation über Stammesgrenzen hinaus bilden zu können.
 
Andererseits wurde Karl von deutschnationaler Seite aber auch als der Franzose Charlemagne und Sachsenschlächter gesehen.

Siehe auch: [FONT=Arial, Helvetica, sans-serif][SIZE=-1]Karl der Große oder Charlemagne? Acht Antworten deutscher Geschichtsforscher. Berlin 1935.[/SIZE][/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine vielleicht provokante Gegenfrage. Gab es zu Zeiten eines Karl des Großen ein Deutschland? Damals gab es eher ein Fränkisches Reich mit mehreren Vasallenstaaten, aber kein Deutschland und kein Frankreich.
Die Reichsteilung in 3 Staaten hat sich erst bei seinen Enkeln verfestigt, weil keiner stark genug war einen Bürgerkrieg erfolgreich durchzuführen.
Die Reichsverwaltung wurde unter Karl dem Großen auf neue Füße gesetzt, Schulen wurden gefördert und eine rege Bautätigkeit setzte ein, z.B. die Aachener Kaiserpfalz, wovon heute noch der Dom zeugt.

Apvar
 
Weder Deutschland und Frankreich hat es zu Karls Zeiten gegeben, aber von einer staatlichen Verfestigung unter seinen Einkeln kann auch keine Rede sein. Die Reichsteilung von 843 stellt eine von vielen Teilungen in der fränkischen Geschichte dar, war nicht die erste und war auch nicht als eine endgültige Teilung gedacht. Eine Primogenitur gab es zu der Zeit nicht; alle drei Enkel (und urspr. noch ihr vierter Bruder Pippin) waren schon lange vorher mit Königstiteln und Herrschaftsbereichen versehen worden. Einen Bürgerkrieg hat es aber sehr wohl gegeben: die Schlacht von Fontenoy 841, in der Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche ihren Bruder Lothar I. und Neffen Pippin II. besiegten, womit sie sich auch durchgesetzt hatten. Eine Alleinherrschaft ist ber offenbar nie angestrebt worden, bloß eine Oberherrschaft Lothars sollte wohl vermieden werden.
Die Reichsverwaltung SOLLTE auf neue Füße gesetzt werden (z. B. mithilfe der Kapitularien), die Schulen SOLLTEN gefördert werden (zumindest die Aachener Hofschule), doch hat sich nichts davon wirklich durchsetzen können. Im Osten des Reiches schlitterte man einige Jahrzehnte später sogar in eine Phase besonders starker Schriftlosigkeit... von einer Verwaltung zur Zeit Karls lässt sich aber auch nur schwer reden.
 
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