Einschaltquoten DDR-Fernsehen

Dackelhasser

Aktives Mitglied
Hallo,
ich würde gerne mal wissen, ob es zuverlässige Zahlen zu den Einschaltquoten in der DDR gibt. Ich meine damit nicht das "Tal der Ahnungslosen", sondern die Gebiete, in denen Westfernsehen empfangen werden konnte.
Sicher hat jeder "Ossi" und auch jeder "Wessi" im Einflußbereich der unterschiedlichen Sender eigene Erfahrungen damit gemacht, aber mich würde interessieren, ob z.B. die Quoten in der DDR auch gemessen wurden und wie hoch der "Marktanteil" der jeweiligen Sender war.
Da gab es sicher Unterschiede zwischen "Aktueller Kamera" und "Ein Kessel Buntes", nur, wie sahen die konkret aus?
Es dürfte die Staatsführung doch interessiert haben, ob ihre Sendungen beim Volk auch angeschaut wurden, oder?
 
Es dürfte die Staatsführung doch interessiert haben, ob ihre Sendungen beim Volk auch angeschaut wurden, oder?

Sicher . Die ideologische Situation wurde ja auch vom MfS beobachtet und berichtet. Man müsste die Dokumente des Staatlichen Komitees für Fernsehen beim Ministerrat der DDR einsehen . Vorsitzender war Adameck. Da könnten Statistiken vorliegen. Wo diese Dokumente allerdings lagern , weiss ich nicht -Bundesarchiv ?
 
Sicher . Die ideologische Situation wurde ja auch vom MfS beobachtet und berichtet. Man müsste die Dokumente des Staatlichen Komitees für Fernsehen beim Ministerrat der DDR einsehen . Vorsitzender war Adameck. Da könnten Statistiken vorliegen. Wo diese Dokumente allerdings lagern , weiss ich nicht -Bundesarchiv ?

Findbuch DR 8, Bundesarchiv, "Staatliches Komitee für Fernsehen der DDR", vergl.:

http://startext.net-build.de:8080/b...ndex.htm?kid=1340E062AAD04D7483B4BBE18BE6CF82

Dort auch ein Verweis auf die SED-Kreisleitung dieses Komitees.

BStU Archiv, dort dürfte es einen Bereich "Sicherung Fernsehen" bzw. "Unterhaltungskunst" etc. geben. Da recherchiere ich einmal am WE.

M.

P.S.: Valides statistisches Material, dürfte aber wahrsc heinlich nicht vorhanden sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
P.S.: Valides statistisches Material, dürfte aber wahrsc heinlich nicht vorhanden sein.

Denke ich auch. Im Rahmen von Befragungen dürften DDR-Haushalte "parteikonform" geantwortet haben in Bezug auf ihren TV-Konsum.

Einschaltquote ? Wikipedia

Die technischen Möglichkeiten einer automatisierten Messung (Telemetrie etc.) entwickelten sich erst und standen im Rahmen der DDR sicherlich / vermutlich nicht zur Verfügung.

Umfangreichere Nutzung automatisierter Verfahren zur Nutzung von TV- bzw. Kabelkanalangeboten gab es im Rahmen der BRD u. a. im Zuge der Einführung des Kabelfernsehens im Rahmen der Kabelpilotprojekte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kabelpilotprojekt

Deswegen die eindeutig Antwort: Nein es gibt keine verläßlich Zahlen zu den Einschaltquoten in der DDR.
 
Zuletzt bearbeitet:
In diesem Zusammenhang interessant wäre auch der umgekehrte Fall, wieviele Westdeutsche schauten im Einflußbereich der Sender wie oft DDR-Fernsehen.
Natürlich sind Einschaltquoten variabel, aber generell würde mich z.B. interessieren, wieviel % der Bevölkerung regelmäßig "Aktuelle Kamera" ansahen, oder wieviele lieber "Tagesschau". Da die Stasi ja so ziemlich alles ausspionierte und die statistischen Methoden vermutlich bekannt waren, sollte es sowas sicher geben.

Kleiner Nachtrag; so unbeliebt war das Westfernsehen wohl auch offiziell nicht. Man hatte wohl festgestellt, dass im Raum Dresden prozentual mehr Ausreiseanträge gestellt wurden und die teils recht kritische Berichterstattung zumindest in öffentlich-rechtlichen Programmen über Themen wie Arbeitslosigkeit usw. Menschen davon abhielt, rüberzumachen.
 
Zuletzt bearbeitet:
In diesem Zusammenhang interessant wäre auch der umgekehrte Fall, wieviele Westdeutsche schauten im Einflußbereich der Sender wie oft DDR-Fernsehen.


Zunächst muß man sagen, dass das Ost-Fernsehen im Westen bei weitem nicht so weitreichend zu empfangen war wie umgekehrt.

Zum Westfernsehen im Osten und umgekehrt haben wir hier einen Thread, in dem auch einige Westdeutsche sagen, was sie im Ost-TV gesehen haben:

http://www.geschichtsforum.de/f46/westfernsehen-im-osten-ostfernsehen-im-westen-19452/
 
Persönliche Erfahrungen könnte ich auch reichlich beisteuern, wie vermutlich mindestens die Hälfte der Mitglieder hier. Vermutlich werden viele über den "Schwarzen Kanal" lästern (oder auch nicht) und das Sandmännchen loben usw. Darum geht es mir aber nicht.
Die Frage ist schlichtweg, inwieweit Nachrichtensendungen die Menschen überhaupt erreicht haben. Um z.B. eine komplette Sendung "Aktuelle Kamera" zu ertragen, bedurfte es schon einer gewissen Leidensfähigkeit. Haben das also 5% geschaut oder 50%.
 
...Die Frage ist schlichtweg, inwieweit Nachrichtensendungen die Menschen überhaupt erreicht haben. Um z.B. eine komplette Sendung "Aktuelle Kamera" zu ertragen, bedurfte es schon einer gewissen Leidensfähigkeit. Haben das also 5% geschaut oder 50%.

@Dackelhasser

Noch eines vorausgeschickt, wie schon weiter oben angemerkt, ich fürchte, valides statistisches Material wird man nicht finden, da bereits die Datenerhebung systemimmanent falsifiziert gewesen wäre.

Beim MfS war für die "Sicherung" der Massenkommunikationsmittel die HA XX/7 (dort Referat I) zuständig. Über deren Struktur und Aufgaben, schau mal hier:

http://www.bstu.bund.de/DE/Wissen/P...auerbach-braun-usw.pdf?__blob=publicationFile

M.
 
Aber hatte das MfS nicht intern ein Interesse daran zu erheben, wie die Zuschauerverteilung aussah?
 
Das setzte, jenseits der nicht vorhandenen technischen Möglichkeiten zur Messung der Nutzung unterschiedlicher Kanäle, die Bereitschaft der Bevölkerung der DDR voraus, an repräsentativen Haushaltsbefragungen teilzunehmen. Und vor allem in diesem Rahmen ehrlich zu antworten.

Um es noch deutlicher zu sagen, wenn ich im 3. Reich die deutsche Bevölkerung gefragt hätte, wer BBC hört, wäre sicherlich kein Schätzer (im Rahmen des vorhandenen Stichprobenfehlers) erhoben worden, der der realen Verteilung entsprochen hätte.

Das implizite Probelm verweist auf die "soziale Erwünschbarkeit", die bei politischen Problemen und dahinter stehenden potentiellen Repressionen noch eine verstärkte Rolle gespielt hätte.

Soziale Wünschbarkeit ? PflegeWiki

Deswegen: Es standen keine reliablen und validen Ergebnisse zur Verfügung. Das ist methodisch nicht möglich gewesen.
 
"... . Das ist methodisch nicht möglich gewesen. ..."

Um es noch etwas zu verstärken, das war nicht nur methodisch nicht möglich, sondern methodisch nicht denkbar.

@Thane, danke für die Vorlage.

@ElQ

Entschuldige bitte die Verkürzung. Das MfS war nicht sonderlich daran interssiert, wie Informationen aufgenommen wurden, sondern vielmehr wie gesteuerte Informationen z.B. über das Fernsehen entstanden (Personalauswahl der Journalisten, Info-Steuerung etc.).

Die Ergebnissteuerung- resp. messung war dabei eher sekundär, insbesondere im ideologischen Bereich, abgesehen zum "einschießen" auf eine "Zielperson" im individuellen Bereich. Vereinfacht, die wollten nicht wissen, was die Chefs nicht hören wollten. Ausnahmen hiervon gab es, vw und Außenpolitik. Da war die Messbarkeit aber extern determiniert und nicht systemimmanent steuerbar und insoweit systeminstabilisierend.

M.
 
In diesem Zusammenhang interessant wäre auch der umgekehrte Fall, wieviele Westdeutsche schauten im Einflußbereich der Sender wie oft DDR-Fernsehen.
Natürlich sind Einschaltquoten variabel, aber generell würde mich z.B. interessieren, wieviel % der Bevölkerung regelmäßig "Aktuelle Kamera" ansahen, oder wieviele lieber "Tagesschau". Da die Stasi ja so ziemlich alles ausspionierte und die statistischen Methoden vermutlich bekannt waren, sollte es sowas sicher geben.

Kleiner Nachtrag; so unbeliebt war das Westfernsehen wohl auch offiziell nicht. Man hatte wohl festgestellt, dass im Raum Dresden prozentual mehr Ausreiseanträge gestellt wurden und die teils recht kritische Berichterstattung zumindest in öffentlich-rechtlichen Programmen über Themen wie Arbeitslosigkeit usw. Menschen davon abhielt, rüberzumachen.

Ich halte die Ermittlung einer Einschaltquote, um die politische Gesinnung zu ermitteln für völlig ungeeignet.

Kleines Beispiel: Ich bin an ein (theoretisches) System der Messung angeschlossen, bei mir läuft die "Aktuelle Kamera", ich selbst sitze aber beim Nachbarn und sehe die "Tagesschau" ... Was bringt also das Ergebnis?

Zudem, wer sagt denn, dass selbst das aktive sehen der "AK" in irgendeiner Weise Rückschlüsse auf die politischen Überzeugungen zuläßt? Es ist doch genauso möglich, dass die Berichterstattung genau das gegenteilige Ergebnis hat. Was wäre das Ergebnis also außer eine Liste mit vielen Zahlen?

Wenn es "Straßenfeger" wie "Das unsichtbare Visier" gab und eine bomben Einschaltquote von keine Ahnung 80 % bestand, was heißt das dann? Dass jetzt plötzlich mehrere Millionen "Kundschafter für den Frieden" werden wollten, oder dass über den "James Bond des Osten" geschmunzelt wurde oder dass die Menschen sich mehr oder weniger gut unterhalten fühlten?

Daher stimme ich zu, dass es verläßliche Zahlen nicht gibt, gar nicht geben kann.

Und richtig, so "unbeliebt" war das Westfernsehen dann wohl tatsächlich nicht. Richtig ist die Frage der vermehrten Ausreiseanträge in Gebieten, wo Westfernsehen nicht zu empfangen war.

Mir fällt zum Beispiel ein, dass die 1. Liga der DDR (Oberliga) zeitlich so im Fernsehen lief, dass danach die Bundesliga geschaut werden konnte. Sicherlich kein Zufall.

Grüße
excideuil
 
Ich halte die Ermittlung einer Einschaltquote, um die politische Gesinnung zu ermitteln für völlig ungeeignet.


Zudem, wer sagt denn, dass selbst das aktive sehen der "AK" in irgendeiner Weise Rückschlüsse auf die politischen Überzeugungen zuläßt? Es ist doch genauso möglich, dass die Berichterstattung genau das gegenteilige Ergebnis hat. Was wäre das Ergebnis also außer eine Liste mit vielen Zahlen?

Es geht ja nicht nur um die Gesinnung sondern überhaupt erst mal um die Kenntnissnahme von Nachrichtensendungen.

Und richtig, so "unbeliebt" war das Westfernsehen dann wohl tatsächlich nicht. Richtig ist die Frage der vermehrten Ausreiseanträge in Gebieten, wo Westfernsehen nicht zu empfangen war.

Es gab ja ganz am Anfang der Fernsehentwicklung, ich glaube in den frühen Sechzigern, sagen wir etwas übermotivierte überzeugte FDJler und SEDler, die den Leuten buchstäblich aufs Dach gestiegen sind und die Antennenzusätze, die für den Westempfang notwendig waren, demoliert haben. Das weiß ich aber auch nur von meinen Eltern. Das hörte aber schnell auf.
 
Es geht ja nicht nur um die Gesinnung sondern überhaupt erst mal um die Kenntnissnahme von Nachrichtensendungen.
Mein kleines Beispiel sollte eigentlich deutlich gemacht haben, dass die Ermittlung einer Quote keinen Sinn machte.
Es gab ja ganz am Anfang der Fernsehentwicklung, ich glaube in den frühen Sechzigern, sagen wir etwas übermotivierte überzeugte FDJler und SEDler, die den Leuten buchstäblich aufs Dach gestiegen sind und die Antennenzusätze, die für den Westempfang notwendig waren, demoliert haben. Das weiß ich aber auch nur von meinen Eltern. Das hörte aber schnell auf.
Da bin ich überfragt.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es keine Probleme gab, wenn die Antenne auf Bad Harzburg ausgerichtet war, weil der Brocken trotzdem zu empfangen war.

Grüße
excideuil
 
...
Es gab ja ganz am Anfang der Fernsehentwicklung, ich glaube in den frühen Sechzigern, sagen wir etwas übermotivierte überzeugte FDJler und SEDler, die den Leuten buchstäblich aufs Dach gestiegen sind und die Antennenzusätze, die für den Westempfang notwendig waren, demoliert haben. Das weiß ich aber auch nur von meinen Eltern. Das hörte aber schnell auf.

@Dackelhasser

Ja, das gab es in den 1960'er Jahren, da wurden Antennenanlagen zerstört. Das waren aber keine Aktionen von "übermotivierte(n) überzeugten FDJler(n) und SEDler(n)..." sondern gesteuerte Aktionen der SED, FDJ und des MfS.

Vergl.: hier S. 8ff. insbesondere "5. Ochsenkopfaktion"

http://www.bstu.bund.de/SharedDocs/...n_mauerbau_rostock.pdf?__blob=publicationFile

und hier

Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989 - Ehrhart Neubert - Google Books

M.
 
Ja, das gab es in den 1960'er Jahren, da wurden Antennenanlagen zerstört. Das waren aber keine Aktionen von "übermotivierte(n) überzeugten FDJler(n) und SEDler(n)..." sondern gesteuerte Aktionen der SED, FDJ und des MfS.

Schon klar, dass solche Aktionen ohne Segen von oben nicht stattfinden konnten, "übermotiviert" musste man aber trotzdem sein, um bei sowas mitzumachen. Hat ja auch nicht lange gedauert.
 
Schon klar, dass solche Aktionen ohne Segen von oben nicht stattfinden konnten, "übermotiviert" musste man aber trotzdem sein, um bei sowas mitzumachen. Hat ja auch nicht lange gedauert.

Ich fürchte, da irrst Du, solche Aktionen konnten auch befohlen (MfS, NVA, GT, Polizei, Kampfgruppen, SED, FDJ) bzw. einer gesteuerten Gruppendynamik entsprungen sein.

Da wären Einzelfallanalysen m.E. angesagt.

M.
 
Die Schwierigkeit liegt schlicht darin, dass man keine richtigen Auskünfte erwarten kann, wenn man zugleich für eine mögliche Auskunft Repressalien in Aussicht stellt bzw. die entsprechende Befürchtung nicht glaubhaft entkräftet.

Selbst falls die DDR Geräte für eine automatische Auswertung gehabt haben sollte (das technische Verständnis dafür war im Reich der Stasi sicherlich vorhanden) hätte man die Geräte schon heimlich montieren und auswerten müssen, um brauchbare Informationen zu erhalten.

Ich würde zudem annehmen, dass es in einer dogmatischen Diktatur systemimanent ist, dass man abweichende Meinungen aktiv ignoriert. Auch Stasi-Leute sind Menschen und unterliegen pschologischen Effekten.
 
Ja, in der DDR wurden die Einschaltquoten ermittelt. Nein, nicht durch das MfS, sondern durch die beim Fernsehen selbst, im Jahre 1955, eingerichtete Abteilung Zuschauerforschung.

Die Ermittlung erfolgte durch Befragung, das konkrete Verfahren wird beim DRA so beschrieben:
"Die Sehbeteiligung wurde nach dem so genannten Zufallsverfahren ermittelt. Das Gebiet der DDR wurde zunächst in Territorien unterteilt, innerhalb dieser Territorien erfolgte die Unterteilung in Städte und Landgebiete. 15 Städte und 14 Landgebiete wurden ausgelost, die Post lieferte die Adressen von allen dort angemeldeten Fernsehteilnehmern. Von diesen wurden, wiederum per Zufall, etwa 600 Haushalte gezogen. Jede Woche wurden auf diese Weise neue Adressen ermittelt. Nebenberufliche Befrager suchten die Einwohner auf. Diese Befragungen waren auf freiwilliger Basis, strengste Anonymität sowie Vertraulichkeit wurden zugesichert."

Gefragt wurde hierbei nicht nur ob eine Sendung gesehen wurde, sondern auch wie sie eingeschätzt wird. Dies geschah in Form einer Notenvergabe wie sie auch in der Schule üblich ist.

Weiter heißt es beim DRA:
"Zu Beginn des Jahres 2006 wurde der gesamte Bestand der Zuschauerforschung für die Nutzung digitalisiert: insgesamt 181 AE mit 55.028 Blatt; gespeichert in Graustufen als PDF und TIFF; über OCR recherchierbar; aus Gründen der Bestandserhaltung wurde der Bestand zudem auf Mikrofilm gesichert"

All diese Dokumente können Online eingesehen werden. Am Ende der Seite findet sich noch die nach Rubriken und Unterrubriken sortierte Sehbeteiligungskartei von 1965 bis zur Auflösung 1990.

Hier der Link: Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) - Zuschauerforschung

Selbstverständlich werden solche Zahlen immer nur für das eigene Sendegebiet erhoben, ein Vergleich mit Sendungen aus Überreichweiten benachbarter Sender findet natürlich nicht statt!


PS: Westfernsehen zu schauen war in der DDR nicht verboten, ergo hatte auch niemand etwas zu befürchten wenn er statt des Polizeirufs den Tatort gesehen hat.
Aber mal rein Interesse halber, wie stellt sich denn der Westbürger oder der Nachgeborene die hier in den Antworten spekulierten "Repressalien" vor? Wird der Westgucker nun von der Brotverteilung gestrichen, verliert er seinen Arbeitsplatz, darf er nicht mehr in den Westen reisen ....?
Bei manchen Antworten kann man nur noch mit dem Kopf schütteln.
 
@Kronos

Ersteinmal danke für Deine Verlinkung.

Erlaube mir bitte einige Anmerkungen.

"...Westfernsehen zu schauen war in der DDR nicht verboten, ergo hatte auch niemand etwas zu befürchten wenn er statt des Polizeirufs den Tatort gesehen hat...."

Da hast Du recht, allerdings unter der Ausklammerung einiger Berufsgruppen wie NVA, GT, DVP und einige andere, da war es qua Befehl verboten.*

Natürlich wurde man nicht eingesperrt wegen des Schauens von Westfernsehen, dazu gab es auch keine §§ im StGB, aber erlaube mir bitte die Frage, wie valide war eine solche Zuschauerbefragung, wenn ich die Validität der Zahlen des Amtes für Statistik der DDR anschaue, können da schon Zweifel aufkommen. Ich jedenfalls würde keine Statistik der DDR vertrauen, ohne die Erhebungsbasis und die, neben den öffentlichen Erhebungsrichtlinien, informellen Weisungen zur Erhebung dieser Zahlenbasis zu kennen.

Selbst beim NEK (= in etwa BSP) waren die die Erhebungsgrundlagen faked. Der EF (= Einheitsvordruck Finanzen) 1100 kannte mehrere Werte für die industrielle Produktion:

- IWP (= Industrielle Warenproduktion) zu BP (= Betriebspreise)
- IWP zu AWP (= Abgesetzte Warenproduktion)
- IWP zu KPP (= Konstanter Planpreis)

Für die Berechnung des NEK war die IWP zu BP bzw. KPP maßgeblich, das ist eine faked statistische Basis.

Vergl.:

Zur Lage der Volkswirtschaft der DDR (ND vom 11.01.1990)

DDR-Lexikon: Nationaleinkommen

Da es bei einer so wichtigen makroökonomischen Größe bereits bei der Datenerhebung zu "Verfälschungen" kam, wie sollte es bei einer wichtigen ideologischen Größe, wie den Einschaltquoten, anders gewesen sein?

M.

* Diesen Befehl mußte ich als Soldi selbst ausführen und befolgen, darauf stand "Bau" oder andere Bestrafung gemäß der Disziplinarordnung.
 
Zurück
Oben