Entwicklung der Kataphraktenreiterei

surenas

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Ich hab neulich irgendwo gelesen das die Parther als erste die Kataphraktenreiterei ( schwergepanzerte lanzenreiter ) einsetzten um ein Mittel gegen die Phalanx der seleukiden zu haben. Anderswo las ich dass die Seleukiden sich im Osten ihres Reiches eher auf iranische Reiterverbände verliesen. Waren dies auch schon Kataphrakten ? Oder gab es diese Truppengattung schon viel früher ? Haben vielleicht die Parner diese Soldaten schon eingesetzt als sie in Parthien einfielen und das Reich der Arsakiden gründeten ?

Überhaupt wie konnte man ohne Steigbügel auf diese Art kämpfen ? Wäre man nicht vom Pferd gerutscht wenn man mit seiner Lanze auf den Gegner aufprallte ( ich muss zugeben ich bin in meinem Leben noch nie grossartig geritten ) ?

Es wäre echt nett wenn mich jemand zu diesem Thema aufklären könnte.
 
Überhaupt wie konnte man ohne Steigbügel auf diese Art kämpfen ? Wäre man nicht vom Pferd gerutscht wenn man mit seiner Lanze auf den Gegner aufprallte ( ich muss zugeben ich bin in meinem Leben noch nie grossartig geritten ) ?
Steigbügel helfen beim Aufsteigen und Gewichtsverlagerungen zur Seite, also z.B. Schwertkampf und Bogenschießen. Ein Lanzenreiter muss nach hinten und vorne abgestützt werden, was am besten durch Aufbauten am Sattel geht.
 
Eine kurze Zusammenfassung und recht gute Bilder findest Du hier:
Sarmaten

Ohne dass ich mich jetzt tiefer mit der Entwicklung der antiken schweren Reiterei befasst hätte, ein paar Hinweise für Deine Frage.

Die Pferde selbst haben klein angefangen und als Reittiere sind sie aus Gründen von Kraft und Stabilität ihres Körpers erst seit ganz wenigen tausend Jahren zu gebrauchen. Daher war ihr erster Einsatz im Dienste des (kämpfenden) Mensch auch der als Zugtier für Streitwagen. Und auch die Reitpferde der Antike waren erst mal recht klein. Junkelmann nutzte für seine experimentelle Archäologie Camarguepferde. Selbst mit denen operierte er an und jenseits der maximalen Größe antiker europäischer Pferde. Auch die Steppenhottehüs, mit denen Skythen, Sarmaten, Hsiung-Nu etc. unterwegs waren, waren grundsätzlich erst mal nicht viel größer. Damit konnten die verfügbaren Pferde zunächst einmal keine schwere Reiterei begründen, da ihre Kraft sowie die Stabilität des Skeletts noch nicht ausreichten, einen gepanzerten Reiter und auch noch eine eigene Körperpanzerung zu tragen.
Erst eine kontinuierlich auf Größen- und Kraftwachstum gerichtete Zucht machten dies möglich. Daraus lässt sich schließen, dass die Entwicklung der Kataphrakten nicht so fürchterlich alt sein kann. Zumindest der europäische Raum wurde erst durch Sarmaten bzw. Parther mit solch schwerer Reiterei konfrontiert. Mir ist keine Quelle bekannt, die ein früheres Auftreten dieser schweren Reiterei erwähnt. Zusätzlich darf man auch annehmen, dass die schwer gepanzerte Schockreiterei eine relativ späte Stufe in der taktischen Entwicklung darstellt - um harmlose Bauerndörfer zu plündern, benötigt man keine Schlachtenreiterei. Ich gehe davon aus, dass die Kataphrakten erst im Rahmen einer Konfliktkette entwickelt wurden. Erst, nachdem leichtere Reiterei nicht mehr unbedingt eine Erfolgsgarantie bedeutete und die Mittel zur Schaffung einer schwereren Reiterei vorhanden waren, wurde diese geschaffen, um dem Gegner wieder eine Lanzenlänge voraus zu sein.

Bezüglich des Steigbügels: Dass dieser Voraussetzung für einen Lanzeneinsatz vom Pferd ist, ist ein langgepflegtes Gerücht, dass leider nicht wahr sein kann. Ein guter Reiter hält sich grundsätzlich durch tiefen Sitz und "klammern" mit den Schenkeln auf dem Pferd. Ein Steigbügel kann Kraft seiner Konstruktion nur nach oben stützen, seinem Reiter also das Aufstehen erleichtern. Ein Lanzenreiter muß von hinten gestützt sein. Viele Lanzenreiter nutzten dafür einen entsprechend hohen Sattelaufbau (bestes Beispiel sind die Ritters.) Man muss auch betrachten, wo in der Kräftekonstellation des Aufpralls die "Sollbruchstelle" ist. In der Regel lag diese in der Lanze, die bei einem zu heftigen Aufprall brach (oder losgelassen wurde), bevor ihr Träger, das Pferd oder der Sattel Schaden nehmen konnte oder der Reiter sich selbst vom Pferd hebelte. Meines Erachtens hilft der Steigbügel eher leichter Reiterei, die ermüdungsfrei im Sattel aufstehen und den Körper extrem bewegen können muss. Ich für meinen Teil könnte als Lanzenreiter gut und gerne auf Steigbügel verzichten. Wäre ich mit Pfeil und Bogen, Armbrust, allen Abarten eines Schwertes oder Lasso unterwegs, wüsste ich Steigbügel wesentlich mehr zu schätzen.
 
Eine kurze Zusammenfassung und recht gute Bilder findest Du hier:
Sarmaten

Ohne dass ich mich jetzt tiefer mit der Entwicklung der antiken schweren Reiterei befasst hätte, ein paar Hinweise für Deine Frage.

Die Pferde selbst haben klein angefangen und als Reittiere sind sie aus Gründen von Kraft und Stabilität ihres Körpers erst seit ganz wenigen tausend Jahren zu gebrauchen. Daher war ihr erster Einsatz im Dienste des (kämpfenden) Mensch auch der als Zugtier für Streitwagen. Und auch die Reitpferde der Antike waren erst mal recht klein. Junkelmann nutzte für seine experimentelle Archäologie Camarguepferde. Selbst mit denen operierte er an und jenseits der maximalen Größe antiker europäischer Pferde. Auch die Steppenhottehüs, mit denen Skythen, Sarmaten, Hsiung-Nu etc. unterwegs waren, waren grundsätzlich erst mal nicht viel größer. Damit konnten die verfügbaren Pferde zunächst einmal keine schwere Reiterei begründen, da ihre Kraft sowie die Stabilität des Skeletts noch nicht ausreichten, einen gepanzerten Reiter und auch noch eine eigene Körperpanzerung zu tragen.
Erst eine kontinuierlich auf Größen- und Kraftwachstum gerichtete Zucht machten dies möglich. Daraus lässt sich schließen, dass die Entwicklung der Kataphrakten nicht so fürchterlich alt sein kann. Zumindest der europäische Raum wurde erst durch Sarmaten bzw. Parther mit solch schwerer Reiterei konfrontiert. Mir ist keine Quelle bekannt, die ein früheres Auftreten dieser schweren Reiterei erwähnt. Zusätzlich darf man auch annehmen, dass die schwer gepanzerte Schockreiterei eine relativ späte Stufe in der taktischen Entwicklung darstellt - um harmlose Bauerndörfer zu plündern, benötigt man keine Schlachtenreiterei. Ich gehe davon aus, dass die Kataphrakten erst im Rahmen einer Konfliktkette entwickelt wurden. Erst, nachdem leichtere Reiterei nicht mehr unbedingt eine Erfolgsgarantie bedeutete und die Mittel zur Schaffung einer schwereren Reiterei vorhanden waren, wurde diese geschaffen, um dem Gegner wieder eine Lanzenlänge voraus zu sein.

Bezüglich des Steigbügels: Dass dieser Voraussetzung für einen Lanzeneinsatz vom Pferd ist, ist ein langgepflegtes Gerücht, dass leider nicht wahr sein kann. Ein guter Reiter hält sich grundsätzlich durch tiefen Sitz und "klammern" mit den Schenkeln auf dem Pferd. Ein Steigbügel kann Kraft seiner Konstruktion nur nach oben stützen, seinem Reiter also das Aufstehen erleichtern. Ein Lanzenreiter muß von hinten gestützt sein. Viele Lanzenreiter nutzten dafür einen entsprechend hohen Sattelaufbau (bestes Beispiel sind die Ritters.) Man muss auch betrachten, wo in der Kräftekonstellation des Aufpralls die "Sollbruchstelle" ist. In der Regel lag diese in der Lanze, die bei einem zu heftigen Aufprall brach (oder losgelassen wurde), bevor ihr Träger, das Pferd oder der Sattel Schaden nehmen konnte oder der Reiter sich selbst vom Pferd hebelte. Meines Erachtens hilft der Steigbügel eher leichter Reiterei, die ermüdungsfrei im Sattel aufstehen und den Körper extrem bewegen können muss. Ich für meinen Teil könnte als Lanzenreiter gut und gerne auf Steigbügel verzichten. Wäre ich mit Pfeil und Bogen, Armbrust, allen Abarten eines Schwertes oder Lasso unterwegs, wüsste ich Steigbügel wesentlich mehr zu schätzen.


Deine These wird durch archäologische und epigraphische Funde und experimentelle Versuche erhärtet. Der Hörnchensattel der Römer gab einem Reiter genug Halt, um eine Lanze führen zu können, und in Dura Europos hat sich ein Grafitto erhalten, das einen parthischen oder persischen Kataphrakten auf gepanzertem Pferd zeigt, der ohne Steigbügel reitet und einen contus führt.
 
@Scorpio

In der Achaemenidischen Kunst werden frühe Kataphrakten gezeigt die Infanterie in vollem Galopp mit der Lanze angreifen und das ohne richtigen Sattel. Das klappte aber sicherlich nur wenn die Lanze flexibel geführt wurde.
 
Erst eine kontinuierlich auf Größen- und Kraftwachstum gerichtete Zucht machten dies möglich. Daraus lässt sich schließen, dass die Entwicklung der Kataphrakten nicht so fürchterlich alt sein kann. Zumindest der europäische Raum wurde erst durch Sarmaten bzw. Parther mit solch schwerer Reiterei konfrontiert. Mir ist keine Quelle bekannt, die ein früheres Auftreten dieser schweren Reiterei erwähnt. Zusätzlich darf man auch annehmen, dass die schwer gepanzerte Schockreiterei eine relativ späte Stufe in der taktischen Entwicklung darstellt - um harmlose Bauerndörfer zu plündern, benötigt man keine Schlachtenreiterei. Ich gehe davon aus, dass die Kataphrakten erst im Rahmen einer Konfliktkette entwickelt wurden. Erst, nachdem leichtere Reiterei nicht mehr unbedingt eine Erfolgsgarantie bedeutete und die Mittel zur Schaffung einer schwereren Reiterei vorhanden waren, wurde diese geschaffen, um dem Gegner wieder eine Lanzenlänge voraus zu sein.

Dass die Kataphraktoi erst spät (also mit dem Kontakt zwischen Römern und Parthern) auf den Plan traten oder in Europa bekannt wurden ist ein weit verbreiteter Irrtum. Viele Internetseiten basieren aufeinander und tragen dadurch diesen Irrtum weiter. Auf Wikipedia stehts auch nicht ganz richtig (aber ich bin sowieso kein Freund der Seite).

Um genau zu sein wird bei Polybius schon eine Kataphraktenreiterei im Heer Antiochos' Epiphanes erwähnt (30/25. 6.). Im Buch 30 beschreibt er die Heerschau von Daphne etwa 166. v.Chr.. Unter anderem ist dort auch die Rede von neuen seleukidischen Soldaten die nach römischem Muster ausgerüstet sind. Überhaupt ist gerade diese Passage sehr interessant. Die Heerschau bei Daphne ist zusammen mit den Schlachten bei Raphia und Magnesia die einzigen aufschlussreichen Quellen wenn es um die Beurteilung des seleukidischen Heeres geht.
Das heißt dass die Kataphrakten da schon von den Seleukiden im Heer eingesetzt wurden. Eine frühere europäische Erwähnung ist mir noch nicht untergekommen.

edit: hier auch online einzusehen:
http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Polybius/30*.html
 
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