Ernst Thälmann – Erinnerung und Verantwortung

Mein erster Gedanken: Wie hoch ist der Metallwert und was würde dieser zur Schuldentilgung Berlins betragen?

Ich würde den hässlichen Kloben allerdings stehen lassen. Unkommentiert, denn er spricht für sich selbst. Man muss den Leuten auch nicht alles vorkauen.
Wer sich tatsächlich interessiert, kann ja sein Smartphone bemühen und unter Thälmann googeln.

Lew Jefimowitsch Kerbel hat ja noch ganz andere Dinge geschaffen. Sein letztes Werk ist ein Gedenkstein für die 118 Toten beim Untergang der Kursk am 12.08.2000
Vielleicht sollte man das Ding ganz unverkrampft als Kunst betrachten, oder als Versuch einer solchen.
 
Mein erster Gedanken: Wie hoch ist der Metallwert und was würde dieser zur Schuldentilgung Berlins betragen?

Ich würde den hässlichen Kloben allerdings stehen lassen. Unkommentiert, denn er spricht für sich selbst. Man muss den Leuten auch nicht alles vorkauen.
Wer sich tatsächlich interessiert, kann ja sein Smartphone bemühen und unter Thälmann googeln.

Lew Jefimowitsch Kerbel hat ja noch ganz andere Dinge geschaffen. Sein letztes Werk ist ein Gedenkstein für die 118 Toten beim Untergang der Kursk am 12.08.2000
Vielleicht sollte man das Ding ganz unverkrampft als Kunst betrachten, oder als Versuch einer solchen.

Ganz genau, darum werden jetzt auch Steuergelder für den Wiederaufbau des alten Stadtschlosses verschwendet ...

Die sogenannten Kommunisten des DDR Regimes haben ganze Arbeit geleistet, alle historischen Spuren zu verwischen ... Im ersten Moment könnte man sagen, warum sollte wir heut selbiges tun und die DDR Geschichte auslöschen, aber ich denke, wir brauchen keine Propagandistischen Denkmäler aus der DDR Zeit, sondern mehr Erinnerung an politischen Mord der eigenen Bevölkerung des Regimes!

Vielleicht sollte das Denkmal eingeschmolzen werden und zu einem Denkmal für die wehrlosen ermordeten Menschen an der Berliner Mauer neu aufgebaut werden ...
 
Zu Thälmann fällt mir die unsägliche Haltung der KPD bei der Reichspräsidentenwahl von 1925 ein.

Im ersten Wahldurchgang konnte sich keiner der Kandidaten durchsetzten. Es wurde ein zweiter Durchgang erforderlich. Die linken Parteien, mit Ausnahme der KPD, trotz gegenteiliger Anweisung aus Moskau, einigten sich auf Marx als Kandidat.

Die KPD hielt starr und stur an Thälmann als Zählkandidaten fest.

Das Ergebnis des Wahlgangs sah dann so aus:

Hindenburg: 48, 3%
Marx als Kandidat der Linken: 45,3 %
Thälmann als "Zählkandidat": 6,4 %

Die Wahl Hindenburgs darf wohl als Niederlage der Republik verstanden werden und ein paar Jahre später war es dieser Herr, der Hitler zum Reichskanzler ernannt hat. Wenn die KP ein wenig politischen Verstand gehabt hätte, dann hätte es keinen Hindenburg als Ersatzkaiser gegeben.

Einerseits warf man der KPD vor "Moskau-hörig" zu sein, wenn sie es nicht tut, ist es wieder schlecht, natürlich ist es schlecht für Weimar gewesen, dass Hindenburg an die Macht kam, aber es war auch nicht ernsthaft zu erwarten, dass die KPD sich für Marx stark macht, der d'accord mit Ebert war, schließlich bildete die KPD eine Fundamentalopposition gegen die Niederschlagung von Seiten Weimars, man könnte auch der SPD vorwerfen, sich geweigert zu haben Thälmanns-Volksfront anzuschließen und Hitler gewaltsam zu stürzen, weder liberale noch die SPD ging darauf ein, das Problem ist allerdings weitaus größer als nur irgendwelche "Entscheidungswahlen". Die Konservativen hätten genauso gut Hitlers-Gang an die Macht erschweren können, was sie ebenfalls nicht taten, es war ein gesamtdeutsches Versagen, nicht nur einzelner Akteure.

Zur Person selbst muss ich sagen, ich finde es nicht gut, wenn man sein Denkmal abreißen würde, schließlich war er ein Symbol des Antifaschismus, Soldat im Weltkrieg - hat somit auch aus Sicht der Linientreuen seinem Land "gedient" - und starb im KZ im Widerstand gegen Hitler, aus seiner Sicht war es sein Kampf gegen eine "falsche" Republik, man kann Thälmann nicht für Stalin oder die DDR belangen, wenn es Denkmäler für einen Rommel gibt, wo sogar offizielle Staatsvertreter Blumen niederlegen, wenn man einem Claus Schenk Graf von Stauffenberg gedenkt, der bekennender Nationalsozialist war und erst zum Ende der Diktatur opponiert, warum sollte man Thälmann nachträglich für Verbrechen der DDR belangen, in anderen Ländern (Frankreich, Italien) gibt es gar keine Debatte, nur weil jemand Kommunist war, ihn nicht zu Ehren.
 
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Mithridates schrieb:
Einerseits warf man der KPD vor "Moskau-hörig" zu sein, wenn sie es nicht tut, ist es wieder schlecht, natürlich ist es schlecht für Weimar gewesen, dass Hindenburg an die Macht kam, aber es war auch nicht ernsthaft zu erwarten, dass die KPD sich für Marx stark macht, der d'accord mit Ebert war, schließlich bildete die KPD eine Fundamentalopposition gegen die Niederschlagung von Seiten Weimars, man könnte auch der SPD vorwerfen, sich geweigert zu haben Thälmanns-Volksfront anzuschließen und Hitler gewaltsam zu stürzen, weder liberale noch die SPD ging darauf ein, das Problem ist allerdings weitaus größer als nur irgendwelche "Entscheidungswahlen". Die Konservativen hätten genauso gut Hitlers-Gang an die Macht erschweren können, was sie ebenfalls nicht taten, es war ein gesamtdeutsches Versagen, nicht nur einzelner Akteure.

Die KPD hatte ihr eigenen, in diesem Fall erkennbar erfolglosen und deshalb fast schon eigentlich sinnlos, Parteiinteressen vor denen des Staates gestellt; sehr zum Schaden der Republik.
 
Den Thälmann sollte man an seinen Taten messen.
Angesichts der Erfolglosigkeit seiner Politik bleibt da allerdings wenig übrig. Er ist als Revolutionär gescheitert. Auch deswegen hat er trotz seines Leninismus und Stalinismus eigentlich wenig Schaden angerichtet.
Zur Ikone wurde er eigentlich erst als politischer Gefangener, auch wenn das auf dem Denkmal nicht gezeigt wird.

Beim Denkmal selbst wundert mich noch das geringe Alter: Bauzeit 1981 - 1986
Beim Mauerfall war das Monument quasi noch neu. Es sieht wohl nur so antik aus, weil es ein einem sowjetischen Bildhauer der ersten Stunde geschaffen wurde.
 
[...]Zur Person selbst muss ich sagen, ich finde es nicht gut, wenn man sein Denkmal abreißen würde, schließlich war er ein Symbol des Antifaschismus, Soldat im Weltkrieg - hat somit auch aus Sicht der Linientreuen seinem Land "gedient" - und starb im KZ im Widerstand gegen Hitler, aus seiner Sicht war es sein Kampf gegen eine "falsche" Republik, man kann Thälmann nicht für Stalin oder die DDR belangen, wenn es Denkmäler für einen Rommel gibt, wo sogar offizielle Staatsvertreter Blumen niederlegen, wenn man einem Claus Schenk Graf von Stauffenberg gedenkt, der bekennender Nationalsozialist war und erst zum Ende der Diktatur opponiert, warum sollte man Thälmann nachträglich für Verbrechen der DDR belangen, in anderen Ländern (Frankreich, Italien) gibt es gar keine Debatte, nur weil jemand Kommunist war, ihn nicht zu Ehren.

Das Denkmal ist ein Denkmal der Diktatur des DDR Regimes. Welche Person von den damaligen Politikern genutzt wurde, sollte hier keine Rolle spielen.
Welche historische Größe spielte Thälmann in der deutschen Geschichte?

Letztlich wurden viele historische Größen von der DDR Diktaur missbraucht ... mir fällt da z.B. spontan Albin Köbis ein, oder auch Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. So lang der historische Stellenwert in der DDR Geschichte eine Rolle spielte, wurde er genutzt, doch wie sah z.B. die DDR Regierung es, als sich die Bürgerbewegung in der DDR Thesen der Rosa Luxemburg auf die Fahnen schrieb.
 
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Welche historische Größe spielte Thälmann in der deutschen Geschichte?

Und genau diese Frage verweist auf seine Rolle in der Weimarer Geschichte.

Zu dem politischen Stellenwert sei ein Zitat von Gusev abgeführt, der Thälmann vor allem eine Daseinsberechtigung in enger Verbindung zur Komintern bzw. in direkter Abhängigkeit von ihr zuspricht.

"Ich kann es so ausdrücken, wenn in Russland nicht Sozialismus wäre, wenn es keine Komintern gäbe, würde Thälmann kein Führer sein, würde die Kommunitsische Partei und die ganze Entwicklung anders sein" (Gusev, in der Sitzung der Politkommission der EKKI, 10.04.1932, vgl. Hoppe Einleitung)

In Stalins Gefolgschaft: Moskau und die KPD, 1928-1933 - Bert Hoppe - Google Books

(Vgl zur Rolle der Comintern auch Carr)
Twilight of the Comintern, 1930-1935 - Edward Hallett Carr - Google Books

In diesem Sinne verweist es auf die Abhängigkeit der deutschen KP von den ideologischen Vorgaben durch die vor allem von Moskau formulierte These vom "Sozialfaschismus". Und erklart damit auch die politisch völlig unsinnige Strategie der KP, in der Sozialdemokratie den zentralen Gegner zu suchen.

Sozialfaschismusthese ? Wikipedia

Diese unsinnige Übernahme einer höchst problematischen These aus Moskau und das kritiklose Implementieren ist dann m.E. der zentrale Ausgangspunkt für das Versagen der KP in Deutschland und auch Thälmanns individuellem politischem Versagen. Dabei steht sein völlig logisches Scheitern in der Traditon des "Internationalismus" der marxistisch-leninistischen Arbeiterbewegung, egoistisch organisiert zur Durchsetzung der außenpolitischen Ziele der Comintern bzw. zu diesem Zeitpunkt von Stalin.

Somit ist Thälmann durchaus eine "interessante" historische Figur, an der durchaus "gelernt" werden kann. Eine demokratische Zivilgesellschaft ist nicht auf die Übernahme von "fremden" Idelologien angewiesen, sondern kann, und muss es auch, diese durchaus im eigenen Land pointiert formulieren, konträr diskutieren und einen demokratischen Konsens herstellen.
 
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Das sind interessante Gedanken. Was ist der Widerstand gegen die Nazis wert? Gibt es besseren und schlechteren Widerstand? Wenn der Widerstand der KPD von eigenen Interessen geleitet war, unterscheidet er sich damit von anderem Widerstand?
Ich glaube, mit einer solchen Wertung muß man arg aufpassen. Es ist ja erwähnt worden, daß auch der Widerstand des 20. Juli tendenziell war und auch nicht unbedingt nur aus humanitären oder demokratischen Gründen entstand.

Was den Beitrag der KPD zum Untergang der Weimarer Republik angeht, so ist es nur ein Teilaspekt. Ich denke nicht, daß es nur an der KPD gelegen hätte, Hitler zu verhindern. Wenn ich daran denke, daß die anderen Parteien ebenfalls oft ihr eigenes Süppchen vor die große Volksspeisung gesetzt haben, fällt mir immer Tucholsky ein: "Ein älterer, aber leicht besoffener Herr".

Ist das Denkmal nun eines für Thälmann oder für den Kommunismus? Wenn es eines für die Person Thälmann ist, fragt man sich, wofür, wenn nicht für ihn als Symbol der Nazihaft. Für sein politisches Wirken wohl kaum. Wenn es eines für den Kommunismus ist, ist es angesichts der Verbrechen, die für denselben verübt worden, nicht haltbar. Aber das Denkmal einfach nur wegzuräumen, würde ja nichts verändern. Geschichte bleibt ja, auch wenn ihre Spuren weg sind. Dann würde die Forderung Sinn machen, das Denkmal durch entsprechende Beigaben in ein Mahnmal umzufunktionieren.

Ist ein Denkmal davon abhängig, in welchem Kontext es entstand? Oder kann es im Lauf der Zeit seine Rezeption ändern und damit immer wieder Denkanstöße liefern? Muß also ein denkmal aus dem Grund weg, weil es ein DDR-Denkmal ist? Oder wegen der Ideologie, die ihm zugrunde lag?
Ich will erklären, warum dieser Punkt mich stört. Die aktuelle Diskussion in Berlin ist ja dadurch entstanden, daß Investoren den Thälmann-Park als lohnenswertes Objekt entdeckt haben, und die Frage entstand, ob das Denkmal wertmindernd ist. Die Frage nach dem Inhalt des Denkmals kam erst nachgeordnet auf.
Mich stört aber, wenn mit unterschiedlichen Maßstäben bewertet wird. Die Siegessäule zum Beispiel ist ein Symbol des Kaiserreiches, entstanden durch kriege und untergegangen durch Krieg. Steht aber die Säule heute noch prominent, weil wir uns immer wieder gern erinnern, wie Preußen Frankreich 1870 besiegt hat? Natürlich nicht, obwohl dieses Denkmal nicht mal einen Bedeutungswandel erlebt hat, es heißt ja heute noch Siegessäule. Lustig fand ich die Frage nach dem Materialwert des Thälmanndenkmals, von mir aus könnte man dann auch die Kanonen einschmelzen.

Der widersprüchliche Punkt, der für mich sehr spannend ist, ist folgender: Das Denkmal zeigt jemanden, der aus politischen Gründen 11 Jahre eingekerkert und dann ermordet wurde. Genutzt wurde dieses Symbol von einer Ideologie, die sich dann nicht scheute, ihre Gegner genauso zu behandeln. Insofern ist dieses Denkmal sogar entlarvend. Das ist für mich, man verzeihe mir bitte diese persönliche Einlassung, genauso widersprüchlich wie der Aspekt des Christentums, der unter dem Bild des gefolterten und gekreuzigten Jesus andere Menschen unter die Folter und auf den Scheiterhaufen brachte.

Das sind so die Gedanken, die mir nach der bisherigen Diskussion durch den Kopf gehen.
 
@hjwien:

1.)Ich wollte keine Wertigkeit von Widerstand darlegen. Widerstand ist Widerstand, vielmehr lege ich die Betrachtung auf das danach!

Und 2.), möchte ich auch keinen Wettbewerb hervorrufen, welche Denkmäler nun historisch politisch korrekt wären. Das führt nach vielen Diskussion um solche Themen meist zu nix. Ich erinnere mich dabei zu gern an den Namen Tirpitz, der im Zusammenhang mit einem Hafen oder der Bundesmarine genutzt werden sollte ...

Es geht hier um dieses eine Denkmal, dazu habe ich meine Meinung abgegeben und ich bin immernoch der Meinung, daß es sich hier um ein Machtsymbol oder überschwänglichem Ideologiemus handelt. Das sind alle diese personifizierten Denkmäler aus der DDR Zeit. Da werden Personen ideologisch verbrannt, ohne diese Personen nach objektiven historischen Maßstäben zu erklären. Das ist in meinen Augen nicht richtig und passt auch nicht zu diesen Denkmälern, die in sich nur die DDR feiern, mehr nicht und dass halte ich für nicht korrekt.

Und ein Nachtrag, wenn die Siegessäule in Ost-Berlin gestanden hätte, gäbe es sie wohl heute nicht mehr.
 
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Ich würde den Platz strassenseitig mit einer hohen Hecke versehen und das Denkmal selbst mit einer Erklärungstafel in der die Person beleuchtet wird.

Wenn man ihn entfernt, werden sich viele ewig gestrige wieder in ihrer Opferrolle bestätigt fühlen, und von einem fehlenden Denkmal lernt sich auch nichts. Es wäre m.E. didaktischer es zu belassen, jedoch mit der richtigen Erläuterung.
 
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Es geht hier um dieses eine Denkmal, dazu habe ich meine Meinung abgegeben und ich bin immer noch der Meinung, daß es sich hier um ein Machtsymbol oder überschwänglichem Ideologiemus handelt. Das sind alle diese personifizierten Denkmäler aus der DDR Zeit. Da werden Personen ideologisch verbrannt, ohne diese Personen nach objektiven historischen Maßstäben zu erklären. Das ist in meinen Augen nicht richtig und passt auch nicht zu diesen Denkmälern, die in sich nur die DDR feiern, mehr nicht und dass halte ich für nicht korrekt.

Und ich danke Dir für Deine Meinung. Ich glaube aber mittlerweile, daß man ein solches Denkmal aus seiner - wie Du zu Recht unterstrichen hast - ideologischen Verhaftung als Machtsymbol, welches die DDR feiert, herausführen kann.
 
Ich würde den Platz strassenseitig mit einer hohen Hecke versehen und das Denkmal selbst mit einer Erklärungstafel in der die Person beleuchtet wird.

Wenn man ihn entfernt, werden sich viele ewig gestrige wieder in ihrer Opferrolle bestätigt fühlen, und von einem fehlenden Denkmal lernt sich auch nichts. Es wäre m.E. didaktischer es zu belassen, jedoch mit der richtigen Erläuterung.

Eine "Mauer" um das DDR Denkmal?
Ist Das nicht noch zynischer?

Aber interessante Idee, aber wer soll solch ein Denkmal pflegen?
 
Eine "Mauer" um das DDR Denkmal?
Ist Das nicht noch zynischer?

Eine Mauer um das DDR-Denkmal würde ich als Ironie verstehen. Und Ironie ist eine mögliche Form der Auseinandersetzung mit vergangenen Systemen. Aber: Ironie ist nicht immer passend und vermittelbar.
 
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