Das sind interessante Gedanken. Was ist der Widerstand gegen die Nazis wert? Gibt es besseren und schlechteren Widerstand? Wenn der Widerstand der KPD von eigenen Interessen geleitet war, unterscheidet er sich damit von anderem Widerstand?
Ich glaube, mit einer solchen Wertung muß man arg aufpassen. Es ist ja erwähnt worden, daß auch der Widerstand des 20. Juli tendenziell war und auch nicht unbedingt nur aus humanitären oder demokratischen Gründen entstand.
Was den Beitrag der KPD zum Untergang der Weimarer Republik angeht, so ist es nur ein Teilaspekt. Ich denke nicht, daß es nur an der KPD gelegen hätte, Hitler zu verhindern. Wenn ich daran denke, daß die anderen Parteien ebenfalls oft ihr eigenes Süppchen vor die große Volksspeisung gesetzt haben, fällt mir immer Tucholsky ein: "Ein älterer, aber leicht besoffener Herr".
Ist das Denkmal nun eines für Thälmann oder für den Kommunismus? Wenn es eines für die Person Thälmann ist, fragt man sich, wofür, wenn nicht für ihn als Symbol der Nazihaft. Für sein politisches Wirken wohl kaum. Wenn es eines für den Kommunismus ist, ist es angesichts der Verbrechen, die für denselben verübt worden, nicht haltbar. Aber das Denkmal einfach nur wegzuräumen, würde ja nichts verändern. Geschichte bleibt ja, auch wenn ihre Spuren weg sind. Dann würde die Forderung Sinn machen, das Denkmal durch entsprechende Beigaben in ein Mahnmal umzufunktionieren.
Ist ein Denkmal davon abhängig, in welchem Kontext es entstand? Oder kann es im Lauf der Zeit seine Rezeption ändern und damit immer wieder Denkanstöße liefern? Muß also ein denkmal aus dem Grund weg, weil es ein DDR-Denkmal ist? Oder wegen der Ideologie, die ihm zugrunde lag?
Ich will erklären, warum dieser Punkt mich stört. Die aktuelle Diskussion in Berlin ist ja dadurch entstanden, daß Investoren den Thälmann-Park als lohnenswertes Objekt entdeckt haben, und die Frage entstand, ob das Denkmal wertmindernd ist. Die Frage nach dem Inhalt des Denkmals kam erst nachgeordnet auf.
Mich stört aber, wenn mit unterschiedlichen Maßstäben bewertet wird. Die Siegessäule zum Beispiel ist ein Symbol des Kaiserreiches, entstanden durch kriege und untergegangen durch Krieg. Steht aber die Säule heute noch prominent, weil wir uns immer wieder gern erinnern, wie Preußen Frankreich 1870 besiegt hat? Natürlich nicht, obwohl dieses Denkmal nicht mal einen Bedeutungswandel erlebt hat, es heißt ja heute noch Siegessäule. Lustig fand ich die Frage nach dem Materialwert des Thälmanndenkmals, von mir aus könnte man dann auch die Kanonen einschmelzen.
Der widersprüchliche Punkt, der für mich sehr spannend ist, ist folgender: Das Denkmal zeigt jemanden, der aus politischen Gründen 11 Jahre eingekerkert und dann ermordet wurde. Genutzt wurde dieses Symbol von einer Ideologie, die sich dann nicht scheute, ihre Gegner genauso zu behandeln. Insofern ist dieses Denkmal sogar entlarvend. Das ist für mich, man verzeihe mir bitte diese persönliche Einlassung, genauso widersprüchlich wie der Aspekt des Christentums, der unter dem Bild des gefolterten und gekreuzigten Jesus andere Menschen unter die Folter und auf den Scheiterhaufen brachte.
Das sind so die Gedanken, die mir nach der bisherigen Diskussion durch den Kopf gehen.