Essgewohnheitswandel

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Gast

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Hallo an alle hier im Geschichtsforum,
ich habe eine etwas spezielle Frage.
Ich weiß, dass es im Mittelalter (Deutschland wie Asien) üblich war nur zweimal am Tag Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Heute sind es ja üblich drei Mahlzeiten am Tag. Also natürlich sind heute Essgewohnheiten sehr liberal, aber dennoch denkt man doch wenn es um Nahrrungsaufnahme geht vornehmlich an Frühstück, Mittag und Abendessen, und das ist heute in den mir bekannten Kulturkreisen auch meist ein gleiches Denken.
Aber wie und wann kam es zu einem solchen Wandel?
Um Antworten und/oder Literaturtipps wäre ich sehr dankbar!
 
Eine interessante kulturhistorische Fragestellung!

Bis weit ins 18. Jahrhundert wurden in Europa morgens Suppen und Breie verzehrt, wie sie auch Friedrich II. von Preussen kannte. Es waren vor allem zwei Innovationen, die eine revolutionäre Ändereung der Eßgewohnheiten bewirkten. Das waren die Kartoffel und der Kaffee.


Die Kartoffel verdrängte eine Frucht, die seit dem Mittelalter eine bedeutende Rolle spielte: Hirse. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war Hirse unbedeutend geworden, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Hungerkatastrophe der Jahre 1770/71. Kartoffeln gediehen auch auf sandigen Böden unf brachten höhere Erträge, als Roggen. Bald schon waren "Potacken", "Tartouffen" oder wie man die Knollen sonst nannte, in aller Munde und viele Zeitgenossen lebten fast ausschließlich von Kartoffeln. Kaffee war auch unter ärmeren Zeitgenossen beliebt, in manchen schlesischen oder sächsischen Haushalten kam ausser Kaffee, Brot und Branntwein nichts anderes auf den Tisch.

Kaffee wurde häufig als eine Art "Powerriegel" zubereitet. Man brockte in Fett geröstetes Weißbrot oder Sahne in den Kaffee, und das war dann oft die Hauptmahlzeit. Jedenfalls wurden die bisher üblichen Suppen und Breie bald völlig verdrängt, und um die Mitte des 19. Jahrhunderts war es dann (im Bürgertum) bereits üblich, Brotschnitten oder hartgekochte Eier zum Frühstück zu verzehren, wie das heute noch üblich ist.

Übrigens tranken auch Kinder Kaffee, und Kinder hatten bei der Sicherung der Subsistenz der Familie ihren Beitrag zu leisten. Im Grenzgebiet von Sachsen und Böhmen war der Kaffeeschmuggel ein beliebtes Geschäft, und Kinder waren selbstverständlich daran beteiligt.

Das ist auch der Hintergrund des Kanons "C-a-f-f-e-e- trink nicht soviel Caffee", den die Alteren im Forum vielleicht noch kennen, und der von einem sächsischen Dorfschullehrer verfasst wurde.
 
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