Eugenik 19.Jhd / 20.Jhd

Ich hoffe mal das passt hier rein.

Ich bin auf der Suche nach Informationen (Artikel, Berichte) zur Rassenhygenie/Eugenik Ende 19. Anfang 20.Jhd als internationales Phänomen.
Also vor allem Arthur de Gobineau, Francis Galton, Haeckel, Alfred Ploetz.

Mich interessiert inwieweit jene Inspiration für Hitler und Konsorten bzw. die Rassenpolitik im 3.Reich waren.

Wikipedia habe ich bereits abgeklappert und Google ist immer so eine Sache.

Also, falls sich jemand mit dem Thema beschäftigt (hat), möge er sich melden.

Vielen Dank.
 
Niemand?

Interessant für mich wäre auch ob Hitler Thesen der großen Eugeniker um die Zeit rum z.B. in "Mein Kampf" aufgreift oder aber auch Himmler.
Deswegen bräuchte ich Infos zur Eugenik als internationale Erscheinung in diesem Zeitraum.

Wie gesagt mit Google hat man nunmal so seine Liebesmüh, da was verwertbares rauszusuchen ist ziemlich schwierig.
 
Dann präzisier ich eben mal mein Anliegen :winke:


Arthur de Gobineau stellt in dem "Essay über die Ungleichheit der menschl. Rassen" die These auf, dass z.b. die Römer nur aufgrund ihrer Rassereinheit die damals bekannte Welt beherrschen konnten und untergingen als sie sich mit anderen Rassen vermischten.
Diese These greift Adolf Hitler soweit ich weiß in "Mein Kampf" auf.

Solche Beispiele bräuchte ich, also die Verbindung zwischen Eugenik/Sozialdarwinismus und Nationalsozialismus.
Wäre echt nett, wenn mir jemand weiterhelfen könnte.
 
Du bist aber hartnäckig

Du wirst wohl verstehen, dass man sich ganz leicht in einem gefährlichem Revier begibt, wenn man anfängt über Zucht- und Rassenhygiene zu philosophieren.

Was ein Herr Hitler dachte weiss ich nicht, krank sind diese Thesen allemal.
 
Du wirst wohl verstehen, dass man sich ganz leicht in einem gefährlichem Revier begibt, wenn man anfängt über Zucht- und Rassenhygiene zu philosophieren.

Was ein Herr Hitler dachte weiss ich nicht, krank sind diese Thesen allemal.
Weil es ein heißes Eisen ist, sollte man, so schätze ich zumindest die Moderatoren ein, eher in dem Bereich darüber schreiben, wo man erweiterte Schreibrechte benötigt, welche durchaus von den Moderatoren vergeben werden.
 
Dann präzisier ich eben mal mein Anliegen :winke:


Arthur de Gobineau stellt in dem "Essay über die Ungleichheit der menschl. Rassen" die These auf, dass z.b. die Römer nur aufgrund ihrer Rassereinheit die damals bekannte Welt beherrschen konnten und untergingen als sie sich mit anderen Rassen vermischten.
Diese These greift Adolf Hitler soweit ich weiß in "Mein Kampf" auf.

Solche Beispiele bräuchte ich, also die Verbindung zwischen Eugenik/Sozialdarwinismus und Nationalsozialismus.
Wäre echt nett, wenn mir jemand weiterhelfen könnte.


Ich weiß nicht, ob man Gobineau in die Rubrik "Sozialdarwinismus" einordnen sollte. Der berühmte "Essay" ist ja noch vor Darwins entscheidenden Büchern publiziert worden.

Im Gegensatz zu Gobineau scheint der Rassereinheitswahn bei den frühen Eugenikern noch nicht verbreitet gewesen zu sein:

Die spätere Verbindung der Rassenhygiene mit dem Antisemitismus war von Ploetz selbst aber noch keineswegs angelegt. So rühmte er angesichts der ersten antisemitischen Wahlerfolge 1893 sogar die Qualitäten der „jüdischen Rasse“ und kritisierte den Antisemitismus: „Die hohe Befähigung der Juden und ihre hervorragende Rolle in dem Entwicklungsprocess der Menschheit muss angesichts der Namen Jesus, Spinoza, Marx ohne Weiteres mit Freude anerkannt werden... Der ganze Antisemitismus ist ein Schlag in's Wasser, dessen Wellenkreise in der Fluth der naturwissenschaftlichen Erkenntniss und der humanen Demokratie langsam vergehen werden.“

Der frühe Alfred Ploetz fand keinen wesentlichen Unterschied im „Rassencharakter“ zwischen Ariern und Juden. Die geistige Talentiertheit der Juden sowie ihre Rolle im Entwicklungsprozess der Menschheit machten sie zur unverzichtbaren Größe im „Verfahren der Rassenmischung“, die Ploetz für ein geeignetes Mittel zur Steigerung der „Rassentüchtigkeit“ hielt. Allerdings wurden die Juden von Ploetz nur aufgrund ihres arischen Rassenanteils für wertvoll gehalten, das heißt, Ploetz verband die Rassenzugehörigkeit mit einer gewissen Qualität, weshalb er den semitischen Rassenanteil als den inferioren gegenüber dem arischen beurteilte. In den 1920er Jahren wandelte sich seine Haltung insofern, als dass die Juden nun für rassisch und optisch identifizierbar, das heißt für einen reinen Typus gehalten wurden.

Alfred Ploetz - Wikipedia

Was Hitler betrifft, so waren es vermutlich eher die wirren pseudoreligiösen Thesen eines Adolf Lanz und die Theorien eines Houston Stewart Chamberlain als die Leute um Haeckel und Ploetz, die sein Denken beeinflußt haben. Auf Chamberlain beruft er sich in seinem Buch "Mein Kampf"; die anderen Namen tauchen nirgends auf.
 
Ich weiß nicht, ob man Gobineau in die Rubrik "Sozialdarwinismus" einordnen sollte. Der berühmte "Essay" ist ja noch vor Darwins entscheidenden Büchern publiziert worden.

Da hab ich mich schlecht ausgedrückt, du hast natürlich Recht.
Der Essay ist glaub ich von 1855.


Im Gegensatz zu Gobineau scheint der Rassereinheitswahn bei den frühen Eugenikern noch nicht verbreitet gewesen zu sein:

Was meinst du mit "Rassereinheitswahn"? Ist es nicht sogar das erklärte Ziel der Eugenik eine Rasse zu 'bereinigen' bzw. "rein" zu halten?

Was Hitler betrifft, so waren es vermutlich eher die wirren pseudoreligiösen Thesen eines Adolf Lanz und die Theorien eines Houston Stewart Chamberlain als die Leute um Haeckel und Ploetz, die sein Denken beeinflußt haben. Auf Chamberlain beruft er sich in seinem Buch "Mein Kampf"; die anderen Namen tauchen nirgends auf.

Also, ich weiß leider nicht ob das (hier) erlaubt ist und ich weise auch gleich einen Mod auf meinen Post hin, aber weißt du auf welcher Seite von "Mein Kampf" Chamberlain vorkommt?

EDIT: Ich sehe gerade, du bist ja Mod.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, ich weiß leider nicht ob das (hier) erlaubt ist und ich weise auch gleich einen Mod auf meinen Post hin, aber weißt du auf welcher Seite von "Mein Kampf" Chamberlain vorkommt?

S. 296: "die offiziellen Stellen der Regierung gingen an den Erkenntnissen eines Houston Stewart Chamberlain genauso gleichgültig vorüber, wie es heute noch geschieht."
 
Was meinst du mit "Rassereinheitswahn"? Ist es nicht sogar das erklärte Ziel der Eugenik eine Rasse zu 'bereinigen' bzw. "rein" zu halten?


Das ist nicht das eigentliche Ziel der Eugenik. Das erklärte Ziel der Eugenik lautet - nach Wikipedia:

Durch Begünstigen der Fortpflanzung Gesunder, durch frühen Eheschluss und die Unterstützung hoher Kinderzahlen einerseits, sowie das Verhindern der Fortpflanzung Kranker durch Empfängnisverhütung und Zwangssterilisation andererseits sollten die Erbanlagen in der Bevölkerung langfristig verbessert und erblich bedingte Krankheiten vermindert werden.

Eugenik - Wikipedia


Während das Ziel der Eugenik im eigentlichen Sinne, nämlich die Förderung gesunder Erbanlagen und der Verminderung von Erbkrankheiten, auf einer wissenschaftlichen Grundlage ruht (wie fragwürdig auch immer die von den Eugenikern vorgeschlagenen Methoden sein mögen), handelt es sich bei der "Rassereinheit" um eine Wahnvorstellung, für die niemals irgendwelche wissenschaftliche Belege erbracht wurden. Diese Wahnvorstellung ist die Voraussetzung für eine weitere Wahnvorstellung, nämlich daß "Rassenmischung" etwas Widernatürliches und Gefährliches sei und "Bastarde" von der Natur benachteiligt seien.


Derartige Wahnvorstellungen (die Darwin m. W. nicht vertreten hat) wurden in Deutschland bereits im frühen 19. Jahrhundert z. B. von Ernst Moritz Arndt und Friedrich Ludwig Jahn propagiert.

Dazu Léon Poliakov, Geschichte des Antisemitismus, Band VI, Worms 1987:

Poliakov schrieb:
So predigte Arndt während seines langen Lebens unaufhörlich den Kampf gegen die Vermischung des Blutes oder gegen die 'Verbastardung' und förderte deshalb undurchdringliche Scheidewände zwischen den Völkern; seine nationalsozialistischen Kommentatoren hatten leichtes Spiel bei dem Nachweis, daß diese Trennungswände noch viel fester abgeschlossen und eingeengt seien als die Begrenzungen, die von der Lehre und Gesetzgebung Hitlers vorgenommen wurden.[...]

[Friedrich Ludwig Jahn:]"Mischlinge von Tieren haben keine echte Fortpflanzungskraft, und ebensowenig Blendlingsvölker ein eigenes volkstümliches Fortleben... Wer die Edelvölker der Erde in eine einzige Herde zu bringen trachtet, ist in Gefahr, bald über den verächtlichsten Auskehricht des Menschengeschlechts zu herrschen."


Bei Hitler liest sich das folgendermaßen:

Hitler schrieb:
Im allgemeinen pflegt schon die Natur in der Frage der rassischen Reinheit irdischer Lebewesen bestimmte korrigierende Entscheidungen zu treffen. Sie liebt die Bastarde nur wenig. Besonders die ersten Produkte solcher Kreuzungen, etwa im dritten, vierten, fünften Glied, haben bitter zu leiden. Es wird ihnen nicht nur die Bedeutung des ursprünglich höchsten Bestandteils der Kreuzung genommen, sondern es fehlt ihnen in der mangelnden Blutseinheit auch die Einheit der Willens- und Entschlußkraft zum Leben überhaupt. In allen kritischen Augenblicken, in denen das rassisch einheitliche Wesen richtige, und zwar einheitliche Entschlüsse trifft, wird das rassisch zerrissene unsicher werden bzw. zu halben Maßnahmen gelangen. Zusammen bedeutet das nicht nur eine gewisse Unterlegenheit des rassisch Zerrissenen gegenüber dem rassisch Einheitlichen, sondern in der Praxis auch die Möglichkeit eines schnelleren Unterganges. In zahllosen Fällen, in denen die Rasse standhält, bricht der Bastard zusammen.
[...]
Nein, es gibt nur ein heiligstes Menschenrecht, und dieses Recht ist zugleich die heiligste Verpflichtung, nämlich: dafür zu sorgen, daß das Blut rein erhalten bleibt, um durch die Bewahrung des besten Menschentums die Möglichkeit einer edleren Entwicklung dieser Wesen zu geben. Ein völkischer Staat wird damit in erster Linie die Ehe aus dem Niveau einer dauernden Rassenschande herauszuheben haben, um ihr die Weihe jener Institution zu geben, die berufen ist, Ebenbilder des Herrn zu zeugen und nicht Mißgeburten zwischen Mensch und Affe.
Adolf Hitler, Mein Kampf, Zwei Bände in einem Band, München 1942

Daß Hitler die "Rassenschande" nicht nur für die vermeintlich "hochstehenden" Rassen für gefährlich hielt, geht aus seiner Polemik gegen die "Negermissionen" der christlichen Kirchen hervor, denen er vorwirft, wie würden "aus gesunden, wenn auch primitiven und tiefstehenden Menschenkindern auch dort eine faulige Bastardbrut" machen.

(Fortsetzung folgt; ich schmökere gerade ein wenig in dem empfehlenswerten Buch Peter Weingart, Jürgen Kroll, Kurt Bayertz, Rasse, Blut und Gene - Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland, Frankfurt/Main 1992.)
 
Kann man "Sozialdarwinismus" als Synonym für "Eugenik" verwenden?


Nein, synonym sind die beiden Begriffe nicht. Zwei kurzgefaßte Definitionen:

Unter Eugenik versteht man die Erbgesundheitsforschung, -lehre und -pflege. Dabei wird das Ziel verfolgt, erbschädigende Einflüsse und die Verbreitung von Erbkrankheiten möglichst gering zu halten.
Eugenik


Der Sozialdarwinismus wendet das von Charles Darwin (1809 - 1882) mit Bezug auf die Tier- und Pflanzenwelt formulierte "Naturgesetz der Selektion" (Evolutionstheorie) auf Menschen und ihre sozialen Verhältnisse an. Er beruht auf der Annahme, dass Menschen von Natur aus ungleich sind und nur die Stärksten im gesellschaftlichen Konkurrenzkampf bestehen können.
Sozialdarwinismus
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Also ist der Sozialdarwinismus quasi die Theorie und die Eugenik die daraus abgeleitete praktische Anwendung (Medizin, Politik)...?
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ist der Sozialdarwinismus quasi die Theorie und die Eugenik die daraus abgeleitete praktische Anwendung (Medizin, Politik)...?


Sagen wir lieber: eine der möglichen praktische Anwendungen. (Imperialistische Politik wäre ein Beispiel für eine andere Anwendung, die mit Eugenik nichts zu tun hat.)
 
Also, ich hab jetzt mal in das "Rasse, Blut und Gene" reingeschaut und schon ein bisschen gelesen.
Was mir aber jetzt nicht ganz klar wird ist der Begriff "Rassenhygiene".

Ist das einfach der Begriff, den man im deutschsprachigen Raum für "Eugenik" verwendete, oder bezieht er den völkischen Aspekt mit in die Eugenik ein?
Das wird irgendwie nicht so ganz klar.

Danke für deine Hilfe.
 
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