Eure Meinung?

Preußische Traditionen!?...
Sind das die preußischen Tugenden die nach Auschwitz führten?

Falls das Primat dieser Tugenden in Gehorsam und Pflichterfüllung gegenüber der Obrigkeit zu erblicken wäre, dann könnten diese schon beigetragen haben dahin zu führen.
:pfeif:
 
Falls das Primat dieser Tugenden in Gehorsam und Pflichterfüllung gegenüber der Obrigkeit zu erblicken wäre, dann könnten diese schon beigetragen haben dahin zu führen.
:pfeif:

"Wählte Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte"

Kadavergehorsam ist keine Preussische Tugend.

Disziplin und blinder Gehorsam sind eigenschaften die in jeder militärischen Organisation hochgehalten werden. In der Royal Navy, der russischen Armee oden bei den Marines wurde die Unterwerfung drastischer eingeprügelt als bei den Preussen. Noch im ersten Weltkrieg wurden mehr Soldaten wegen Befehlsverweigerung oder Meuterei bei den Franzosen, Italienern oder Russen erschossen, als bei den deutschen Armeen.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Wählte Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte"

Kadavergehorsam ist keine Preussische Tugend.

Disziplin und blinder Gehorsam sind eigenschaften die in jeder militärischen Organisation hochgehalten werden. ....

Damit wäre eine Militarisierung einer Gesellschaft geeignet die Basis eben dieser Eigenschaften zu verbreitern.

Wenn man z.B. die Virulenz des Antisemitismus des 3. Reichs, in der zeitlichen Abfolge mit der Militarisierung desselben, betrachtet, dann kann man eine Parallele erblicken.
Man soll das nicht verwerfen, aber es auch nicht als einfachen kausalen Zusammenhang verstehen.

Grüße hatl

Ich denk, wir sind da in der Einschätzung nicht weit auseinander.
 
"Wählte Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte"

Kadavergehorsam ist keine Preussische Tugend.

Disziplin und blinder Gehorsam sind eigenschaften die in jeder militärischen Organisation hochgehalten werden. In der Royal Navy, der russischen Armee oden bei den Marines wurde die Unterwerfung drastischer eingeprügelt als bei den Preussen. Noch im ersten Weltkrieg wurden mehr Soldaten wegen Befehlsverweigerung oder Meuterei bei den Franzosen, Italienern oder Russen erschossen, als bei den deutschen Armeen.

Da stimme ich Dir zu. "Gehorsam" in Form von Drill trifft es ja auch nicht ganz, ich würde es eher eine Form von Obrigkeitsglauben nennen. Dieser erst versetzt das Regime in die Lage, im großen Stil Sadismus und Raffgier durch Legitimierung wecken zu können.
Gehorsam alleine dagegen war eher eine Ausrede, wenn ein NS-Verbrecher sich nachher vor dem Galgen retten wollte.
 
Vielen Dank für den interessanten Faden, der hier gesponnen wird.

Ich möchte nicht näher auf "Kadavergehorsam" (der nicht nur dem Preußentum nachgesagt wird, sondern auch bei Ignatius von Loyola zu finden ist) versus Toleranz (was in seiner Bedeutung noch nicht Gleichberechtigung heißt) in Preußen eingehen, da mir das angesichts des Themas - wie von anderen Unsern bereits dargelegt - nicht zielführend zu sein scheint.

Vielmehr möchte ich den Blick auf Alfred Rosenberg richten, der Bolschewismus mit Judentum gleichsetzte, die Protokolle der Weisen von Zion erfolgreich verteidigte und mit dem Völkischen Beobachter über ein massenwirksames Instrument zur Verbreitung der gefährlichen braunen Stinkebrühe verfügte. Er forderte bereits sehr früh, Juden nicht nur die Bürgerrechte, sondern die Menschenrechte zu entziehen - wenn ich mich richtig entsinne.


Zum Gruße
Keine Frage dass die NS-Ideologie, hier in ihrem Exponenten Rosenberg
und später J streicher die xenophobische Disponiertheit der deutschen
Bevölkerung instumentalisierte, und hierfür der real existierende Antisemitus sich besonders eignete. Die massenwirksame Anwendung des Antisemitismus sollte Ratio durch Ressentiment überlagern.
Den Hitlerinos gings ja um die Machterkämpfung um jeden Preis.
Antibolschewismus griff zu diesem Zweck weit besser. Der latente
Antisemitus diente da primär zur Verstärkung des Ersteren.
Erst mit dem Scheitern Hitlerscher Weltmachtsplanungen Dez 41
überschlug der bis dahin eher machtpolitisch betriebene A
zum (kompensatorisch-) eliminatorischen A.


D
 
Dass altpreußische Traditionen den Antisemitismus begünstigten, ist wissenschaftlich nicht belegbar. Diese Behauptung will eine Verbindung schaffen zwischen preußisch-deutscher Gehorsamstradition und dem Dritten Reich. Es gibt aber keine typisch deutsche Traditionslinie, die vom Preußen Friedrichs des Großen über das wilhelminische Kaiserreich zu Hitler führt. Oder gar von Luther nach Auschwitz, wie Daniel Goldhagen das behauptet.

Judenfeindlichkeit und Antisemitismus sind Strömungen, die bei nahezu allen europäischen Staaten zu finden sind. So zeigt die Dreyfus-Affäre einen Höhepunkt des Antisemitismus in Frankreich und Pogrome in Russland sind ebenso virulent wie die Diskriminierung von Juden in Österreich, Italien oder der Schweiz. Spanien hatte sein "Judenproblem" bereits im Mittelalter gelöst.

Wenn man meine beiden letzten Beiträge in dem thread ließt und nicht nur ein Schlagwort heraus greift, kann man vielleicht erkennen, dass ich diesen Zusammenhang nicht gemeint habe. Ich habe nicht von altpreußisch (das wäre für mich 1618-1815 und hat damit nix zu tun) sondern von preußisch-deutsch im Sinne des NDBs und Kaiserreichs gesprochen. Darüber hinaus habe ich ausgeführt, dass der Antisemitismus in allen Ländern vorhanden war. Aber, die entscheidende Frage, weshalb in Deutschland grade die Vernichtung in diesem Umfang verlief, hat mit den tragenden Gruppen des Nationalsozialismus in Deutschland zu tun. Eine autoritäre Herrschaft, die sich auf ländliche Eliten stürzt (Klerikalfaschismus in Österreich, Horthy in Ungarn) oder eine quasi-Militärdiktatur (Spanien, Polen) hatte völlig andere Legitimationsmuster. Der Grund für die Tatsache, dass im Nationalsozialismus der Antisemitismus staatstragen wurde, war eben das Bündnis aus traditionellen Eliten, wie städtischem und ländlichem Kleinbürgertum, dem ein Feindbild bereits vor Augen lag, dass man aber noch weitergehend radikalisierte. Dieses Bündnis entstand aus dem Erhalt der Eliten und der Beamtenschaft des Kaiserreichs mit ihrer antidemokratischen Grundstimmung, sowie der Verschlechterung der lebensbedingungen des Kleinbürgertums.
 
Wo habe ich das behauptet? Die Begriffe "Erziehung" und "Tugend" habe ich nirgendwo in den Mund genommen, sondern lediglich über die Organisation der Gesellschaft geschrieben.
 
YoungArkas hat den gesellschaftlichen Kontext gut beschrieben. Nur ergänzend der Hinweis auf die Wellen der Radikalisierung, wie in der Gründerkrise der Mitt-1870er, der Weltkriegserfahrung und der folgenden Wirtschaftskrise.
 
Wo habe ich das behauptet? Die Begriffe "Erziehung" und "Tugend" habe ich nirgendwo in den Mund genommen, sondern lediglich über die Organisation der Gesellschaft geschrieben.

Sorry - dann haben wir uns anscheinend missverstanden.

Die Traditionslinie von Preußen über das wilhelminische Kaiserreich bis zum Dritten Reich zog vor allem der vieldiskutierte Daniel Goldhagen in seinem Buch "Hitlers willige Vollstrecker". Dort griff er stellenweise sogar bis auf Luther zurück. Für Aufregung sorgte seine Behauptung, der Antisemitismus gehöre zu den lang tradierten, fast völlig unhinterfragten Grundüberzeugungen der deutschen Kultur. Bereits im 19. Jahrhundert sei die Option, die Juden tatsächlich physisch zu vernichten, in Deutschland in größerem Ausmaß diskutiert worden.

Manches davon mag bedenkenswert sein, anderes ist umstritten und wieder anderes barer Unsinn.
 
Wenn man meine beiden letzten Beiträge in dem thread ließt und nicht nur ein Schlagwort heraus greift, kann man vielleicht erkennen, dass ich diesen Zusammenhang nicht gemeint habe. Ich habe nicht von altpreußisch (das wäre für mich 1618-1815 und hat damit nix zu tun) sondern von preußisch-deutsch im Sinne des NDBs und Kaiserreichs gesprochen.
das wären dann aber sehr "frische" Traditionen, falls man überhaupt noch von Traditionen sprechen sollte.

Darüber hinaus habe ich ausgeführt, dass der Antisemitismus in allen Ländern vorhanden war. Aber, die entscheidende Frage, weshalb in Deutschland grade die Vernichtung in diesem Umfang verlief, hat mit den tragenden Gruppen des Nationalsozialismus in Deutschland zu tun. Eine autoritäre Herrschaft, die sich auf ländliche Eliten stürzt (Klerikalfaschismus in Österreich, Horthy in Ungarn) oder eine quasi-Militärdiktatur (Spanien, Polen) hatte völlig andere Legitimationsmuster. Der Grund für die Tatsache, dass im Nationalsozialismus der Antisemitismus staatstragen wurde, war eben das Bündnis aus traditionellen Eliten, wie städtischem und ländlichem Kleinbürgertum, dem ein Feindbild bereits vor Augen lag, dass man aber noch weitergehend radikalisierte. Dieses Bündnis entstand aus dem Erhalt der Eliten und der Beamtenschaft des Kaiserreichs mit ihrer antidemokratischen Grundstimmung, sowie der Verschlechterung der lebensbedingungen des Kleinbürgertums.
War den das Judentum das Feindbild des städtischen und ländlichen Kleinbürgertums? Nun bin ich kein Spezialist in neuer Geschichte. Ich meine mich aber erinnern zu können, daß Hitler und Goebbels die antisemitischen Anfeindung im Wahlkampf Anfang der 30er zurückfuhren, um keine Wähler zu verschrecken. Warum, wenn doch alle so antisemitisch waren? Rund ein Viertel der Deutschen wählten die SPD, dann trotz ihrer größeren Anzahl jüdischer Parteimitglieder? Und waren es nicht u.a. die konservativen Kreise, die die Nazis ablehnten, mit ihren braunen Straßenbanden?
Vielleicht sollte man auch mal über den Tellerrand hinausgucken. Deutschland war überhaupt kein Einzelfall in den 30er Jahren, weder war es die einzige Diktatur, sondern nur eine unter vielen, diktatorisch oder zumindest autoritär geführten Staaten. Zum anderen war es auch nicht das einzige Land in dem Minderheiten diskriminiert wurden. Wieso soll es deine eine "preußisch-deutsche Tradition" sein, die dazu führte, ist eine solche "Tradition" doch für die anderen Staaten gar nicht so existent?

Meine Antwort auf diese Frage ist vor allem der 1. Weltkrieg und seine politischen und wirtschaftlichen Folgen. Die waren für eine Reihe von Staaten, ob Sieger oder Verlierer ähnlich. Aber gerade in Deutschland trafen mehrere Komponenten auf ein andere. da war einmal das Heer der ehemaligen Soldaten, viele gingen in die Freikorps, andere hatten ihre Familien während der Hungerblockade verloren. Wer halbwegs durch den Krieg kam, sah sich nun bedroht von Revolution und Inflation. Die alte Ordnung, die vielleicht stabilisierend hätte wirken können, war zerbrochen und die neue Demokratie schwach und mit hohen Hypotheken belastet.
Vielleicht hätten ein paar mehr "Goldene Jahre" alles verändert, aber der jähe Einbruch am Ende der 20er mit der Wirtschaftskrise in den ersten Jahren der 30er, die Millionen in Hunger und Armut trieb, das völlige Versagen der Demokratie, waren schlichtweg zu viel. Jetzt wollten die Menschen neue, einfache Antworten. Diese gaben ihnen die Nazis. Die Nazis selber enstammten dem kleinen antisemitisch-rassistischen Sammelbecken. Viele waren Weltkriegsveteranen oder eben diese Freikorpsveteranen, die wie es mir scheinend, niemals aus dem Krieg heimkehrten. Nun führten sie ihren Krieg weiter, gegen Kommunisten, Sozialdemokraten, Juden, überzeugte Christen und alle anderen Gruppen, die sie als Feind ausmachten. Eine wehrhafte Demokratie hätte diesen Abschaum niemals nach oben kommen lassen, aber Deutschland war das leider nicht.
 
...was hältst du von den antiken Spartanern? :winke: (hat man deren xenophobe Prügelpeitsch-Lager, die sie theoretisch haben müssten, schon ausgegraben?) :still:

zum Gruße
Kenne die spartanische Gesellschaft kaum
denke aber dass deren patriarchalische Struktur und Schichtengefüge
auf autoritärer Herrschaft beruhte und dem entsprach auch das kriegerische Ethos
Sowas Ähnliches wollte ja auch SS-Himmler in Germanarien errichten.
Ob Heini dort aber Knabenliebe und Gymnopaidiae geduldet hätte
ist wohl zu bezweifeln. . .

diskurzweifelig

D
 
Es waren eher preußisch-deutsche Traditionen, ..., die die Machtergreifung eines sicherlich außergewöhnlich schrecklichen Antisemiten wie Hitler begünstigten.
Nö!
Polemisch:
Die NSDAP wurde im Februar 1920 im münchener Hofbräuhaus gegründet. Im November 1920 wurde diese Partei in Preußen verboten. In Bayern speziell war diese Partei (ausgenommen das reichsweite Verbot '23-'25) nie einem Verbot ausgesetzt.
Julius Streicher, wohl einer der übelsten Antisemiten, wurde in Bayern geboren und wirkte von da aus. Stürmer-Verlag, Nürnberg.
Der Franz-Eher-Verlag, Herausgeber des Völkischen Beobachters, hatte seinen Sitz in München.
Das KZ Dauchau in Bayern war das erste Konzentrationslager der Nazis.

Wo ist da Preußen zu erkennen?
 
Gymnopaidiae geduldet hätte
ist wohl zu bezweifeln. . .

Aha, dagegen hatte dein Heini aber nichts einzuwenden:
leni-riefenstahl.jpg
 
zum Gruße
Kenne die spartanische Gesellschaft kaum
denke aber dass deren patriarchalische Struktur und Schichtengefüge
auf autoritärer Herrschaft beruhte und dem entsprach auch das kriegerische Ethos
Sowas Ähnliches wollte ja auch SS-Himmler in Germanarien errichten.
Ob Heini dort aber Knabenliebe und Gymnopaidiae geduldet hätte
ist wohl zu bezweifeln. . .

diskurzweifelig

D
wenn man Röhm und seine Clique denkt, dann wäre das gar nicht so abwegig. Die Nazis hätten garantiert eine Theorie gefunden um das zu rechtfertigen, wenn sie es gewollt hätten.
 
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