Explosivgeschosse

Nergal

Aktives Mitglied
Man hört und liest ja gelegentlich von Explosivgeschossen zur Zei der Vorderladerkanonen, hat jemand einen Link dazu wie man roßen Kanonenkugeln mit Pulver verschoss ohne dass diese zu früh hochgingen bzw. überhaupt hochgingen?
Moderne Granaten, und gezogene Rohre machen ja doch einen großen Unterschied.
 
Da ist ein kleiner Fehler drinnen und es läßt sich nicht editieren, "roßen" ist wohl beim Kopieren passiert sollte runde heißen.
 
@Nergal

Bomben und Granaten in der Ära der ungezogenen Vorderladergeschütze wurden z.B. bei Belagerungen von Mörsern verschossen. Der Geschützführer/Geschützmeister mußte die Brenndauer der Lunte berechnen. Derartige Bomben findest Du in vielen Museen. Über die Wirkung von Bombardements im 18. Jh. kannst Du hier nachlesen und Du findest auch sehr viele Literaturangaben zum Uz und Thema.

http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2009/2816/pdf/bulletin_7_2003_1_btr03.pdf

M.
 
Man goß Hohlkugeln aus Eisen mit einem Sandkern. Diese wurden mit Schwarzpulver gefüllt und mit einer "Stopine" versehen. Das war ein Holzpropfen der im Inneren einen Kanal mit einer Zündschnur hatte.

Man konnte sie mit "einem Feuer" zünden, d.H. die Stopine zeigte beim Laden in den Lauf und wurde durch den Mündungsblitz in Brand gesetzt, oder durch zwei Feuer, in den man vor dem Schuss die Zündschnur separat anzündete (nur bei sehr großen Kaliber üblich).

Ursprünglich waren es nur Mörser die Explosivgeschosse verfeuerten. Dann kam die Haubitze dazu und zu Beginn des 19. Jahrhundert die "Bombenkanone" entwickelt vom Franzosen Paixhan.

Die Zünder sind schwer zu regeln gewesen. Es gab sie in verschiedenen Längen je nach Reichweite, sie brannten aber oft unregelmäßig und gingen oft zu früh los oder oft gar nicht. Schwarzpulver entzündet sich aber auch durch mechanische Einwirkung, also gingen auch viele Bomben und Granaten durch den Aufschlag los.

Oft kullerten aber die Bomben mit brennenden Zünder auf dem Schlachtfeld herum und es gab noch Zeit diese zu löschen. Auf einem der Bilder von Lejeune sieht man einen Grenadier der eine solche in aller Ruhe mit dem Fuß austritt.

Es soll mal eine vor Napoleon eingeschlagen und unter sein Pferd gerollt sein. Die Granate explodierte und das Pferd war tot, Napoleon blieb aber unversehrt.
 
Es muss übrigens (hier lassen wir dem inneren Zyniker freien Lauf) ein recht schönes Spektakel gewesen sein, eine Beschiessung bei Nacht zuzusehen (am besten natürlich von aussen). In der Literatur und der Kunst gibt es zahlreiche Darstellungen der Leuchtspuren die von den brennenden Lunten hinterlassen wurden und der Frühkrepierer in der Luft.

Eines der bis heute berühmtesten Beispiele ist die amerikanische Nationalhimne:

"O'er the ramparts we watch'd,
Were so gallantly streaming?
And the rockets' red glare,
The bombs bursting in air,
Gave proof through the night
That our flag was still there.
"

http://de.wikipedia.org/wiki/The_Star-Spangled_Banner
 
Allerdings setzten die Briten im Krieg gegen die USA 1812-1814 auch transportable Raketen ein (die sog. Congreve-Raketen); mWn bezieht sich diese Stelle der US-Hymne auf genau diese Dinger, nicht auf Artillerie-Explosivgeschosse. Allerdings waren diese Rakten wohl nicht allzu effektiv und dienten v.a. dazu, Dinge in Brand zu setzen...

It was the use of Congreve rockets by the British in the bombardment of Fort McHenry in the US in 1814 that inspired the fifth line of the first verse of the United States National Anthem, "The Star-Spangled Banner": "And the rockets’ red glare, the bombs bursting in air".
Congreve rocket - Wikipedia, the free encyclopedia

Hier ein hübsches Bild dazu:

http://2.bp.blogspot.com/_dTfWg6g1pmk/TNCTt_dLkcI/AAAAAAAACeE/UgBVSE8zQB8/s1600/Congreve+Rocket.jpg
 
Allerdings setzten die Briten im Krieg gegen die USA 1812-1814 auch transportable Raketen ein (die sog. Congreve-Raketen); mWn bezieht sich diese Stelle der US-Hymne auf genau diese Dinger, nicht auf Artillerie-Explosivgeschosse. Allerdings waren diese Rakten wohl nicht allzu effektiv und dienten v.a. dazu, Dinge in Brand zu setzen...

Congreve rocket - Wikipedia, the free encyclopedia

Hier ein hübsches Bild dazu:

http://2.bp.blogspot.com/_dTfWg6g1pmk/TNCTt_dLkcI/AAAAAAAACeE/UgBVSE8zQB8/s1600/Congreve+Rocket.jpg

Richtig. Das sind die dort erwähnten "Rockets". Mit den "Bombs bursting in air" sind m.W. aber die traditionellen Mörserbomben gemeint.

Im Fort kann man noch eine Britische "Bombe" von damals sehen: http://picasaweb.google.com/1151452...id=lWjkBjh1TAnvzAMIlPwS9Q#5048148615768040914

Hier ist ein zeitgenössisches Bild in dem der Beschuss mit Mörsern dargestellt ist:
 

Anhänge

  • battle.jpg
    battle.jpg
    167,6 KB · Aufrufe: 669
Zuletzt bearbeitet:
Passt auch, müsst man wohl dabei gewesen sein... was ich aber eigentlich niemand wünsche... :winke:
 
Hier ist ein zeitgenössisches Bild in dem der Beschuss mit Mörsern dargestellt ist:
anzumerken wäre, dass spätestens mit dem Beginn der so genannten preussischen oder neudeutschen Manier im Festungsbau fest installierte Mörserbatterien mit Spreng- und Splittermunition zur Vorfeldverteidigung eingerichtet waren (ca. 1810 bis 1850) - eine sehr schöne solche kann man in der Bundesfestung Ulm besichtigen (auf dem Weg vom "Kuhohr" (Doppelkapponiere) zur Wilhelmsburg)
Wer sich zu nahe an eine der neuen polygonalen Festungen wie Koblenz oder Ulm wagte, musste damit rechnen, nicht nur in bestreichendes Kreuzfeuer, sondern auch in einen Mörserhagel zu geraten.
 
anzumerken wäre, dass spätestens mit dem Beginn der so genannten preussischen oder neudeutschen Manier im Festungsbau fest installierte Mörserbatterien mit Spreng- und Splittermunition zur Vorfeldverteidigung eingerichtet waren (ca. 1810 bis 1850) - eine sehr schöne solche kann man in der Bundesfestung Ulm besichtigen (auf dem Weg vom "Kuhohr" (Doppelkapponiere) zur Wilhelmsburg)
Wer sich zu nahe an eine der neuen polygonalen Festungen wie Koblenz oder Ulm wagte, musste damit rechnen, nicht nur in bestreichendes Kreuzfeuer, sondern auch in einen Mörserhagel zu geraten.
Wobei das vorher schon von einem Franzosen vorgeschlagen wurde. Montalembert hatte Mörserbatterien in den Kehlen der Festungen geplant. In Frankreich selber ist er jedoch bis auf ein oder zwei Beispielen, weitgehend ignoriert worden.
 
Wobei das vorher schon von einem Franzosen vorgeschlagen wurde. Montalembert hatte Mörserbatterien in den Kehlen der Festungen geplant. In Frankreich selber ist er jedoch bis auf ein oder zwei Beispielen, weitgehend ignoriert worden.
ja, Montalembert und Carnot waren für den "neudeutschen" Festungsbau sehr relevant - Mörserbatterien wurden gerne im Graben vor ausspringenden Winkeln (z.B. vor den Ravelins der Kaponieren) installiert, z.B. in Posen. Wie auch immer, man nutzte diese Sorte von Geschützen auch in Festungen.
im späten 18. Jh. eine kuriose Quelle: Mozarts Hochzeit des Figaro ("sausen Bomben und Granaten links und rechts dir um das Ohr - nun vergiß die bunten Bänder, nun vergiß die seidnen Gewänder)
 
Das erinnert mich an ein Bild das eine Belagerung im frührn 19jh zeigt, dort sieht man ein Projektil auf einer Straße einschlagen und explodieren, die Agoni der Opfer ist irgendwie unfreiwillig "gemütlich" eingefangen und wirkt fast verharmlosend.
 
Das erinnert mich an ein Bild das eine Belagerung im frührn 19jh zeigt, dort sieht man ein Projektil auf einer Straße einschlagen und explodieren, die Agoni der Opfer ist irgendwie unfreiwillig "gemütlich" eingefangen und wirkt fast verharmlosend.

Im früheren 19. Jhdt. gab es noch keine Fotografie. Agonie und Gemütlichkeit dürften daher weniger auf die Realität der Szene als auf das Unvermögen(?) des Bildproduzenten zurückzuführen sein.
 
Möglicherweise liegt es daran dass die Künstler selbst nicht so oft mit Krieg, Tod und Zerstörung in Berührung kamen.
Ich erinnere mich an ein Bild aus dem 17jh zu den Türkenkriegen wo ein türkischer Soldat mit einem Bajonett aufgespießt wird, der Gesichtsausdruck des Opfers ist eher noch mit "schlechtes Frühstück" denn mit "Todeskampf" zu beschreiben, auch der "Täter" sieht mehr danach aus als ob er Büroarbeiten erledigt als dass er an einem blutigen Kampf teilnimmt.
Ich müßte das Bild mal suchen, es ist unfreiwillig komisch.
 
Man konnte sie mit "einem Feuer" zünden, d.H. die Stopine zeigte beim Laden in den Lauf und wurde durch den Mündungsblitz in Brand gesetzt, oder durch zwei Feuer, in den man vor dem Schuss die Zündschnur separat anzündete (nur bei sehr großen Kaliber üblich).

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts setzte sich dann das "aus dem Dunst werfen" durch. Das ist sozusagen eine Kombination aus den beiden vorherigen Varianten. Die Kugelbombe wurde mit der Zündschnür nach vorn geladen, ohne dass man sie vor dem Schuss entzündete. Der schießpluvergefüllte Hohlraum der Kugel war nicht konzentrisch, wodurch die Wanddicke der Kugel unterschiedlich und die Gewichtverhältnisse unausgewogen waren. Die dünnste Stelle lag oben am Zünder und sollte 1/9 des Durchmessers stark sein.
Beim Abschuss drehte sich die Kugel dann so, dass die Zündschnur durch das Mündungsfeuer entzündet wurde.
Dieses Verfahren wurde von Casimir Simienowicz in seinem Buch "Ars magnae artilleriae", 1650 in Amsterdam gedruckt, erstmalig beschrieben.

Zum ersten großen Erfolg mit Granaten im Seekrieg kam es am 30. November 1853 in der Seeschlacht von Sinope.
Ein russisches Flottengeschwader von 6 Linienschiffen überraschte in der Bucht von Sinope ein vor Anker liegendes, türkisches Flottengeschwader. Die Russen schossen mit ihren Bombengeschützen, von Henri Joseph Paixhans 1822 entwickelt, die türkischen Schiffe zu Klump. Zwei flogen gleich zu Anfang in die Luft und die anderen, die ihre Ankertaue gekappt hatten und zu fliehen versuchten, trieben auf die Küste zu, wo sie dann, manövrierunfähig, zusammengeschossen wurden. Eine Korvette entkam.
Frankreich schickte Artilleriespezialisten nach Sinope, um die Wirkung seiner exportierten Bombengeschütze auszuwerten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben