Facharbeit: Aufarbeitung der Franco-Diktatur in Spanien

MasterChief

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Hey habe das Facharbeitsthema: Die Aufarbeitung der Diktatur Francos in Spanien nach 1975.

Aber mir fallen keine Unterthemen ein über die man schreiben kann kann mir da jemand behilflich sein das wäre echt super lieb.
 
Wie gut kannst du Spanisch? Denn dannn könnte man eine Reihe von Filmen empfehlen:
Las bicicletas son para el verano (1977) - Ich meine der Film sei auch schon mal auf Arte oder 3sat also auf Deutsch gelaufen
La Hora de los Valientes (1998)
La escopeta nacional (1978)
La lengua de las mariposas (1999)
El labirinto del fauno (2006, dt. Pans Labyrinth)
Libertarias (1996)
Tierra y Libertad (1995)

Die meisten dieser Filme befassen sich mit dem Bürgerkrieg, Pans Labyrinth eher mit der Partisanenbekämpfung in Nordspanien nach dem Ende des Bürgerkrieges, La lengua de las mariposas endet mit dem Beginn des Bürgerkrieges. La escopeta nacional spielt ungefähr zum Drehzeitpunkt des Filmes: Es treffen bei einer Jagdgesellschaft der frühen Transición die unterschiedlichsten Charaktere aufeinander, u.a. ein nationalkatholisch- franquistischer spanischer Priester und ein lateinamerikanischer Befreiungstheologe. Weiter kann man innerhalb der katholischen Kirche gar nicht auseinander sein.

Andere Filme, etwa El extraño viaje (1964) von Fernando Fernán Gómez (hier Regisseur, in La lengua de las mariposas spielt er den alten Lehrer, der zur Hauptbezugsperson des Protagonisten wird), einem Thriller, der viel aus Psycho und Die Vögel zitiert oder auch Komödien mit José Luis López Vázquez de la Torre in der Hauptrolle (z.B. Mi querida Señorita, 1972) brechen noch während der Franco-Zeit die Krusten auf. So gibt es in El extraño viaje eine mehrszenige Sequenz in der die Besitzerin einer Unterwäscheboutique von Pontius nach Pilatus läuft, um Angelina, die Dorfschönheit, des Diebstahls zu bezichtigen - Beweise hat sie keine, aber wer sonst, als die sich nicht um Konventionen scherende Angelina soll es denn sonst gewesen sein? Sie läuft zum Bürgermeister, zur Polizei und schließlich zum Priester, den sie zum Bruch des Beichtgeheimnisses auffordern will, also zu den Vertretern oder Säulen des franquistischen Staates. Alle aber lehnen das Ansinnen der ultrakonservativen Frau ab und der Priester sagt schließlich sinngemäß, vor Gott sind alle Menschen gleich und wird daraufhin als ¡Rojo! ¡Socialista! beschimpft. Ich finde das ganz geschickt von Fernando Fernán Gómez gemacht: Die Säulen/Vertreter des franquistischen Staates kommen sympathisch rüber, aber die Leute, die in der Ideologie des franquistischen Staates gefangen sind - ohne dies explizit zu sagen - stellen sich als Betonköpfe heraus, sie sind die Antipathen des Films. So umgeht man Zensur.

In La Miel (1979) muss sich José Luis López Vázquez de la Torre als Don Agustín, einem am Theologie-Studium gescheiterten Priester, der jetzt als Lehrer an einer Schule arbeitet, aus der Fuchtel seiner tyrannischen, schnorrenden (und sein Geld verprassenden), innerlich verwesenden (sie furzt andauernd und schiebt die Schuld auf Don Agustín) Schwester lösen, was ihm mit Hilfe der Mutter eines Schülers gelingt, eine Prostituierte(?), die ihn verführt und ihm immer wieder seinen Kragen, den er trägt wie ein Priester sein Collar, zurechtrückt. Das ist eine sehr symbolische Befreiung.

Franco wird in diesen Filmen, Mi querida señorita, La miel oder El extraño viaje nie erwähnt, aber man merkt eben deutlich, dass es um Aufbruch geht, raus aus der Verkrustung, egal ob in der Spätphase der Diktatur oder eben in der frühen Zeit der Transición.

Ab den 90er Jahren fällt dann der Blick vermehrt auf den Bürgerkrieg, wenn man mal Las bicicletas... als sehr frühen Bürgerkriegsfilm, der seinem Genre um 20 Jahre voraus ist, ausklammert.

Wenn du dich nicht mit Filmen beschäftigen möchtest, dann fiele mir noch der Kampf um Untersuchungsrichter Baltasar Garzón ein. Das ist relativ aktuell, der vor allem, seitdem er Untersuchungen die Franco-Zeit betreffend geführt hat, in seiner Arbeit durch rechtsextreme Verbände massiv behindert wurde. Ein Kampf der auch in der spanischen Presse intensiv geführt wurde und auch in die deutsche Medienlandschaft geschwappt ist. 2012 hat er ein mehrjähriges Berufsverbot kassiert. Man hat ihn gewissermaßen erfolgreich arbeitsunfähig gemacht.
 
Naja Spanisch kann ich null :D, aber danke für eine ausführliche Antwort allerdings habe ich immernoch nichts so richtiges. Muss auch schreiben was danach so passiert nach seinem Tod etc.
 
Deshalb der Verweis auf Baltasar Garzón. Da kannst du dann mit dem Wikipedia-Artikel anfangen und dich durch die deutsch- und englischsprachige Presse lesen: Welt, Zeit, Süddeutsche, taz, Fr. Rundschau, FAZ, Rhein. Merkur, Stern, Spiegel, Focus etc. Guardian, Times, NY Times, London Times, Daily Herald... da sollte ein ganze Menge online zu finden sein, vielleicht auch spanische Medien, die englisch/deutsch herausgegeben werden.
 
Auch wenn dir das Filmthema nicht so liegt, mir ist noch ein toller Film eingefallen, der die Unterschiede der Franco-Zeit und der Nach-Francozeit thematisiert, wenn auch nur explizit in der Anfangs- und Schlussszene Pedro Almodóvars Live Flash/Carne Trémula. Die Anfangs- und Endszene sind beinahe identisch. Beide zeigen eine Geburt, die erste Geburt 1970 in einem leeren Bus auf menschenleeren Straßen, die zweite Geburt 1997 in einem Auto, die Straßen sind voll. Das 1970 geborene Kind ist der Vater des 1997 geboren werdenden Kindes. Der Vater erklärt seinem Kind im Bauch der Mutter explizit die Unterschiede zwischen seiner Geburt und der seines Kindes.
Der Film ist auf Deutsch unter dem Titel Mit Haut und Haar erschienen.
 
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