aber hat hier nicht einer die deutsche Geschichte 1871 anfangen lassen wollen???
Richtig. Aber das fand ich so unsinnig, da bin ich gar nicht erst darauf eingegangen.
Ich denke beim näheren hinsehen, ist unsere Geschichte gar nicht so einzigartig.
Gegenthese: Jede nationale Geschichte ist einzigartig.
Jedenfalls ist mir keine Dublette bekannt - jedes Volk hat seine speziellen Merkwürdigkeiten.
Insofern halte ich die Einzigartigkeiten z. B. in der deutschen Geschichte für interessant und diskussionswürdig - richtig daneben wirds erst wenn jemand sagt: "Wir sitzen jetzt schon seit über 2000 Jahren in Mitteleuropa und deswegen sind wir schöner und verehrungwürdiger als alle anderen".
Die Besonderheit mit der langen durchgängigen Tradition finde ich deshalb so interessant, weil genau dies so gar nicht zu erwarten war.
Nehmen wir doch mal die Situation in Europa einige Zeit vor der Zeitenwende. Und denken wir uns einige schlaue Zeitgenossen und fragt sie nach einer Prognose. So nach dem Motto: "Schaut Euch Europa mal an, da wird es demnächst heiß hergehen, erst gründen diese aufstrebenden Römer ein Riesenreich, und dann zerfallen und entstehen andere Reiche, Völker werden wandern, Kulturen sich verändern und so weiter."
Und jetzt kommt die Saalwette:Welche Kultur wird diese ganze Durcheinander mit weniger Änderungen überstehen?
Kandidat A die Kelten auf den britischen Inseln. Liegen schön am Rand Europas, klare natürliche Grenzen, mit dem keltischen Gallien als vorgelagerten Puffer.
Kandidat B die germanischen Stämme Mitteleuropas, mitten zwischen allen nur denkbaren Fronten, ein völlig heterogenes und unklar abgegrenztes Siedlungsgebiet, keine natürlichen Grenzen und natürliches Durchzugsgebiet, wenn sich irgendwelche der vielen Nachbarn mal prügeln wollen.
Die Chancen-Einschätzung wäre wohl sehr eindeutig gewesen: 3 Ochsenkarren Bronze auf Britannien und maximal zwei Holzknöpfe Wetteinsatz auf Kandidat B.
Und es ist völlig umgekehrt gekommen.
Ist Geschichte nicht faszinierend?