Feldpostkarten meines Urgroßonkels - Sächsische Armee im I. WK

Turandokht

Aktives Mitglied
Ich war seit gefühlt Jahrhunderten nicht mehr hier im Forum und komme jetzt mit vielen Fragen....
Mich hat die Familienforschung gepackt. Unter anderem transkribiere ich gerade die Feldpostkarten meines Urgroßonkels, die er von 1914 bis 1918 an meine Uroma geschickt hat. Dass die überlebt haben, liegt nur daran, dass Uromi Postkarten sammelte.
Ich würde gern mehr über Onkel Paul herausbekommen, und diese Postkarten sind (außer ein paar Fotos) das einzige, was von ihm geblieben ist. Er muss ganz kurz vor Ende des Krieges gefallen sein, der arme Kerl. Die letzte Karte ist vom 7.10.18....
Unter anderem wüsste ich gern, wann und wo er gefallen ist und ob ein Grab bekannt ist. Bei den Kriegsgräbern habe ich schon geschaut, aber da wäre es hilfreich, wenn ich seinen letzten Aufenthaltsort genauer wüsste, um es eingrenzen zu können. In den Verlustlisten ist er auch nicht zu finden, aber die sind sowieso lückenhaft.
Auf den Postkarten steht ja immer sein Regiment usw. drauf. Ich dachte also, man könnte herausfinden, wo die sächsischen Truppen im Oktober 1918 genau waren. Online habe ich solche Details bis jetzt nicht gefunden. Da ich aber vom I. WK so gar keine Ahnung habe, weiß ich auch nicht, wo in die Literatur ich etwas finden könnte.
Könntet Ihr mich ein bisschen in die richtige Richtung lenken?
 
Könntet Ihr mich ein bisschen in die richtige Richtung lenken?
bei uns im Familienbesitz gibt es ein Erinnerungsbuch von dem Reserve-Infanterie-Regiment meines Großvaters, in dem die Heldentaten dieses Regiments während des WKI aufgeführt sind. (Mein Großvater ist zwei Mal erwähnt und unter eine der Notizen, die über ihn verfasst sind, hat er einen kritischen Kommentar geschrieben, aber meine Mutter hat ihn auch immer als Pazifisten geschildert). Solche Erinnerungsbücher könnten, sofern du an sie herankommst ggf. eine Quelle für dich sein.
 
Das Sächsische Staatsarchiv hat Verlustlisten:


1737990913039.png
 
Meine Leseliste für die Bibliothek in Dresden wird immer länger...
Das Problem kenne ich. Und manchmal fällt es schwer zu priorisieren.
Die Listen sind leider nur für Dresden und Umgebung und Paul kam aus der Oberlausitz. Aber trotzdem danke!
So tief bin ich da nicht eingedrungen. Ggf. gibt es in Potsdam noch Daten? Mit dem sächsischen Archivwesen kenne ich mich nicht so aus. In Niedersachsen ist das sehr zentral, in NRW nebeneinander dezentral und zentral.
 
Das Problem kenne ich. Und manchmal fällt es schwer zu priorisieren.

So tief bin ich da nicht eingedrungen. Ggf. gibt es in Potsdam noch Daten? Mit dem sächsischen Archivwesen kenne ich mich nicht so aus. In Niedersachsen ist das sehr zentral, in NRW nebeneinander dezentral und zentral.
Muss ich mal schauen.
Ich finde es wirklich schwer, mich da einzuarbeiten. Es ist halt auch sehr bedrückend, wenn man die Fotos von dem Bürschlein hat, den sie mit 18 losgeschickt haben und der fast den ganzen Krieg mitmachen musste. Und dann hat er es nicht mal überlebt. :confused:
 
Die Listen sind leider nur für Dresden und Umgebung und Paul kam aus der Oberlausitz. Aber trotzdem danke!
Die Oberlausitz so weit sächisch müsste allerdings im Korps-Bezirk XII (Sachsen) gewesen sein und somit müssten Aufzeichnungen über Personen aus der dem Gebiet eigentlich bei den Akten zu finden sein, die den Bezirk Dresden betreffen:




So tief bin ich da nicht eingedrungen. Ggf. gibt es in Potsdam noch Daten?
Wahrscheinlich wäre wichtig zu wissen, ob die Person tatsächlich die sächsische Staatsbürgerschaft hatte. Angesichts dessen, dass der Mann in der sächsichen Armee war, klingt das zwar eigentlich banal, es könnte aber durchaus sein, dass die sächsischen Einheiten, sollten sie schwere Verluste gehabt haben und die sächsichen Militärbezirke nicht in der Lage gewesen sein genügend Reservisten/Ersatz für die Ausgefallenen zu stellen, dass hier vorübergehend Soldaten eingeglidert wurden, die eigentich eine andere Staatsangehörigkeit hatten und eigentlich normalerweise in einer anderen Armee gediehnt hätten.

Das Personen mit der Staatsangehörigkeit eines deutschen Staates zuweilen in der Armee eines anderen deutschen Teilstaates ihren Dienst leisteten, war insofern dass die Kleinstaaten keine eigenen Armeen unterhielten und deren Wehrpflichtige dann in den Armeen der größeren Staaten organisiert wurden gang und gäbe.

Die Wehrpflichtigen der Norddeutschen Kleinstaaten dienten alle in der Preußischen Armee, die Badener in der Würtembergischen Armee und wenn man sich die die oben verlinkte Karte mit den Korps-Bezirken anschaut, scheinet "Preußisch Würtemberg", (also die ehemaligen Hohenzollern-Fürstentümer Siegmaringen und Hechingen), dem badischen Korps-Bezirk (XIV.) angegliedert gewesen zu sein.
D.H. das es augenscheinlich auch akzeptiert war, dass etwa preußische Staatsbürger ihren Dienst in der Würtembegischen Armee ableisteten.

Ferner, wenn man sich die Karte der Korps-Bezirke ansieht, wird man feststellen, dass die zu Beginn des 1. Weltkriegs nicht unbedingt gleichmäßig groß waren, was das Bevölkerungsaufkommen des Gebiets angeht, man vergleiche etwas den Korp-Bezirk I im Östlichen Ostpreußen (Das Gebiet, dürfte, wenn es hoch kommt anno 1914 1-1,5 Millionen Einwohner gehabt haben mit dem Bezirk III mit Berlin und dem Großteil Brandenburgs oder den großen Brocken im Westen.

Demnach war es in einigen Korps-Bezirken bereits bei durchschnittlichen Verlusten schwer Verluste durch Rekruten aus dem eigenen Bezirk zu ersetzen.


Sollte die Person um die es geht kein Staatsangehöriger des Königreichs Sachsen gewesen sein, könnte er ursprünglich in einer der anderen Armeen gediehnt haben (bei der Oberlausitz als Herkunftsregion wäre die Preußische naheliegend) und als Ersatz für Verluste in die sächsiche Armee gewissermaßen hineingerutscht sein, sofern sich Verluste nicht ersetzen ließen ohne die Region über Gebühr zu belasten und man das durch die Übernahme anderer Kader gewissermaßen ausglich.

Wenn der Mann ursprünglich in einer der anderen Armeen gewesen sein sollte und während des Krieges gewissermaßen an die Sachsen ausgeliehen gewesen wäre, könnte es sein, dass das in der Registratur einer andern Armee, bzw. eines anderen Teilstaates gelandet ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Shinigami
Danke für Deine Anregungen.
Ich war davon ausgegangen, dass mein Urgroßonkel sächsischer Staatsbürger ist. Die Familie lebte jedenfalls im sächsischen Teil der Oberlausitz. Aber tatsächlich stammte sein Vater aus dem preußischen Teil. Also ist es vielleicht doch nicht so klar.
Was den Krieg betrifft, war er von Anfang an in der sächsischen Armee. Die erste Postkarte kommt auch direkt vom sächsischen Truppenübungsplatz Königsbrück.
 
Was den Krieg betrifft, war er von Anfang an in der sächsischen Armee. Die erste Postkarte kommt auch direkt vom sächsischen Truppenübungsplatz Königsbrück.
Dann wird man den Gedankengang wahrscheinlich vergessen können, zumindest wenn er den Krieg von Anfang an mitgeacht hat. Wenn er erst einige Monate nach Beginn eingezogen wurde, wäre es vielleicht sinnvoll das auf dem Schirm zu behalten.

Als Teil der 3. Armee des deutschen Heeres (in Kriegszeiten) gehörten die Formationen der Sächsischen Armee 1914 zum rechten Angriffsflügel der deutschen Strategie gemäß Schlieffenplan.
Das brachte beim Vormarsch in Belgien einiges an Verlusten mit sich, außerdem war bereits im Vorfeld der Marneschlacht bei der 3. Armee noch ein "Seuche" ausgebrochen (wobei mal von "Ruhr" und mal von "Thypus" die Rede ist) ausgebrochen.
Ich weiß nicht genau, welche Eindämmungsmaßnahmen man getroffen hat, aber wahrscheinlich wird es sinnvoll gewesen sein offensichtlich erkrankte Kader bei erster Gelegenheit auszuwechseln um eine Ausbreitung der Krankheit im gesamten Heer zu verhindern.
Zudem dürfte man, so lange man noch vom Bewegungskrieg ausging und dafür wirklich fitte Soldaten brauchte um marschieren zu können, Erkrante hier schneller als Ausfälle betrachtet haben, als später im Grabenkrieg, wo es im Zweifel nur darum ging, die eigenen Befestigungen irgendwie zu halten.

Hier (so ab Mitte September '14) wäre es sicherlich denkbar gewesen Verluste der sächsichen Fromationen kurzfristig mit anderen Kadern aufzufüllen und vielleicht auch nach der einen oder anderen blutigen Episode im späteren Kriegsverlauf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man hat ihn anscheinend Ende 1914 eingezogen. Die erste Karte ist vom 21. Dezember. Danach war er mindestens von Januar bis Mai in der Champagne. Die Karten kommen alle aus Moronvilliers.
Mich verwirren noch diese ganzen Zuordnungen zu Heeresteilen, also was war übergeordnet usw. Auch wurde ja im Verlauf des Krieges einiges aufgelöst und neu zusammengewürfelt.
Da muss ich erst mal durchsteigen. o_O
Hier hat er schön ordentlich seine Zugehörigkeit aufgeschrieben:
1738166205502.png
 
Die Wehrpflichtigen der Norddeutschen Kleinstaaten dienten alle in der Preußischen Armee, die Badener in der Würtembergischen Armee und wenn man sich die die oben verlinkte Karte mit den Korps-Bezirken anschaut, scheinet "Preußisch Würtemberg", (also die ehemaligen Hohenzollern-Fürstentümer Siegmaringen und Hechingen), dem badischen Korps-Bezirk (XIV.) angegliedert gewesen zu sein.
D.H. das es augenscheinlich auch akzeptiert war, dass etwa preußische Staatsbürger ihren Dienst in der Würtembegischen Armee ableisteten.
Ich bin sehr verwundert. Nach der bisher mir zugänglichen Literatur als auch nach den Denkmälern und Gedenktafeln in Mittelbaden waren die Badener Teil der Preußischen Armee. Die Truppen gehörten zum

XIV. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich) – Wikipedia

Im XIV. Armeekorps tummelten sich auch Württemberger und Bayern. Ich gehe aber davon aus, dass die Badener die Mehrheit der Truppen stellten.

Badische Armee – Wikipedia
 
Ich bin sehr verwundert. Nach der bisher mir zugänglichen Literatur als auch nach den Denkmälern und Gedenktafeln in Mittelbaden waren die Badener Teil der Preußischen Armee. Die Truppen gehörten zum
Du hast recht, hier habe ich was durcheinandergebracht und zwar die Militärorganisation des deutschen Bundes bis 1867, innerhalb derer Würtemberg und Baden eine gemeinsame Formation zu stellen hatten für den Fall des Zusammentretens des Bundesheeres, mit der Organisation im späteren Kaiserreich.

Allerdings an der Grundaussage, dass innerhalb des Reiches, dass ja keine gesamtdeutsche Staatsangehörigkeit kannte, Angehörige der Einzelstaatenn zuweilen ihren Militärdienst in der Armee eines anderen Einzelstaats ableisteten, ändert das ja nichts.

Trotzdem danke für den Hinweis, da hatte ich Unsinn geschreiben.:)
 
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