Fluch der Karibik zeitlich einordnen

Hallo
hab mir heute den Film Fluch der Karibik 2 angeschaut und dachte dabei, dass er ungefähr anfang bis mitte des 18. jahrhunderts spielt. Jetzt lese ich aber, dass Tortuga z.B. und auch Port Royal ihre Blütezeit im 17. Jahrhundert hatten.
Spielt der Film wirklich schon in einer so frühen Zeit?

P.S. Ich weis natürlich, dass durch diese ganzen Kreaturen und den sonstigen Kram ein richtiger historischer Hintergrund nicht gegeben ist, trotzdem würde es mich mal interessieren, wann dieser Film ungefähr spielen sollte

danke für alle sich beteiligenden
 
Naja. Könnte ja sein, dass es auch nicht während der Blütezeit von Port Royal spielt. Oft werden in solchen Filmen ja auch einfach die zeitepochen durchgemischt. Ich glaub nicht, dass sich der Regisseur von dem Film vorher geschichtsbücher gewälzt hat. Vielleicht ein bisschen! Aber ist ja nicht so schlimm, Hauptsache, der Film ist gut! Und den meisten Zuschauern ist das doch eigentlich egal, oder?
 
Wohl kaum. Es handelt sich um einen kruden Mix. Es ist ein Fantasy-Film.
Sir Henry Morgan lebte am Ende des 17.Jh..
Blackbeart Teach (http://www.muenster.de/~voigt/blackbeard.htm) und Roberts passen dann schon eher in die Zeit um 1720. Die Uniformen stimmen, wiederum grob gesagt, für das Ende des 18.Jh. ungefähr Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg (1775-83).
Eine Bekannte nannte die Handlungszeit des Films GroRo. (=GrobRokoko)
=) :winke:
Der einzige gute Piratenfilm:
http://www.new-video.de/film-piraten/
Schiff und Kleider sind sehr gut recherchiert und das soll was heißen für einen Piratenfilm.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe den FIlm inzwischen auch gesehen. Und da ichdavor diesen Thread hier las habe ich ein wenig aufgepasst.

Auf der Karte die man im Film sieht ist Australien relativ gut erkennbar eingezeichnet, Neuseeland aber noch nicht.

Wobei fraglich ist, ab welchem Zeitpunkt man Australien gut katrographieren konnte. Im Jahr der Entdeckung Australiens bestimmt noch nicht.
 
Also ich denke, dass es bei Fluch der Karibik eher weniger auf die historische Richtigkeit ankommt, obwohl gesagt sein muss, dass Bruckheimer ein Haufen Historiker engagiert hatte.

Interessant fand ich hingegen wie die verschiedenen mythischen Elemente, vor allem das "Dreigestirn" Davy Jones, Flying Dutchman und der Kraken, miteinander verbunden wurden. Am meisten wurde dabei ja wohl die arme Dutchman "verwurstet". Flaggschiff des Teufels selbst - nun ja, die Crew sah ziemlich spaßig aus.

Trotzdem hab ich es aufgegeben von Hollywoodfilmen zu erwarten, dass Fakten richtig wiedergegeben werden. Wenn man das will, sollte man auf das gute alte Buch umsteigen. Kino will heutzutage nur in den seltensten Fällen informieren. Die Priorität liegt auf der Unterhaltung.
 
Man muss halt schauen, in welche Kinos man geht. In meiner deutschen Wahlheimat hat's ein nettes Kino, da habe ich noch nie eine Hollywoodproduktion gesehen, der einzige in den USA aufgenommene Streifen war von Ken Loach (ich liebe diesen Regisseur!), Bread and Roses, dafür aber jede Menge europäische, afrikanische und asiatische Produktionen häufig in OmU.
 
nun ja bei dem Kino in meiner stadt ist es ein Wunder, wenn mal ein deutscher Film gezeigt wird, deswegen gehe ich nur rein, um mich zu amüsieren, sei es über den Film selbst, oder über die schlechte Machart.

Hierbei würde ich aber Fluch der Karibik eindeutig in die erste Kategorie einordnen. Das ist ein Film der Spaß macht und man sollte nur mit dieser Absicht ins Kino gehen.

Ansonsten würde ich "Bleep" empfehlen. Das war der beste Film, den ich seit langem gesehen habe.
 
Hallo
trotzdem würde es mich mal interessieren, wann dieser Film ungefähr spielen sollte

Der technischen Ausstattung nach zu beurteilen später als 1710/15, denn erst zu dieser Zeit wurde das Steuerrad erfunden und in der Royal Navy als erster Marine eingeführt.

In Piratenfilmen allerdings schippern Piraten zu jeder Zeit, egal ob 16. oder 17. Jh., mit einem Steuerrad herum. Gehört einfach dramaturgisch zum Utensil eines Piraten dazu, welcher Zuschauer will schon einen Freibeuter am Kolderstock rumnuckeln sehen?
 
Hmmm, der Film ist ein einziges Sammelsurium aus Klisches aller Art.
Port Royal ist bereits 1692 größtenteils im Meer versunken, war aber bereits 10 Jahre zuvor, nicht mehr das berühmte Piratennest, dass es einst war.
Die Piraten tummelten sich zu dieser Zeit in erster Linie in New Providence, Bahamas.

Die im Film gezeigten Schiffe stammen aus der Mitte des 17. wie auch aus dem späten 18. Jahrhundert.
Ähnliches gilt auch für die Kostüme der Akteure.
Die einfachen Soldaten mit schneeweißen Plastik-Perücken, waren besonders peinlich.
Die Soldaten damals haben, wenn überhaupt, ihr NATURHAAR mit Mehl gepudert, Perücken trugen sie keine.
In der Regel war aber das Pudern vom Eigenhaar bzw. von Perrücken, dem Adel vorbehalten (von Land zu Land unterschiedlich).
Auch die Allongeperücke des Gouverneurs wirkte wie ein Fremdkörper im Vergleich zu den ansonsten getragenen Zopf-Perücken.
Sicher, staatliche Autoritäten trugen auch im Zeitalter des Rokoko noch eine Zeit lang diese Langhaarperrücken, jedoch nur bei offiziellen Anlässen.

Hinzu kommt dieses typisch amerikanische Engländer-Bashing, das hier dadurch zum Ausdruck gebracht wird, dass die offiziellen, englischen Autoritäten, entweder blasiert, vertrottelt oder "tuntig" dargestellt werden.
Schlimmer, viel schlimmer, ist nur noch "Der Patriot" mit Mell Gibson :mad:

Bei dem Film dreht sich mir, der ich grobe historische Unkorrektheiten gar nicht mag, der Magen um.
Aber was solls, ich zähle mich nicht zum Zielpublikum solcher Streifen :)

PS: Unübertr
 
Bei dem Film dreht sich mir, der ich grobe historische Unkorrektheiten gar nicht mag, der Magen um.

Diese Einschätzung teile ich bei Filmen, die historisch sein wollen. In dieses Spektrum gehören aber die drei Fluch der Karibik-Filme nun absolut nicht hinein.

Hinzu kommt dieses typisch amerikanische Engländer-Bashing, das hier dadurch zum Ausdruck gebracht wird, dass die offiziellen, englischen Autoritäten, entweder blasiert, vertrottelt oder "tuntig" dargestellt werden.
Schlimmer, viel schlimmer, ist nur noch "Der Patriot" mit Mell Gibson :mad:

Dabei ist auch hier Fluch der Karibik über den Verdacht erhaben. Während nämlich normalerweise die Engländer von Amerikanern gespielt werden (und die Schotten von ihren Akzent nur mäßig verbergenden Australiern), sind die Engländer in der Fluch der Karibik-Trilogie auch von Engländern oder zumindest Briten dargestellt.
Und die Piraten selbst kommen ja auch nicht viel besser weg. Jack Sparrow ist blasiert, tollpatschig und auch ein bisschen tuntig. Will Turner dagegen, zunächst zwar etwas unerfahren, aber handfest und bodenständig.
 
Diese Einschätzung teile ich bei Filmen, die historisch sein wollen. In dieses Spektrum gehören aber die drei Fluch der Karibik-Filme nun absolut nicht hinein.

Jeder Film dessen Handlung in einem historischen Kontext steht, sollte auch um ein Minimum an Authentizität und historischer Korrektheit bemüht sein.
Selbst die alten Piraten-Schinken aus den 40er-Jahren mit Errol Flynn, kommen viel glaubwürdiger rüber.


Dabei ist auch hier Fluch der Karibik über den Verdacht erhaben. Während nämlich normalerweise die Engländer von Amerikanern gespielt werden (und die Schotten von ihren Akzent nur mäßig verbergenden Australiern), sind die Engländer in der Fluch der Karibik-Trilogie auch von Engländern oder zumindest Briten dargestellt.
Und die Piraten selbst kommen ja auch nicht viel besser weg. Jack Sparrow ist blasiert, tollpatschig und auch ein bisschen tuntig. Will Turner dagegen, zunächst zwar etwas unerfahren, aber handfest und bodenständig.

Na es ist aber schon ein großer Unterschied, wenn eine Rolle letztendlich trotz "Tollpatschigkeit" sympathisch angelegt ist.
Der Tenor war bei den Engländern/Briten hier war aber wieder eindeutig, "seht euch diese blasierten Idioten an".
Und die Ostindische Handelskompanie wird dargestellt, wie die britische Kolonialmacht in Neuengland, kurz vor dem Unabhängigkeitskrieg (wie Überhaupt diesbezüglich gewisse Parallelen ins Auge stechen).
Und überhaupt, was macht die OSTINDISCHE Handelskompanie in der Karibik???

Der Film ist in meinen Augen Stuss, sorry.
Wenn ich Fantasy will, dann guck ich mir Harry Potter, den Herrn der Ringe oder Star Wars an.
Filme wie Fluch der Karibik tragen jedenfalls dazu bei, dass bei den meisten Menschen, vollkommen falsche historische Bilder entstehen.
Man könnte dies auch als Volksverdummung bezeichnen.
(Anwesende ausgenommen, da ich davon ausgehe, dass diese erkennen, was grober historischer Blödsinn ist und was nicht).
 
Selbst die alten Piraten-Schinken aus den 40er-Jahren mit Errol Flynn, kommen viel glaubwürdiger rüber.
Genau. Da sind die Engländer die Guten und die Spanier die Bösen :rofl:

Na es ist aber schon ein großer Unterschied, wenn eine Rolle letztendlich trotz "Tollpatschigkeit" sympathisch angelegt ist.
Der Tenor war bei den Engländern/Briten hier war aber wieder eindeutig, "seht euch diese blasierten Idioten an".
Die Mehrheit der national zuordenbaren Personen in Fluch der Karibik sind Engländer. Wirklich böse und blasiert ist aber nur Commodore James Norrington, alle anderen nicht. Gut, da gibt es die zwei etwas blöden Wachsoldaten, denen aber zwei besonders blöde Piraten gegenüber stehen.
Gouverneur Swann ist eigentlich nur entscheidungsschwach und harmoniebedürftig...

Und die Ostindische Handelskompanie wird dargestellt, wie die britische Kolonialmacht in Neuengland, kurz vor dem Unabhängigkeitskrieg (wie Überhaupt diesbezüglich gewisse Parallelen ins Auge stechen).
Und überhaupt, was macht die OSTINDISCHE Handelskompanie in der Karibik???
Wenn Du mal recherchierst, wirst Du feststellen, dass es eben nicht die historische Handelskompanie ist, sondern eine dieser nachempfundene fiktive Handelskompanie. Weshalb diese so weit im West operiert, wird auch erklärt.
 

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Genau. Da sind die Engländer die Guten und die Spanier die Bösen :rofl:
Ich bezog mich auf die Ausstattung, nicht auf die Handlung.
Die ist an Naivität kaum zu überbieten (aber historisch zumindest grob richtig).

Die Mehrheit der national zuordenbaren Personen in Fluch der Karibik sind Engländer. Wirklich böse und blasiert ist aber nur Commodore James Norrington, alle anderen nicht. Gut, da gibt es die zwei etwas blöden Wachsoldaten, denen aber zwei besonders blöde Piraten gegenüber stehen.
Gouverneur Swann ist eigentlich nur entscheidungsschwach und harmoniebedürftig...
Im Film wird mit für die USA typischen, stupiden England-Klischees gearbeitet, vollkommen egal wie viele, oder wenige, handelnden Personen nun danach gezeichnet wurden.
Eine ist schon zu viel

Jeder der vielen Rotröcke ist national eindeutig zuordenbar, zumindest für das geneigt US-Publikum, dem man damit das typische alte Feindbild von 1776 anbietet.
Gleiches gilt für die Handlung:
Die armen Kollonisten, werden gar rücksichtslos von einem machtgierigen Kommodore aus dem Mutterland herumgeschupst...
Da bekommt man die Parallele zum Unabhängigkeitskrieg, aus US-Sicht, ja geradezu mit dem Vorschlaghammer aufs Auge gedrückt.
*Schauder*

Wenn Du mal recherchierst, wirst Du feststellen, dass es eben nicht die historische Handelskompanie ist, sondern eine dieser nachempfundene fiktive Handelskompanie. Weshalb diese so weit im West operiert, wird auch erklärt.
Dann frage ich mich, warum die ansonsten überbordende Fantasie der Macher nicht ausgereicht hat, sich hier einen etwas geistreicheren Namen einfallen zu lassen, anstatt nur zu recyclen?
Womit wir dann aber wieder bei der Volksverdummung durch solche Filme angelangt wären.

Ansonsten bin ich kein Experte, was diese Triologie betrifft.
Denn ersten Teil habe ich mir noch freiwillig angesehen, beim Zweiten war schon fast Nötigung im Spiel, um mich ins Kino zu bekommen.
Der Dritte kann mir gestohlen bleiben, da lese ich stattdessen lieber ein gutes Buch oder mache ein paar Kopfstände. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Gleiches gilt für die Handlung:
Die armen Kollonisten, werden gar rücksichtslos von einem machtgierigen Kommodore aus dem Mutterland herumgeschupst...
Kolonisten?
Abgesehen von den Piraten und den Rotröcken kannst Du eigentlich bloß Will Turner meinen oder ein paar Statisten, die beim Überfall von Port Royale massakriert werden (von Piraten) oder das Publikum bei den Hinrichtungen bilden.
Sonst spielen die doch praktisch gar keine Rolle.
 
@Themistokles:
Genau die meinte ich auch.
Die von mir beschriebenen Parallelen sind auch nur eine kleine Nebenhandlung.
Aber auch leise Töne können auffallen, unterschwellig, aber immerhin.
Wenn du dir so einen Film als typischer, indoktrinierter US-Amerikaner ansiehst, dann erkennst du gewisse Bilder sofort und ordnest sie in eine bestimmte Schublade ein.
 
Und wo werden diese Statisten vom Commodore herumgeschubst?
Eine Sympathisierung mit "den einfachen Leuten" (Schmiedegesell Turner) und den hohen Herren als Böse kann ich erkennen, aber neben diesen sozialen Klischees auch noch nationale zu erkennen, erfordert imho viel Fantasie.
 
Und wo werden diese Statisten vom Commodore herumgeschubst?
Eine Sympathisierung mit "den einfachen Leuten" (Schmiedegesell Turner) und den hohen Herren als Böse kann ich erkennen, aber neben diesen sozialen Klischees auch noch nationale zu erkennen, erfordert imho viel Fantasie.

Keine Fantasie, sondern die Kenntnis der amerikanischen Seele, welche unter anderem aus mehreren, längeren USA-Aufenthalten resultiert.
Natürlich kann man sich den Film auch so ansehen, dass man diese Dinge nicht so wie von mir beschrieben versteht, aber dann ignoriert man Hollywood und die dort permanent verwendeten Schablonen.
Rotröcke mit gepudertem, im Nacken zusammengebundenem Haar, lösen beim 08/15-Amerikaner gewisse Assoziationen aus.
Wenn eben diese Rotröcke dann noch die von außen aufgepfropfte Autorität darstellen, womöglich in einer Kolonie, dann ist das Bild vom bösen britischen Empire sofort wieder präsent.
Dass das hier in Europa wenige nachvollziehen können, verwundert nicht.
Kann ja aber jeder selbst ausprobieren, indem er sich, so wie ich, für ein Jahr in eine Schule in Boston (oder sonst eine amerikanische Stadt) setzt, um dort Geschichtsunterricht nach us-amerikanischer Art serviert zu bekommen. :D
 
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