Föderatengrab

Wie war das?

Neues Mitglied
OK, da es bekanntlich keine dummen Fragen gibt, kann ich wohl selbst als totale Null, die mit gefährlichem Halbwissen glänzt, was Geschichte anbelangt, einfach drauf los poltern. :D

Habe nur mal am Rande etwas von einem der ersten Gräberfunde mitbekommen, welcher belegt, daß Germanen unter römischen Banner kämpften und dafür mit bestimmten Insignien ausgestattet wurden, die man eben in besagtem Grab fand.

Ich übernehme für wahrscheinliche Fehler keine Gewähr, aber ich meine, es war das Konföderatengrab von Tourneaux (?).

Weiß da jemand was genaueres drüber, da ich mir nicht einmal bei dem Ort sicher bin. :rotwerd:

DANKE!
 
Geduld, lieber Zeitgenosse!

Die hochgelehrten Mitglieder hier schlafen auch mal, besonders zwischen 5 und 8 Uhr.
Es gibt eine Reihe solcher Gräber, sowohl links wie auch rechts des Rheins. Sie weisen in der Regel als germanisch erkennbare Gegenstände auf (bes. Keramik), dann aber Teile militärischer Ausrüstung. Eine Art Leitfund scheinen Schnallen und Beschläge von prachtvollen, sehr breiten Gürteln zu sein. Dieser Gräbertypus beginnt etwa Mitte des 4. Jhdts. Manche Forscher gehen soweit, zu sagen, dass die Sitte der Körperbestattung bei manchen germanischen Völkern erst durch diese Soldaten verbreitet wurde und somit auf römische Bräuche zurückgeht - die Germanen selbst bestatteten nämlich zuvor ihre Toten fast ausschließlich in Brandgräbern.
 
Gute Antwort Ashigaru.
@Threadstarter:
Ich möchte anmerken, dass du mit ziemlicher Sicherheit keine Konföderierten meinst, sondern Föderierte (Foederati). Unter Konföderierten versteht man meistens die so genannten 'Südstaaten' (Grauröcke) im amerikanischen Bürgerkrieg. Eine Konföderation ist ein Staatenbund!

Die Rechtsform des Foedus gab es während des gesamten Römischen Reiches. Der Latinische Bund der römischen Frühzeit bestand überwiegend aus Foederati aequum (Bündnispartner zu gleichem Recht)... Es gab aber auch andere Rechtsgrundlagen! Etwa Foedus pacis (Friedensvertrag), Foedus societas (Bündnisbildung) häufiger der Foedus iniqiuum (Einseitige Beistandspflicht zugunsten Roms) sowie weitere Abkommen zum Handel und dergleichen mehr. Ein Foedus ist also nichts anderes als ein Vertrag Roms mit einer ausländischen Macht.

Da du deine Frage aber unter der Rubrik ‚Germanen’ stellst, bezweifle ich dass du die Frage so weit gefasst meinst. Nur die bereits genannten Latiner wurden als Blutsverwandte ursprünglich als Foederati angesprochen, alle übrigen Verbündeten wurden Socii genannt. Mit der Zeit bekamen die Latiner und alle Völkerschaften innerhalb des Römischen Reiches das römische Bürgerrecht. Es war nicht länger notwendig alle vertraglichen Abstufungen aufrecht zu erhalten. Später ging man dazu über den alten Begriff Foederati auszudehnen auf Stämme oder Stammesgruppen der so genannten Barbaren die als Bundesgenossen der Römer, diesen militärische Hilfe leisten zu müssen. Im Gegenzug erhielten die Foederati von Rom Geschenke (Tribute) in Form von Geld, Waffen, Nahrung und was auch immer.

Üblich war es einen germanischen Edlen mit seinem Volk oder Anhang als Bundesgenosse über einen Vertrag an Rom zu binden. Es konnten Titel verliehen werden wie ‚Freund Roms’ und dergleichen. Einer von ihnen war der Suebe Ariovist, der Julius Caesar im Elsass entgegentrat und verlor. Auch Arminius der Cherusker hatte römische Ehrentitel (und Bürgerrecht!) und in römischem Sold gekämpft ehe er die Schlacht im Teutoburger Wald schlug…

Du siehst also, es ist bei deiner Fragestellung gar nicht so klar was du meinst. Ich vermute du meinst die Foederati aus der Spätantike, als germanische Gruppen sich nicht nur in römischen Dienst stellten, sondern auch im Römischen Reich mit besonderer Rechtsstellung angesiedelt wurden. Ihre Gräber außerhalb oder innerhalb des Römischen Reiches können an Beigaben festgemacht werden, wie bereits geschildert. Das ist auch die übliche Verwendung des Begriffes Foederati.

Der von dir genannte Ort Tourneaux macht nur Sinn, wenn du Tournai (Belgien) meinst. Ein Tourneaux konnte ich per Online-Michelinatlas nicht finden. In Tournai befand sich in der Spätantike das Zentrum eines Kleinkönigreiches föderierter Salischer Franken. Dort wurde im Jahre 1653 tatsächlich ein ganz besonderes Grab entdeckt, aus dem protokollarische Verwirrungen entstehen sollten. Es war das Grab des ersten historisch greifbaren merowingischen Fürsten: Childerich I. Dieser Childerich war der Vater von Chlodwig I. Chlodwig wird ‚der Große’ genannt (466 und 511 n- Chr.), weil es ihm gelang alle fränkischen Teilstämme unter seiner Führung zu einen und ganz Gallien zu erobern indem er die Westgoten, die ‚Reströmer’, die Burgunder und die Alamannen aus dem Lande zu vertrieb oder unterwarf. Er ist der Gründer des Fränkischen Reiches, dessen Nachfahren bis 751 n. Chr. das Frankenreich beherrschten und dann von dem Geschlecht Karls des Großen abgelöst wurde. Chlodwig beendete endgültig die römische Herrschaft in Gallien. Die Franzosen sehen ihn als ersten König von Frankreich an.

Der im Grab aufgefundene Childerich war als Föderati zwar ein fränkischer Fürst aber zugleich römischer General und Verwalter der Provinz Belgica II. Er galt als zügelloser Herrscher und war bei seinem Volke so verhasst, dass sie ihn ins Exil jagten. Zu seinem Nachfolger erbaten sich seine Franken den römischen Heermeister Aegidius, der daraufhin 8 Jahre den fränkischen Teilstamm als König beherrschte, ehe Childerich aus dem Exil zurückkam und seinen Thron wieder gewann.

Die Geschichte wirft nicht nur ein bezeichnendes Bild auf die Verhältnisse zwischen Rom und seinen föderierten Germanenstämmen, sondern auch in die Zukunft. Das Grab war sehr reich ausgestattet. Da es sich um den ‚Ahnherren aller französischen Könige’ handelte, hatten seine Beigaben auch politisches Gewicht. Als Napoleon I. sich 1804 in Paris zum Kaiser von Frankreich krönte, trug er auf seinem roten Mantel
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/39/Jacques-Louis_David_006.jpg
bienenförmige Goldsymbole die aus Childerichs Grab stammten. Auch später bewies der Korse geschichtlichen Spürsinn, als er sich in Mailand 1805 mit der geschichtsträchtigen ‚Eisernen Krone’ zum König der Langobarden krönen ließ. Dieses Artefakt soll schon Karl der Große (noch ein Frankenkönig) getragen haben.

Alles in allem ist Childerichs Grab also eines der Ersten, bekannt gewordenen Gräber föderierter Germanen die man zuordnen kann. Normalerweise sind die Beigaben aber nicht derart bedeutend wie in seinem Fall. Häufig sind es adelige Krieger mit kriegerischen Beigaben die auf den Dienst im römischen Heer hinweisen. Dazu gehören vor allem ‚Geschenke’ die den Träger vor den Augen seiner Mitkrieger auszeichnen sollten. Da es damals noch keine Orden gab, verlieh man statt dessen vor allem besonders gearbeitete Prunkgürtel, vergoldete Schwertschneiden oder Griffe, vergoldete Helme und prächtiges Zaumzeug das durch seine Bildmotive weitere Aufschlüsse gibt.

Ich hoffe ich habe dich richtig interpretiert. Immerhin hast du in ziemlich unklaren Rätseln gesprochen.
 
Das ist doch eine Antwort nach Maß, obwohl ja nun von vorn bis hinten alles falsch war von mir! :rotwerd:

Vielen Dank für eure Mühen, tejason und Ashigaru! :respekt:
 
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