Forderung nach weiterer Aufarbeitung der SED-Diktatur

Aufarbeitung finde ich sehr gut, nur leider wird es schwer hier im GF darüber zu diskutieren, ohne immer an den Rand tagespolitische Ereignisse zu geraten.

Aber wenn wir schon bei Aufarbeitung sind, dann fangen wir doch bei der SED und dem was danach gekommen ist auf dem politischen Weg der Nachfolge Partei-en ...

Das zeigt sich doch aktuell, wie da noch ganz viel im argen ist. :pfeif:
 
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Aber wenn wir schon bei Aufarbeitung sind, dann fangen wir doch bei der SED und dem was danach gekommen ist auf dem politischen Weg der Nachfolge Partei-en ...

Ich frage mich, ob in den letzten 25 Jahren nicht genug Aufarbeitung geleistet wurde - von Institutionen, Parteien, Stiftungen, Betroffenen, Filmen, Bühnenstücken, Büchern, wissenschaftlichen Publikationen - und ob wir nicht irgendwann einmal zur Tagesordnung übergehen sollten.
Das Thema "Aufarbeitung" hängt einem irgendwann zum Halse raus.
 
Ich frage mich, ob in den letzten 25 Jahren nicht genug Aufarbeitung geleistet wurde - von Institutionen, Parteien, Stiftungen, Betroffenen, Filmen, Bühnenstücken, Büchern, wissenschaftlichen Publikationen - und ob wir nicht irgendwann einmal zur Tagesordnung übergehen sollten.
Das Thema "Aufarbeitung" hängt einem irgendwann zum Halse raus.

Was ist denn aufgearbeitet worden? Meinste die Ostalgiefilmchen, Bücher oder Markenartikel der Zone, die bei gerade bei denen, die die DDR nicht mehr miterlebten dazu führen, die Frage aufzuwerfen: "Ja was war denn eigentlich an der DDR so schlecht?" ...
Schon in den Jahren direkt danach hat es versäumt, das physische Unrecht entsprechend zu bestrafen, aber ich will mich nicht aufregen, ich wundere mich nur, daß sowas von Dir kommt.
 
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Was ist denn aufgearbeitet worden? Meinste die Ostalgiefilmchen, Bücher oder Markenartikel der Zone, die bei gerade bei denen, die die DDR nicht mehr miterlebten dazu führen, die Frage aufzuwerfen: "Ja was war denn eigentlich an der DDR so schlecht?" ...
Schon in den Jahren direkt danach hat es versäumt, das physische Unrecht entsprechend zu bestrafen, aber ich will mich nicht aufregen, ich wundere mich nur, daß sowas von Dir kommt.

Ich habe lediglich den durchaus subjektiven Eindruck, dass zahllose Bücher und wissenschaftliche Publikationen die Struktur der DDR, der SED, der Planwirtschaft und das ganze Funktionieren des Apparats erschöpfend und hinreichend behandelt haben. Nach 25 Jahren gibt es kaum noch Schatten im DDR-Reich, denn alles wurde inzwischen unbarmherzig ausgeleuchtet, tausende Biografien wurden unter die Lupe genommen und ausgewertet, Millionen haben ihre Stasi-Akten eingesehen.

Was soll denn sonst noch passieren?
 
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Ich habe lediglich den durchaus subjektiven Eindruck, dass zahllose Bücher und wissenschaftliche Publikationen die Struktur der DDR, der SED, der Planwirtschaft und das ganze Funktionieren des Apparats erschöpfend und hinreichend behandelt haben. Nach 25 Jahren gibt es kaum noch Schatten im DDR-Reich, denn alles wurde inzwischen unbarmherzig ausgeleuchtet, tausende Biografien wurden unter die Lupe genommen und ausgewertet, Millionen haben ihre Stasi-Akten eingesehen.

Was soll denn sonst noch passieren?

Ja, daß stimmt, doch so richtig zur Verantwortung wurde niemand für das Unrecht gezogen, was dazu führt, daß dieses Unrechtverständis heute nicht mehr ankommt, im Gegenteil, ... aber das wird zu tagespolitisch.
 
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Ja, daß stimmt, doch so richtig zur Verantwortung wurde niemand für das Unrecht gezogen, was dazu führt, daß dieses Unrechtverständis heute nicht mehr ankommt, im Gegenteil, ... aber das wird zu tagespolitisch.
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Wiki sagt zu den "Mauerschuetzenprozessen" folgendes:

"Insgesamt kam es in Berlin und Potsdam zu 112 Verfahren gegen 246 Personen, die sich als Schützen oder Tatbeteiligte vor Gericht verantworten mussten. Etwa die Hälfte der Angeklagten wurden freigesprochen. 132 Angeklagte wurden wegen ihrer Taten oder Tatbeteiligungen zu Freiheits- oder Bewährungsstrafen verurteilt. Darunter waren 10 Mitglieder der SED-Führung, 42 führende Militärs und 80 ehemalige Grenzsoldaten. Dazu kamen 19 Verfahren mit 31 Angeklagten in Neuruppin, die für 19 Todesschützen mit Bewährungsstrafen endeten."

aus: Mauerschützenprozesse ? Wikipedia

Das Ganze mit der entsprechenden Pressebegleitung, etc., wie auch von Dieter schon erwæhnt.
Vielleicht sollte man (= @ Købis) konkreter werden, wo's womøglich gehakt hat.

Ich habe noch heute das Bild vor Augen, wie ich als Jugendlicher an der Berliner Mauer stand und mir gar nicht vorstellen konnte, dass ich so einen Wachdienst als DDRler machen kønnte, was fuer bøse Menschen! In spæteren Jahren reflektierte ich mehr: Hætte ich wirklich "Nein" gesagt? Hætte ich mich -irgendwie- entziehen kønnen? Wære ich im System "DDR" aufgegangen, oder Widerstændler geworden? Ich bin da zu keinem abschliessenden Ergebnis gekommen - als Wessi ist es vermutl. auch schwer nachvollziehbar.

Gruss, muheijo
 
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Das Ganze mit der entsprechenden Pressebegleitung, etc., wie auch von Dieter schon erwæhnt.
Vielleicht sollte man (= @ Købis) konkreter werden, wo's womøglich gehakt hat.

An der Innerdeutschen Grenzen wurden über 1000 Menschen ermordet und das sind nur die dokumentierten Fälle.
Hinzukommt ein vielfaches an psychischen und physischen Leid und Gewalt, in den Gefängnissen gegen politische Häftlinge oder Erpressungen an der Familie bis hin zur Adoptionsfreigabe von Kindern oder die Verantwortlichen des Menschenhandel usw.

Also so einfach ist das dann auch auch nicht!
 
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Also so einfach ist das dann auch auch nicht!

Nein, das sage ich auch nicht. Aber an uns wære es dann eher - statt allgemeinem Klagen an manglender Aufarbeitung - zu untersuchen, welche Spielræume
- der gemeine Soldat an der Grenze hatte
- die Fuehrungsebene der DDR hatte

Konnte man anders handeln, wenn ja wie, usw. ?

Gruss, muheijo
 
- der gemeine Soldat an der Grenze hatte
- die Fuehrungsebene der DDR hatte

Oh je, die Befehlskette! Das habe ich der Tage schonmal in irgendeiner Doku gehört, der Soldat der Geschossen hat beruft sich auf den Befehl, der Politiker, der den Befehl zum Morden gab beruft sich auf den Kalten Krieg usw. ...

Also wenn das als Infragestellen einer nicht weitere Verurteilung der Täter ausreicht, dann stimmt da wohl etwas nicht.
 
Ja, daß stimmt, doch so richtig zur Verantwortung wurde niemand für das Unrecht gezogen, was dazu führt, daß dieses Unrechtverständis heute nicht mehr ankommt, im Gegenteil, ... aber das wird zu tagespolitisch.

Personen, die nach unseren Gesetzen juristisch zu belangen waren, sind vielfach angeklagt und auch verurteilt worden - sofern Strafanzeigen gestellt wurden.

Darunter existiert eine große Grauzone, wo unklar ist, ob bestimmte Vergehen überhaupt justitiabel waren. Im übrigen kannst du niemand zwingen, Schuld einzugestehen, die möglicherweise moralisch verwerflich war, aber nicht per Gesetz geahndet werden kann.

Damit müssen nicht nur Menschen der Ex-DDR leben, sondern auch alle anderen aus ehemaligen Ostblockstaaten.
 
Personen, die nach unseren Gesetzen juristisch zu belangen waren, sind vielfach angeklagt und auch verurteilt worden - sofern Strafanzeigen gestellt wurden.

Darunter existiert eine große Grauzone, wo unklar ist, ob bestimmte Vergehen überhaupt justitiabel waren. Im übrigen kannst du niemand zwingen, Schuld einzugestehen, die möglicherweise moralisch verwerflich war, aber nicht per Gesetz geahndet werden kann.

Damit müssen nicht nur Menschen der Ex-DDR leben, sondern auch alle anderen aus ehemaligen Ostblockstaaten.

Das verstehe ich, aber auch genau aus diesen Grund, ist es wichtig, gerade der Nachwachsenden Generation klar zu machen, daß die DDR ebend nicht so toll war, ja ein Unrechtsstaat durch und durch! Das gehört auch zur Aufklärung, oder nicht?
 
Oh je, die Befehlskette! Das habe ich der Tage schonmal in irgendeiner Doku gehört, der Soldat der Geschossen hat beruft sich auf den Befehl, der Politiker, der den Befehl zum Morden gab beruft sich auf den Kalten Krieg usw. ...

Also wenn das als Infragestellen einer nicht weitere Verurteilung der Täter ausreicht, dann stimmt da wohl etwas nicht.

Mir hat 1986 am Plattensee, (da hatte ich die einzige wirklich große Gelegenheit etwas über diesen für mich seltsamen Staat zu erfahren) ein Grenzsoldat sinngemäß folgendes erklärt: Wenn ich Halt stehenbleiben! rufe und dann einen Warnschuss abgebe und der dann immer noch weiterrennt, dann ist er ein Selbstmörder.
Der Grenzsoldat meinte also, er sei dann nur Vollstrecker eines Suizids und daher nicht schuldig, sondern vielmehr liege die Schuld für ein solches Geschehen beim Opfer selbst.
Eine bemerkenswerte, ja fast bizarre, Vorstellung... aber immerhin keine ungewöhnliche.
Ich würde sogar vermuten, dass sich ein ähnliches Muster in der Geschichte immer wieder finden lässt und, wie Du andeutest, von führenden Gestalten im jeweiligen Theater nahegelegt wird.

Sollte der, den Du als Mörder bezeichnest, verstanden haben, dass es ein Naturrecht gibt, welches über einem positiven Recht (also ein Recht welches sich ausschließlich an gerade vorhandenen Regeln orientiert) steht, dann wäre aus seiner eigenen Sicht eine persönliche Schuld gegeben.
Damit wäre also etwa ein religiöser Mensch mehr schuldfähig, als einer der kein übergeordnetes Schuldverständnis hat.

Eben diese übergeordnete Ethik, wie jede andere auch, widersprach wohl einer Ideologie, die sich auf ein angeblich unabänderliches Urteil einer propagierten Geschichtsentwicklung berief.
Und auch hier wird man historische Vergleichsfälle finden.

Es würde heute dann "etwas nicht" stimmen, wenn man darauf verzichten wollte, jeden einzelnen Fall individuell zu würdigen.
Ein sehr hervorragendes Beispiel geben hier die Nürnberger Prozesse, die selbst einem Dönitz, und einem Speer, relative Gnade und Nachsicht erwiesen, und wie sich zumindest an Letzterem zeigte, zu 'Unrecht'.
 
Das verstehe ich, aber auch genau aus diesen Grund, ist es wichtig, gerade der Nachwachsenden Generation klar zu machen, daß die DDR ebend nicht so toll war, ja ein Unrechtsstaat durch und durch! Das gehört auch zur Aufklärung, oder nicht?
Wozu ? Ich habe nicht den Eindruck, dass die jetzige junge Generation überhaupt an der DDR interessiert ist. Alles was Du hier einforderst, wie Mauertote, Stasi etc. kommt alle paar Tage auf ZDF-Info, Phoenix etc.. Was soll denn noch darüber gesendet werden ?
 
Ich frage mich, ob in den letzten 25 Jahren nicht genug Aufarbeitung geleistet wurde - von Institutionen, Parteien, Stiftungen, Betroffenen, Filmen, Bühnenstücken, Büchern, wissenschaftlichen Publikationen - und ob wir nicht irgendwann einmal zur Tagesordnung übergehen sollten.
Das Thema "Aufarbeitung" hängt einem irgendwann zum Halse raus.
Vielleicht sollte mal wirklich aufgearbeitet werden statt immer nur davon zu reden.

Leider scheint es unheimlich schwer zu sein, einen Sachverhalt aufzuarbeiten und für die betroffenen Personen eine sinnvolle Perspektive zu geben. Stattdessen haben die Kleinen relativ stärkere Einbußen in ihrem Leben gehabt und die Größeren kommen teilweise mit Verschweigen immer noch durch.

Die NS-Zeit ist auch erst mit großer Verzögerung angegangen worden, es ist auch bei der DDR nicht einfach. Wenn man sich aber den politischen Weg der SED und ihrer Nachfolger ansieht, dann ist dies schon schlimm. Leider führt dies zur Tagespolitik, deshalb stoppe ich hier.
 
... ein Grenzsoldat sinngemäß folgendes erklärt: Wenn ich Halt stehenbleiben! rufe und dann einen Warnschuss abgebe und der dann immer noch weiterrennt, dann ist er ein Selbstmörder.


Erinnert mich an Boltenhagen/Ostsee.
Im Beisein meiner Frau (konnten ja nicht wissen wer sie ist) sagten mir ein paar Grenzsoldaten in voller Montur und Ausrüstung in Boltenhagen/Ostsee...

Wenn’s nachts raschelt, kann es ein Hase sein, aber auch jemand der bewaffnet die Grenze überwinden will.

Da waren meine beiden Söhne noch in keinem Wehrpflichtigen Alter.
Diese Begebenheit und das West - Fernsehen trugen dazu bei das meine Frau dafür sorgte, dass meine beiden Söhne nie und nimmer für den Grenzdienst gemustert wurden.
Man hätte die sowieso nicht gemustert, aber sie ging lieber auf Nummer sicher.
Boltenhagen…
Wir hatten dort ein Kinderferienlager das auch Kombinatsangehörigen zur Verfügung stand.
 
Die NS-Zeit ist auch erst mit großer Verzögerung angegangen worden, es ist auch bei der DDR nicht einfach.
Das kann man gar nicht miteinander vergleichen. Die NS-Zeit betraf das gesamte deutsche Volk, die DDR nur einen kleinen Teil der Bevölkerung der heutigen Bundesrepublik. Von den Verbrechen der Nazis gab es welweite Opfer, die auch gelegentlich der Bundesrepublik Druck machten. Wer sollte heute noch von internationaler Seite sich um die DDR-Vergangenheit kümmern, wenn sie schon für den größten Teil der deutschen Bevölkerung, nie von Interesse war.
 
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Die NS-Zeit ist auch erst mit großer Verzögerung angegangen worden, es ist auch bei der DDR nicht einfach. Wenn man sich aber den politischen Weg der SED und ihrer Nachfolger ansieht, dann ist dies schon schlimm. ..

Die große "Verzögerung" mit der "die NS-Zeit" "angegangen worden" ist, ergibt sich aus einem viel tiefgreifenderen Wandel und einer ebensolchen tiefen und allgemeinen Traumatisierung einer Generation.
Beides ist im Falle der zusammengebrochenen DDR nur schwächer vorhanden und sollte deshalb m.E. mit Vorsicht verglichen werden.
Bei der "Aufarbeitung" des unbestrittenen Unrechtsstaates DDR gab es keine Verzögerung. Diese setzte sofort ein.
 
Stattdessen haben die Kleinen relativ stärkere Einbußen in ihrem Leben gehabt und die Größeren kommen teilweise mit Verschweigen immer noch durch.

Zu verschweigen gibt's da aber nicht mehr viel. Veröffentlichte Stasi-Akten und Zeugenaussagen haben die Sachlage im wesentlichen erhellt und aufgeklärt. Viele so genannte "Große" wie Krenz, Keßler, Schabowski, Mielke u.a. wurden verhaftet und verurteilt. Landtagsabgeornete mit Stasivergangenheit werden in der Regel gebrandmarkt. Sofern es strafrechtliche Verfehlungen und Verurteilungen gab, ist ihnen ohnehin ein Landtagsmandat verwehrt.

Die NS-Zeit ist auch erst mit großer Verzögerung angegangen worden, es ist auch bei der DDR nicht einfach. Wenn man sich aber den politischen Weg der SED und ihrer Nachfolger ansieht, dann ist dies schon schlimm. Leider führt dies zur Tagespolitik, deshalb stoppe ich hier.

Auch da gab es massenhaft Mitläufer und prominente Stützen des NS-Regimes wie Anwälte, Mediziner, Richter, Historiker, Soziologen und Politiker, die moralische Schuld auf sich geladen hatten, aber strafrechtlich nicht zu belangen waren.
 
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