Frage über Hitler?

K

Kluivert

Gast
Mal ne ganz simple Frage: Warum hatte Hitler eigentlich was gegen das Judentum? Bloß weil er nicht auf die Kunstschule durfte?
 
Mal ne ganz simple Frage: Warum hatte Hitler eigentlich was gegen das Judentum? Bloß weil er nicht auf die Kunstschule durfte?

Nein bestimmt nicht.

In der Zeit als Hitler in Wien war und versuchte an die Kunstschule zu kommen, war der Antisemitismus weit verbreitet. Hitler war da ganz Kind seiner Zeit und keine Ausnahme.
 
die Juden waren einfach die Sündenböcke der damaligen Zeit. Die katholische Kirche bezeichnete sie bis ins 19. Jahrhundert als Gottesmörder. Die Christen fühlten sich in ihrem Glauben verletzt, dass die Juden Jesus nicht als Erlöser akzeptierten. So entstand über die Jahrhunderte ein Judenhass, der seinen bitteren Höhepunkt im 2. Weltkrieg fand.
 
die Juden waren einfach die Sündenböcke der damaligen Zeit. Die katholische Kirche bezeichnete sie bis ins 19. Jahrhundert als Gottesmörder. Die Christen fühlten sich in ihrem Glauben verletzt, dass die Juden Jesus nicht als Erlöser akzeptierten. So entstand über die Jahrhunderte ein Judenhass, der seinen bitteren Höhepunkt im 2. Weltkrieg fand.

1965 rückte der Vatikan erstmals von der jahrhundertelangen Gottesmordlehre ab.

Hier die Erklärung aus dem Jahr 1965:

Erklärung NOSTRA AETATE über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen

Zur Unterscheidung:

http://www.geschichtsforum.de/457447-post2.html
 
die Juden waren einfach die Sündenböcke der damaligen Zeit. Die katholische Kirche bezeichnete sie bis ins 19. Jahrhundert als Gottesmörder. Die Christen fühlten sich in ihrem Glauben verletzt, dass die Juden Jesus nicht als Erlöser akzeptierten. So entstand über die Jahrhunderte ein Judenhass, der seinen bitteren Höhepunkt im 2. Weltkrieg fand.

Bitte zumindest ein wenig bei der Thematik differenzieren, denn diese vereinfachte Kausalkette stimmt so einfach nicht:
Judenfeindlichkeit ? Wikipedia
Antike Judenfeindschaft ? Wikipedia
Antijudaismus im Mittelalter ? Wikipedia
Antijudaismus in der Neuzeit ? Wikipedia (auch wenn der Artikel unter Diskussion steht)
Antisemitismus (bis 1945) ? Wikipedia
 
Bitte zumindest ein wenig bei der Thematik differenzieren, denn diese vereinfachte Kausalkette stimmt so einfach nicht:
Judenfeindlichkeit ? Wikipedia
Antike Judenfeindschaft ? Wikipedia
Antijudaismus im Mittelalter ? Wikipedia
Antijudaismus in der Neuzeit ? Wikipedia (auch wenn der Artikel unter Diskussion steht)
Antisemitismus (bis 1945) ? Wikipedia

Stimmt du hast recht, mehr Differenzierung ist in bei dieser Thematik unbedingt nötig.

Um deine Links noch zu ergänzen folgendes Buch aus der Beck Wissen-Reihe:

Geschichte des Antisemitismus von Werner Bergmann

Geschichte des Antisemitismus: Amazon.de: Werner Bergmann: Bücher

@megatrend: Das Thema ist sehr komplex und lässt sich nicht mit so einfachen pauschalen Antworten erklären.
 
Bitte zumindest ein wenig bei der Thematik differenzieren, denn diese vereinfachte Kausalkette stimmt so einfach nicht:
Judenfeindlichkeit ? Wikipedia
Antike Judenfeindschaft ? Wikipedia
Antijudaismus im Mittelalter ? Wikipedia
Antijudaismus in der Neuzeit ? Wikipedia (auch wenn der Artikel unter Diskussion steht)
Antisemitismus (bis 1945) ? Wikipedia

naja, ich habe jetzt all diese Links durchgelesen und finde keine wirkliche Differenzierung... sicher hat es tolerante Christen gegeben. Leider haben aber meist nicht diese die Geschichte massgeblich geschrieben (beeinflusst)!

Judentum :::: Religionen in der Schweiz / Religions en Suisse :::: Universität Luzern

Man könnte vielleicht argumentieren, dass die Juden wegen ihres häufigen Berufes als Händler oder Bankier als Wucherer verschrien waren, aber das führt wiederum darauf zurück, dass nur Christen in eine Zunft eintreten konnten, weil dort nur Christen zugelassen waren. Somit konnten die Juden kein Handwerk lernen (vielleicht noch den Beruf des Arztes).

Gottlob ist die Situation heute einiges entspannter diesbezüglich, aber damit sind wir ja schon bei der Tagespolitik.
 
... ich habe jetzt all diese Links durchgelesen und finde keine wirkliche Differenzierung...

Wenn der christlich - übrigens nicht nur katholisch (siehe Martin Luther) - motivierte Antijudaismus Deiner Ansicht nach nicht vom modernen Antisemitimus - motiviert durch Nationalismus, Sozialdarwinismus und Rassismus - zu unterscheiden sind, kann ich Dir leider auch nicht helfen.
Klar; der religiös motivierte Antijudaismus war mit Sicherheit eine Voraussetzung, und in Ländern wie z.B. Polen haben sich die religiös begründeten Feindlichkeiten und der Nationalismus miteinander vermischt, aber alles aus dem Kontext der Moderne einfach auf die Feindlichkeiten früherer Zeiten zurückführen zu wollen, greift zu kurz. Dafür sind zu viele Entwicklungen zu beachten, welche seit etwa 1800 einsetzen und abliefen.

... sicher hat es tolerante Christen gegeben. Leider haben aber meist nicht diese die Geschichte massgeblich geschrieben (beeinflusst)!

Darum ging es überhaupt nicht, sondern darum, daß eben zwischen antikem, mittelalterlichem, (früh-)neuzeitlichen und modernem Antijudaismus/Antisemitismus zu differenzieren ist.
Abgesehen davon würde ich es zumindest mit einem kleinen Fragezeichen versehen, ob Personen wie z.B. Kaiser Heinrich IV., Bischof Johann I. von Speyer, Erzbischof Hermann III. von Köln, Papst Clemens VI. oder Nikolaus von Kues für die Geschichte unmaßgebliche Personen gewesen sind...
 
naja, ich habe jetzt all diese Links durchgelesen und finde keine wirkliche Differenzierung... sicher hat es tolerante Christen gegeben. Leider haben aber meist nicht diese die Geschichte massgeblich geschrieben (beeinflusst)!

Judentum :::: Religionen in der Schweiz / Religions en Suisse :::: Universität Luzern

Man könnte vielleicht argumentieren, dass die Juden wegen ihres häufigen Berufes als Händler oder Bankier als Wucherer verschrien waren, aber das führt wiederum darauf zurück, dass nur Christen in eine Zunft eintreten konnten, weil dort nur Christen zugelassen waren. Somit konnten die Juden kein Handwerk lernen (vielleicht noch den Beruf des Arztes).

Gottlob ist die Situation heute einiges entspannter diesbezüglich, aber damit sind wir ja schon bei der Tagespolitik.


Deine Aussagen sind ja nicht falsch, du machst einfach keine Unterscheidung. Dies sollte man aber tun. Denn im Mittelalter wurde nicht versucht mit pseudowissenschaftlichen Theorien den Hass gegen die Juden zu unterstreichen. Kannst ja meine verlinkte Definition lesen, da stehen die Unterscheidungen drin. Diese sind nicht aus den Fingern gesogen, sondern zusammengestellt von Antisemitismusforschern.


Ich versuche mal so kurz wie möglich die Geschichte des Antismitismus zu erklären. Diese Zusammenfassung ist aber bei weitem nicht vollständig.

Antijudaismus

Mit der Entstehung des Christentums bildeten sich die ersten judenfeindlichen Stereotype heraus. Der Beginn des Antijudaismus steht die Unterstellung des Gottesmordes, dies ist die älteste und bis in die Gegenwart wirkende antijüdische Äußerung. Das junge Christentum erklärte die Juden als gottlose, verbrecherische Heiden, weil sie die Heilslehre des Neuen Testamentes verweigerten.

Diese ältesten Vorurteile bildete die Grundlage für alle späteren, die Juden wurden ab diesem Zeitpunkt als Dämonen, Gottesmörder oder Antichristen diffamiert. Während des 3. und 5. Jahrhundert n. Chr. Verbreiteten die Kirchenväter ein dämonisches Bild von Juden, sie setzten sie mit dem Teufel gleich oder sie bezeichneten die Juden als Söhne Satans. Ab dem 4. Jahrhundert sind Ausschreitungen gegen Juden bekannt und ab dem 6. Jahrhundert wurden sie Zwangsgetauft, was meistens blutig endete. Ab dem 13. Jahrhundert wurden die Legenden des Ritualmordes an christlichen Kindern und der Hostienfrevel verbreitet und ihnen wurden im Zusammenhang mit der Pest Brunnenvergiftungen unterstellt.

Neben den religiösen Verfolgungen, wurden ihnen immer mehr der rechtliche Status entzogen. Sie wurden aus der Landwirtschaft vertrieben, so wanderten immer mehr Juden in die Städte ein. In den Städten hatten sie die Möglichkeit als Kaufleute zu arbeiten.
Nach den Kreuzzügen wurde ihnen das Recht Handel zu treiben genommen und damit kam ein neues bis heute andauerndes Bild der Juden in den Umlauf- die der Geldwirtschaft.

1215 wurde durch Papst Innozenz III mit dem Kanonischen Zinsverbot den Christen verboten Geldgeschäfte zu tätigen. Damit war den Christen die Zinsannahme verboten worden und alleine diese Tatsache dass die Juden weiter Zins verlangen konnten, machte sie unbeliebt.

Die Juden sollten sich auch optisch von den Christen unterscheiden. Aus diesem Grund mussten die jüdischen Männer zum Beispiel einen spitzen Hut, den sog. Judenhut, tragen. 1431 wurde auf dem Basler Konzil eine zusätzliche Kennzeichnung der Kleidung beschlossen. Alle Juden mussten den sog. Judenfleck (gelber Ring) tragen. Die Frauen mussten zusätzlich einen blaugestreiften Schleier tragen. 1728 wurde diese Kleiderordnung abgeschafft und eine neue Judentracht eingeführt. Ab dann mussten die Männer schwarze Mäntel und Hüte, sowie dunkle Kleider mit überschlagenen weissen Krägen tragen und die Frauen einen schwarzen Mantelüberwurf.

Ab dem 15. Jahrhundert begann in vielen Städten die Gettoisierung. Den Juden wurden zwangsweise Wohnviertel zu geteilt. Sie durften dann diese Viertel nur am Tage verlassen um in die andern Stadtviertel zu gelangen.

Moderner Antisemitismus

Im 19. Jahrhundert keimte die nationale Frage auf. Der Nationalismus wirkte sich auf die Juden insofern aus, dass es eine Grenzlinie gegenüber denen zog, die nicht als zugehörig empfunden wurden. Vermeintliche Wissenschaftliche Forschungen sorgten dafür, dass neue Begründungen für die Judenfeindschaft und die Wahrnehmung der Juden als Minderwertige Rasse entstehen konnten. Die Juden frage beschäftige nicht nur die Christen, sondern auch die Juden selber. Theodor Herzl sah das eigentliche Problem der Verfolgung der Juden in ihrer Zerstreuung in der ganzen Welt. Seine Lösung und gleichzeitig sein Lebenswerk sahen den Aufbau einer nationalen Heimstätte für Juden vor.
Herzl versuchte sein Programm politisch Umzusetzen. 1896 veröffentlichte er das Buch „Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Jüdische Nationalisten aus Mittel- und Osteuropa nahmen dieses Buch auf. Sie nannten sich Freunde Zions und gründeten die Zionistische Weltorganisation zur Errichtung eines rechtlich geschützten Heimatlandes für das jüdische Volk in Palästina.

Ich kürze nun die Geschichte einwenig ab und springe gleich auf die Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Denn nach dem ersten Weltkrieg entstand ein neuer und radikalerer Antisemitismus.
Die Kriegsniederlage, der Systemwechsel und die territorialen Verluste führten nach dem ersten Weltkrieg zu einer politisch instabilen und konflikthaften Umbruchsituation. Die Juden wurden von vielen als Revolutionäre, Parteigänger des neuen demokratischen Systems und als Kriegsgewinnler betrachtet. Die Juden wurden als Südenbock hingestellt. Die Weimarer Republik, die Erste Republik Österreichs und die Räterepublik Béla Kuns in Ungarn wurden als Judenrepublik beschimpft.

In der durch Existenznot, Zukunftsangst und revolutionäre politische Umbrüche geprägten Zeit wuchs die Anfälligkeit der Bevölkerung für judenfeindliche Deutungsmuster.

In der frühen Weimarer Zeit wurden die Juden und der Bolschewismus von den rechten Parteien fusioniert.

Antidemokratische und völkische Gruppen hatten starken Zulauf. Zu dieser Zeit existierten hunderte von propagandistischen Orden, Zirkel und Verbände in Deutschland. Aus einer dieser Organisationen entstand 1918 die Deutschnationale Volkspartei. Dies war die Nachfolgerin der antisemitischen Deutschvölkischen Partei und der Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund. Die DSTB vereinigte alle bedeutenden Antisemitischen Gruppen unter einem Hut. Diese Parteien wurden zum Sammelbecken der Elemente in Deutschland, welche den Versailler Vertrag und die Weimarer Republik bekämpften. Im Laufe der Zeit radikalisierten sich die Gruppierung und wurde immer mehr zu einer antisemitischen Partei, welche das Judentum bekämpften. Durch diese Organisationen erlebte der Antisemitismus in Deutschland eine neue Dimension. Die Propaganda bediente sich neuer Formen. So wurden 1920 7,9 Millionen Klebemarken, 7,5 Millionen Flugblätter, 4,8 Millionen Handzetteln verteilt. Zudem wurden 20 Millionen Zeitschriften, Bücher und Broschüren die völkisches und antisemitisches Gedankengut als Inhalt hatten verbreitet.

Die NSDAP (1920), war zu dieser Zeit eine antisemitische radikale Partei wie viele andern auch. Ihr Antisemitismus unterschied sich kaum von der hasserfüllten Propaganda anderer völkischen Parteien. Durch ihren Redner, der einen fanatisch radikalen Antisemitismus predigte und die Dynamik welche die NS-Bewegung erlange, bekam diese Organisation einen andern Stellenwert als die andern. Hitler propagandierte eine Antisemitismus der Vernunft, dessen Basis aus pseudowissenschaftlichen Theorien und einem sozialdarwinistischen Verständnis zusammengesetzt wurde. Wie es weiter ging wissen wir alle.

In diesem Zusammenhang solltest du auch mal diesen Beitrag über die Protokolle der Weisen von Zion durchlesen:

http://www.geschichtsforum.de/461146-post20.html

Wie schon einmal gesagt, das ganze Thema ist sehr komplex und lässt sich nicht einfach auf die Schnelle erklären.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da im Mittelalter das Judentum (korrekterweise) als Religion gesehen wurde, wäre es einem Juden theoretisch möglich gewesen, sich durch Taufe allen Verfolgungen zu entziehen.

Hitler sah das Judentum als "Rasse" - Taufe rettete also nicht vor Verfolgung, es gab seiner Ansicht nach durchaus evangelische Juden (da das Judentum als Rasse gesehen wurde, taugte die Religionszugehörigkeit nicht als Merkmal ... die Nürnberger Gesetze schoben dieses Problem nun auf die Großeltern ... waren die Juden, war man auch selber Jude).
 
Wenn der christlich - übrigens nicht nur katholisch (siehe Martin Luther) - motivierte Antijudaismus Deiner Ansicht nach nicht vom modernen Antisemitimus - motiviert durch Nationalismus, Sozialdarwinismus und Rassismus - zu unterscheiden sind, kann ich Dir leider auch nicht helfen....
Darum ging es überhaupt nicht, sondern darum, daß eben zwischen antikem, mittelalterlichem, (früh-)neuzeitlichen und modernem Antijudaismus/Antisemitismus zu differenzieren ist.

Ich gebe Dir insofern recht, dass der Antijudaismus der Antiken Griechen ein anderes, separates Kapitel ist. Der Antijudaismus der Antiken Griechen hat ja wohl kaum mit dem Antijudaismus von Adolf Hitler zu tun (um beim Topic zu bleiben).

Der Nationalsozialismus hat als solcher zwar nicht wirklich einen christlichen Hintergrund (...), der vom Nationalsozialismus geförderte Antisemitismus war eigentlich eine Steigerung des im Volk latent vorhandenen Antijudaismus. Populistische Bewegungen brauchen Feindbilder und Sündenböcke, diese waren leider schon in Form der Juden vorhanden. Die Nazis haben auch andere Volksgruppen gehasst und grausam verfolgt, z.B. Zigeuner, waren insgesamt rassistisch (und noch vieles negatives mehr).
Dies hat aber auf bereits bestehenden Feindbildern geruht, welche die Nazis aufgriffen und massiv weiter geschürt haben. Feindbilder, die weitgehend auf das Christentum zurückzuführen sind (natürlich auch noch zum Teil mit Fremdenhass vermischt).

Somit könnte man (leider) sagen: Judenverfolgung hat Tradition.

Herzl und der Zionismus
Medienmitteilung des Kantons Bern
Brunnenvergiftung ? Wikipedia
Altbasel - Die Basler Juden im Mittelalter
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit der Entstehung des Christentums bildeten sich die ersten judenfeindlichen Stereotype heraus. Der Beginn des Antijudaismus steht die Unterstellung des Gottesmordes, dies ist die älteste und bis in die Gegenwart wirkende antijüdische Äußerung. Das junge Christentum erklärte die Juden als gottlose, verbrecherische Heiden, weil sie die Heilslehre des Neuen Testamentes verweigerten.

Diese ältesten Vorurteile bildete die Grundlage für alle späteren, die Juden wurden ab diesem Zeitpunkt als Dämonen, Gottesmörder oder Antichristen diffamiert. Während des 3. und 5. Jahrhundert n. Chr. Verbreiteten die Kirchenväter ein dämonisches Bild von Juden, sie setzten sie mit dem Teufel gleich oder sie bezeichneten die Juden als Söhne Satans. Ab dem 4. Jahrhundert sind Ausschreitungen gegen Juden bekannt und ab dem 6. Jahrhundert wurden sie Zwangsgetauft, was meistens blutig endete.

Weißt du genaueres über diese Anfänge?
Dass sich eine junge, neue Religion gegenüber anderen Religionen durch Diffamierung abgrenzt, ist nachvollziehbar. Monotheistische Religionen haben es schwerer, den Wechsel beim einfachen Volk durchzusetzen.
Gegenüber den anderen Religionen mit vielen Göttern bestand vielleicht eher ein Bekehrungsanspruch als gegenüber dem Judentum, aus dem das Christentum nun einmal hervorgegangen ist.
Noch während des römischen Reichs wanderten Juden nach Europa ein und ließen sich in römischen Städten nieder. Was ist aus dieser Zeit über das Zusammenleben bekannt?
 
Der Nationalsozialismus hat als solcher zwar nicht wirklich einen christlichen Hintergrund (...), der vom Nationalsozialismus geförderte Antisemitismus war eigentlich eine Steigerung des im Volk latent vorhandenen Antijudaismus. Populistische Bewegungen brauchen Feindbilder und Sündenböcke, diese waren leider schon in Form der Juden vorhanden. Die Nazis haben auch andere Volksgruppen gehasst und grausam verfolgt, z.B. Zigeuner, waren insgesamt rassistisch (und noch vieles negatives mehr).
Dies hat aber auf bereits bestehenden Feindbildern geruht, welche die Nazis aufgriffen und massiv weiter geschürt haben. Feindbilder, die weitgehend auf das Christentum zurückzuführen sind (natürlich auch noch zum Teil mit Fremdenhass vermischt).

Und das ist eben zu stark vereinfacht: bis ins 19. Jh. war es ein religiöser Antijudaismus; der moderne Antisemitismus, der dem folgte, war jedoch v.a. ein Rassenantisemitismus.
Hier noch zwei Artikel dazu:
Judenfeindschaft von der Antike bis zur Neuzeit - Was heißt Antisemitismus?
Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert - Was heißt Antisemitismus?

Anm.: Wenn Du das Ganze linear auf bereits existente Vorurteile bzw. Feindlichkeiten zurückführen willst, wäre übrigens die antike (vorchristliche) Judenfeindschaft eben nicht außen vor, denn das frühe Christentum griff seinerseits jene bestehenden antiken Vorurteile/Feindlichkeiten* auf und verband sie mit christlicher Theologie. Die Besonderheit dabei war jedoch, daß durch die europaweite Verbreitung der Religion zugleich auch der Antijudaismus europaweit Verbreitung fand.

* Die angesprochenen vorchristlichen Vorurteile und Feindlichkeiten meinen dabei die antijüdische hellenistisch-römische Polemik, welche ihrerseits eine Übernahme der antijüdischen griechischen und ägyptischen Polemik war.

Im Übigen darf ich mich Papa_Leo anschließen, der korrekterweise ausführte:
Da im Mittelalter das Judentum (korrekterweise) als Religion gesehen wurde, wäre es einem Juden theoretisch möglich gewesen, sich durch Taufe allen Verfolgungen zu entziehen.

Hitler sah das Judentum als "Rasse" - Taufe rettete also nicht vor Verfolgung, es gab seiner Ansicht nach durchaus evangelische Juden (da das Judentum als Rasse gesehen wurde, taugte die Religionszugehörigkeit nicht als Merkmal ... die Nürnberger Gesetze schoben dieses Problem nun auf die Großeltern ... waren die Juden, war man auch selber Jude).
 
Weißt du genaueres über diese Anfänge?
Dass sich eine junge, neue Religion gegenüber anderen Religionen durch Diffamierung abgrenzt, ist nachvollziehbar. Monotheistische Religionen haben es schwerer, den Wechsel beim einfachen Volk durchzusetzen.
Gegenüber den anderen Religionen mit vielen Göttern bestand vielleicht eher ein Bekehrungsanspruch als gegenüber dem Judentum, aus dem das Christentum nun einmal hervorgegangen ist.
Noch während des römischen Reichs wanderten Juden nach Europa ein und ließen sich in römischen Städten nieder. Was ist aus dieser Zeit über das Zusammenleben bekannt?

Obwohl es eigentlich nur am Rande mit dem Antisemitismus des 19./20. Jh. zu tun hat, möchte ich dazu dennoch kurz drei Anmerkungen treffen.
1. Die Christen im Römischen Reich wollten/mußten sich gegenüber den Römern von den Juden abgrenzen und nutzten dafür auch die bestehende antijüdische Polemik.
2. Die Juden erlebten bereits im vorchristlichen Römischen Reich immer wieder einen Wechsel zwischen Schutz gemäß römischem Recht und Aufhebung dieser Schutzprivilegien.
3. Die christlichen Kaiser Roms griffen die römische Rechtstradition der Schutzvorschriften teilweise wieder auf, wobei auch dies nicht kontinuierlich zu sehen ist - wiewohl der spätere Schutz der Juden durch den Kaiser während des Mittelalters auf dieser Rechtstradition beruhte.

In der 1. Hälfte des 20. Jh. aber spielte dies alles keine Rolle mehr: die Juden waren aus rassistischer, nationalistischer und sozialdarwinistischer Motivation degradiert.
 
Sicherlich, der Antisemitismus hat eine lange und vielschichtige Geschichte. Ich meine jedoch, dass der Höhepunkt an "Popularität" im Deutschland, der schließlich zu der monströsen Eskalation geführt hat, in der wirtschaftlichen Depression begründet ist.

Wenn man die damalige Gefühlslage nachempfinden will, ersetze man in der Diskussion nachfolgender Wirtschaftskrisen die Wörter "Bankiers" bzw. "Manager" durch "Juden" und füge das Bild einer verschworenen Gemeinschaft von religiösen Fanatikern hinzu, die nur ihresgleichen in den inneren Zirkel hineinlassen und so ihre böswilligen Aktivitäten über ein weltweites Netzwerk zentral steuern.

Exkurs : Ich war einmal im Zoo von Hannover im Affenhaus. Es war gerade Fütterung. Die Affen waren damit beschäftigt, um die Leckereien zu streiten, und kümmerten sich nicht um das Publikum - bis schließlich eine geführte Gruppe von Zoobesuchern das Gebäude betrat. Sofort brach ein Riesentumult aus. Die Affen begannen zu kreischen und in großer Aufregung herumzuspringen. Sie nahmen alles, was ging - sogar die Äpfel, die sie gerade verzehren wollen - und schleuderten sie auf die Besucher.

Offenbar liegt es in unserer Natur, eine Bedrohung zu erkennen, wenn sich irgendwo eine organisierte Anhäufung potenzieller Gegener abzeichnet. Dann bekommen wir Angst und werden aggressiv, d. h., wir gehen zum (vermeintlichen) "Gegen"angriff über.
 
Ich gebe Dir insofern recht, dass der Antijudaismus der Antiken Griechen ein anderes, separates Kapitel ist. Der Antijudaismus der Antiken Griechen hat ja wohl kaum mit dem Antijudaismus von Adolf Hitler zu tun (um beim Topic zu bleiben).

Sag mal überliest du alle meine Beiträge zu diesem Thema bewusst?

Die Unterscheidung ist keine Erfindung von Timo und mir. In der Forschung über den Antisemitismus wird diese Unterscheidung Antijudaismus und moderner Antisemitismus gemacht. Da kannst du lange dagegen sprechen.
 
Obwohl es eigentlich nur am Rande mit dem Antisemitismus des 19./20. Jh. zu tun hat, möchte ich dazu dennoch kurz drei Anmerkungen treffen.
1. Die Christen im Römischen Reich wollten/mußten sich gegenüber den Römern von den Juden abgrenzen und nutzten dafür auch die bestehende antijüdische Polemik.
2. Die Juden erlebten bereits im vorchristlichen Römischen Reich immer wieder einen Wechsel zwischen Schutz gemäß römischem Recht und Aufhebung dieser Schutzprivilegien.
3. Die christlichen Kaiser Roms griffen die römische Rechtstradition der Schutzvorschriften teilweise wieder auf, wobei auch dies nicht kontinuierlich zu sehen ist - wiewohl der spätere Schutz der Juden durch den Kaiser während des Mittelalters auf dieser Rechtstradition beruhte.
Danke, dass du darauf eingegangen bist, obwohl der Umgang mit den verschiedenen Ethnien und Religionen im römischen Reich mit Hitler nichts zu tun hat.
Da ich mich mit römischen Quellen nicht auskenne, würde ich gerne noch wissen, ob die Juden als Gruppe in den ersten 4 Jahrhunderten besonders erwähnt werden. Und wie die Geschichte der Tempelzerstörung, Massada und Vertreibung von römischer Seite dargestellt wurde.


In der 1. Hälfte des 20. Jh. aber spielte dies alles keine Rolle mehr: die Juden waren aus rassistischer, nationalistischer und sozialdarwinistischer Motivation degradiert.

Da bin ich nicht so sicher, inwieweit sich die breite Masse durch diesen konstruierten Rassismus hätte aufhetzen lassen, wenn nicht die christliche Herabsetzung und Verteuflung der jüdischen Religion fest in der Bevölkerung verankert gewesen wäre.

Sicherlich, der Antisemitismus hat eine lange und vielschichtige Geschichte. Ich meine jedoch, dass der Höhepunkt an "Popularität" im Deutschland, der schließlich zu der monströsen Eskalation geführt hat, in der wirtschaftlichen Depression begründet ist.

Wenn man die damalige Gefühlslage nachempfinden will, ersetze man in der Diskussion nachfolgender Wirtschaftskrisen die Wörter "Bankiers" bzw. "Manager" durch "Juden" und füge das Bild einer verschworenen Gemeinschaft von religiösen Fanatikern hinzu, die nur ihresgleichen in den inneren Zirkel hineinlassen und so ihre böswilligen Aktivitäten über ein weltweites Netzwerk zentral steuern.

Klar, die jüdische Finanzweltverschwörung paßte ins Bild und hatte den Charme, dass sich Staaten und Einzelpersonen bereichern und von Schuldzinsen befreien konnten. Auch dieser Aspekt hat eine längere Geschichte, da Hofhaltung in den kleinen Fürstentümern und Königreichen oft fremdfinanziert worden war.

Rassismus und in diese Richtung ist dein Affenexkurs wohl gemeint, funktioniert gegenüber bekannten/vertrauten Personen/Kleingruppen nicht mehr richtig.
Wir dürfen nicht vergessen, dass vor dem Holocaust viele Deutsche die jüdische Religion offen praktizierten, ein viel größerer Teil aber durch Heirat und sonstige Übertritte zu christlichen Religionen übergegangen waren und damit unkenntlich Teil der Bevölkerung war.
 
Zurück
Oben