Frage über Hitler?

Weil er ganz früh schon sehr nützlich war, an einer publizistischen Schaltstelle der Partei, und später ergebener Gefolgsmann?
Könnte es sein, dass wir bei dem Bemühen um das Begreifen des Phänomens Nationalsozialismus gewaltig auf dem Holzweg sind ?
Vielleicht geht es ja überhaupt nicht um Ideologien, sondern um Hierarchien, und wie sie funktionieren, Gefolgschaft, und was sie bewirkt, sowie Eigendynamik, und wie sie zu Stande kommt.
 
(...)Das paßt durchaus zu Hitlers antisemitischem Weltbild und ist bei weitem nicht so komisch oder gar so spektakulär. (...)

Nicht das wir uns falsch verstehen.
Ich wollte in diesem Fall nicht auf sein antisemitisches Weltbild hinaus.
Mir ging es um den großen, blonden, muskulösen, durchtrainierten, blauäugigen Helden. So nach dem Motto, "Zäh wie Leder, Hart wie Kruppstahl...."

Und wenn ich da an die Euthanasiemorde (Aktion T4) denke fällt Goebbels halt aus dem Rahmen.
 
Nicht das wir uns falsch verstehen.
Ich wollte in diesem Fall nicht auf sein antisemitisches Weltbild hinaus.
Mir ging es um den großen, blonden, muskulösen, durchtrainierten, blauäugigen Helden. So nach dem Motto, "Zäh wie Leder, Hart wie Kruppstahl...."

Und wenn ich da an die Euthanasiemorde (Aktion T4) denke fällt Goebbels halt aus dem Rahmen.

Das war mir schon klar.
Es geht dabei darum, daß das angesprochene Zitat "Wer ein Jude ist, bestimme ich" bzw. das Prinzip, welches dahintersteckt, weitergedacht auch bedeutet "... wer ein Jude ist, legen wir fest, wer ein Arier ist, legen wir fest, wer ein xyz ist, legen wir fest..." etc.
 
naja, ich habe jetzt all diese Links durchgelesen und finde keine wirkliche Differenzierung... sicher hat es tolerante Christen gegeben. Leider haben aber meist nicht diese die Geschichte massgeblich geschrieben (beeinflusst)!

ich [würde] es zumindest mit einem kleinen Fragezeichen versehen, ob Personen wie z.B. Kaiser Heinrich IV., Bischof Johann I. von Speyer, Erzbischof Hermann III. von Köln, Papst Clemens VI. oder Nikolaus von Kues für die Geschichte unmaßgebliche Personen gewesen sind...

Ich schließe mich diesem Fragezeichen an. Vor den Kreuzzügen haben wir praktisch keine Anzeichen von >gelebtem< Antijudaismus in der Bevölkerung. Entlang des Rheins blühen jüdische Gemeinden. Erst in der Kreuzzugsstimmung beginnt die Verfolgung der "Gottesmörder" und zwar zunächst nicht durch die Nachbarn, sondern durch marodierende verhinderte Kreuzzügler.

Da ich mich mit römischen Quellen nicht auskenne, würde ich gerne noch wissen, ob die Juden als Gruppe in den ersten 4 Jahrhunderten besonders erwähnt werden. Und wie die Geschichte der Tempelzerstörung, Massada und Vertreibung von römischer Seite dargestellt wurde.

Bei Josephus kommen sie natürlich vor. Josephus leistet einen Spagat, weil er einerseits als Jude und Befehlshaber einer Stadt im jüdischen Aufstand projüdisch berichtet, andererseits als Freigelassener der Flavier prorömisch und natürlich, weil er Vespasian und Titus dahingehend beeinflussen möchte, dass sie Judäer milde behandeln.
Bei den christlichen Autoren kommen sie vor etc. Auch bei Justus von Tiberias, der eine Geschichte der jüdischen Könige verfasste, bei Tacitus, Sueton, bei Cassius Dio gibt es eine ganz interessante Stelle über die Juden, der sie aufgrund ihres Glaubens an nur einen Gott und ihrer Gebräuche als unterschieden vom Rest der Menschheit charakterisiert. Er zeigt sich relativ gut informiert, er weiß, dass sie einen rieisgen und wunderschönen Tempel gebaut hatten und dass sie Gott keine Bilder errichteten und ihn für unsichtbar hielten, dass sie den Tag des Saturn (also den Sabbat) heilig hielten und an diesem Tag keiner Arbeit nachgingen.
Die Historia Augusta erwähnt sie und berichtet das Verbot der Beschneidung als Ursache der Bar Kokhba-Revolte. Plinius berichtet über Judäa als Territorium, aber nichts über die Judäer an sich.
Ein wenig lässt sich auch aus den IVDAEA CAPTA-Münzen ablesen.


Wenn der Nazi-Rassismus "nur" ein Rassismus gewesen wäre, dann hätte Hitler wohl kaum mit Italien/Mussolini so eng zusammengearbeitet (oder auch mit Franco), denn der mediterrane Typ entsprach wohl kaum dem arischen Ideal.

So homogen dachten die Nazis nun auch wieder nicht. Während bei vielen der Germanenkult blühte (z.B. bei Himmler und Rosenberg) war Hitler geradezu ein Fan von Griechen und Römern. Außerdem ließ sich ja hier eine germanische Geschichte konstruieren. In Walther Gehls Geschichtsbüchern (Walther Gehl war ein Nationalsozialist, der zunächst verschiedene Ergänzungsbände für den nationalsozialistischen Geschichtsunterricht verfasste und schließlich eben auch eigene Geschichtsbücher) wird z.B. das westgotische Element bei den Spaniern sehr stark betont. Aber wirklich stringent war die Rasseideologie sowieso nicht.

Und wenn ich da an die Euthanasiemorde (Aktion T4) denke, fällt Goebbels halt aus dem Rahmen.

Nein. Goebbels war nicht von Geburt an behindert (also im nationalsozialistischen Jargon "erbkrank"), sondern als Folge einer Krankheit. Es gab zwar unter den Nationalsozialisten auch Lamarckisten, wie den SS-Arzt Johann Paul Kremer mit seinen absurden Forschungen über die Vererbung von traumatischen Verstümmelungen, aber das waren bei weitem nicht alle. Auch hier gilt: Wirklich stringent waren die Thesen nicht.

Wenn man Hitlers Reden sich so anhört oder durchliest,"Mein Kampf" durcharbeitet sowie verschiedene Biographien, so kommt man bei Hitler zu einem durchaus speziellerem Antisemitismus.
Ich denke Hitler hat Juden nicht unbedingt als "minderwertig" angesehen [...] Er sah in den Juden vielmehr den grossen Gegner den es zu vernichten galt im Zuge eines Ideologischen Zweikampfes.

Dem kann ich nicht zustimmen. Hitler sah die Juden als Parasiten, die ihr "Wirtsvolk" schädigten ohne eigene Kultur und Gemeinschaftssinn.
"Da nun er Jude [...] niemals im Besitze einer eigenen Kultur war, sind die Grundlagen seines geistigen Arbeitens immer von anderen gegeben worden." (Mein Kampf, S. 330)
"Der Aufopferungswille im jüdischen Volke geht über den nackten Selbsterhaltungstrieb des einzelnen nicht hinaus. [...] Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass Herdentrieb stets nur so lange zu gegenseitiger Unterstützung führt, als gemeinsame Gefahr dies [...] unvermeidlich erscheinen lässt." (Ebd.)
"Wären die Juden auf dieser Welt allein, so würden sie ebenso sehr in Schmutz und Unrat ersticken wie in haßerfülltem Kampf sich gegenseitig zu übervorteilen..." (Mein Kampf, S. 331)
"Daher ist das jüdische Volk bei allen scheinbaren intellektuellen Eigenschaften dennoch ohne jede wahre Kultur, besonders aber ohne jede eigene. Denn was der Jude heute an Scheinkultur besitzt, ist das unter seinen Händen meist schon verdorbene Gut der anderen Völker. [...] Damit aber fehlen dem Juden jene Eigenschaften, die schöpferisch und damit kulturell begnadete Rassen auszeichnen." (Mein Kampf, S. 331 f.)
"Bei dem Juden hingegen ist diese Einstellung [der Idealismus] überhaupt nicht vorhanden; er war deshalb auch nie Nomade, sondern immer nur P a r a s i t im Körper anderer Völker." (Mein Kampf, S. 334)
 
(...)Nein. Goebbels war nicht von Geburt an behindert (also im nationalsozialistischen Jargon "erbkrank"), sondern als Folge einer Krankheit. (...)

Na das erzähl mal seinen "Leidensgenossen"

Aus der eigenen Verwandtschaft weiß ich, das alle - naja fast alle - über einen Kamm geschoren wurden. Es wurde kein Unterschied gemacht ob es sich um eine angeborene oder erworbene Behinderung handelte.

Anders sah es bei den Kriegsversehrten aus, - zumindest soviel mir bekannt ist.

Also hätte Goebbels rein theoretisch durchs Raster fallen müssen.
Da er aufgrund seines "Genies" eben nicht durchfiel ist uns allen bekannt.
Ist schon klar das die "Führung" festlegte, wer würdig und wer unwürdig war. :motz: Sieht man ja an dem Ausspruch, "Wer Jude ist, bestimme ich."

Aber ein Kopfschütteln konnte ich trotzdem nicht vermeiden. :pfeif:
 
Dem kann ich nicht zustimmen. Hitler sah die Juden als Parasiten, die ihr "Wirtsvolk" schädigten ohne eigene Kultur und Gemeinschaftssinn.
Ja und nein, ich denke Hitler persönlich hat den Juden zwar auch als für den nationalsozialistischen Staat kulturell parasitär angesehen, wobei er den Juden aber eine komplett andere Rolle zugewiesen hatte als den anderen Minderheiten, der bezeichnung "minderwertig" in diesem Zusammenhang wird dieser Rolle nicht gerecht. Vielmehr würde Feind passen der sicher nicht von Hitler unterschätzt wurde, in seinen demagogischen Phrasen ans Volk gerichtet hat er eher diese "Schädlingspropaganda" gewählt, die späteren Taten und der ideologische frühe Einfluß von Rosenberg und den "Baltendeutschen" , Chamberlain etc. haben jedoch eher eine existentielle Frage von Sieg oder Untergang in bezug auf die Juden aufkommen lassen.

Zit.Joachim Fest,Hitler S.220 aus Hitlers Rede vom 20.Apr.1923
"Es heißt,daß wir Radauantisemiten seien. Jawohl, Sturm wollen wir erregen! Die Menschen sollen nicht schlafen, sondern sie sollen wissen, daß ein Gewitter heraufzieht. Wir wollen vermeiden, daß auch unser Deutschland den Kreuzestod erleidet! Mögen wir inhuman sein! Aber wenn wir Deutschland retten, haben wir die größte Tat der Welt vollbracht!"

Der Holocaust fand statt nicht weil Hitler die Juden als nur minderwertig ansah im sozialdarwinistischem Sinne. Ich denke hier spielen andere Faktoren eine grössere Rolle, Verschwörungstheorie und ideologischer Zwei-beziehungsweise Existenzkampf nach seiner Sichtweise.
 
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Ja und nein, ich denke Hitler persönlich hat den Juden zwar auch als für den nationalsozialistischen Staat kulturell parasitär angesehen, wobei er den Juden aber eine komplett andere Rolle zugewiesen hatte als den anderen Minderheiten, der bezeichnung "minderwertig" in diesem Zusammenhang wird dieser Rolle nicht gerecht.

Ich weiß nicht, was man sonst unter "minderwertig" fassen soll, wenn nicht die Absprache eigener Intelligenz, eigener Kultur, idealistischer Vorstellungen, Solidarität (bei H. nur in nationaler Form, Volksgemeinschaft), die Fähigkeit ein eigenes Leben/Gemeinwohl aufzubauen und die Zusprechung parasitär zu leben.
Aber wenn Dir die Auszüge aus dem Kapitel Volk und Rasse (311 - 363) nicht reichen, dann skizziere ich Dir mal den Aufbau dieses Kapitels:
Zunächst einmal erklärt H. seine Ansicht der darwin'schen Theorie, die er auf den Menschen überträgt. Er spricht vom "in der Natur allgemein gültigen Triebes der Rassenreinheit" und vom Überlebenskampf.
"Die geschichtliche Erfahrung bietet hierfür zahllose Belege. Sie zeigt in erschreckender Deutlichkeit, dass bei jeder Blutsvermengung des Ariers mit niedrigeren Völkern als Ergebnis das Ende des Kulturträgers herauskaum (Welches nach H. der Arier ist)." (313) Er ist der Auffassung, dass Hochkulturen dort entstanden, wo Arier Herrschaft über andere Völker ausübten und dass ihr Niedergang in der Blutsvermischung als mangelnder Abgrenzung zwischen Arier und Nichtarier begründet sei. Dies in einem langweiligen, pseudowissenschaftlichen Sermon über knapp 20 Seiten.
Dann kommt H. vom Arier zum Juden: "den gewaltigsten Gegensatz zum Arier bildet der Jude". (329) Dann folgen die schon zuvor zitierten Passagen plus einige wirre Gedanken über den Marxismus, den Zionismus und den Kapitalismus.
 
Worauf ich hinaus wollte ist eigentlich das Hitlers Ansicht über die Juden nicht mit dem adjektiv minderwertig abgedeckt ist, das bedeutet nicht das es in einzelnen Punkten seiner Weltanschauung durchaus übereinstimmt.
ps. entschuldigung, habe mich zuerst ungenau ausgedrückt
 
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