Frage zu Kolumbus

Das ist insofern richtig, daß seine Rechnung in der Tat falsch war.



Das allerdings ist Unsinn, denn die Kugelgestalt der Erde war - entgegen dem noch immer nach wie vor verbreiteten Geschichtsirrtum - auch im europäischen Mittelalter bekannt.
Am besten ist es bei solchen Themen immer, erst den Thread zu lesen...

In den Interessierten Kreisen wie gesagt, also Astronomen, Navigatoren, Kapitäne.
Auf dem platten Land, wo die Leute mit dem eigenen Überleben genug zu tuen hatten, glaube ich eher weniger, zumal im damaligen Spanien die Katholische Kirsche, mit ihrer Weltanschauung, sehr mächtig war.

Bis Neulich

Apvar
 
In den Interessierten Kreisen wie gesagt, also Astronomen, Navigatoren, Kapitäne.
Auf dem platten Land, wo die Leute mit dem eigenen Überleben genug zu tuen hatten, glaube ich eher weniger, zumal im damaligen Spanien die Katholische Kirsche, mit ihrer Weltanschauung, sehr mächtig war.

Nein; genau diese Aussage ist eben falsch.
Ich wiederhole meine Bitte, erst zu lesen - z.B. http://www.geschichtsforum.de/383209-post6.html

Ansonsten in Kurzform:
1. Ein Dogma o. dgl., welches die Scheibengestalt der Erde propagiert habe, gab es nicht. Im Gegenteil: Gerade viele Astronomen u.a. Gelehrte während des Mittelalters kamen aus dem Klerus.
2. Daß der Erdschatten bei einer Mondfinsternis stets rund ist und daß bei von der Küste wegfahrenden wie auch zur Küste hin ankommenden Schiffen der Rumpf vor den Segeln der Sicht verborgen ist, sind keine Wahrnehmungen, die nur Eingeweihten oder besonderen Eliten möglich gewesen wären bzw. sind.
3. Der Reichsapfel als Insignie des römisch(-deutsch)en Kaisertums symbolisiert den vom christlichen Herrscher beherrschten Erdball - es ist schließlich gerade deswegen eben ein Reichsapfel und kein Reichsteller! Diese Insignie war nun aber nicht wie heutzutage hinter Sicherheitsglas verschlossen, sondern wurde wie die anderen Reichskleinodien vom Kaiser bei vielen öffentlichen Auftritten mitgeführt - eben damit jeder noch so ungebildete Mann erkennen konnte, wer der Kaiser war.
 
Und bei der eigentlichen Fahrt hat er sich wohl auch rein Zufällig vertan, um die Crew nicht zu Beunruhigen, da seine Crew zum größten Teil aus dem Gefängniss kam, und kein Seemänniche Erfahrung hatte (man könnte ja sonst vom Rande der Scheibe fallen).

Das mit dem "Rand der Scheibe" ist tatsächlich Quatsch, wie Timo schon ausführte.

Allerdings hat sich Columbus sehr wohl verrechnet, und zwar nicht "rein zufällig", sondern mit voller Absicht, wie aus dem Borbuch der ersten Fahrt zu entnehmen ist, in dem sich haufenweise Stellen wie diese finden:

Dienstag, 25. September [...] Da ordnete ich an, von der bisher eingehaltenen westlichen Fahrtrichtung abzuweichen und Kurs nach Südwesten zu nehmen, in welcher Richtung das Land allem Anschein nach gesichtet worten war. So fuhren wir an jenemTage 18 Seemeilen nach Westen, während der Nacht aber 68 Seemeilen nach Südwesten, also insgesamt 86 Seemeilen. Meinen Leuten gegenüber sprachich aber nur von 52 Seemeilen, um ihnen die Reise kürzer erscheinen zu lassen. Auf diese Weise führte ich eine doppelte Rechnung: die zahlenmäßig geringere war nur eine vorgetäuschte, während die höhere der Wahrheit entsprach.
Columbus' Bordbuch

Daher macht für mich auch folgendes Argument Sinn:

Sonst währe er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Spanien am Hofe abgeblitzt. Wenn die Erfahrungen an den anderen Höfen in Europa sieht macht das durchaus Sinn.

Das ist insofern richtig, daß seine Rechnung in der Tat falsch war.

Ob er nicht auch hier taktierte? Leider konnte ich auf die Schnelle keine Quelle hierzu finden.
 
Im Gegensatz zur Piemont-Kirsche wird die Macht der Katholischen Kirsche (sorry,aber der mußte sein :D ) diesbezüglich m.E. überschätzt, zumal es das dogmatisch zementierte "Scheibenweltbild" dort auch nicht gab.Bereits im Mittelalter wurde nicht umsonst auch und gerade in gelehrten Kirschenkreisen das Antipodenproblem (das eine Kugelwelt voraussetzt) diskutiert und außerdem gehörten die Kirschenleute im Mittelalter zur wissenschaftlichen Elite ihrer Zeit.
Was oft verkannt wird ist,daß es im Mittelalter zwei Arten von Kosmologien gab- eine reale mit der Welt als Kugel,den Portalonkarten und den Navigationskenntnissen und eine ideell-spirituelle. Und dort war die Welt eine Scheibe,weil das Oben (der Himmel) und das Unten (die Hölle) dort seinen Platz finden und das himmmlische Jerusalem der Mittelpunkt der Welt sein mußte. Die Ebsdorfer Weltkarte z.B. ist Ausdruck für diese ideelle Kosmologie.
 
Ob er nicht auch hier taktierte? Leider konnte ich auf die Schnelle keine Quelle hierzu finden.

Er stützte sich auf die Berechnungen von Toscanelli, welche wohl wirklich einen Rechenfehler aufwiesen (Erddurchmesser kleiner, Landmassen größer als in Realität). Was ebenfalls unbestritten ist: am portugiesischen Hof beurteilte man sein Ansinnen aus genannten Gründen (Rechnung ist falsch) äußerst abschlägig - um es noch wohlwollend zu formulieren...
 
Was oft verkannt wird ist,daß es im Mittelalter zwei Arten von Kosmologien gab- eine reale mit der Welt als Kugel,den Portalonkarten und den Navigationskenntnissen und eine ideell-spirituelle. Und dort war die Welt eine Scheibe,weil das Oben (der Himmel) und das Unten (die Hölle) dort seinen Platz finden und das himmmlische Jerusalem der Mittelpunkt der Welt sein mußte. Die Ebsdorfer Weltkarte z.B. ist Ausdruck für diese ideelle Kosmologie.

Kein grundsätzlicher Widerspruch, aber eine kleine ergänzende Korrektur dazu: die sogenannten T-O-Karten hatten symbolischen und nicht kartographischen Inhalt; zuvorderst sollten sie die Ökumene (bewohnte Welt) zeigen - vgl. dazu bspw. Reallexikon der germanischen ... - Google Bcher
Außerdem gab es auch ideell-spirituell durchaus eine Synthese von christlicher Schöpfungsgeschichte und antiker Kosmologie (römisches Weltmodell: der in Sphären eingeteilte, kugel- oder eiförmige Kosmos aus Erde (Eigelb), Wasser und Gas (Eiweiß) sowie dem schalenfesten Firmament): Basilius von Caesarea und Macrobius hatten so bspw. das Bild vom Heiligen Geist ("Geist Gottes über den Wassern schwebte") in der Form erklärt, daß dieser "wie ein Adler über seinem Ei brütet".



Noch zu einer anderen Sache @Pelzer...

Guter Hinweis; und was die Fertigung eines Erdglobus betrifft, war Martin Behaim noch nicht einmal der Erste: http://www.geschichtsforum.de/339562-post138.html
 
Und noch eine kleine ergänzende Anmerkung dazu: Der Reichsapfel in seiner symbolischen bzw. heraldischen Darstellung entsprach wiederum der Aufteilung der symbolischen T-O-Karten ....so wurde der Kaiser quasi zum Herrscher des Erdkreises ..wenn nicht schon des realen,dann wenigstens des symbolisch-spirituellen
 
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