Sheriam

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Brauche dringend eure Hilfe. Ich müsste wissen, ob folgende Verbendungen:

"Ihr, die ihr, vielleicht weil ihr tugendlose Leute seid, das Angesicht verhüllt traget, harret still und horchet auf die Worte, die ich Euch zu sagen habe."

zu Tiecks (Ende 18. Anfang 19. Jh) bzw. Braunfels' (Ende 19.Jh.) Zeiten bereits archaisch oder noch gebräuchlich waren.

Außerdem folgende Worte: "höchlich" und "genugsam" ach ja, und wie sieht es aus mit "deucht" (statt dünkt) ?

Es wäre wirklich klasse, wenn mir das jemand sagen könnte, da das der letzte Nagel zu meinem Sarg...äh.. meiner Zula wäre.

Sheri
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann dir zwar deine Frage nicht wirklich befriedigend beantworten, wundere mich aber zu deiner Einordnung Frühneuhochdeutsch. Es ist aber zu bedenken, dass Schriftsprache sowieso konservativer als die gesprochene Sprache ist und es in der Literatur, gerade auch in der Romantik, immer wieder auch beabsichtigt archaisierende oder vielleicht bessere historisierende Tendenzen gibt.
 
wundere mich aber zu deiner Einordnung Frühneuhochdeutsch
Öhm ja, zugegeben, das war etwas verwirrdend.
Ich bin davon ausgegangen, dass es sich um Archaismen handelt, die Tieck und Braunfels (Neuhochdeutsch) aus dem Frühhochdeutschen gewählt haben, um somit eine deutsche Entsprechung zu den Archaismen Cervantes' zu finden (die aus dem Mittelalter stammen).

Somit auch gleich zu deiner nächsten Anmerkung:
Es ist aber zu bedenken, dass [...] es in der Literatur, gerade auch in der Romantik, immer wieder auch beabsichtigt archaisierende oder vielleicht bessere historisierende Tendenzen gibt.
Genau darum geht es. Ich habe eine Analyse zur Verteilung der Archaismen in Cervantes' Quijote vorgenommen, der diese bewusst mal mehr mal weniger setzt, je mehr Quijote in den Ritterjargon verfällt. Nun möchte ich überprüfen, in wie fern Tieck und Braunfels dem Rechnung tragen, indem sie sich ebenfalls mal mehr mal weniger aus älteren Sprachstufen bedienen. Allerdings fehlen mir dazu die nötigen Kenntnisse in deutscher Sprachgeschichte. Ich hatte gehofft, dass mir hier vielleicht jemand helfen kann.
 
Braunfels hat doch - lese ich gerade bei Wikipedia - einen Kommentar zu seiner ÜBersetzung geschrieben, wenn er diesen auch abgebrochen hat. Hast du Zugriff darauf? Gibt es darin keine Hinweise zu seiner Sprachwahl? Hast du schon andere Schriften Tiecks oder Braunfelds gesichtet?
 
Hm, ja, das könnte helfen. Aber die Zeit reicht leider nicht mehr aus um die Kommentare der beiden oder irgendwelche anderen Werke zu lesen. Zumal dies nur ein einziges Unterkapitel einer 80-seitigen Arbeit ist. Es wäre einfach ein schöner Abschluss gewesen, kurz die Übersetzungsentscheidungen von Tieck und Braunfels anhand einiger Beispiel gegenüberzustellen und ich hatte eben die Hoffnung, dass jemand zufällig weiß, in welcher Epoche das -e- der Endungen weggefallen ist. :weinen:
 
Rein intuitiv würde ich deinem Verdacht, dass es sich um Sprachhistorisierungen handelt, Recht geben. Wissenschaft hat allerdings nichts mit Intuition zu tun. Die kann man haben, aber am Ende muss man belegen. Die Intuition wäre eher dann gefragt, wenn man eine Arbeitshypothese erstellt. Vielleicht kannst du deinen Verdacht dennoch geschickt äußern, vielleicht in die Richtung, dass du dies gerne noch überprüft hättest, aber die Zeit dies nicht zuließ. Wenn ich dich recht verstehe, sitzt du an deiner Belegarbeit (Bachelor, Master, Diplom, Magister, Examen), ja?
Aber schau morgen noch mal rein, ich hätte jemanden im Verdacht, der möglicherweise noch eine Idee haben könnte.
 
Ich würde hier auch mal auf historistische Tendenzen tippen.
Hast du schon zeitgenössische Buchkritiken zu den zu untersuchenden Werken gelesen? Vielleicht findet sich dort ein Hinweis.
Es gab in der Zeit massenhaft literarische Journale und auch andere Zeitschriften beschäftigten sich neben anderen Themen mit moderner Literatur. (vieles davon findet man heutzutage unter googlebooks!)

Und noch ein Tip:
Als Beispiel von recht frühem extrem modernen Deutsch kann man das "Journal des Luxus und der Moden" (ja, ja das ist halt meine Lieblingsquelle ;) nennen.
Die Leserschaft rekrutierte sich wohl überwiegend aus dem reichen und aufgeklärten Bürgertum und auch dem Adel.
Auch in dieser Gazette finden sich immer wieder Buchbesprechungen.
Hier ist es netterweise online gestellt worden:
Journal des Luxus und der Moden - Journals@UrMEL
 
Danke auch dir vielmals, Cécile!
Eure Vorschläge hören sich alle sehr sinnvoll und logisch an. Normalerweise würde ich wohl auch genau so vorgehen. Allerdings muss die Arbeit morgen in Druck gehen^^
EIgentlich ging es auch um die Beurteilung der Neuübersetzung Langes und da kann ich ja ganz gut beurteilen ob etwas archaisch ist oder nicht (und wenn nicht, hilft der Duden). Die Betrachtung Tiecks und Braunfels' war nur so eine Art Bonus im letzten Kapitel. Deshalb kann ich hier nicht so viel Zeit investieren und hoffe, dass dies auch niemand erwartet, da ich ja schließlich Spanisch und nicht Deutsch studiere und somit auch garnicht die fachliche Qualifikation dazu habe.
Ich hatte nur gehofft, irgendwer hier wüsste vielleicht auf die Schnelle eine Onlinegrammatik Neuhochdeutsch oder so, wo man das nachschlagen kann.

Aber ich hoffe die Arbeit wird auch so überleben :) Danke nochmals
 
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