Fragen zum Absolutismus

skillz

Neues Mitglied
Hallo zusammen

Bin neu hier im Forum und finde es eine tolle Sache, nun will ich euch gleich einmal testen, wie gut ihr im Absolutismus seid ;-)!

Wäre sehr froh, wenn ihr mir folgende Fragen beantworten könntet.

Wieso war die Rivalität zwischen den Staaten um die Vorherrschaft in Europa (Glaubenskriege - Dreissigjähriger Krieg) wichtige Impule für den Aufbau eines "starken Staates"?

Wieso galt der Hof von Versailles und die französische Kultur im Europa des 17. Jahrhunderts als Vorbild?

Welche politischen Prinzipien hat England heute noch, die von einer langen politischen Entwicklung stammen?

Wäre sehr dankbar um die Beantwortung der Fragen

Gruss SKillz
 
Steht imprinzip alles in der gepinnten Einführung in die Geschichte des Absolutismus. Ist da jemand zu faul seine Hausaufgaben zu machen?^^

Wieso war die Rivalität zwischen den Staaten um die Vorherrschaft in Europa (Glaubenskriege - Dreissigjähriger Krieg) wichtige Impule für den Aufbau eines "starken Staates"?

Wieso galt der Hof von Versailles und die französische Kultur im Europa des 17. Jahrhunderts als Vorbild?
Erste absolutistische Herrschaftsformen entstanden bereits im 15. Jahrhundert aufgrund von Staatskrisen und Problemen in der Gesellschaft. Erst das europaweite Problem der Glaubenskriege im 16. und 17. Jahrhundert führte zu einer starken Ausbreitung des Absolutismus, welcher sich zuallererst in Frankreich durchsetzte: herrschte bereits Heinrich IV. absolutistisch, so wurde dies unter seinem Enkel Ludwig XIV., dem der Spruch „Der Staat bin ich“ in den Mund gelegt wurde, aufs Extremste weitergeführt. Im zarten Alter von fünf Jahren wurde er 1643 Nachfolger seines gleichnamigen Vaters und erlebte so den Westfälischen Frieden, der fünf Jahre darauf den Dreißigjährigen Krieg beendete, mit. Doch erst 1661, nach dem Tod seines Ersten Ministers, des Kardinals Mazarin, trat er die eigentliche Herrschaft an und reformierte das ganze Staats-, Gesellschafts- und Wirtschaftswesen; letzteres mithilfe seines Finanzministers Jean-Baptiste Colbert.

Welche politischen Prinzipien hat England heute noch, die von einer langen politischen Entwicklung stammen?
http://de.wikipedia.org/wiki/Mächtegleichgewichthttp://de.wikipedia.org/wiki/Mächtegleichgewicht
 
1. Hm, da wäre ich vorsichtig. In welchen Staaten führte denn der dreißigjährige Krieg zu einem starken Staat? Gut in den habsburgischen Landen wurde im Zuge der ersten Phase des 30-jährigen Krieges die Macht der Stände in Niederösterreich, Böhmen und Mähren vorerst gebrochen und die Anführer einer ständischen Opposition in Prag enthauptet. In Brandenburg gelangte der Große Kurfürst nach dem Tode seines Vaters an die Regierung. Es mag sein, dass die Erschütterungen des Dreißigjährigen Krieges zur Stutzung der Vormacht des Adels in Kurbrandenburg beitrug. Aber! In vielen deutschen Staaten hielt eine bedeutende ständische Mitbestimmung an.
Der Aufbau stehender Heere mag zwar eine logische Konsequenz für viele deutsche Staaten gewesen sein, nachdem z.B. Kurbrandenburg mit einer winzigen Armee von wenigen tausend Mann, keinerlei nennenswerten Widerstand im 30-jährigen Krieg hatte leisten können, aber dies setzte auch nicht sofort ein. Kurfürst Friedrich Wilhelm I. war in den 1650ern mit der Aufstellung seines stehenden Heeres schon ein ausgesprochener Vorreiter.

2. Da gibt es viele Gründe. Zum einen natürlich die Größe Frankreichs und die Errungenschaften Richelieus und Mazarins, aber auch die von Henri IV und Louis XIII um einen absolutistischen Staat. Frankreich war damit einer der ersten größeren, absolutistisch regierten Staaten. Schon in der Zeit ab der Mündigkeit von Louis XIII wurden nicht mehr die Generalstände, also die Vertretung der drei Stände Frankreichs, einberufen.
Ein anderer Punkt ist sicherlich und das noch mehr unter Louis XIV als unter seinen Vorgängern das Geschick, die Künste und allerlei Mittel zur Verherrlichung der erlangten Machtposition in die Dienste zu stellen. Frankreich erlangte eine weithin ausstrahlende Blüte mit wichtigen Wissenschaftlern, Gelehrten, Literaten und Dramatikern im Zeitalter Corneilles und Molières.

3. Hm, gerade im 17.Jh. etablierte sich ja endgültig die konstitutionelle Monarchie in England, allerdings erst nach absolutistischen Versuchen der Stuart-Könige. Ich würde mich an Deiner Stelle, skillz, mit der Glorious Revolution und ihren Auswirkungen beschäftigen. Für England war das 17.Jh. ein sehr von inneren Konflikten gezeichnetes. Wie oft durchzogen nicht die Heere Charles I., Cromwells, Wilhelm von Oraniens die britischen Inseln und Irland? Es gab viele Umstürze und die Gefahr einer Rückkehr der Stuarts und ihrer Anhänger blieb noch bis ins 18. Jahrhundert hinein.

Zugleich entwickelte sich das Unterhaus immer weiter. Whigs und Tories wechselten sich in den Regierungen ab und führten zu einer davon bestimmten wechselhaften Politik, welche seinen Einfluss auch auf die übrigen Staaten Europas und v.a. auf die Seemächte haben musste.
 
Hallo zusammen

Besten Dank für eure Antworten, kann sehr gut etwas damit anfagen.

@AnDro
Diese Fragen dienen nicht zur Beantwortung meiner Hausaufgaben. Die obigen genannten Fragen sind Bestandteil einer Geschichtsprüfung und die Fragen waren mir nicht ganz klar.

Grüsse
Skillz
 
Hallo zusammen

Hätte nochmals eine kurze Frage, diesmal betrifft es das vereinigte Königreich. Habe dafür einmal etwas im Wikipedia nachgelesen und es hat mri eigentlich sehr viel geholfen, aber etwas ist mir noch unklar.

Wie sieht das eigentlich mit diesen "Bill of Rights" aus? Gelten diese immer noch? Habe beim Lesen auf Wikipedia herausgefunden, dass England mit dem so genannten "Konstitutionalismus" läuft. Das heisst ja, dass England eine Staatsform besitzt, in der Rechte und Pflichte der Staatsgewalt und Bürger in einer Verfassung festgelegt sind.

Nebenbei steht aber auch noch, dass in England das so genannte Gewohnheitsrecht herrscht.

Was gilt da jetzt genau?
 
Teile von den Bill of Rights gelten meines Wissens noch. Das mit dem Gewohnheitsrecht ist ein gutes Beispiel. Im Prinzip hatte der König/die Königin in England noch lange bis ins 21. Jh. bestimmte Rechte, von denen sie aber keinen Gebrauch machte. Z.B. das Vetorecht des Königs wurde zwar nach der Inkraftsetzung der Bill of Rights mehrfach erwogen, genutzt zu werden, was aber dann v.a. nicht geschah, da dies natürlich auch darauf aufmerksam gemacht hätte, dass der König auch nach den Bill of Rights noch einigen Einfluss hatte. Ich werde mal schauen, ob ich in den nächsten Tagen noch ein bisschen dazu finde.
 
Danke für die schnelle Antwort.

Wie sieht es denn mit den heutigen Bürgerrechten aus in England? Stammen die teilweise aus der Zeit, wo England eine Republik war? Das war ja die kurze Zeit, das so genannte Commonwealth of England, wo Oliver Cromwell das Oberhaupt war.
 
Danke für die schnelle Antwort.

Wie sieht es denn mit den heutigen Bürgerrechten aus in England? Stammen die teilweise aus der Zeit, wo England eine Republik war? Das war ja die kurze Zeit, das so genannte Commonwealth of England, wo Oliver Cromwell das Oberhaupt war.

Der Habeas Corpus writ geht bis auf die Zeit des Mittelalters zurück und wurde im 17. Jahrhundert modifiziert. Die Habeas Corpus Akte soll Angeklagte vor willkürlicher Verhaftung schützen, und ein angeklagter muss binnen 3 Tagen dem Richter vorgeführt werden. Die europäische menschenrechtskommissionen stuft Habeas Corpus als elementares Menschenrecht ein, und im Artikel 104 des GG hat es auch in der BRD Geltung. Die USA schafften Habeas Corpus im Jahre 2006 für ungesetzliche Kombattanden ab. Das geschah vor dem Hintergrund gefangenen in Guantanamo eine gerichtliche Prüfung ihrer Inhaftierung zu verweigern, betrifft aber potenziell alle Ausländer (und Einwanderer). 2008 erklärte der Supreme Court die Einschränkung der Habeas Corpus writ für verfassungswidrig.
 
Teile von den Bill of Rights gelten meines Wissens noch. Das mit dem Gewohnheitsrecht ist ein gutes Beispiel. Im Prinzip hatte der König/die Königin in England noch lange bis ins 21. Jh. bestimmte Rechte, von denen sie aber keinen Gebrauch machte. Z.B. das Vetorecht des Königs wurde zwar nach der Inkraftsetzung der Bill of Rights mehrfach erwogen, genutzt zu werden, was aber dann v.a. nicht geschah, da dies natürlich auch darauf aufmerksam gemacht hätte, dass der König auch nach den Bill of Rights noch einigen Einfluss hatte. Ich werde mal schauen, ob ich in den nächsten Tagen noch ein bisschen dazu finde.

Ich habe nochmal nachgeschlagen. Königin Anna machte als Letzte 1707 Gebrauch vom königlichen Vetorecht, welches den Bill of Rights entsprach.

Zu den von Dir, skillz, erwogenen Aspekten ein kleines Zitat:

"Zweifellos entsprach ein Teil der in den Bill of Rights getroffenen Regelungen überkommenen Recht: so das Verbot, ohne gesetzliche Ermächtigung durch das Parlament Steuern zu erheben; die Petitionsfreiheit gegenüber der Krone; das zur Aufrechterhaltung des Milizsystems notwendige Recht der protestantischen Untertanen, Waffen zu tragen; das Recht auf freie Wahl des Parlaments; das Verbot von exessiven Geldbußen und von grausamen beziehungsweise unangemessenen Strafen. ..."
S. 172
Eckarth Hellmuth: "Wilhelm III. und Maria II."
in: "Englische Könige und Königinnen Von Heinrich VII. bis Elisabeth II." C.H. Beck, München, 1998
 
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