Französische Reparationen 1871

Skilehrer

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Man liest immer, Frankreich habe im Frieden zu Frankfurt 1871 Reparationszahlungen von 5 Mrd. Franc (4 Mrd. Mark) diktiert bekommen. Um eine Vorstellung vom Wert dieser Summe zu bekommen, würde ich gerne Angaben über die Höhe des Staatshaushaltes beider Länder zu der Zeit heranzuziehen. Da ich im Internet nichts finde und keinen Zugang zur Unibibliothek o. ä. mehr habe, bitte ich um Hilfe! Wer kennt die Höhe des Staatshaushaltes 1871?
Bei "Wikipedia" wird eine Mark mit 9,11 € nach heutiger Kaufkraft berechnet, aber wie diese Rechnung zustande kommt, wird nicht erklärt. Ich bin da skeptisch und glaube, dass die Staatsausgaben in Relation zu den Reparationen ein realistischeres Bild geben über die rel. Bedeutung bzw. Höhe der Reparationen. Wer kann helfen?
 
Freund Google hat folgendes gefunden:

Der diesem Gesetze als Anlage[1] beigefügte Haushaltsetat des Deutschen Reichs für das Jahr 1873 wird
in Ausgabe
auf 118,840,489 Thlr., [...]
und
in Einnahme
auf 118,840,489 Thlr.

http://www.documentarchiv.de/ksr/1872/haushalt_deutsches-reich-1873_ges.html


1873 war die Währungsreform: 1 Taler = 3 Mark.

Macht also einen Jahresetat von 356.521.467 Mark.


Mit dem französischen Etat ist das aufgrund der föderalen Struktur des Deutschen Reiches wahrscheinlich nicht zu vergleichen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die reine Kaufkraft oder das Verhältnis zur Etatgröße ist aber irreführend, da Wirtschaftsaufkommen und das Verhältnis Staat zu freier Wirtschaft ganz anders als heute sind. Über die Hälfte des Geldes floß direkt in die deutsche Wirtschaft.

Solwac
 
Vielen Dank für die schnelle Antwort. So kommt man doch zu einer relativen Vorstellung von der, bei allen berechtigten Vorbehalten, gewaltigen Summe.
 
Man muss der Summe aber auch die enormen tatsächlichen erlittenen Schäden gegenüberstellen. Die sind auch nicht zu verachten. Aber natürlich war die Reparation gewaltig.
 
@Turgot Ich bin,was die Zeit angeht bei weitem kein experte, aber wareen nicht die Reperationsahlung und die Abtrennung dazu da. Frankreich Innenpolitisch und Wirtschaftlich zu schwächen, so dass sie aus eigener Kraft keinen Krieg gegen das Kaisereich beginnen können und sie (auch mithilfe der Diplomatischen Politik Bismarcks, Frankreich zu Isolieren) aus dem Großmächte Gefüge (Pentarchie) zu verdrängen.
 
Die Annexion Elsass Lothringens erfolgte primär aus militärischen Gründen. Die Provinzen sollten die deutsche geographische Ausgangsposition für einen in der Zukunft stattfindenden Krieg gegen Frankreich verbessern.

Die wirtschaftlichen Schäden in Deutschland waren beträchtlich. Darlehen wurden zurückgezogen, erteilte Aufträge storniert, Kapitalien, selbst gegen vorzügliche Sicherheiten nicht mehr zu erhalten, der Holzhandel brach zusammen. Die Folge waren drastische Preissteigerungen.
Besonders krass waren die Aufmarschgebiete betroffen. Hier herrschte nicht nur die große Furcht vor einer französischen Invasion, sondern auch die Belastung, das die deutschen Armeen Lebensmittel in gewaltigen Ausmaße tätigten. Ein Problem war beispielsweise, das die Ernte 1870 schwächer ausgefallen war, als erwartet. Am 22.Juli berichtete die Trierer Zeitung zum Beispiel, dass das gesamt Geschäftsleben vollkommen lahmgelegt sei und alle Beziehungen zum Inn- und Ausland unterbrochen waren.


Auch hier war die Folge Knappheit, insbesondere bei Brot, und steigende Preise. Und das Brot was geleifert wurde, war schon vergammelt, weil der Transport viel zu lange gedauert hatte.

Das war besonders für die einkommensschwachen Schichten verheerend. 1870 musste ein Arbeiter noch über 50% seines Lohnes für Lebensmittel aufwenden. Aber auch in weiter östlich gelegenen Gebieten konnten sich die Arbeiter gerade noch das Nötigste leisten.

Das Vertrauen in die Währung brach ein, so das die Menschen kein Papiergeld mehr haben wollten, man verlangte Silbergeld.

Der Handel ist praktisch zusammengebrochen, da Eisenbahn und Pferdefuhrwerke von der Armee absorbiert wurden. Die Ernste wurde zum Teil zu früh eingebracht; bevor es dem Franzosen in die Hände fiel, wurde es lieber das Korn eingeholt, obwohl es noch grün war.

In einzelnen Gemeinden wie Annweiler, Stein und Dernbach kam es zu einer Blatternepdimie. Das ganze Aufmarschgebiet wurde regelrecht ausgesaugt, von der Bevölkerung wurde zu viel verlangt, noch verbliebene Vorräte wurden konfisziert. Die Preise explodierten. Die Landwirtschaft bekam erheblich Probleme. Es fehlten Arbeitskräfte und Pferde. Selbst Ende 1870 haben sich die Verhältnisse nicht gebessert. Im ganzen Reich wurden Sammlungen organisiert. Es hat zum Teil Jahre gedauert, bis sich die Aufmarschgebiete erholt hatten.

Die Invasionsangst und die massiven Transportprobleme waren ein großes Problem für die Wirtschaft. Der private Konsument wurde durch den Staat ersetzt. Gefragt wurden jetzt verstärkt Nahrungsmittel, Munition, Kleidung, Genussmittel, Verbandszeug etc.etc.. Die Wirtschaft musste sich der veränderten Nachfrage erst einmal anpassen. Dam kam es auf der einen Seite zu einem Mangel an Arbeitskräften und auf der andern zur Arbeitslosigkeit. Die Aufzählung lässt sich fortsetzten, aber die Schäden waren insgesamt beträchtlich.

Also nein, die Höhe der Reparationen wurde nicht so exorbitant hoch bemessen, um Frankreich zu schwächen, sondern in erster Linie die entstandenen Schäden in Deutschland sich bezahlen zu lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Annexion Elsass Lothringens erfolgte primär aus militärischen Gründen. Die Provinzen sollten die deutsche geographische Ausgangsposition für einen in der Zukunft stattfindenden Krieg gegen Frankreich verbessern.
ja, Metz und Diedenhofen wurden nach 70/71 erst zu den monströsen Festungen, die wir heute kennen - wobei sich das frisch gegründete deutsche Kaiserreich bei den Verhandlungen die Region um Belfort abschwatzen ließ (Belfort wurde später quasi zum Pendant von Metz: Frankreichs modernste Festungsanlage (gesplittete Befestigungsgruppen) zu Beginn des Ersten Weltkriegs.

Die wirtschaftlichen Schäden in Deutschland waren beträchtlich. Darlehen wurden zurückgezogen, erteilte Aufträge storniert, Kapitalien, selbst gegen vorzügliche Sicherheiten nicht mehr zu erhalten, der Holzhandel brach zusammen. Die Folge waren drastische Preissteigerungen.
...oh, gleich kann man sehen, wie beengt die Perspektive von Festungsfreaks wie mir ist... Der dt.-franz. Krieg hatte sich doch überwiegend auf französischem Territorium abgespielt, insofern leuchten mir die wirtschaftlichen Schäden in Deutschland nach diesem Krieg nicht wirklich ein. Kannst du mir das noch etwas genauer erklären?
Gerade nach den Verhandlungen über die Gebietsabtretungen und über die Höhe der Reparationszahlungen soll es im dt. Kaiserreich erstmal ordentlich geboomt haben (bis es zu einer Art "Börsencrach" kam, dessen Ursache aber sicher nicht im gewonnenen Krieg paar Jahre zuvor zu finden sein dürfte), jedenfalls laut Tante Wiki:
Die französischen Reparationen waren einer der Auslöser des deutschen Booms der Gründerzeit. Die französischen Zahlungen gaben dem deutschen Kapitalmarktzusätzliche Impulse und verstärkten die Investitionsbereitschaft des Bürgertums. Zwischen 1871 und 1873 entstanden etwa 928 Aktiengesellschaften. Profiteure waren insbesondere die Eisenbahn sowie die Stahl-, Kohle- und Maschinenbauindustrie.[172] Allerdings lösten die französischen Reparationszahlungen, die überwiegend in den deutschen Kapitalmarkt flossen, oder zumindest deren psychologische Effekte in Verbindung mit der gleichzeitigen Liberalisierung der Märkte in Deutschland eine solche spekulative Überhitzung der Konjunktur aus, dass die Spekulationsblase im sogenannten Gründerkrach im Mai 1873 platzte, woran sich eine langfristige Krise anschloss.
aus
Deutsch-Französischer Krieg – Wikipedia
 
Ich hatte gehofft, das wäre aus meinem Beitrag deutlich geworden.

Ein Beispiel: Das Streckensystem der der deutschen Eisenbahnen war ganz überwiegend eingleisig. Der Aufmarsch der deutschen Truppen musste und sollte sehr schnell gehen, um einer französischen Invasion zuvorzukommen. Dazu benötige das Heer sämtliche Ressourcen der Eisenbahn, schließlich galt es über eine halbe Million Soldaten samt Ausrüstung an der deutsch-französischen Grenze aufmarschieren zu lassen. Die gesamt Vorbereitung der Mobilmachung beschränkte sich demzufolge auf die militärischen Bedürfnisse. Die logistischen Aspekte ließ man fatalerweise fast vollkommen außer acht. Ergebnisse dieser Vorbereitung waren, wie oben beschrieben, katastrophal. Teuerung, ein enormer Bedarf an Lebensmittel, die in unbrauchbaren Zustand in das Aufmarschgebiet und später Front gelangten. Die wirtschaftliche Schädigung der Aufmarschgebiete war enorm.

Der Entzug von Transportmitteln hatte das wirtschaftliche Leben weitestgehend zum Stillstand gebracht. Waren konnten entweder gar nicht oder viel zu spät geliefert werden, da militärische Transporte immer Vorrang hatten.

Die Nachfrage des Auslandes nach deutschen Produkten konnte nicht bedient werden, da keine Güterwaggons oder zumindest viel zu wenige für den Warentransport zur Verfügung standen. Und die Frachtpreise stiegen enorm in die Höhe.

Fabrikbesitzern blieb aufgrund der überaus heiklen Transportsituation entweder auf Halde zu produzieren und kostenintensive Lager anzulegen oder die Produktion einzustellen und das Personal zu entlassen.

Auch blieb die Blockade der französischen Flotte der Nord- und Ostseeküste. Diese dauerte bis Ende September. Das war für die Stadt Hamburg nicht ohne Wirkung geblieben. In der Woche zwischen 20.August und 27.August wurden ganze 2 Schiffe abgefertigt. Unnötig die wirtschaftlichen Folgen für die Kaufleute zu erwähnen. Der Handel mit Übersee stockte zu dieser Zeit beträchtlich und beispielsweise sprangen Kaffeepreise in die Höhe. Von den Ostseehäfen konnte keine Geteide mehr nach England exportiert werden. Falls überhaupt etwas exportiert wurde, mussten die Kaufleute sehr hohe Frachtgelder zahlen. Zu erwähnen in diesem Zusammenhang ist auch der Befehl der französsichen Regierung zur Kaperei deutscher Schiffe.

Durch den Krieg, in denen auch viele Bergleute eingezogen worden waren, konnten die Bergwerke nicht mehr die benötigten Fördermengen liefern. In den Grenzregionen führte die große Unsicherheit dazu, das praktisch gar nicht mehr gefördert wurde. Und dann kam natürlich wieder das Problem des Transportes.

Transportmangel, Preissteigerung und auch die Unsicherheit brachten die deutsche Wirtschaft in Schwierigkeiten.

Seyfert, Die Heimatfront 1870/71
 
-- short intermission --
eine kurze Unterbrechung für den Fall, dass man sich darin
festliest und dort diesem Link folgt:
Festungsplan Wilhelmshaven – Wikipedia
wo man zwar eine recht gelungene (empfehlenswerte!) Auflistung der Festungsanlagen von Wilhelmshaven goutieren kann, aber dann leider auch folgendes lesen darf:
Man erkannte, dass Festungswälle mit Gräben und Bastionenwenig Sinn hatten. Vielmehr wollte man sich an den wirksamen französischen Festungen orientieren, die mit vorgelagerten Forts arbeiteten.
Das ist rundweg falsch!
--- Bundesfestungen: Abkehr vom bastionären System:
ab 1818 neudeutsche, nicht bastionäre Großfestung Koblenz (Fortentwicklung der Montalembert´schen Manier) als polygonale Festung mit detachierten polygonalen Forts
ab 1840 Modernisierung der Festungen Mainz, Luxemburg u.a. in polygonaler "neudeutscher" Manier
bis 1859 Neubau Bundesfestung Ulm (polygonal, dito Fortgürtel)
dito Festung Ingolstadt
--- französische Festungen:
Paris mit monströser bastionärer Umwallung und vorgelagerten "sternförmigen" bastionären Forts (z.B. das große Fort auf dem Mont Valerien)
Zitadelle Bitche Bastionärsystem (verstärkt mit unterirdischen Anlagen im Sandfels)
die meisten im dt.-franz. Krieg zernierten französischen Bastionärfestungen erwiesen sich als harmlos gegen die Preuss. moderne Artillerie, und genau infolge dieser Erfahrung wurde später der französische "eiserne Riegel" nach dem polygonalen Vorbild der dt. Bundesfestungen (Bieler Forts, Betonverstärkung, polygonal usw) gebaut
...ok, ich stoppe das jetzt ;)
--- short intermission fertig ---
 
Zuletzt bearbeitet:
aber wareen nicht die Reperationsahlung und die Abtrennung dazu da. Frankreich Innenpolitisch und Wirtschaftlich zu schwächen, so dass sie aus eigener Kraft keinen Krieg gegen das Kaisereich beginnen können
Waren sie nicht. Die Abtrennung förderten zudem eher die Revanchegedanken, die Reparationszahlungen leistete die Pariser Regierung locker über Anleihen, die an der Pariser und Londoner Börse gezeichnet wurden. Das war auch keine Überraschung, Paris hatte einen bestens funktionierenden, weltweit gefragten und vernetzten Finanzplatz.

Gerade nach den Verhandlungen über die Gebietsabtretungen und über die Höhe der Reparationszahlungen soll es im dt. Kaiserreich erstmal ordentlich geboomt haben (bis es zu einer Art "Börsencrach" kam, dessen Ursache aber sicher nicht im gewonnenen Krieg paar Jahre zuvor zu finden sein dürfte), jedenfalls laut Tante Wiki:
Tante Wiki kann hilfsweise gelten, mehr nicht.;)

Primär erst mal angefeuert/initiiert/angeregt vom 'moralischen Aufschwung' (Ludwig Bamberger, Die fünf Milliarden, 1873, S. 9 f.), welcher nun bei den Investitionen durch leichtere Vorschüsse und vermehrte Tauschmittel (Bamberg) über die etwas vergrößerten Barmittel möglich und gefördert wurden.

Wie komplex die Abwicklung, Zahlung und die Auswirkungen waren, schildert Bankier, Jurist und Reichstagsabgeordneter sowie wesentlicher Mitinitiator der späteren Reichsbank-Gründung und des Wechsels von Silber- zur Goldwährung, Ludwig Bamberg in seiner 1873 veröffentlichten Schrift Die Fünf Milliarden, via Netz frei runterladbar (war es zumindest mal).

Es gab ja noch keine Reichsbank, und kaum einen Reichsetat, der instrumentell so hätte für das Reichsgebiet eingesetzt werden könne.
 
@andreassolar ich verstehe es immer noch nicht: die Finanzjongleure des frisch gebackenen dt. Kaiserreichs "verzocken" salopp gesagt 2-3 Jahre nach dem gewonnenen Krieg die "Beute" (Reparationszahlungen) -- wie kann das eine Folge des Kriegs sein? Die erhaltenen Mittel und Gebiete sind das, der quasi "Börsencrash" ist aber die Folge der eigenen Ungeschicklichkeit im verwenden der Beute.
 
Waren sie nicht. Die Abtrennung förderten zudem eher die Revanchegedanken, die Reparationszahlungen leistete die Pariser Regierung locker über Anleihen, die an der Pariser und Londoner Börse gezeichnet wurden. Das war auch keine Überraschung, Paris hatte einen bestens funktionierenden, weltweit gefragten und vernetzten Finanzplatz.


Tante Wiki kann hilfsweise gelten, mehr nicht.;)

Paris hatte das Bankhaus Rothschild damit beauftragt, die Summe aufzutreiben. Die Anleihe wurde vierzehnfach überzeichnet; allein Bleichröder konnte 2,5 Milliarden auf dem deutschen Kapitalmarkt problemlos unterbringen. 150 Millionen wanderten in den Juliusturm. 750 Millionen wurden als Deckungsreserve der neuen Goldwährung geschlagen. Ein Teil wurde für Bezahlung von Rüstungskosten, Militärpensionen, Festungsbauten verwendet, was belebend auf die Konjunktur wirkte.
 
die Finanzjongleure des frisch gebackenen dt. Kaiserreichs "verzocken" salopp gesagt 2-3 Jahre nach dem gewonnenen Krieg die "Beute" (Reparationszahlungen) -- wie kann das eine Folge des Kriegs sein?
Das habe ich nicht geschrieben oder behauptet, und war auch nicht so. Weder wurde der in Bargeld geleistete kleinere Anteil irgendwie 'Finanzjongleuren' übergeben, noch wurden dies die weiteren geleisteten, unbaren Anteile.

Finanzjongleure hatten den entfesselten, völlig liberalisierten Aktienmarkt, jeder konnte ohne jede Voraussetzung eine AG gründen, mit märchenhaften Gewinnversprechungen, ohne jede ausreichenden Kapitalausstattung oder fachliche Voraussetzungen, ausgenutzt. Die Telegrafie sorgte für eine Vernetzung der Börsenplätze im In- und Ausland, verbunden mit Tiefseekabeln auch fast rund um die Welt.
Das hat mit den Reparationszahlungen nichts zu tun.
 
Artikel 7, Frankfurter Friede 1871, notiert u.a.:

Alle Zahlungen können nur in den hauptsächlichsten Handelsplätzen Deutschlands gemacht und werden in Metall, Gold oder Silber, in Noten der Bank von England, in Noten der Preußischen Bank, in Noten der Königlichen Bank der Niederlande, in Noten der Nationalbank von Belgien, in Anweisungen auf Order oder diskontirbaren Wechseln ersten Ranges, sofort zahlbar, geleistet werden.

Es wurden beispielsweise jede Menge ausgestellte Wechsel übergeben bzw. getauscht, die dann wiederum bezogen wurden usw. usw.
Der Bankier und Reichstagsabgeordnete Ludwig Bamberger hat ein seinem lesenswerten Traktätchen (1873) Die fünf Milliarden, gibt es im Netz zum runterladen, die komplexen und verschlungenen Wege und Auswirkungen der Reparationsleistungen nachgezeichnet.
Dabei wurden beispielweise Schulden Preussens bzw. des Dt. Reiches in Frankreich teils verrechnet mit den Reparationszahlungen, französische im Dt. Reich angerechnet...Leider verstehe ich von Bambergers Erläuterung zu wenig, auch nach wiederholter Lektüre.
Jedenfalls war ein Großteil Europas direkt oder indirekt damit involviert und betroffen, profitierte davon. Regierungen, Nationalbanken, Privatbanken, Zentralbanken, Börsenplätze, Börsenmakler, Kleinanleger, institutionelle Anleger usw. usw.
 
Ebenfalls im Artikel 7 ist das Folgende geregelt:

Die Zahlung von 500 Millionen soll erfolgen innerhalb der dreißig Tage, welche der Wiederherstellung der Autorität der Französischen Regierung in der Stadt Paris folgen werden. Eine Milliarde soll im Laufe des Jahres und eine halbe Milliarde am 1. Mai 1872. bezahlt werden. Die letzten drei Milliarden bleiben zahlbar am 2. März 1874., so wie es durch den Präliminar-Friedensvertrag vereinbart worden ist. Vom 2. März des laufenden Jahres an werden die Zinsen dieser drei Milliarden Franks jedes Jahr am 3. März mit 5 Prozent für das Jahr bezahlt werden.
 
War für die Reperationen nicht die Hauptbegründung gewesen, diese sollten in ihrer Höhe den Zahlungen entsprechen, die Preußen 1807 im Frieden von Tilsit an Frankreich zahlen musste?
Der Friede von Tilsit war für die Preußen ein Moment der größtmöglichen Demütigung gewesen.
 
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