Frauen als NS-Täterinnen

Die du wahrscheindlich ja eh nicht lesen wirst.

Wenn's jetzt hier in Richtung persönlicher Angriffe geht, werd ich mich aus der Diskussion zurückziehen. Dafür stehe ich dann nicht mehr zur Verfügung.

Doch genau die Täterschaft der Frauen ist Gegenstand dieser Diskussion.
Wir reden die ganze Zeit offensichtlich satt aneinander vorbei. Scroll doch mal ein wenig zurück - meine ursprüngliche Aussage (zu der ich nach wie vor stehe) lautete:

Zitat: "...dürften die wenigsten Frauen ... an Verbrechen beteiligt gewesen sein."

Auf genau diese Aussage hast Du geantwortet, und auf genau diese Aussage bezog ich mich in allen meinen Beiträgen - deswegen die Betonung auf "Masse". Wenn Du dann die Kernfrage der Diskussion allgemein auf "Täterschaft der Frauen" umdeutest - sorry - da kann ich nix für. Da müssen wir uns ja in der Diskussion im Kreis drehen.
 
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Wenn's jetzt hier in Richtung persönlicher Angriffe geht, werd ich mich aus der Diskussion zurückziehen. Dafür stehe ich dann nicht mehr zur Verfügung.

Tut mir leid wenn ich mich hier im Ton vergriffen habe. Sorry.

Wir reden die ganze Zeit offensichtlich satt aneinander vorbei. Scroll doch mal ein wenig zurück - meine ursprüngliche Aussage (zu der ich nach wie vor stehe) lautete:

Scheint so.

Zitat: "...dürften die wenigsten Frauen ... an Verbrechen beteiligt gewesen sein."

Auf genau diese Aussage hast Du geantwortet, und auf genau diese Aussage bezog ich mich in allen meinen Beiträgen - deswegen die Betonung auf "Masse". Wenn Du dann die Kernfrage der Diskussion allgemein auf "Täterschaft der Frauen" umdeutest - sorry - da kann ich nix für. Da müssen wir uns ja in der Diskussion im Kreis drehen.

Ja darauf habe ich geantwortet. Für mich ging es nie um die Masse, sondern um die Täterschaft von Frauen.
Dazu gehören meiner Meinung nach eben auch die Denunziantin. Denn mit ihrem Gang zur Gestapo unterstütze sie das Regime und wurde mitverantwortlich für deren Verbrechen.

Ich habe im übrigen nie umgedeutet - die Kernfrage der Diskussion ist Frauen als NS-Täterinnen.
 
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Die Perspektive Frauen als Opfergruppe der Nazis zu sehen ist tatsächlich veraltet. Heute weiß man, dass Frauen von Anfang an ein wichtiger Bestandteil der NSDAP und ihrer Strategie, die Macht auf der Straße zu gewinnen, waren. Die SA war auch hierin der wohl best organisierte Kampfverband der Weimarer Zeit. Frauen begleiteten die Demonstrationszüge der SA hinter den Zuschauern am Straßenrand und schleppten z.B. Nähzeug mit, damit Uniformen nach Zusammenstößen direkt wieder hergerichtete werden konnten, sie hatten Verbandszeug dabei und z.T. schmuggelten sie sogar Waffen (Totschläger, Messer, Pistolen).
Die Beteiligung der Frauen erst an der Machtergreifung und später an der Etablierung des Systems, steht nicht im Widerspruch zum Frauenbild der NSDAP, das der Frau ganz klar die Rolle zuwies, die Gebärerin zukünftiger Kämpfer zu sein ("Das Ziel der weiblichen Erziehung hat unverrückbar die kommende Mutter zu sein") oder Frauen als eher gefühlsbetont darstellte (wobei den Nazis ja das Gefühl über den Verstand ging).
 
Die Perspektive Frauen als Opfergruppe der Nazis zu sehen ist tatsächlich veraltet.

Frauen als Opfergruppe der Nazis? Dieses Behauptung habe ich in diesem Thread noch gar nicht gefunden. Neben Opfergruppen und Tätergruppen gibt aus auch noch eine Vielzahl anderer möglicher Konstellationen. Man muß nicht immer nur entweder Opfer oder Täter gewesen sein. (Das war übrigens auch in der DDR nicht so - auch wenn es die Medien jetzt Glauben machen wollen.)

Die SA war auch hierin der wohl best organisierte Kampfverband der Weimarer Zeit. Frauen begleiteten die Demonstrationszüge der SA hinter den Zuschauern am Straßenrand und schleppten z.B. Nähzeug mit, damit Uniformen nach Zusammenstößen direkt wieder hergerichtete werden konnten, sie hatten Verbandszeug dabei und z.T. schmuggelten sie sogar Waffen (Totschläger, Messer, Pistolen
Gibt es Erkenntnisse darüber, vieviel Frauen prozentual hinterhermarschierten?
 
Frauen als Opfergruppe der Nazis? Dieses Behauptung habe ich in diesem Thread noch gar nicht gefunden. Neben Opfergruppen und Tätergruppen gibt aus auch noch eine Vielzahl anderer möglicher Konstellationen. Man muß nicht immer nur entweder Opfer oder Täter gewesen sein. (Das war übrigens auch in der DDR nicht so - auch wenn es die Medien jetzt Glauben machen wollen.)

Es gab noch Mitläufer, politisch nicht Interessierte etc. Die gibt es in jeder Geselleschaft, das hat eigentlich nichts mit DDR, BRD oder Drittes Reich zu tun.

Gibt es Erkenntnisse darüber, vieviel Frauen prozentual hinterhermarschierten?

Meines Wissens nicht. Ist aber auch schwer hier eine Statisik aufzustellen. Denn die Hinterhermarschierer wurden ja nicht erfasst oder registriert. Ich glaube kaum das man dazu was in den Archiven findet.

Und eine Auswertung anhand von Bilder oder Filmaufnahmen aus dieser Zeit zu machen ist auch sehr schwer, weil viele dieser Bilder von den Nazis zum Teil nachträglich gemacht wurden.

Das heisst jetzt aber nicht das Frauen nicht hinterhermarschiert sind.
 
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Der Zeitzeuge Haffner übrigens teilte in seinem Buch Germany - Jekyll and Hyde, die Bevölkerung 1940 wie folgt ein:

„Nationalsozialisten“ (20% der Bevölkerung)
„loyale Bevölkerung“ (40%),
„illoyale Bevölkerung“ (35%)
„Opposition“ (5%)

Sofern man „Loyalität“ mit „an Verbrechen beteiligt“ übersetzt, war natürlich sogar die Mehrzahl der Bevölkerung Verbrecher.
 
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Der Zeitzeuge Haffner übrigens teilte in seinem Buch Germany - Jekyll and Hyde, die Bevölkerung wie folgt ein:

„Nationalsozialisten“ (20% der Bevölkerung)
„loyale Bevölkerung“ (40%),
„illoyale Bevölkerung“ (35%)
„Opposition“ (5%)

Sofern man „Loyalität“ mit „an Verbrechen beteiligt“ übersetzt, war natürlich sogar die Mehrzahl der Bevölkerung Verbrecher.

Nicht jeder kleine Nazi war an den NS-Verbrechen beteiligt. Zu 80% waren es eher Opportunisten ("Willste Karriere machen, musste PG werden).

Loyal ist für mich eine indifferente Haltung ("Bloss nicht aufmucken, gibt Ärger...")

Illoyal? Da wird öfter mal gemeckert, auch im öffentlichen Raum , z.B. gegenüber Bekannten oder in der Kneipe.

Generell halte ich so eine Einteilung für wenig hilfreich, weil die Übergänge fliessend sind. Es darf davon ausgegangen werden, nachzulesen bei Goldhagen, dass nicht alle Kriegsverbrecher auch Nazis waren. Viele werden das Regime innerlich abgelehnt und trotzdem an Massenerschiessungen teilgenommen haben.
 
Man muß nicht immer nur entweder Opfer oder Täter gewesen sein. (Das war übrigens auch in der DDR nicht so - auch wenn es die Medien jetzt Glauben machen wollen.)

So, als Entweder oder, sollte mein Beitrag nicht verstanden werden.


Frauen als Opfergruppe der Nazis? Dieses Behauptung habe ich in diesem Thread noch gar nicht gefunden.

Es war mein Eindruck, dass diese Auffassung hinter einigen Beiträgen stand. Tatsache ist, dass die feministische Nationalsozialismusforschung in den siebziger Jahren die Frau an sich als Opfer des Nationalsozialismus sah. Seit den neunziger Jahren hat sich das Bild gewandelt, es ist differenzierter geworden. Das kann natürlich auch daran liegen, dass es die Frauen nicht mehr so pressiert. Denn Frauen im Nationalsozialismus ist nach wie vor ein Thema, was vorwiegend von Frauen bearbeitet wird.

Gibt es Erkenntnisse darüber, vieviel Frauen prozentual hinterhermarschierten?
Da müsste man mal die Literatur genauer ansehen. Es ist aber so, dass wohl Frauen ein ganz besonders hohen Anteil an den Wählerstimmen für die Nazis ausmachten.

Es darf davon ausgegangen werden, nachzulesen bei Goldhagen, dass nicht alle Kriegsverbrecher auch Nazis waren. Viele werden das Regime innerlich abgelehnt und trotzdem an Massenerschiessungen teilgenommen haben.

Da würde ich eher den Browning empfehlen, der anders als Goldhagen nicht von einem deutschen Sonderweg ausgeht und zeitgleich zu Browning denselben Untersuchungsgegenstand hatte; er kommt zu viel differenzierteren Ergebnissen, war aber natürlich in der Presse '95, '96 so vertreten, wie Goldhagen.
 
Nur so einmal ein Randgedanke:

Wie sah die NS-Führung eigentlich die Opposition bzw. den Widerstand, quasi als Kehrseite zur Gefolgschaft Männer/Frauen?

Dazu sind die publizierten SD-Lageberichte aus dem Reich verfügbar, aber eben auch sehr oberflächlich. Geht man in den schon oben zu Recht geforderten Mikrokosmos, so findet man hier anhand der Quellen zu der GeStapo/SD-Wahrnehmung dieser "politischen Kriegführung" gegen das eigene Volk fast nur Männer (anhand der Sicherheitslage, "Säuberungen": Vernehmungen, Verhaftungen, Verurteilungen usw.).
Adolf Diamant: Gestapo Chemnitz und die Gestapoaußenstellen Plauen i.V. und Zwickau. Zur Geschichte einer verbrecherischen Organisation in den Jahren 1933-1945. Dokumente - Berichte - Reportagen.

Das ist natürlich nicht repräsentativ, aber es ist recht plakativ. Ebenso würde ich vermuten, dass das NS-Regime Frauen im Widerstand zunächst nicht recht ernst nahm, sondern auf "männlichen Widerstand" eine gewisse Fixierung aufweist, die mglw. weltanschaulich bedingt war.

OT: ganz eindrucksvoll ist dazu der Scholl-Film: die Darstellung der Gestapo-Vernehmungen von Sophie Scholl. Ich meine, irgendwann ist da auch der Satz gefallen, sie solle lieber Kinder fürs Reich großziehen.
 
Da müsste man mal die Literatur genauer ansehen. Es ist aber so, dass wohl Frauen ein ganz besonders hohen Anteil an den Wählerstimmen für die Nazis ausmachten.

Dazu gibt es ja ein sehr gutes Buch:

Jürgen W. Falter
Hitlers Wähler
C.H. Beck Verlag

Darin wird die Wahlentwicklung, das Wählerverhalten etc. genaustens untersucht. Im Kapitel 6 befasst er sich mit der Demopraphie und Konfession der NSDAP-Wählerschaft. S. 136 -146 befasst sich mit den Frauen.

1925 wählten 1.8% der Frauen die NSDAP Männer 2.6%

1930 " 15.3% Frauen und 17.4% Männer

1932 26.5% Frauen und 28.3% Männer

1932 33.6% Frauen und 35.9% Männer


Wenn ich Zeit habe mache ich eine genauere Zusammenfassung, ich bin aber erst Montag wieder am PC.
 
Ostpreuße
Gibt es Erkenntnisse darüber, vieviel Frauen prozentual hinterhermarschierten?
Es gibt die Volksabstimmungen. Die >90% sind zwar gefälscht, aber so 80% und mehr kann man durchaus annehmen. Und da sind die Frauen mit dabei.
Ich glaube kaum, dass da irgendwie zutreffendere Zahlen zu bekommen sein werden.

balticbirdy
Es darf davon ausgegangen werden, nachzulesen bei Goldhagen, dass nicht alle Kriegsverbrecher auch Nazis waren. Viele werden das Regime innerlich abgelehnt und trotzdem an Massenerschiessungen teilgenommen haben.
Einer der schlimmsten Mörder und Menschenschinder in den "Wüste"-KZ´s war ein seit Februar 1933 in diversen KZ´s einsitzender SPDler.
 
Ebenso würde ich vermuten, dass das NS-Regime Frauen im Widerstand zunächst nicht recht ernst nahm, sondern auf "männlichen Widerstand" eine gewisse Fixierung aufweist, die mglw. weltanschaulich bedingt war.

Das ist sicher so. Als man die Mitglieder der Roten Kapelle verhaftete, waren die Gestapobeamten welche die Vernehmungen durchführten erstaunt, wie viele Frauen diese Gruppe hatte.

Die Gestapo registrierte im Zusammenhang mit der Roten Kapelle 108 Menschen davon waren 42 Frauen. Dies entspricht in etwa einen Drittel der Mitglieder. Von den 42 Frauen konnte man 39 identifizieren, drei Fotos konnte man niemanden zuordnen. Von diesen 39 Frauen wurden 20 hingerichtet. Zwei Frauen wurden ohne Prozess ins KZ-Ravensbrück gebracht, neun Frauen wurden wieder freigelassen, da man ihnen nichts Nachweisen konnte. Die andern Frauen bekamen langjährige Zuchthausstrafen.

Der Frauenanteil im gesamten Deutschen Widerstand lag bei 15%


OT: ganz eindrucksvoll ist dazu der Scholl-Film: die Darstellung der Gestapo-Vernehmungen von Sophie Scholl. Ich meine, irgendwann ist da auch der Satz gefallen, sie solle lieber Kinder fürs Reich großziehen.

Diese Aussagen beziehen sich auf die Verhörprotokolle die als Vorlage für das Drehbuch verwendet wurden.
 
Hier eine differenzierte und sehr interessante Arbeit zur Geschlechterasymetrie bei NS-Verbrechen:

http://www.lerke-gravenhorst.de/pdf/vortrag_muenchen.pdf

Frau Gravenhorst ist Professorin für Soziologie an verschiedenen dt. Universitäten.
Den Vortrag habe ich im Rahmen einer Tagung am NS-Doku-Zentrum in München sogar live gehört. Prof. Gravenhorsts zentrale Aussage zu dem Thema sehe ich allerdings etwas anders (ich behaupte jetzt auch mal: sie auch, wenn man ihre Forschungsarbeiten näher betrachtet). Geschlechterasymmetrie bedeutet in dem Zusammenhang nicht, dass Männer anteilig mehr Verbrechen begingen, sondern dass eine Asymmetrie zum einen in der Forschung besteht (die Verbechen der Männer stehen im Vordergrund) und dass Frauen aus diversen Gründen, die hier zum Teil auch schon genannt wurden, andere Verbrechen begingen, die insbesondere auch in der heutigen Wahrnehmung anders, i.d.R. als weniger schwerwiegend, gewichtet werden. Prof. Gravenhorsts eindeutige Forderung und eben auch ihr Forschungsbestreben ist es, die NS-Verbrechen geschlechtsabhängig zu betrachten, um so eine differenziertere Betrachtung zu ermöglichen, als das in der bsiherigen Forschungsarbeit hierzu der Fall war.

Nachdem ich gestern zunächst zu beschäftigt und dann zu müde war, möchte ich jetzt noch die ein oder andere Anmerkung zur gestrigen Diskussion nachschieben:
Frauen tragen Konflikte - im Gegensatz zu Männern - nicht offen aus.
Das stimmt so nicht. Frauen tragen Konflikte anders als Männer aus, sie sind dabei aber genauso offen oder nicht offen wie Männer. So wie es dasteht, liest es sich in der Tat wie "Macho-Geschwafel". ;)

Auch das 3. Reich war patriarchalisch ausgerichtet. Emanzipationsbestrebungen aus der Zeit der Weimarer Republik wurden als „jüdisch“ diffamiert.
Man muss hier allerdings zwischen dem Wunschdenken des Regimes und dem tatsächlichen Leben der Bevölkerung unterscheiden. Insbesondere die feministischen Studien der 70er Jahre, auf die ja schon ElQ hinweist, vermitteln ein gelebtes Frauen- und Familienbild der NS-Zeit, wie es aber erst in den, in dieser Beziehung rückschrittlichen 50er Jahren in Deutschland üblich wurde. Deine Aussage, die im Grunde diese Diskussion einleitete ("die wenigsten Frauen (die man schließlich an den Herd verbannt hatte)"), erscheint zumindest mir so, als wäre sie zumindest von eben diesen feministischen Studien beeinflusst.

Die Masse der Männer jedenfalls hatte die Waffen in der Hand und hatte die Gelegenheit – ob in Wehrmachts- oder Polizeiuniform. Die Masse der SS-Angehörigen, einerlei ob Partei-SS oder Totenkopfverbände usw. waren Männer. Die Masse der NSDAP-Mitglieder waren Männer.
Stimmt, die Männer hatten die vordergründige Macht, daher kam es laut der von dir bereits zitierten Prof. Gravenhorst auch zur Geschlechterasymmetrie in der Forschung. Die Forschung konzentrierte sich verhältnismäßg unreflektiert auf die Männer und deren Verbrechen und ließen dabei Frauen weitestgehend außen vor, bzw. räumten ihnen maximal eine Sonderrolle ein. Ursi wieß aber auch schon darauf hin, dass es momentan einige laufende Studien zu den Verbechen von Frauen während der NS-Zeit gibt, die genau dieses Ungleichgewicht in der bisherigen Forschungsarbeit ausgleichen sollen.

Doch. Es geht um die Masse. Es geht genau darum, ob die Masse der Frauen an NS-Verbrechen schuldig war. Genau das ist der Kernpunkt dieser Diskussion.
Ich würde jetzt weniger von einem "schuldig", sondern vielmehr von einem "beteiligt" sprechen. Eine Bewertung der Verbrechen, die ja insbesondere aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen eine andere Qualität haben, ist rückblickend immer schwierig.

Der gesamte verantwortliche Machtapparat war von Männern dominiert. Wer von einzelnen Frauen weiß, die als Minister, Staatssekretär oder sonstiger leitender Beamter tätig waren - und nicht nur als Sekretärin - möge diese bitte nennen. Die Aufzählung dieser Namen dürfte nicht viel Platz in Anspruch nehmen.
Das stimmt zwar, darum geht es hier allerdings nicht. Man kann doch nicht nur unmittelbar ein Verbrechen begehen, sondern auch mittelbar. Damit würdest du auch Männern die Absolution erteilen die "nur" Befehle ausgeführt haben. Klar die unmittelbaren Entscheidungen kamen im 3. Reich nicht von Frauen, aber auch Frauen haben dieses Regime mitgetragen (die NSDAP erkannte Frauen auch schon sehr früh als eigene Wahlkampfzielgruppe) und haben eben auch im Namen dieses Regimes Verbrechen begangen.

Die Mitglieder der NSDAP waren fast ausschließlich Männer. Wer im 3. Reich Karriere machen wollte, also eine leitende Funktion und damit Verantwortung übernehmen wollte, war gut beraten, Parteigenosse zu sein. Anderenfalls sah’s meist nicht so rosig mit der Karierre. Wenn Frauen kaum in der NSDAP waren, können sie in den allermeisten Fällen auch nicht Entscheidungsträger gewesen sein. („Entscheidungsträger“ sind die Leute, die entscheiden, wo’s langgeht und die in aller Regel die Verantwortung dafür haben, was passiert.)
Das ist, entschuldige bitte ob der Deutlichkeit, mE eine typsiche Argumentationsweise der feministischen 70er Jahre Forschungen. Tragen denn nur wirklich die Schuld, die auch ganz oben die Entscheidungen getroffen haben? Sind alle anderen und dabei insbesondere die ausführenden Schergen frei von Schuld, weil sie doch nur getan haben, was ihnen gesagt wurde? Oder hat nicht jeder freien Willen und ein Gewissen, an dem er sein Tun oder nicht Tun messen sollte?

Wie kann die Masse der Frauen für NS-Verbrechen verantwortlich gewesen sein, wenn man der Masse der Frauen keine Verantwortung übertrug? Versteh ich nicht, aber das wird sicher die neuere Forschung erklären können.
Das ist mMn eher eine Frage des persönlichen Maßstabs (und daher glaube ich eben nicht, dass Ursi und du ursächlich aneinander vorbeiredet, ihr messt nur beide mit unterschiedlichem Maßsstab). Für mich (und wohl auch für Ursi) ist jemand verantwortlich, der wissentlich bspw. Menschen getötet hat, sei es nun unmittelbar, wie diverse KZ-Ärztinnen, oder eben mittelbar durch Denunzitionen. Weil eben meiner Meinung nach jeder erwachsene und geistig gesunde Mensch für sein Tun oder nicht Tun auch verantwortlich ist. "Ich habe ja nur getan was isch tun musste" spricht für mich niemanden von seiner Verantwortung frei.

Wenn Oberheuser die einzige Frau war, die im Nürnberger Ärzteprozeß angeklagt wurde, müssen die anderen Angeklagten demnach Männer gewesen sein. Genaugenommen waren es 22 Männer. Oberheuser machte also ziemlich genau 4,3 % aller Angeklagten des Nürnberger Ärzteprozesses aus. Will sagen: Das Beispiel Oberheuser greift nicht, weil es die Ausnahme und nicht die Regel war.
Das ist auch einer der Gegenstände der gegenwärtigen Forschung. Nämlich warum wurden anteilig mehr Männer angeklagt und in aller Regel auch härter bestraft, als Frauen und zwar gemessen an der Tätigkeit in der NS-Mordmaschinerie. Nachzulesen ist das beispielsweise in Weckel/Wolfrum: "Bestien und Befehlsempfänger - Frauen und Männer in NS-Prozessen nach 1945".
 
Prof. Gravenhorsts zentrale Aussage zu dem Thema sehe ich allerdings etwas anders (ich behaupte jetzt auch mal: sie auch, wenn man ihre Forschungsarbeiten näher betrachtet). Geschlechterasymmetrie bedeutet in dem Zusammenhang nicht, dass Männer anteilig mehr Verbrechen begingen, sondern dass eine Asymmetrie zum einen in der Forschung besteht (die Verbechen der Männer stehen im Vordergrund) und dass Frauen aus diversen Gründen, die hier zum Teil auch schon genannt wurden, andere Verbrechen begingen...

Diese Aussage verwundert mich jetzt ein wenig. Denn neben der Asymmetrie bei der Forschung verweist Frau Gravenhorst ausdrücklich auch auf eine starke Asymmetrie bei den NS-Verbrechen selbst. Sie schreibt in o.g. Beitrag wörtlich:

„Zwischen dem Handeln von Männern und von Frauen bestand ein großes Ungleichgewicht. Innerhalb der Geschlechtergemeinsamkeit dominierten Männer die zerstörerische und tödliche Wirklichkeit des Nationalsozialismus und Frauen handelten in Resonanz dazu. Im Vergleich zu Frauen trugen Männer, im Durchschnitt gesehen, manifest mehr zu den NS-Verbrechen bei. Wenn Männer Motive zu Ausgrenzung und Auslöschung hatten, konnten sie sie eher stabilisieren und radikalisieren. Und sie hatten eher Gelegenheiten und Mittel, solche Motive in die Tat umzusetzen.“

„- Die NS-Verbrechen waren Staatsverbrechen. Als solche waren sie männerdomininiert. Bereits die staatlichen Bereiche, an die der NS-Staat anknüpfte, waren von Männern beherrscht. Der NS-Staat hat aber daneben eine neue Staatlichkeit ausgebildet, eine Terrorstaatlichkeit, die die alte Staatlichkeit unterwanderte. Die Institutionen der Terrorstaatlichkeit waren in noch stärkerer Weise von Männern beherrscht.“

„- Die Führungsgruppen der Staatsverbrechen organisierten sich als Männerbund. Sie zogen in die Positionen zur Steuerung der Staatsverbrechen praktisch keine Frauen nach,“

„- Individuelle Frauen waren mit ihren vorhandenen Gewaltfähigkeiten und -interessen gesellschaftlich isolierter als Männer. Frauen konnten sehr viel weniger an gesellschaftlich und staatlich Vorhandenes anschließen. Für sie bestanden in viel geringerem Maße Netzwerke aus Personen, Institutionen und Teilkulturen, die Gewalt und Zerstörung propagierten, ausübten bzw. abstützten, als das für Männer der Fall war. Die Gewaltabsichten und das Gewalthandeln von Frauen konnten sich deshalb viel weniger verstetigen, intensivieren und entgrenzen als im Falle der Gewaltabsichten und des Gewalthandelns von Männern.“

"- Es scheint so, daß in der NS-Zeit Männer viel stärker als Frauen von Gedanken an Überwältigen und Überwältigtwerden, Töten und Getötetwerden angezogen wurden. Das besondere Engagement der führenden NS-Männer für eine Welt der Inhumanität ist wahrscheinlich auch Ausdruck einer solchen Attraktion. Dieses kann u.a. Resultat von Erfahrungen im Ersten Weltkrieg sein, die damals nur von Männern gemacht werden konnten: nämlich unter extremen Umständen selbst zu töten und selbst getötet zu werden.“

„- Während des NS-Regimes waren viel mehr Männer als Frauen in Positionen, in deren Rahmen schlimmste Entgrenzungen des Handelns stattfinden konnten. Dieser Sachverhalt war u.a. auch eine Begleiterscheinung des Zweiten Weltkriegs. Der Krieg hat beiden Gruppen, Frauen und Männern in NS-Deutschland, Gelegenheit gegeben, ihr Handeln noch viel mehr zu entgrenzen als es vorher schon geschehen war. Aber er hat eben viel mehr Männer als Frauen in Positionen gebracht, mit deren Hilfe schlimmste Entgrenzungen des Handelns stattfinden konnten.“

Das ist mMn eher eine Frage des persönlichen Maßstabs (und daher glaube ich eben nicht, dass Ursi und du ursächlich aneinander vorbeiredet, ihr messt nur beide mit unterschiedlichem Maßsstab). Für mich (und wohl auch für Ursi) ist jemand verantwortlich, der wissentlich bspw. Menschen getötet hat, sei es nun unmittelbar, wie diverse KZ-Ärztinnen, oder eben mittelbar durch Denunzitionen.
Keineswegs. Wir messen nicht mit unterschiedlichem Maßstab. Vielmehr geht es Ursi darum, ob und in welcher Form Frauen an Verbrechen beteiligt waren, während ich bestreite, daß die Mehrheit der Frauen an Verbrechen beteiligt war. Diese beiden Fragen sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Ich finde, bevor man diskutiert, sollte man sich zumindest über die Fragestellung einig sein. Das ist elementare Grundlage jeder sinnführenden Diskussion.

Das stimmt so nicht. Frauen tragen Konflikte anders als Männer aus, sie sind dabei aber genauso offen oder nicht offen wie Männer. So wie es dasteht, liest es sich in der Tat wie "Macho-Geschwafel". ;)
Nun, das kann durchaus sein. Ich bin da kein Fachmann – kann nur auf meine eigenen Beobachtungen zurückgreifen. Und diverse Kommunikationsforscher/innen scheinen da offensichtlich auch nur „Macho-Geschwafel“ zu verbreiten. :pfeif:

„Männer sind jederzeit zur offenen Konfrontation bereit.“ „Frauen vermeiden offene Konfrontation und reden lieber hinter dem Rücken der Person.“
(Tannen, Deborah: Du kannst mich einfach nicht verstehen, Hamburg 1991, S. 171)

„Ergebnis der Untersuchung: Es gibt tatsächlich markante Unterschiede in der Sprache beider Geschlechter. Sie zeigen sich etwa bei Anweisungen, die Frauen oft indirekt formulieren und Männer direkt.“
( Kommunikation: Frauen- und Männersprache im Büro - der Unterschied! )

"Viele Frauen scheuen sich viel stärker als Männer, zu ihrer Meinung zu stehen und Konflikte auszutragen"
(vergleiche Nitzsche, Isabel: Praxishandbuch Konfliktlösung, Linde-Verlag
Konflikte im Job: Warum Frauen Streit aus dem Weg gehen | RP ONLINE )

„Bei Frauen ... stehen Nähe und symmetrisches Verhalten im Vordergrund. Sie benutzen daher indirekte Sprechmuster... Männer ... bevorzugen da eher den direkten Sprechstil. Sie sagen klar und deutlich, was sie wollen.“
( Frauen reden anders )
 
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Weil es hier so oft als Paradebeispiel für ein typisches, von Frauen begangenes Verbrechen herhalten mußte: die Denunziation von Juden mit deren Todesfolge. Das ist zweifellos eine der widerlichsten und verwerflichsten Handlungen, die man sich vorstellen kann. Trotz der Brisanz dieser Thematik werde ich dazu ein paar Zahlen gegenüberstellen, ganz einfach, um auf die Anteile und Verhältnisse hinzuweisen.

In Deutschland lebten bis 1933 etwa 500.000 Juden – einschließlich der zuvor abgetretenen Gebiete etwa 615.000. (Quelle: Bundesarchiv) Die weitaus überwiegende Mehrzahl der Holocaustopfer lebte in Osteuropa. Bekanntlich wurden Vernichtungslager auch bewußt nicht im „Altreich“ errichtet.

Das DR hatte 1938 eine Bevölkerung von etwa 78 Millionen. Der Anteil der jüdischen Bevölkerung machte demnach etwa 6 bis 8 Promille aus.

Selbst wenn alle deutschen Juden denunziert worden wären - was mit Sicherheit nicht geschehen ist - hätten daran maximal 0,8 % der Bevölkerung beteiligt sein können.

Sofern ich hier einen Denk- oder Rechenfehler habe, bitte ich um entsprechenden Hinweis.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Aussage verwundert mich jetzt ein wenig. Denn neben der Asymmetrie bei der Forschung verweist Frau Gravenhorst ausdrücklich auch auf eine starke Asymmetrie bei den NS-Verbrechen selbst. Sie schreibt in o.g. Beitrag wörtlich:
Eigentlich wäre es nicht erforderlich gewesen, hier Auszüge des Vortrags reinzukopieren, ein einfacher Seitenverweis hätte auch gereicht, aber gut, dann eben so.

„Zwischen dem Handeln von Männern und von Frauen bestand ein großes Ungleichgewicht. Innerhalb der Geschlechtergemeinsamkeit dominierten Männer die zerstörerische und tödliche Wirklichkeit des Nationalsozialismus und Frauen handelten in Resonanz dazu. Im Vergleich zu Frauen trugen Männer, im Durchschnitt gesehen, manifest mehr zu den NS-Verbrechen bei. Wenn Männer Motive zu Ausgrenzung und Auslöschung hatten, konnten sie sie eher stabilisieren und radikalisieren. Und sie hatten eher Gelegenheiten und Mittel, solche Motive in die Tat umzusetzen.“
Das heißt aber nicht, dass Frauen weniger Verbrechen begingen, sondern zum einen dass Männer andere Möglichkeiten hatten und die Verbrechen die von Männern ausgeführt wurden eben auch eine andere Qualität hatten.

„- Die NS-Verbrechen waren Staatsverbrechen. Als solche waren sie männerdomininiert. Bereits die staatlichen Bereiche, an die der NS-Staat anknüpfte, waren von Männern beherrscht. Der NS-Staat hat aber daneben eine neue Staatlichkeit ausgebildet, eine Terrorstaatlichkeit, die die alte Staatlichkeit unterwanderte. Die Institutionen der Terrorstaatlichkeit waren in noch stärkerer Weise von Männern beherrscht.“

„- Die Führungsgruppen der Staatsverbrechen organisierten sich als Männerbund. Sie zogen in die Positionen zur Steuerung der Staatsverbrechen praktisch keine Frauen nach,“

„- Individuelle Frauen waren mit ihren vorhandenen Gewaltfähigkeiten und -interessen gesellschaftlich isolierter als Männer. Frauen konnten sehr viel weniger an gesellschaftlich und staatlich Vorhandenes anschließen. Für sie bestanden in viel geringerem Maße Netzwerke aus Personen, Institutionen und Teilkulturen, die Gewalt und Zerstörung propagierten, ausübten bzw. abstützten, als das für Männer der Fall war. Die Gewaltabsichten und das Gewalthandeln von Frauen konnten sich deshalb viel weniger verstetigen, intensivieren und entgrenzen als im Falle der Gewaltabsichten und des Gewalthandelns von Männern.“

"- Es scheint so, daß in der NS-Zeit Männer viel stärker als Frauen von Gedanken an Überwältigen und Überwältigtwerden, Töten und Getötetwerden angezogen wurden. Das besondere Engagement der führenden NS-Männer für eine Welt der Inhumanität ist wahrscheinlich auch Ausdruck einer solchen Attraktion. Dieses kann u.a. Resultat von Erfahrungen im Ersten Weltkrieg sein, die damals nur von Männern gemacht werden konnten: nämlich unter extremen Umständen selbst zu töten und selbst getötet zu werden.“

„- Während des NS-Regimes waren viel mehr Männer als Frauen in Positionen, in deren Rahmen schlimmste Entgrenzungen des Handelns stattfinden konnten. Dieser Sachverhalt war u.a. auch eine Begleiterscheinung des Zweiten Weltkriegs. Der Krieg hat beiden Gruppen, Frauen und Männern in NS-Deutschland, Gelegenheit gegeben, ihr Handeln noch viel mehr zu entgrenzen als es vorher schon geschehen war. Aber er hat eben viel mehr Männer als Frauen in Positionen gebracht, mit deren Hilfe schlimmste Entgrenzungen des Handelns stattfinden konnten.“
Das bestreite ich ja nicht. Nur weil die Institutionen "männerbeherrscht" waren, schließt das Verbrechen durch Frauen doch nicht aus. In gleichem Vortrag steht schließlich auch:
Es ist noch einmal zu unterstreichen, daß die meisten der bisherigen Analysen der NS-Verbrechen sich praktisch ausschließlich mit dem Handeln von Männern beschäftigen. Die Fokussierung auf das Negativhandeln von Männern geschah in aller Regel unreflektiert. Männer so in den Mittelpunkt des Problems zu stellen, spiegelt die damalige Wirklichkeit richtig und falsch zugleich wider: richtig, weil Männer sehr viel größere Wirkungsmacht - folglich auch sehr viel größere schreckliche Wirkungsmacht - in dem Regime hatten; falsch, weil Frauen sehr wohl an allen Arten der Verbrechen, wenn auch nicht auf allen Hierarchieebenen, beteiligt waren.
Nochmal die Frage: sind Ausführende etwa weniger schuldig als die Befehlsgeber? Freispruch also für die Marionetten?

Keineswegs. Wir messen nicht mit unterschiedlichem Maßstab. Vielmehr geht es Ursi darum, ob und in welcher Form Frauen an Verbrechen beteiligt waren, während ich bestreite, daß die Mehrheit der Frauen an Verbrechen beteiligt war.
Du sprichst vielmehr davon, dass die wenigsten Frauen - da ja hinter den Herd verbannt - "schuldig" wären (im Ursprungsthread). Ursi ging darauf ein, dass die Frauen des 3. Reichs eben nicht hinter dem Herd standen, sondern vielmehr arbeiteten und das System genauso mittrugen wie die Männer und verwies zudem auf die großen und die vielen kleinen und unbekannten NS-Täterinnen. Zumindest für mich sprecht ihr vom Ggleichen Thema, nur dass du offenbar jedem die Generalabsolution erteilst, der in keiner verantwortlichen Position war.

Nun, das kann durchaus sein. Ich bin da kein Fachmann – kann nur auf meine eigenen Beobachtungen zurückgreifen. Und diverse Kommunikationsforscher/innen scheinen da offensichtlich auch nur „Macho-Geschwafel“ zu verbreiten. :pfeif:
Nur gut, dass du eine Fachfrau gegenüber hast :winke: Meine Kollegen, also diejeneigen, die keine popularistischen Bücher à la Männer vom Mars - Frauen von der Venus schreiben, kommen zu anderen Ergebnissen was das andere Austragen von Konflikten und die Offenheit - die du ja Frauen absprichst - betrifft. Die Kurzfassung: Männer gehen schneller in die direkte Konfrontation und werden schneller gewaltätig als Frauen. Frauen sondieren hingegen länger die Lage und suchen sich Verbündete und greifen bei der Austragung weniger auf physische sondern mehr aus psychische Gewalt zurück.
 
Eigentlich wäre es nicht erforderlich gewesen, hier Auszüge des Vortrags reinzukopieren, ein einfacher Seitenverweis hätte auch gereicht, aber gut, dann eben so.

Ich hatte gehofft, der zuvor verlinkte Text würde gelesen. Allerdings habe ich auch in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, daß oft nur das gelesen wird, was direkt im Posting steht.

Das heißt aber nicht, dass Frauen weniger Verbrechen begingen...
Doch. Genau das lese ich dort. Wenn viel mehr Männer als Frauen in der Position waren, Verbrechen zu begehen, und wenn viel mehr Männer dazu bereit waren, Verbrechen zu begehen, dann haben nach den Gesetzen der Logik auch viel mehr Männer als Frauen Verbrechen begangen.

Das bestreite ich ja nicht. Nur weil die Institutionen "männerbeherrscht" waren, schließt das Verbrechen durch Frauen doch nicht aus. In gleichem Vortrag steht schließlich auch:
falsch, weil Frauen sehr wohl an allen Arten der Verbrechen, wenn auch nicht auf allen Hierarchieebenen, beteiligt waren.
Ich hab grad’n Déjà-vu. Das hatte ich doch alles schon mal in diesem Thread. Niemand bestreitet, daß Frauen an Verbrechen beteiligt waren. Ebenso bestreitet niemand, daß Frauen an allen Arten von Verbrechen beteiligt waren. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zwischen "ob" und "wie viele".

Nochmal die Frage: sind Ausführende etwa weniger schuldig als die Befehlsgeber? Freispruch also für die Marionetten?
Gute Frage. Zwischen „weniger Schuld“ und „Freispruch“ gibt es schon noch einen Unterschied. Ein pauschaler Freispruch ist natürlich Unsinn. Die Schwere der Schuld ist vielmehr von Fall zu Fall zu prüfen. So ist das jedenfalls im Strafrecht üblich. Und da unterscheidet man durchaus zwischen Rädelsführer und Beteiligten. Als Beispiel kann hier der §129 StGB – Bildung einer krimineller Vereinigungen gelten. Da wird deutlich unterschieden zwischen Rädelsführern (Strafmaß 6 Monate bis 10 Jahre) und Beteiligten:
(5) „Das Gericht kann bei Beteiligten, deren Schuld gering und deren Mitwirkung von untergeordneter Bedeutung ist, von einer Bestrafung nach den Absätzen 1 und 3 absehen.“

Zumindest für mich sprecht ihr vom Ggleichen Thema, nur dass du offenbar jedem die Generalabsolution erteilst, der in keiner verantwortlichen Position war.
Falsch. Ich erteile keine Generalabsolution. Ich verwahre mich einfach nur gegen eine unterschiedslose Pauschalverurteilung von Menschen, die nun zufällig in dieser Zeit gelebt haben, und die vielleicht einfach nur zu dämlich und/oder zu feige waren, um über’n Tellerrand zu gucken (eine Eigenschaft, die der Mehrheit der Zeitgenossen beiderlei Geschlechts übrigens auch heute noch zueigen ist). Wir Spätgeborenen haben doch gut Reden. Wir können uns in die Brust werfen und prahlen, was wir für tolle Widerstandskämpfer gewesen wären. Das ist auch so schön einfach. Wir müssen’s nämlich nicht beweisen. Wieviel Prozent der Bevölkerung haben heutzutage das Kreuz, gegen den Strom zu schwimmen? Sich offen mit ihrem Chef anzulegen? Sanktionen herauszufordern? Und vor allem: sich als Minderheit offen gegen die Meinung der überwiegenden Mehrheit zu stellen? (Vorausgesetzt, sie haben überhaupt eine andere Meinung.) Wer hat wirklich den Mut, wenn’s darauf ankommt? Du als Fachfrau (Soziologin?) weißt es vielleicht. Wieviel Prozent der Menschen sind in dieser Hinsicht wirklich mutig? Fünf?

Nein, ich erteile keine Generalabsolution. Ich plädiere einfach nur für Differenzierung.

Nur gut, dass du eine Fachfrau gegenüber hast :winke:
Na das freut mich doch ganz ehrlich. Dann kann ich mich ja auf Deine fachlich fundierte Aussage voll und ganz verlassen. :scheinheilig:

Meine Kollegen, also diejeneigen, die keine popularistischen Bücher ...
Ich würde mir jetzt nicht zutrauen, die oben zitierten Personen in die Populismus-Ecke zu stellen. Aber ich bin ja auch kein Fachmann. :pfeif:

- Deborah Tannen ist Soziolinguistin und Professorin an der Georgetown University.
- Helmut Ebert ist Professor für Linguistik an der Universität Bonn.
- Gabriele Dafft ist tätig im Amt für rheinische Landeskunde. (Populismus im Amt?)
- Isabel Nitzsche ist studierte Germanistin und Journalistin. Sie hält Vorträge und Workshops zu Job- und Karrierethemen usw. Hier ihre Referenzen: Referenzen . Isabel Nitzsche . Redaktionsbüro printTV
- Margit Hertleins Background und Arbeitsfeld ist ähnlich gelagert. Margit Hertlein | Training & Coaching - Firmen (Populismus in Schulungen und Trainings?)

... kommen zu anderen Ergebnissen was das andere Austragen von Konflikten und die Offenheit - die du ja Frauen absprichst - betrifft. Die Kurzfassung: Männer gehen schneller in die direkte Konfrontation und werden schneller gewaltätig als Frauen. Frauen sondieren hingegen länger die Lage und suchen sich Verbündete und greifen bei der Austragung weniger auf physische sondern mehr aus psychische Gewalt zurück.
Ich habe übrigens in meiner Aussage das Wörtchen „direkt“ benutzt, welches Du jetzt außen vor läßt. Wenn Du dieses kleine Wörtchen statt dessen wieder in Deine Argumentationskette aufnehmen wolltest, lägen die diskutierten Aussagen gar nicht mehr so weit auseinander - vermute ich zumindest als Nichtfachmann. :winke:
 
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