Frauen in der NS-Ökonomie und Rüstungswirtschaft

@silesia

Du meinst: "Appendix table 4, Germans in labor force...."? Oder?

Mit der Statistik habe ich Probs. Sie bezieht sich expliziet auf "Germans", damit spiegelt sie die Verschiebung der deutschen Beschäftigtenstruktur wider, nicht die Beschäftigtenstruktur in der deutschen Wirtschaft.

Auf den Punkt, bitte korrigiere mich, wenn der Bauer eines Reichserbhofes eingezogen wurde, stieg die Frauenquote unter Weglassung von mithelfender Kinderarbeit, dort sofort auf 100%; wurde diesem Reichserbhof ein ukrainischer Knecht zugeteilt, verharrte sie bei 100% (realiter sank mit dieser Zuteilung die Quote wieder auf 50%), weil nur "Germans in labor force..." erfasst und dokumentiert wurden. Cool wäre in diesem Zusammenhang eine Statistik: "Workers included POW's and civilian foreigeners in the German agriculture, industry as well as adminstration and services".

Ich weiß nicht, ob es so etwas gibt.

Die oben angeführte Satistik ist schon o.k., nur beinhaltet sie einen statistischen "Automatismus" <= Malus, nämlich aus meiner Sicht, daß sie den Ersatz deutscher Arbeiter/Bauern durch sog. "Fremdarbeiter" außen vor läßt. Damit steigt die Frauenarbeitsquote an, auch wenn sie durch den Einsatz von "Fremdarbeitern" eigentlich wieder gedrückt wurde, der nur nicht erfaßt wurde, oder wo anders dokumentiert ist.

Ich schaue mal, ob sich dazu im Bundesarchiv Findstellen eruieren lassen. Vllt. könntest Du in alliierten Statistiken mal "stöbern".

M.
 
@silesia
Du meinst: "Appendix table 4, Germans in labor force...."? Oder?

Auf welche Studie soll sich der "Appendix 4" beziehen (USSBS E3)?

Der Beitrag bezog sich nicht mehr darauf, sondern auf die tiefergehend nach (rd. zwei Dutzend) Branchen aufgegliederten Statistiken vom Wagenführ, Die deutsche Industrie 1939-45.

Mit Hilfe dieser Statistiken, die originär von der Reichsgruppe Industrie stammen, kann man den Störfaktor "Landwirtschaft" mit entsprechenden Beschäftigungsquoten bereinigen. Ebenso werden die Zahlen nach Deutschen und Zwangsarbeit innerhalb der Branchen aufgebrochen.

Leider findet sich diese detaillierte Statistik nicht in den USSBS. Ich stelle aber mal die zusammengefassten Ergebnisse ein.
 
Für die Statistiken von Wagenführ fehlte bislang etwas die Zeit, aber hier noch einmal eine recht interessante Grafik aus USSBS-11 European War-Aircraft Division-Messerschmitt A.G., Augsburg, Germany Over-All-Report, Exhibit A-O.

Sie splittet nach Arbeitnehmergruppen, zeigt die Bedeutung der Zwangswirtschaft im Messerschmidt-Teilkonzern (in diesen Teilen ca. 20.000 Beschäftigte) für das Speersche "Rüstungswunder", während es bei den Frauenanteilen von Ende 1941 bis zum Kriegsende trotz der Massenrekrutierungen der Männer für die Wehrmacht kaum Erhöhungen gab.
 

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Eine der aktuellsten Publikationen zur Rüstungsindustrie, Uziel: Arming the Luftwaffe - The German Aviation Industry in World War II, 2012, bringt das ebenfalls zum Ausdruck:


"The British relied on massive mobilization of women in order to replace drafted men. In contrast to a widespread belief, women had worked in the German armaments industry, and specifically in the aviation industry, since before the outbreak of the war. Hiring more women was in fact one of the solutions sought by the industry in order to solve its chronic manpower shortage before the war. Furthermore, a massive recruitment of women was planned in the framework of prewar contingency plans for wartime expansion. Focke-Wulf, for example, planned to increase the number of its female employees from 378 (5 percent of its total workforce) to 4,276 (27 percent if its increased total workforce). This plan also foresaw a major change in the pattern of female employment within the firm. While before the war, women performed mostly administrative and logistic work, and only a few were directly involved in production, Focke-Wulf planned to change that pattern. In April 1938 only 3.5 percent of its technical workforce were women, but the firm intended to increase their share to 39.5 percent in case of war. These plans clearly show that women were viewed at least by the aviation industry as an important potential workforce if Germany were to be involved again in a large-scale conflict.
In practice, these plans remained largely unfulfilled. Firstly, recruitment of women never really picked up pace. Secondly, during the war, or at least initially, only a relatively small number of women became directly involved in production."


Die weit verbreitete, gegenteilige Ansicht wird möglicherweise durch die MOB-Pläne der Industriegruppen verursacht. Nach den Vorkriegsplänen sollten die Frauenquoten in der Industrie bis auf 2/3 aufgestockt werden.

Dazu kam es jedoch nicht. Nach der relativen Warte-Phase bis 1942 füllte stattdessen das Prinzip der Zwangsarbeit in entscheidender Weise die Fehlstellen in der Industrie wegen der durch die Wehrmacht rekrutierten Belegschaften.
 
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