Frauenmode im Zusammenhang mit Emanzipation

melli100

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Hallo,
ich soll für die schule ein projekt über frauenmode im zusammenhang mit emanzipation schreiben. allerdings habe ich keine ahnung welche zwei zeiten man am besten vergleichen kann um die rechte der frauen im laufe der jahre am besten darstellen zu können.

ich hatte an barock gedacht aber weiß nichts weiteres

kennt jemand zufällig gute seiten wo man vielleicht schon die frauen rechte in den verschiedenen epochen auf einem blick sehen kann und das im zusammenhang mit mode?

aber in erster linie ist wichtig das ich mind zwei epochen habe die ich vergleichen kann mit möglichst viel unterschied
 
Nur ein Tipp - ich würde mich bei dem Thema auf das späte 19. Jahrhundert oder die Jahrhundertwende spezialisieren, da die Frauen-Emanzipation, die wir unter diesen Begriff verstehen, doch sich doch eigentlich auf diese Zeit bezieht, und da gibt es auch einige ganz gute Ansatzpunkte, z. B. das Korsett, "Reform-Mode" und anderes.
 
Brissotin ist natürlich kostümgeschichtlich viel versierter als ich und wird mich in meiner Einschätzung ggf. korrigieren, aber das Barockzeitalter kostümgeschichtlich als emanzipatorisch klassifizieren zu können, würde mich doch seeeehr wundern. Auch wenn man an Kleider denkt, die nicht nur Brust, sondern selbst die Warzen zeigen (wobei ich mir nicht einmal sicher bin, ob das nicht einfach frauenfeindliche Karikaturen sind oder tatsächlich die Mode der Zeit). Früher trugen Frauen Rock. Basta!* Sie haben es sich im 20. Jhdt. mühsam erkämpft, Hosen zu tragen.
Die Befreiung vom Mieder, die Verbrennung von BHs, das Tragen von Hosen, das sind die Punkte, wo ich sagen würde "ja, hier kommen Emanzipation und die Verwendung von Kleidung zusammen."

Wobei mir eine frühe Bewegung einfällt, wo Mode tatsächlich mit Politik zusammenfällt und womöglich, obwohl proabsolutistisch, eine frauenemanzipatorischen Charakter hat: Es handelt sich dabei um die schottischen Damen, welche den Young Pretender Charles Edward Stewart, The Bonny Prince Charly, unterstützten. Die scheinen sich z.T. auch recht burschikos gekleidet zu haben, wobei dies wiederum womöglich auch nur die prohannoveranische Propaganda so darstellte, die sich sowieso auf die jakobitischen Frauen als Mannweiber eingeschossen hatte.


*Nicht, dass wir uns missverstehen, das "Basta!" ist nicht meines sondern ein historisch-gesellschaftliches.
 
Auf ElQuijote Bezug nehmend:

Die extrem ausgeschnittenen Kleider, sind schon eine enorme Ausnahme. Im 17.Jh. findet man ja beide Extreme, in England z.B. puritanisch bestimte Kleidung und recht tiefe Ausschnitte in der Hofmode unter Charles II.. "Roxanne" von Defoe illustriert dies ganz schön. Auch folgende Doku ist dazu recht sehenswert: http://www.geschichtsforum.de/754816-post60.html

Im 18.Jh. sind tiefe Ausschnitte (nach heutigen Maßstäben) eher selten. Wilhelmine Encke war da doch eher die starke Ausnahme. https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelmine_von_Lichtenau#/media/File:Gr%C3%A4fin_Lichtenau.jpg Über die Aussage des Gemäldes der Therbusch ist auch schon einiges spekuliert worden. (Es gibt auch ein ähnlich freizügiges von 1769: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:1769_Therbusch_junge_Frau_im_Neglige_anagoria.JPG ) Freizügigkeit ist auf Allegorien oder allegorischen Porträts recht üblich, v.a. bei BBacchantinnen.
In der Karikatur tritt es besonders auf, um den politischen Gegner als verworfen, lasterhaft zu charakterisieren wie in den zahlreichen Karikaturen zu Duchess of Devonshire. https://englishcoach.files.wordpress.com/2009/12/800px-thomas_rowlandson-the_devonshire.jpg

Die Frage ist auch, ob die Zurschaustellung der Weiblichkeit nicht auch etwas mit Selbstbewusstsein zu tun hat, weniger mit der Veranschaulichung der Rolle der Frau als Sexobjekt.

Hosen wurden wohl zumindest im 18.Jh. gern mal von Damen zum Reiten unterm Rock getragen. Hier geht es freilich wieder um Mode, also das, was sich wohlhabende Damen als "Sport"bekleidung leisten konnten.
 
Ich hatte dabei eher daran gedacht das die frauen im barock nur dazu da waren um gut auszusehen und das die mode keineswegs praktisch war und zu viel haut durfte nicht gezeigt werden. das könnte man gut vergleichen mit der entwicklung. je knapper die kleidung um so mehr hatten die frauen zu sagen. oder liege ich da falsch?
 
je knapper die kleidung um so mehr hatten die frauen zu sagen. oder liege ich da falsch?

Naja, Rosa Luxemburg oder Clara Zetkin wurden nicht im Mini gesehen. Was sagt das für die obige These? Ähnlich widersprüchliches ließe sich zu den Frauen der Französischen Revolution sagen, die sicherlich in ihrem Kleidungsstil nicht der obigen These gefolgt sind.

https://books.google.de/books?id=NqExCgAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=die+frauen+der+revolution&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=die%20frauen%20der%20revolution&f=false

Kleidung war schon immer eine Frage der "Distinktion" und trennte Stände, Klassen, Schichten, Kulturen oder Subkulturen, wie ausführlich bei Bourdieu dargestellt.

In diesem Sinne ist Kleidung der Ausdruck einer bestimmte sozialen Organisation und vermittel ein Bild dieser sozialen Gruppe, wie beispielsweise die typische Kleidung von "Zünften" (Zimmermann etc.)

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_feinen_Unterschiede

Ansonsten sollte man "Emanzipierung" nicht verwechseln mit einer Anpassung der Rolle von Frauen an die gesellschaftliche "Modernisierung", die ebenso zu einer funktionalen Entwicklung von Kleidung beigetragen hat. Und Frauen im "Blaumann" hervorbrachte.

Noch als Anmerkung ein zentraler Beitrag zur Modetheorie von Simmel, genau zur "Soziologie der Mode".

http://socio.ch/sim/on_simmel/t_evmueller.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
ich habe über Emma Hamilton die Biografie von Alexandre Dumas gelesen. Wenn mich meine Erinnerung nicht im Stich läßt, ist die Rede von einem aussergewöhnlichen Talent "mit einem Hauch von nichts" (meine Interpretation) zu tanzen. Angeblich war sogar Goethe beeindruckt. Von daher meine Vermutung, Emma Hamilton habe eine neue Moderichtung entscheidend geprägt.

(Aber der Zeitraum entspricht weit mehr Deinem Interessensgebiet, vielleicht liege ich einfach falsch? :grübel:)
 
ich habe über Emma Hamilton die Biografie von Alexandre Dumas gelesen. Wenn mich meine Erinnerung nicht im Stich läßt, ist die Rede von einem aussergewöhnlichen Talent "mit einem Hauch von nichts" (meine Interpretation) zu tanzen. Angeblich war sogar Goethe beeindruckt. Von daher meine Vermutung, Emma Hamilton habe eine neue Moderichtung entscheidend geprägt.
Das ist sehr interessant. Goethe war ja in den 1780ern in Italien. Da waren hauchdünne Gewänder zwar schon, wenn man den Gemälden folgt, nicht so arg unüblich - sogenannte Chemisenkleider oder Chemise à la Reine z.B. - aber vielleicht trieb sie es wirklich einfach auf den Gipfel. Wäre interessant, ob dergleichen in dieser Zeit - das mit dem Hauch von Nichts war ja 10 Jahre später in Frankreich "normal" - auch an anderen Damen wahrgenommen wurde.
 
passt nicht mehr ganz zur Eingangsfrage, aber zu Emma Hamilton:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tableau_vivant

Zu Goethe:

Der kunstsinnige Sir William entdeckte an Emma Hart jedoch noch andere Qualitäten als die von seinem Neffen angepriesenen Talente. Es zeigte sich nun, daß Emmas anziehendes Äußeres durchaus mit anderen Talenten korrespondierte. Zur Unterhaltung bei Abendgesellschaften zum Beispiel führte Emma Posen vor, eine Art stehender Ausdruckstanz, bei der sie auf ihre Erfahrungen als Modell zurückgreifen konnte. Der kunstbeflissene Hamilton unterstützte diese Kunstform, die zu dieser Zeit in Mode war. Emma brachte es hier zu wahrer Meisterschaft. Selbst Johann Wolfgang von Goethe, der eine ihrer Vorführungen sah, schrieb beeindruckt, daß er so etwas noch nicht gesehen habe.

zitiert aus: Lady Hamilton, die Geliebte Lord Nelsons
 
Eventuell wäre es auch in Ansatz die Mode der Zwischenkriegsjahre (Avantgarde, Kunst&Mode, Dadaismus etc.) mit der Mode der Nachkriegsära (New Look) zu vergleichen. Ein Ansatz wären zwei stilprägende Modeschöpferinnen: Elsa Schiaparelli für die Zwischenkriegszeit und Coco Chanel für die Nachkriegszeit und damit einhergehend eine Betrachtung des jeweiligen Frauenbilds und der Frauenrollen.
 
Da sind sehr informative Sachen. jetzt bräuchte ich noch seite wo es um die frauenrechte im Barock geht. was waren die aufgaben der Frauen zu der zeit usw
und was trifft zu war barock im 17 oder 18 jahrhundert?
 
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Barock war eine Kunstrichtung. Je nach Region wird der Barock von ca. 1620 bis 1780 gerechnet, manchmal auch schon ab 1600. Das Rokoko, ab etwa 1720 ist ein Unterstil des Barock.

Zum Thema Frauenrechte vielleicht interessant für Dich:
http://www.geschichtsforum.de/f288/weibliche-freigeister-des-18-jahrhunderts-27552/index4.html

Das ist aber wirklich eine schwierige Frage, weil das Erbrecht und die Unabhängigkeit der Frau in Toto überall völlig unterschiedlich geregelt war.
 
Da sind sehr informative Sachen. jetzt bräuchte ich noch seite wo es um die frauenrechte im Barock geht. was waren die aufgaben der Frauen zu der zeit usw
und was trifft zu war barock im 17 oder 18 jahrhundert?


Kurz zur Erinnerung, was Wiki zum Thema "Emanzipation" schreibt:

Im 17./18. Jahrhundert erfolgte eine Bedeutungsverschiebung: Aus dem Akt des Gewährens von Selbstständigkeit wurde eine Aktion gesellschaftlicher und insbesondere politischer Selbstbefreiung (siehe auch Mündigkeit (Philosophie)). Neben die äußere tritt die innere Emanzipation: als Befreiung aus eigener Unmündigkeit und den Fesseln von Tradition, gesellschaftlichen Normen und vorgegebener Weltanschauung. Ziel emanzipatorischen Bestrebens ist ein Zugewinn an Freiheit oder Gleichheit, meist durch Kritik an Diskriminierung oder hegemonialen z. B. paternalistischen Strukturen, oder auch die Verringerung von z. B. seelischer, ökonomischer Abhängigkeit, etwa von den Eltern. Heutzutage steht der Begriff häufig synonym für die Frauenemanzipation.

Es wäre also zu klären, welche Frauen aus welchen Schichten sich emanzipieren wollten und konnten. Und welche sozialen Zustände als "unterdrückend" durch die Frauen wahrgenommen wurde.

Und im nächsten Schritt stellt sich die Frage, ob "Mode" als Ausdruck der Emanzipation gegenüber "unterdrückenden" Zuständen verstanden werden konnte.

Und vielleicht sollte man sich nicht nur an den ästhetischen Vorstellungen der obersten 10 Prozent der Gesellschaft orientieren, sondern auch mal die restliche Gesellschaft und ihre Mode betrachten.
 
Hallo Melli,

vielleicht ist das wg. der Mischung aus Mahnung und Unterstützung nicht ganz deutlich geworden - aber meinst du wirklich, weibl. Freigeister hin oder her, dass dein selbstgewähltes Thema trägt? M. E. kannst du mit deinen Thema bisher nur vor die Wand fahren. Was in Richtung deiner selbstgewählten Eingrenzung geht, das wäre die Erklärung der Rechte der Frau durch Olympe de Gouges. Ob diese aber eine spezielle, emanzipatorisch wirkende oder zu interpretierende Mode kreierte oder trug, ist mir nicht bekannt.
 
Ich schließe mich da El Quijote an.

Wenn es Dir um Frauen im Barock geht, dann schau mal in "Der Mensch des Barock" (Hrsg.: Vovelle). Vielleicht genügt Dir schon der Aufsatz zu den Frauen im Barock, den Du darinnen findest. Alles was darin über das Frauenbild der Menschen damals steht hier aufzuführen, würde zu weit gehen. Aber das Buch ist sicher entweder preiswert käuflich zu erwerben oder in der Bibliothek zu bekommen.
Dann könntest Du ja, wenn Du viel Zeit hast, einfach die Mode der Zeit beschreiben - wobei die Epoche so lang ist, dass Du auch viel widersprüchliches (hohe, niedrige Frisuren, weit ausladende Röcke, enganliegendere Röcke etc.) finden wirst. Wenn es Dir nicht darum geht, das Frauenbild bzw. das Leben der Frauen von der Kleidung her zu interpretieren, dürfte diese Darstellung nebeneinander von Mode und gesellschaftlicher Einordnung der Frauen recht spannend sein.
 
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