Fremdsprachunterricht im 3.Reich

Alexander4:)

Mitglied
Hallo, da bin ich mal wieder.

Bei einem Referat vor kurzem, was über die Jugend im 3. Reich ging, kam nach einer Zeit die Frage auf, was für Sprachen in der Schule gelehrt/gelernt wurden?

Das einzige, was einer beitragen konnte, ist, dass im 3.Reich sehr viele alte, also latein und alt-griechisch, Sprachen gelernt wurden.

War dies nur so oder wurde auch z.B. spanisch oder italienisch gelernt?

Gab es sogar Schulen, die englisch oder französisch oder gar russisch unterrichteten (durften)?

Vielen Dank und Gruß

Alex
 
Mir fällt grad ein, meine Oma hat früher oft erzählt, dass sie sehr lange New York als "Nehv York" ausgesprochen hat, da in der Schule englisch als Feindsprache verpöhnt war, und somit nicht gelehrt wurde.

Irgendwie passt das aber nicht ganz zu dem oben genannten Link.
Aber gut, vllt. war es auch von Gau zu Gau verschieden?
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Frage ist ja, wie hoch die Qualität des Fremdsprachenunterrichts war. Wie sagte einer meiner Spanisch-Profs immer? "Sie (also die anwesenden Studenten) mögen zwar grammatisch manchmal unsicher sein, aber Sie sprechen Spanisch viel besser als wir (die älteren Dozenten nichtspanischer Herkunft), weil wir damals nicht die Möglichkeit hatten, für ein oder mehrere Semester ins Ausland zu gehen."

Und wenn ich mir spanische Englischlehrer ansehe (ich bin mit zweien befreundet), deren Englisch ist grottig. Schriftlich sind sie gut, verstehen kann man sie aber nicht, weil sie im Prinzip die spanische Phonetik auf die englischen Worte anwenden.
 
Die Frage ist ja, wie hoch die Qualität des Fremdsprachenunterrichts war.
Meine Mutter hatte schlechten Lateinunterricht, mittelmäßigen Englischunterricht und hervorragenden Französischunterricht, sodass sie für`s Leben am meisten von der Sprache abgebracht hat, die sie in der Schule zuletzt gelernt hat. Aber das war wohl in erster Linie lehrerabhängig...

Natürlich lief der Weg anders als im heutigen Sprachunterricht, in dem viel mehr Wert auf mündliche Kommunikationskompetenz gelegt wird.

Aber auch ich habe Sprachen noch überwiegend über die Auseinandersetzung mit Literatur gelernt, was dazu geführt hat, dass wir in unserem Leistungskurs bei einer Kursfahrt nach Frankreich von den französischen Jugendlichen bestaunt wurden: Wir sähen ja schon modern aus, sprächen aber doch eine seltsam altmodische Sprache...

Unser Lehrer ließ uns mit Vorliebe Voltaire und andere ältere Zeitgenossen lesen und interpretieren, sodass wir wie aufgetaut wirken mussten :rofl:
 
Das meinte ich gar nicht mal. Die Auseinandersetzung mit der Literatur muss ja kein falscher Weg sein, die Sprache zu erlernen. Mir ging es eher um phonetische und umgangssprachliche Unkenntnis von Sprachlehrern älterer Generationen.
 
Ein wahres Wort! Meine Oma (Abi 1933) hat nach dem 2. Weltkrieg als Übersetzerin für die Amerikaner gearbeitet und öfter erzählt, dass sie zu Beginn kein Wort verstanden hat und das obwohl sie immer gute Englischnoten hatte. Allerdings hatte sie sich schnell an die "komische Aussprache" gewohnt und das anfängliche Unverständnis immer drauf geschoben, dass "die Amis halt kein ordentliches Queen's English sprechen" (In Wahrheit sprach sie größtenteils aus, wie geschrieben :D)
 
Ja ich denke auch, dass das sehr viel mit Praxis und Theorie zu tun hat!
Zum Beispiel in Spanisch haben Leute bei uns richtig gute Noten, können aber gar nicht sprechen (ich auch nicht:still:).

Ich denke dass Problem vor allem bei Englisch war nach einiger Zeit, dass kaum deutsche Lehrer noch Kommunikation mit Engländern führten, sodass darunter zB die Aussprache sehr litt!
 
Da stolpere ich doch gerade in einer Publikation des Ibero-Amerikanischen Instituts Hamburg von 1937 über einen Text von Gustav Haack:
Hamburg und die Entwicklung des spanischen Unterrichts an den höheren Schulen in Deutschland. In: Ibero-Amerika und die Hansestädte. Die Entwicklung ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen. Hamburg1937, S. 69 - 92.
Darin wird zunächst ein kultureller Niedergang in der Spätphase der Weimarer Republik behauptet mit Einfluss auf den Spanischunterricht:
Die Befürchtungen die in dieser Entschließung [durch den Allg. dt. Neuphilologenverband in Breslau von 1930] ausgesprochen wurden, haben bei den Behörden keine Beachtung gefunden. Das ist auch nicht weiter zu verwundern. Bei dem allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Verfall jener Jahre sind alle Kulturfaktoren in Mitleidenschaft gezogen worden. Nur wirkte sich das in den freiwilligen und Wahfächern der Schulen natürlich besonders schlimm aus...
Um dann zu relativieren:
Dennoch hat das Spanische seit 1930 keine allzu große Einbuße erlitten. Eine Statistik von Ostern 1934 ergibt für Hamburg einen Bestand von 588 Schülern in 15 Anstalten; an 7 Schulen ist Spanisch Wahlpflichtfach, an 8 wahlfrei. In Preußen hatten 1933/34 [...] 98 Anstalten spanischen Unterricht, Großberlin allein 42. Diese Zahlen beweisen, daß, wenn das Spanische eine Zeitlang [sic!] nicht mehr so in Gunst stand wie vor 10 Jahren, das Interesse an diesem Unterricht doch immer noch groß ist.
Interessant dabei ist, dass die Weimarer Republik in diesem Text von 1937 schlecht geredet wird, obwohl offenbar die Zahlen doch zehn Jahre zuvor viel besser als in der Gegenwart Haacks waren.
Es wird dann im folgenden über einen "Schüleraustausch" geschrieben mit madrilenischen Schülern "der Madrider Musterschule Instituto-Escuela" nach Hamburg 1929 und dem "Gegenbesuch" deutscher Schüler 1932, bezeichnenderweise also auch noch zur Weimarer Zeit...
Seither hat man verschiedentlich auch von anderen Teilen des Reiches von Austauschlagern und -reisen deutscher und spanischer Schüler gehört.
Konkreter wird's hier leider nicht...
Wir haben gesehen [...] wie dieser [Spanisch]Unterricht sich in den ersten Jahren nach dem [Ersten Welt]Krieg unter behördlicher Förderung schnell in allen Einzelstaaten des Reiches durchsetzte, wie dann aber die Entwicklung durch die uneineheitliche Schulorganisation und den wirtschaftlichen Verfall unseres Landes gehemmt wurde. Seit der Machtübernahme und der Gründung des Reichsunterrichtsministeriums sind diese Hemmnisse beseitigt, und einer einheitlichen Regelung des spanischen Unterrichts für das ganze Reich steht nichts mehr im Wege. Und wir sind wohl zu der Hoffnung berechtigt, daß nunmehr bei der Neuordnung der Lehrpläne für den neusprachlichen Unterricht an den höheren Schulen dem Spanischen die ihm zukommende Stellung eingeräumt werden wird.
Die Frage ist bei dem Ganzen: Wie viel ist hiervon Haack eigentliche Meinung und wie viel Anbiederung an den nationalsozialistischen Staat, da der ganze Text einen doch in Teilen recht appellativen Charakter hat.

Im Folgenden wird noch ein Erlass vom 29. Mai 1935 angesprochen, bzgl einer "erweiterte[n] Berücksichtigung des Spanischen, Italienischen und der nordischen Sprachen."

Wenn die Sprache des Textes nicht diesen leicht antiquierten Touch hätte und nicht die Aufhebung des Föderalismus in kulturellen und erzieherischen Fragen angesprochen wäre, könnte man stellenweise glatt meinen, der Text sei vor ca. 15 Jahren entstanden, was die Emanzipation des Spanischen als Schulfach vom Englischen und Französischen angeht...
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben