Es ist blauäugig zu meinen, eine Staatsführung (...) habe noch die Souveränität, der Wirtschaft die Einschränkungen zu machen, die sie für richtig hält.
Das ist nicht blauäugig, sondern schlichte Wahrheit.
Die Staatsführung hat diese Souveränität und kann sie nach Belieben nutzen. Aber wie bei JEDER Entscheidung muß sie dann auch die Konsequenzen tragen. Oder anders entscheiden, wenn sie diese nicht will.
Mal als Vergleich: Du kannst frei entscheiden, Dich komplett zu besaufen. Es ist wahrscheinlich, daß Du dann am nächsten Tag einen häßlichen Kater hast. Das ist die Konsequenz Deiner Entscheidung.
Du kannst Dich aber immer noch frei entscheiden, ob Du trotz der Katergefahr saufen willst oder lieber nüchtern bleibst. Deine Souveränität ist also nicht vom Alkoholhersteller eingeschränkt.
In Hannover gab es das Taditionsunternehmen Pelikan. Dieses wurde von einem schweizer Investor gekauft, die durchaus rentable Produktion zu Gunsten eines noch biligeren Einkaufs von außerhalb Europas geschlossen und das Gelände für teure Immobilien teuer verscherbelt.
Wenn sie wirklich (mit Zukunftsfähigkeit) rentabel gewesen wäre - dann hätte der alte Eigentümer sie nicht, bzw. nur zu einem entsprechend hohen Preis verkauft.
Die Immobilienverwertung zeigt aber, daß der Markenname nur ein Faktor gewesen sein kann. Und wenn das Gelände teurer verkauft werden kann - dann beweist das, daß die künftige Nutzung werthaltiger ist als die alte. Das ist dann also auch ein Gewinn für die Region.
Gleiches wird beim Bier-Beispiel gelten, siehe dazu auch Silesias Antwort. Generell ist die Aussage "ist rentabel" mit Vorsicht zu genießen. Wenn dem nicht ein hoher Firmenwert entgegensteht, kann es mit der Rentabilität nicht weit her sein.
Bisher bietet VW sehr gute Arbeits- und Lohnbedingungen und macht gleichzeitig Gewinn.
VW macht aber nur deswegen Gewinn, weil bei den ausländischen Töchtern (SEAT, Skoda) viel schlechtere Arbeits- und Lohnbedingungen gelten. Diese Töchter bringen nämlich das Geld - das Stammwerk alleine macht Miese und müßte ohne die Zuarbeit der ausländischen Werke wohl geschlossen werden.
Man könnte auch sagen: Hier liegt eine Ausbeutung vor - und die EU versucht zu Recht das zu verhindern. Ist also auch kein gutes Beispiel zum Globalisierungsthema (und weiter im Detail können wir das wegen Tagespolitik ohnehin nicht diskutieren).
Ich habe z.B. erhebliche Probleme einen Tischler zu finden, der Fenster noch nach alten Mustern bauen kann
Diese Tischler finden sich schon - nur sind solche Einzelfertigungen natürlich horrend teuer. Und es besteht ja kein gesellschaftliches Interesse daran, solche ineffizienten Strukturen generell zu erhalten.
Das stimmt aber sogar für arme Länder in Westafrika, wo in Europa als Kleiderspende gesammelte Gebrauchtkleidung auf den Märkten verkauft wird und die traditionellen Trachten verdrängt.
Das ist ärgerlich für die Textilhersteller vor Ort - aber natürlich ein Segen für die übrigen Einwohner. Wenn der Staat nun die Textilhersteller privilegiert, müssen das die Bürger über höhere Kleiderpreise bezahlen - und dieses Geld fehlt ihnen natürlich für andere Anschaffungen. D.h. was der Textilsektor an Nachfrage gewinnt, verliert ein anderer Sektor. Volkswirtschaftlich also ein Nullsummengeschäft - aber die Einwohner haben unterm Strich weniger zum Leben.
Das ist das Bastiat-Prinzip:
Parabel vom zerbrochenen Fenster ? Wikipedia
Importe führen teilweise in hungergefährdeten Ländern dazu, dass die landwirtschaftliche Produktion deutlich zurückgeht.
Sie führen aber in erster Linie dazu, daß die Bevölkerung sich preisgünstig ernähren kann - das ist fundamental wichtig.
Sobald die Importe mangels Kaufkraft wegfallen ist damit die nächste Hungersnot vorprogrammiert.
Wenn Kaufkraft wegfällt, ist das in beiden Szenarien ein Problem. Weil sich dann die Leute auch die teuren einheimischen Produkte nicht leisten können.
eine Regierung täte also gut daran, die Importe mengenmäßig so zu steuern, dass die eigene Landwirtschaft ihre Produkte weiterhein kostendeckend absetzen kann,
Das heißt de facto: Die Lebensmittelpreise steigen. Die Produzenten profitieren davon - aber die restliche Bevölkerung wird geschädigt.
wenn sie eine im Wortsinne katastrophale Abhängigkeit vom Ausland vermeiden will.
Die "Abhängigkeit" vom Ausland ist nicht das Problem, weil "das Ausland" die Lieferungen nicht von sich aus stoppen wird - gerade in globalisierten Wirtschaft ist sicher, daß immer Lebensmittel zu kaufen sind.
Durch ihre Importsteuerung erzeugt die Regierung aber die Katastrophe: Sie entzieht der Volkswirtschaft Kapital, daß für Zukunftsinvestitionen genutzt werden könnte. Das vorhandene Geld wird für die Aufrechterhaltung ineffizienter, veralteter Produktion aufgebraucht. Damit bleibt das Land arm.