Führte eine Strukturschwäche der Weimarer Republik zu ihrem Untergang?

fatal1ty

Neues Mitglied
Im Zuge des Seminars Demokratie und Parlamentarismus in Deutschland seit 1871 möchte ich eine Hausarbeit mit dem Thema:

**Der Untergang der Weimarer Republik**


*„Lässt sich der Untergang der Weimarer Republik allein auf die Strukturschwäche der politischen Ordnung zurückführen oder ist es eine Konsequenz der Abfolge prägnanter Ereignisse, welche in Wechselwirkung zum Scheitern der Republik führten?“, Betrachtung der entscheidenden politischen Entwicklungen die zum Scheitern Weimars führten, unter Analyse der Weimarer Verfassung und Betrachtung der Parteien sowie der relevanten politischen Persönlichkeiten
*

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Was haltet ihr davon? Habt ihr Verbesserungsvorschläge und wie könnte ich das ganze SINNVOLL gliedern?

Lg und danke im Voraus
fatal1ty
 
Die Arbeit hat - so ich das richtig sehe - zwei Teile. Der erste Teil diskutiert - unter Heranziehung unterschiedlicher Quellen - den Forschungsstand und verschiedene in der Fachliteratur vertetene Positionen. Der zweite Teil würde die Weimarer Verfassung (+ Parteien + relevante Persönlichkeiten) verstärkt ins Auge nehmen, was nach meinem Dafürhalten nach der Diskussion über den Forschungsstand unrund wirkt.
Zuletzt wirkt das ganze so, als sei die Antwort schon im Vornhinein klar: Von allem ein bisschen. :fs:

Zunächst würde ich erklären, auf welche prägnanten politischen Ereignisse du dich beziehst (sonst ist das nämlich eine Worthülse!) und dann welche Quellen und Ereignisse du warum außer Acht lässt.

Wie lang soll das Ding sein, 20 Seiten?
 
Ja, 15-20 Seiten.

Ich habe dem Seminarleiter mein Konzept geschickt in dem ich mich nur auf die Verfassung und die Phasen beziehen wollte. Das war ihm zu historisch, weil es ja ein politikwissenschaftliches Seminar ist.

Das hat meinen kompletten Gliederungsplan aus dem Konzept geworfen. Ich weiß, dass das ganze irgendwie unrund wirkt, wüsste aber nicht wie ich das ganze ändern könnte, damit es ein schlüssiges Bild ergibt und auch mit meiner Forschungsfrage bin ich nicht wirklich zurfrieden. -.-

lg fatal1ty
 
Der zweite Teil würde die Weimarer Verfassung (+ Parteien + relevante Persönlichkeiten) verstärkt ins Auge nehmen, was nach meinem Dafürhalten nach der Diskussion über den Forschungsstand unrund wirkt.

Der Begriff "Strukturschwächen" ist hier gefährlich.

Das würde mE zumindest eine grobe Abwägung von Verfassungsalternativen umschließen (zB im Vergleich zum Grundgesetz, föderale Strukturen usw.), die die Weimarer Ordnung im Kontext der Ereignisse und Machtverhältnisse als suboptimal erscheinen lassen.

Nur wenn das belegt ist, kann von einer Strukturschwäche gesprochen werden.
 
Strukturschwäche

Es wurden die Elemente der parlamentarischen, präsidialen und direkten Demokratie miteinander verbunden. Somit wurde jedes Element für sich entwertet.
Die Regierung war abhängig vom Reichspräsidenten.
Ausserdem gab es ein reines Verhältniswahlrecht (ohne Sperrklausel etc.), was zur riesigen Parteienzersplitterung führte.
Die in der Verfassung festgeschriebene Notverordnung führte zur Entmachtung des Reichstags und zum Übergriff Hindenburgs.

Ich denke schon, dass man dann von einer Strukturschwäche der Verfassung sprechen kann.

lg fatal1ty
 
Es wurden die Elemente der parlamentarischen, präsidialen und direkten Demokratie miteinander verbunden. Somit wurde jedes Element für sich entwertet.
Die Regierung war abhängig vom Reichspräsidenten.
Ausserdem gab es ein reines Verhältniswahlrecht (ohne Sperrklausel etc.), was zur riesigen Parteienzersplitterung führte.
Die in der Verfassung festgeschriebene Notverordnung führte zur Entmachtung des Reichstags und zum Übergriff Hindenburgs.

Ich denke schon, dass man dann von einer Strukturschwäche der Verfassung sprechen kann.

lg fatal1ty

Da sprichst das Problem im Kern an, konträr dazu zwei Hinweise:

- diese Verfassung funktionierte passabel zB im Krisenjahr 1923, und Notverordnungen wurden unter anderen Kontext auch vor 1930 eingesetzt. Warum also funktionierte sie 1932/33 nicht mehr?

- die "Entmachtung" des Reichstags hat bestimmte Wahlergebnisse als Hintergrund, ohne die diese Entmachtung nicht funktioniert.

---> beide Überlegungen relativieren erst einmal das Urteil "Strukturschwäche" und stellen es in den Kontext bestimmter "Umstände". Man kann ja gegenteiliger Auffassung sein und diesen Gedankengang verwerfen, dann sollte das aber sorgfältig begründet werden.

Nur darauf war der Hinweis "gefährlich" gerichtet.
 
...Betrachtung der entscheidenden politischen Entwicklungen die zum Scheitern Weimars führten, unter Analyse der Weimarer Verfassung und Betrachtung der Parteien sowie der relevanten politischen Persönlichkeiten...

Auch wenn es sich bei deiner Arbeit um eine "politikwissenschaftliche" handelt, solltest du auf jeden Fall die ökonomischen Probleme der Weimarer Republik mit berücksichtigen (Stichworte: Reparationsverpflichtungen, Inflation/Währungsreform, Weltwirtschaftskrise) sowie die unmittelbar/mittelbar damit zusammenhängenden sozialen Probleme (Proletariserung des Großteils des Mittelstandes, Radikalisierung großer Teile der Bevölkerung).
Falls du diese Aspekte nicht mit behandeln möchtest, müsstest du dies genauestens begründen, und das überzeugend zu machen dürfte sehr schwer fallen, nicht nur dir.
 
Ja, 15-20 Seiten.

Ich habe dem Seminarleiter mein Konzept geschickt in dem ich mich nur auf die Verfassung und die Phasen beziehen wollte. Das war ihm zu historisch, weil es ja ein politikwissenschaftliches Seminar ist.

Das hat meinen kompletten Gliederungsplan aus dem Konzept geworfen. Ich weiß, dass das ganze irgendwie unrund wirkt, wüsste aber nicht wie ich das ganze ändern könnte, damit es ein schlüssiges Bild ergibt und auch mit meiner Forschungsfrage bin ich nicht wirklich zurfrieden. -.-

lg fatal1ty

Auf welche politische Theorie baut denn deine Arbeit auf?

Wenn es um eine Arbeit in Politikwissenschaften geht, solltest du dir eine solche Theorie als Basis auswählen.
 
Es wurden die Elemente der parlamentarischen, präsidialen und direkten Demokratie miteinander verbunden. Somit wurde jedes Element für sich entwertet.
Die Regierung war abhängig vom Reichspräsidenten.
Ausserdem gab es ein reines Verhältniswahlrecht (ohne Sperrklausel etc.), was zur riesigen Parteienzersplitterung führte.
Die in der Verfassung festgeschriebene Notverordnung führte zur Entmachtung des Reichstags und zum Übergriff Hindenburgs.

Ich denke schon, dass man dann von einer Strukturschwäche der Verfassung sprechen kann.

lg fatal1ty

@fatal1ty

Mit der Kategorie; "Strukturschwäche" der Weimarer Verfassung, machst Du es Dir m.E. zu einfach.

Es gibt immer einen Unterschied zwischen "Verfassungsanspruch", juristische bzw. staatsrechtliche Anspruch der Verfassung und der "Verfassungswirklichkeit".

Die Weimarer Verfassung hat in den Krisenjahren 1920/23 hervorragend funktioniert. In dieser Zeit wurde der deutsche Geldbesitz praktisch enteignet, eine soziologische Katastrophe, ein Teil des deutschen Staatsgebietes war besetzt, mentalgeschichtlich mußte die Niederlage im I.WK "verkraftet" werden, Versailles mußte "verkraftet" werden, die Reichsfinanzreform etc. ...

Da erwies sich die Weimarer Verfassung als durchaus nicht Strukturschwach, ich meine vielmehr, da hat H. Preuß einen recht guten "Job" gemacht.

Meine Frage wäre hier, wenn nur noch eine Minderheit an die Verfassung glaubt, sondern die Mehrheit ihr grundsätzlich feindlich gegenübersteht, welche Chance hat so eine Verfassung. Wenn die Parteien in 1930/31/32 die Verfassung gleichsam verhöhnten. Der Artikel 48 war nicht die Ursache des Untergangs der Weimarer Republik.

"...Von allen gemäß Abs. 1 oder Abs. dieses Artikels getroffenen Maßnahmen hat der Reichspräsident unverzüglich dem Reichstag Kenntnis zu geben. Die Maßnahmen sind auf Verlangen des Reichstags außer Kraft zu setzen. ..."

Vergl.:

Verfassung des Deutschen Reiches (Weimarer Reichsverfassung, 1919)

Offensichtlich gab es kein "Verlangen des Reichstages". Platt ausgedrückt, offenbar gab es keine Domokraten zur Verteidigung der Demokratie. Eine "Demokratie ohne Demokraten" gibt es halt nicht.

M. :winke:
 
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