Gaius Julius Caesar als Mensch

Edmundus

Neues Mitglied
Hallo,

ich bin auf der Suche nach Informationen über Julius Caesar auf dieses Forum gestossen und habe eine Frage mitgebracht, auf die ich hier hoffe, eine Antwort zu finden:

Was war die Leibspeise des Julius Caesar?

Weiss jemand, wo ich darüber etwas nachlesen kann?


Es grüßt Edmundus
 
Am ehesten wirst Du da wohl bei Sueton fündig, aber wenn ich es recht im Kopf habe, schreibt der nur, dass Caesar beim Essen und Trinken eher zurückhaltend war.

Edit: Ich habe jetzt mal schnell Suetons Caesarbiographie überflogen, da steht tatsächlich im 53. Kapitel nur, dass Caesar nur sehr wenig Wein getrunken hat und beim Essen nicht sehr anspruchsvoll war. Wenn Sueton nichts Näheres über seine kulinarischen Vorlieben berichtet hat, wüsste ich auch nicht, wer es sonst getan haben könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab einen Link gefunden, der die Vita des Caesar von Suetonius auf Englisch wiedergibt.
Im Artikel 53 müsste was stehen.

http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Suetonius/12Caesars/Julius*.html

Übersetzt diese Passage:

Das er äußerst wenig Wein trank, haben nicht einmal seine Gegner bestritten.[...]Auch was das Essen anbelangt, so war er - wie Gaius Oppius berichtet - so gleichgültig, daß er, als ihm einmal ein Gastgeberranziges anstelle von frischem Öl vorsetzte, noch mehr davonverlangt habe,während die übrigen es ablehnten[..]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Vielen Dank, das hilft mir ungemein. Insbesondere auch für die Übersetzung danke ich, denn mit meinem Latein ist es nicht weit her, ich habe lediglich die Kenntnisse eines halbwegs belesenen Asterix-Fans.


Es grüsst Edmundus
 
Die Szene mit dem ranzigen Öl ist eigentlich meine "Lieblingsszene", denn sie macht ihn irgendwie sehr sympatisch. Wer schon mal eine Party gefeiert hat und erlebt hat, was da alles gerade heute mißlingt, wo es bisher doch immer geklappt hatte, der weiß einen Gast à la Caesar durchaus zu schätzen und zu lieben.
 
Dürfte ich die immer interessante Frage, wie ich finde, stellen, weshalb Du Dich für die Leibspeise des Caesar interessierst, Edmundus? Das ist ja schon eine sehr spezielle Frage ;)
 
Hallo Rafael,

natürlich, die Frage ist erlaubt....
und sorry, das ich erst jetzt antworte, ich war ein bisschen krank....

Ich recherchiere generell nach Leibspeisen berühmter Persönlichkeiten, weil ich es interessant finde, anhand solcher Informationen, die persönliche Seite dieser Menschen zu beleuchten. Für Mottoabende mit Freunden zum Beispiel wäre es doch toll, einmal mit authentischen Speisen und Getränken und in passendem Gewand, einen Julius-Cäsar-Abend zu gestalten.
 
Hi Edmundus,

es ist okay, wenn man mal auf eine Antwort etwas warten muss, hauptsache du bist wieder genesen.

Ich interessiere mich auch sehr für das Essen, auch in Kultur und Literatur. Das Thema der Leibspeisen von Persönlichkeiten, in der Form, in der es dich umtreibt, finde ich ziemlich speziell, aber durchaus interessant und auch unterhaltend.
Schade, dass es zu Caesar anscheinend nicht so viel gibt...
 
Für Mottoabende solltest du auch unbedingt darauf achten, schlecht gegürtet zu erscheinen, falls du Cäsar nachmachen willst =)
Passt jetzt vielleicht nicht ganz in den Thread, aber diese Beschreibung von Cäsar bei Cassius Dio geht mir wohl nie mehr aus dem Kopf.
 
Für Caesar empfiehlt es sich, bei Jehne nachzulesen, der als einer der besten Caesar-Kenner gilt. Eine Biographie gibt es hier: Caesar: Amazon.de: Martin Jehne: Bücher
Ich kann mich aber nicht daran erinnern, ob er über die Essgewohnheiten was schreibt.


Sueton schreibt, dass Caesar zwar einen außerordentlichen Luxus kultivierte, im Essen und Trinken aber sehr maßvoll gewesen sein soll. ich glaube, es war Cicero, der spottete, dass Caesar der Erste gewesen sei, der sich nüchtern aufmachte, die der Republik zu zerstören. Sueton
erwähnt eine Episode, dass ein Gastgeber Caesar ranziges Olivenöl servierte, dieser aber dennoch reichlich davon kostete, um den Gastgeber nicht zu kompromittieren.


Sueton schreibt übrigens einiges zu Lieblingsspeisen der ersten 12 römischen Caesaren. So hatte Augustus einen eher einfachen Geschmack und begnügte sich mit Schwarzbrot, Kuhkäse, Sardinen und frische Feigen. (Suet, Aug kap 76), während Claudius offenbar ein Gourmet war, der selbst Gerichtsverhandlungen einfach unterbrach, um an einem "Brunch" der Priesterschaft der Salier teilzzunehmen. Seine Gattin und Nichte Agrippina vergiftete mit seinem Lieblingsgericht "Pilzen". nach Tisch soll ihm sein Leibarzt brechmittel verabreicht haben, und Sueton berichtet ferner, dass Claudius die Unterdrückung von Darmgasen für schädlich hielt und in einem Edikt das Ablassen von Winden erlaubt haben soll.


Nero war offenbar ebenfalls ein Gourmet, der prachtvolle Bnkette liebte und wie seine Büsten beweisen, offenbar in späteren Jahren etwas an Gewicht zulegte. allerdings weiß Sueton auch davon zu berichten, dass der kaiser sich professionell als Virtuose ausbilden ließ und dabei die Diät professioneller Sänger befolgte, sich purgieren ließ und auf den Genuss von Obst verzichtete.

Dafür liebte Nero Eis und ließ sich von den Alpen schnee kommen, den er mit Honig und Gewürzen versetzte.


Als ein berüchtigter Vielfraß wird dagegen der revolutionskaiser Vitellius beschrieben, der sich eine riesige Silberschüssel anfertigen ließ, in der er ein Ragout aus Lebern von Meerbrassen, gehirnen von Fasanen und Pfauen und Flamingozungen zubereiten ließ.

(uet., Vit. Kap 13)
 
Die Aufzählung von Scorpio zeigt sehr schön, wie sehr man sich auch über das Essen präsentierte. D.h. dahinter stehen nicht nur Anekdoten, die uns unterhalten, sondern auch Informationen darüber, wie man jemanden in der Gesellschaft wahrnahm bzw. wie er sich dort kommunizierte.

Nicht umsonst wird beispielsweise - um die Liste noch etwas zu erweitern - von Vitellius auch berichtet, er habe sogar die Opferdarbringungen nicht unangetastet lassen, was ja besonders frevelhaft war und gut zu einem Herrscher passte, dem man später - in Flavischer Zeit - nicht mehr allzu gut wegkommen ließ.

Zum sparsamen Vespasian passte es dann auch sehr gut, wenn er einen Fastentag in der Woche einlegte.

Als besonders unangepasst und wohl auch irgendwie unsympatisch wirkend mag Domitian herübergekommen sein, wenn von ihm berichtet wird, er habe sich zu Mittag den Magen vollgeschlagen und beim Abendessen nur noch zugesehen und höchstens einen Apfel gegessen und zudem endete das Mahl dann recht schnell. Das konnte bei einem Bankett dann auch bedeuten, dass der ein oder andere nichts mehr bekommen hatte, weil der Kaiser bereits fertig war, bevor ihm aufgetischt worden ist.
Hinzu kommt dann noch die Ausgestaltung der Gelage.

Essen war - wie heute zunehmend wieder - eine Mittel sozialer Kommunikation und Distinktion.
 
Die Aufzählung von Scorpio zeigt sehr schön, wie sehr man sich auch über das Essen präsentierte. D.h. dahinter stehen nicht nur Anekdoten, die uns unterhalten, sondern auch Informationen darüber, wie man jemanden in der Gesellschaft wahrnahm bzw. wie er sich dort kommunizierte.

Nicht umsonst wird beispielsweise - um die Liste noch etwas zu erweitern - von Vitellius auch berichtet, er habe sogar die Opferdarbringungen nicht unangetastet lassen, was ja besonders frevelhaft war und gut zu einem Herrscher passte, dem man später - in Flavischer Zeit - nicht mehr allzu gut wegkommen ließ.

Zum sparsamen Vespasian passte es dann auch sehr gut, wenn er einen Fastentag in der Woche einlegte.

Als besonders unangepasst und wohl auch irgendwie unsympatisch wirkend mag Domitian herübergekommen sein, wenn von ihm berichtet wird, er habe sich zu Mittag den Magen vollgeschlagen und beim Abendessen nur noch zugesehen und höchstens einen Apfel gegessen und zudem endete das Mahl dann recht schnell. Das konnte bei einem Bankett dann auch bedeuten, dass der ein oder andere nichts mehr bekommen hatte, weil der Kaiser bereits fertig war, bevor ihm aufgetischt worden ist.
Hinzu kommt dann noch die Ausgestaltung der Gelage.

Essen war - wie heute zunehmend wieder - eine Mittel sozialer Kommunikation und Distinktion.


Man isst so, wie man ist! Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen, zum Beispiel mit Tiberius, der seine Zechkumpane förderte und einen´Bewerber zum Statthalter Syriens machte, weil er eine Amphore auf ex trinken konnte und einem anderen ein hohes Geldgeschenk machte für einen Dialog, in dem sich ein Pilz, eine Auster und ein Krammetsvogel um den Vorrang stritten.


Maßlos erscheint auch der Tafelluxus des reichen Freigelassenen Trimalchio, bei dem statt Schinken im Brotteig gleich eine ganze gebratene Sau serviert wird, die mit weiteren Leckerbissen gefüllt ist.
 
Trimalchio ist aber eine literarische Figur, die bewusst satirisch verzerrt und wohl auch überspitzt wurde. Das lässt zwar Rückschlüsse auf die tatsächlichen Essgewohnheiten mancher reicher Römer zu, aber gar so arg werden es die wenigsten getrieben haben.
 
Da hab ich ja, ganz ungewollt, eine sehr interessante Diskussion ins Leben gerufen....

Ich freue mich über so viel Interesse und finde eure Beiträge allesamt sehr spannend.
 
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