Gas im 2. Weltkrieg???

O. Timm

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Ist mir gerade eingefallen:

Kam es im 2. Weltkrieg zu Einsätzen von Gift- oder Reizgas? In größerem Umfang!
Die deutschen Soldaten hatten schließlich Standartmäßig (bis zum Schluss ?) eine Gasmaske dabei! Oder war das nur ein Überbleibsel von einer Bestimmung aus dem 1.Wk?
Hatten die Alliierten auch Gasmasken in ihrer Standart Infanterieausrüstung (ich meine nicht, oder?) :grübel:


Merkwürdige Gedankengänge.... :hmpf::winke:
 
Am 2.09.1939 haben die Deutschen die polnischen Gas-Minnen auf der Brucke bei Jasło entdekt, die eksplodiert haben.
Mathias Krautlera, Karl Springenschmidt Es War ein Edelweiss. Schicksal und Weg der zweiten Gebirgsdivision, S. 20 - 21, Graz-Stuttgart 1962.
 
Mit sich rumgeschleppt haben die alles mögliche,

die bekannte Aktion kann auf eigenmächtige Handlungen irgendwelcher Offiziere vor Ort und das Herauskramen aus irgendwelchen Depots zurückzuführen sein.

Es waren Einzelfälle. An der Westfront 1940 gab es mW Hunderte Gasalarme, eine regelrechte Gas-Hysterie.
 
Zum Nicht-Gebrauch von Gas im 2. Weltkrieg das Genfer Protokoll.

Es lag wahrscheinlich im Interesse aller Kriegsparteien kein Gas einzusetzen. Die militärischen Möglichkeiten auf allen Seiten wären verheerend gewesen und innere Unruhen bei allen Kriegsparteien wären die Folgen gewesen.

Meines Wissens hat nur Italien nach dem 1. Weltkrieg (und bis Ende des 2. Weltkrieges) Gas in Äthiopien 1936-ca. 1939 eingesetzt.
 
Soweit mir bekannt, wurden mitunter Reiz- und Tränengase zum Ausräuchern von Kellern, Stollen und Bunkern eingesetzt. So zum Beispiel in der Partisanenbekämpfung. Hat jemand Quellen?

Wie ist da die rechtliche Lage? Aufs eigene Volk gehen ja alle Staaten damit bis heute bei Bedarf vor.
 
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Meines Wissens hat nur Italien nach dem 1. Weltkrieg (und bis Ende des 2. Weltkrieges) Gas in Äthiopien 1936-ca. 1939 eingesetzt.

Die Japaner haben Gas oft in China genutzt. ZB in Changde in 1943 und Wuhan in 1938. Bis heute gibt es in China uber 30 Platze, wo japanische Kampf-Gase in Erde liegen.
Gegen Englender haben sie das nur einmal gemacht- 14.03.1943 in Birma.

Japaner haben auch die biologische Waffe intensiv untergesucht (Unit 731 Experimental Camp).
 
Zur normalen Luftschutzausrüstung, die jeder Haushalt zu kaufen hatte, gehörten auch "Volks"-Gasmasken.

Fürchterliche Dinger, die, zusammen mit den Handfeuerspritzen, ende der 50er von uns Kindern spielerisch aufgebraucht wurden.
 
In Italien, in der Hafestadt Bari wurde im Zuge eienr deutschen Bombardierung ein US Transporter getroffen der tausende Gasgranaten geladen hatte.
Das aus dem Wrack austretende Lost sorgte für zahlreiche verletzten und sogar toten unter den ungeschützten Hafenarbeiter und der anwesenden Bevölkerung.
Die Möglichkeit des Gaseinsatzes bestand immer während des zweiten Weltkrieges so wurden bis ´45 hinein wurde der neue Kampfstoff Sarin produziert (zwar nicht in der geforderten Menge aber genug, genaue Zahlen liefere ich nachher muss für in paar Büchern nachschlagen) um ihn in VErbund mit anderen Stoffen einzusetzen und so doch noch den Endsieg herbeizuführen. Auch war man für einen Giftgaseinsatz in Berlin um die rote Armee zu stoppen...
 
Der Fall Bari war mir glatt entfallen, dabei war dies einer der wirkungsvollsten taktischen Luftangriffe des Krieges.
Wiki listet doch erstaunlich viele Einsätze auf. SU 1930 in China?:confused:
Lost ? Wikipedia
 
Die Vorräte die Deutschland an C-Waffen hatte relativ gering um mit einen C-Waffeneinsatz anzufangen. Sie hätten nur für wenige Tage intensiver Kriegsführung gereicht. Auch bei den Entgiftungsmitteln und bei Schutzkleidung sah es eher schlecht aus. Deutschland hatte den Nervenkampfstoff Tabun. Davon wurden bis ende des Krieges 12000T hergestellt. Die Herstellung Sarin und Soman in größeren Mengen kam nicht mehr zustande. Tabun, Sarin, Soman sind im 3. Reich entwickelt worden und es wurde in Dyhernfurt an der Oder ca. 1940 ein Werk für diese Waffen gebaut.
Die deutsche Gesamtproduktion an Kampfstoffen bis 1945 betrug etwa 60.000 t, die Großbritanniens etwa 40.000 bis 50.000 t, die U.S.-Amerikanische ca. 135.000 bis 145.000 t. Im Jahr 1943 schätzte man in Deutschland die russische Jahresproduktion auf rund 250.000 t
(Quelle: D. Martinetz, Vom Giftpfeil bis zum Chemiewaffenverbot, S. 179).
Dies dürfte ein Grund sein, warum niemand den ersten Stein werfen wollte.
Ein weiteres Argument wäre möglicherweise die Spezifikation der Einsatzanforderung.
Ein brauchbarer Kampfstoff muss:
A) in möglichst kleinen Konzentrationen wirken,
B) möglichst schnell wirken,
C) möglichst leicht auf das Gefechtsfeld zu bringen sein, und
D) dort ausreichend lange verbleiben.
Chlor – als Basisstoff - versagt in drei von vier Punkten. Es ist a) ca. 100x weniger toxisch als Sarin, und im Gegensatz zu Sarin ein Gas, welches c) aufwendig verflüssigt werden muss, um es überhaupt in nennenswerten Mengen auf das Gefechtsfeld zu bringen, und d) sich von dort sofort wieder verflüchtigt. Daher ist es als Kampfstoff praktisch unbrauchbar und wurde somit auch im 2. Weltkrieg nicht mehr für den Einsatz vorgehalten.
Siehe auch: Martinetz "der Gaskrieg 1914-1918"
 
Soweit mir bekannt, verzichteten beide Seiten in Europa auf den Gaseinsatz im Feld und gegen die Zivilbevölkerung, von den Gaskammern der KZs einmal abgesehen, weil sie den Gegenschlag fürchteten. Churchil soll ja gedroht haben, die deutschen Städte mit Giftgas zu ersäufen, sollten diese zuerst C-Waffen gegen England einsetzen.

Angesichts der sonstigen Skrupellosigkeit Hitler könnte hier auch eine psychologische Komponente vorliegen. Hitler war im 1. WK selbst Opfer eines Gasangriffes geworden. Vielleicht hat ihn dieses Erlebnis davon abgehalten, Giftgas selbst im "Endkampf" 1945 einzusetzen. Ist aber rein spekulativ.
 
Angesichts der sonstigen Skrupellosigkeit Hitler könnte hier auch eine psychologische Komponente vorliegen. Hitler war im 1. WK selbst Opfer eines Gasangriffes geworden. Vielleicht hat ihn dieses Erlebnis davon abgehalten, Giftgas selbst im "Endkampf" 1945 einzusetzen. Ist aber rein spekulativ.

Halte ich auch für möglich.

Dyhernfurt an der Oder ca. 1940 ein Werk für diese Waffen gebaut

Habe mal irgendwo (Ahlfen?) eine Geschichte gelesen, wie ein Stoßtrupp nach der russ. Besetzung noch in die Giftgasfabrik eindringt und die vorhandenen Bestände in der Oder "entsorgt".
 
Ich habe noch eine Dokumentation im Kopf, bei der es um die Herstellung der deutschen Nervengase ging, also die erwähnten Tabun, Sarin und Soman. Darin wurde vermittelt, dass die Alliierten bei der Entwicklung dieser Kampfstoffe bei weitem noch nicht so weit fortgeschritten waren, wie die Deutschen. Ich kann mich da auch an ein Szene erinnern, in der wohl Göring? (nagelt mich nicht auf den Initiator fest) den Einsatz der Nervenkampfstoffe gegen britische Städte forderte, dies wurde aber durch die Intervention Hitlers verhindert. Obwohl die Theorie mit seiner Gasverletzung glaubhaft ist, war hier die Begründung die Angst vor einem entsprechenden Gegenschlag.

Soweit ich weiß forderte Churchill den Gaseinsatz gegen Berlin infolge der Angriffe mit den V-Waffen. Dies wurde aber in diesem Fall von Arthur Harris verhindert, auch hier wird wohl die Angst vor einem Gegenschlag eine Rolle gespielt haben.

Zu dem Mitführen von Gasmasken:
Auch heute gehört die Gasmaske noch zur Standardausrüstung jeder Armee und es wäre logisch, wenn auch die Alliierten welche "am Mann" hatten. Denn, wenn man in Bari ein Schiff, das mit Losten beladen war bombardieren konnte, dann war doch zumindest ein Einsatz nicht ausgeschlossen. Also muss man auch die eigenen Truppen schützen. Seit dem I. WK wußte man ja, dass C-Waffen nicht unbedingt allzu präzise sind. Übrigens sind Gasmasken auch gegen Rauchentwicklung und Nebelgranaten ganz brauchbar, es muss nicht unbedingt ein chemischer KAMPFstoff sein.

Anbei noch ein Link zur aktuellen Diskussion zum Einsatz von C-Eaffen und deren Verbreitung.

http://www.uni-muenster.de/PeaCon/wuf/wf-87/8750300m.htm
 
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Soweit mir bekannt, wurden mitunter Reiz- und Tränengase zum Ausräuchern von Kellern, Stollen und Bunkern eingesetzt. So zum Beispiel in der Partisanenbekämpfung. Hat jemand Quellen?

Wie ist da die rechtliche Lage? Aufs eigene Volk gehen ja alle Staaten damit bis heute bei Bedarf vor.

Ich hab mich mal ein bißchen im Internet umgeschaut und hänge nach schnell 2 Links zum Thema an. Dort verneint man die Rechtmäßigkeit des Einsatzes im Kriegsfall.
Ich gebe zu, dass ich bisher dachte, dass der Einsatz solcher Mittel erlaubt wäre. Auch aus der Genfer Konvention kann man nicht unmittelbar auf den Status dieser Mittel schließen.

Tränengas: Aushöhlung des C-Waffen-Verbots? 08.09.2004 (Friedensratschlag)
Genfer Abkommen
 
Die interessante Frage ist doch, weshalb Hitler auch im "Endkampf" kein Giftgas einsetzen wollte. Den sogenannten "Nerobefehl" hat Hitler mit den Worten:

"Wenn der Krieg verloren geht, wird auch das Volk verloren sein. Es ist nicht notwendig, auf die Grundlagen, die das deutsche Volk zu seinem primitivsten Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil, ist es besser, selbst diese Dinge zu zerstören. Denn das Volk hat sich als das schwächere erwiesen, und dem stärkeren Ostvolk gehört ausschließlich die Zukunft. Was nach diesem Kampf übrig bleibt, sind ohnehin nur die Minderwertigen, denn die Guten sind gefallen."
kommentiert. Nach seiner radikalen Auslegung des Sozialdarwinismus hätte es also keinen Unterschied mehr gemacht, wenn die verbliebenen Deutschen bei einem Giftgasangriff ausgelöscht worden wären. Dennoch verzichtet er auf den Einsatz seiner C-Waffen. Warum? Vielleicht war es doch die psychologische Komponente.
 
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Den sogenannten "Nerobefehl" ...

Der datiert vom 19.3.1945. Zu dem Zeitpunkt war die Wehrmacht gar nicht mehr in der Lage einem Gaskrieg zu führen. Dazu fehlten die personellen, strukturellen und logistischen Voraussetzungen. Bahnlinien zerstört, kein LKW tagsüber sicher - wie sollte das gehen?
 
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Der datiert vom 19.3.1945. Zu dem Zeitpunkt war die Wehrmacht gar nicht mehr in der Lage einem Gaskrieg zu führen. Dazu fehlen die personellen, strukturellen und logistischen Voraussetzungen. Bahnlinien zerstört, kein LKW tagsüber sicher - wie sollte das gehen?

Ich stimme dir absolut zu, aber mir ist grade die Frage durch den Kopf geschossen, ob ein Einsatz in den V-Waffen möglich gewesen wäre? Ich kenn mich dazu zu wenig mit der Ausbringung von chemischen Waffen aus, sollte meiner Meinung nach aber möglich sein. Das ist zwar militärisch nicht sinnvoll, aber welche Aktion war denn das ab 1943 noch?
 
Wie sieht denn das eigentlich von den Einsatzbedingungen aus? Der Giftgaseinsatz im Ersten Weltkrieg erfolgte in relativ erstarrten Fronten.

Der Krieg 1944/45 lief dagegen in großräumigen Operationen ab, bei der Besetzung Deutschlands 1945 überschlugen sich die Ereignisse regelrecht. Dass alliierte Bombermassen den Gaskrieg hätten realisieren können, erscheint denkbar. Umgekehrt: geringe Wirkung bei einigen V2-Einsätzen? Irgendwo stabile Fronten, um das Zeug ranzuschaffen?

Von daher: war der deutsche Einsatz zum Zeitpunkt des Nero-Befehls vielleicht nicht mehr realisierbar?
 
Ein anderer Grund, warum Gas nicht eingesetzt wurde, bestand wohl auch in der Kriegsführung. Der Stellungskrieg war überwunden und für den Bewegungskrieg war das Gas einfach zu "langsam". Ein mit C-Waffen angegriffener Raum war für die eigenen Einheiten nicht sofort zu besetzen. Weiterhin war ein Angriff mit C-Waffen nicht jederzeit möglich. Das Wetter konnte einer solchen Unternehmung im Wege stehen. Und nicht zuletzt waren die Erfolgsaussichten vage, während man mit moderner Kriegsführung bessere Ergebnisse erwarten durfte.
 
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