Askan schrieb:
"Eine Räterepublik ist eine Staatsform bei der das Volk mittels Räte (von Rat, wie Stadtrat) die Regierung bestimmt. Ähnlich wie das Wahlmännersystem der USA."
Ganz so ist das nicht. Die Wahlmänner in den USA bewirken indirekte Präsidentenwahlen. Nicht der einzelne Bürger wählt des Präsidenten, sondern einen Wahlmann, der dann den Präsidenten wählt. Dadurch wird die Einflußnahme der Wähler reduziert. Das genaue Gegenteil ist bei Räten (zumindest in der Theorie) der Fall. 1. existieren sie nicht einzig darum, um eine weitere Person zu wählen (den Präsidenten), sondern sie sind bestenfalls so was wie Abgeordnete, eines politischen Entscheidungsgremiums. 2. Sie werden nicht nur direkt gewählt, sondern sind auch unbedingt und bedingungslos an die Ansichten ihrer Wähler gebunden, d.h. müssen bezüglich ihrer Entscheidungen ihren Wählern Rechenschaft ablegen. Im Gegensatz zu unseren Parlamentariern werden sie auch nicht von bestimmten Gebieten (Wahlkreisen) entsandt, sondern sozusagen Berufsgruppen. In kommunistischen Systemen handelte es sich nur um die "arbeitende Bevölkerung", also Arbeiter, Bauern und Soldaten. Gegen Ende des 1. Weltkrieges fingen deutsche Soldaten, wie die zuvor in Rußland der Fall war, ihre Offiziere und Soldatenräte zu wählen. Die Offiziere kommandierten sie, die Soldatenräte vertraten die Interessen der Soldaten gegenüber anderen Einheiten, bzw. wären die Vertreter in einen Rat=Parlament gewesen. Abeiterräte hätten das für Arbeiter und Bauernräte für Bauern getan. Alle anderen Teile der Bevölkerung arbeiteten nicht und wären daher auch nicht vertreten. Ein Rätesystem ist so was wie Basisdemokratie.
In Rußland gab es zwischen der Februar- und Oktoberrevolution zwei parlamentarische Gremien, zum 1. die alte Duma, mit bürgerlicher Vertretung, die faktisch die offizielle Vertretung war und zweitens des Sowiet oder Rat, der inoffiziell existierte, aber die eigentliche Macht hatte. Er entschied, ob in Fabriken gearbeitet oder gestreikt wurde, er wies die soldaten an zu kämpfen oder sich zurückzuziehen. Lenis Aufruf "Alle Macht den Räte" bedeutete zweierlei, 1. Abschaffung der Duma und Übernahme der gesamten parlamentarischen Aufgaben durch den Rat. Zum 2. aber, daß die Räte der Bolschiwiki (der radikaleren Kommunisten um Lenin), die in der Mehrheit waren, von jetzt an nicht mehr ihren Wählern verantwortlich waren, sondern der Partei, denn diese kannte die Interessen des Volkes (Avatgarde der Arbeiterklasse). Somit wandelte sich das ursprünglich basisdemokratische System in ein parteiabhängiges System, aus "alle Macht den Räten" wurde faktisch "alle Macht der Partei".
Lili schrieb:
"Sie stellten desshalb eine Gefahr für die Weimarer Republik dar, weil die Räteregierungen mehr oder weniger parallel zur Weimarer Regierung ausgerufen wurden bzw. es Putschversuche von links gab. Außerdem war ein großes Problem die Reibungen zwischen links und rechts, die bis hin zu Straßenkämpfen gingen. Deswegen heißt die Weimarer Republik auch "Weimarer Republik", weil sich die Regierung aus dem 'Straßenkampf-Berlin' in die (Ortsansässige verzeihen mir jetzt bitte) Provinzstadt Weimar zurückgezogen hat."
Offiziell wanderte die Staatsgewalt vom letzten Reichskanzler Max von Baden an Friedrich Ebert. Aber der Staat hatte Ende 1918 keine große Macht mehr. 1. lag diese faktisch bei der OHL und ob sich diese dem Willen der "Zivilisten" beugte, war fraglich. Anererseits waren schon an vielen Stellen, im Heer, in der Marine und in den Fabriken Räte entstanden, die die Basis beherrschten. Somit war zunächst die Weimarer Republik ein theoretischer Rumpf ohne Glieder. Nun stand es der SPD und USPD (welche zunächst die Staatsmacht innehatten) offen, mit jedweder Seite ins Gespräch zu kommen. Sie entschieden sich für die alten Eliten, das "rechte Heer" und nicht die "linken Räte". Somit gab es einen Kampf der Republik mit den Monarchisten gegen die Räte. Überall wurde gekämpft, aber zu monarchistischen Truppen wurden zunächst um Berlin konzentriert. So setzte sich hier die Republik von Gnaden der alten Eliten zunächst durch. Logischerweise führte das dazu, daß sich in anderen Gebieten zunächst die Gegenseite durchsetzte. Diese konnten aber nicht mit der neuen Republik zusammenarbeiten und machten sich daher selbständig. Kaum war die Lage in Berlin geklärt, begann man, den Rest Deutschlands für die Republik zu erobern.
Die alten Eliten sahen in der Republik - gegenüber den Räten - das kleinere Übel und unterstützen daher die Republik. Unternehmer stimmten Arbeitserleichterungen in ihren Fabriken zu, um die Fabriken zu behalten etc. Insofern war die Anfagszeit der Weimarer Republik ein Koddelmuddel von Interessen, das sich sehr blutig sozusagen langsam fand. Die Republik entschied sich für das Bündnis mit Rechts und nicht das mit Links. Anfangs ging daher eine mögliche Gefahr von "Links" aus, wenn man davon ausgeht, daß es keinen politischen Kompromiß zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten gegeben hätte. Was blieb aber war der rechte Stachel, den sdie SPD der Republik ins Fleich rammte, der die Republik vergiftete und an dem sie dann 1933 verendete.
"Der Spartakusbund auch, der war auch in die Straßenkämpfe verwickelt. Die bekanntesten Vertreter der politischen Vereinigung sind Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die bei Straßenkämpfen von Rechtsradikalen umgebracht wurden."
Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden nicht in Straßebkämpfen umgebracht, sie wurden durch ein Exekutionskommando des monarchistischen Offizierskorps ermordet.