Gegenreformation-Wesentliche Punkte

Joachim

Neues Mitglied
Hallo!
Ich halte in einer Woche einen Vortrag über die Gegenreformation und würde gern von euch wissen ,welche Eregnisse ihr als wichtig für dieses Thema ansieht.
Ich habe bisher die Gründung und aufgaben des Jesuitenordens ,das Konzil von Trient und den Augsburger Religionsfrieden.(Würdet ihr den Schmalkaldischen Krieg auch näher behandeln oder nur anschneiden?)
Die Zeit nach 1555 bis zum Dreißgjährigen Krieg ist bei mir noch dunkles Gebiet ,wenn ihr da helfen könntet wär das Spitze.:)
Wenns geht möglichst vom Dreißgjährigen Krieg abstand halten ,da das wieder Thema eines anderen Referates ist ;)
 
Ganz grundlegend würde ich erst einmal von (katholischer) Konfessionalisierung reden, und nicht von Gegenreformation - insbesondere wenn es sich um ein Referat an der Uni handelt. "Gegenreformation" ist mittlerweile ein eher veralteter Begriff bzw. ist zusammen mit der "katholischen Reform" im Begriff der "Konfessionalisierung" aufgegangen.

Absolut zentraler Dreh- und Angelpunkt ist ganz richtig das Konzil von Trient. Hier wurden die entscheidenden Beschlüsse gefasst, um aus der mittelalterlichen katholischen Kirche die katholische Konfessionskirche der Frühen Neuzeit zu machen, inklusive den verschiedenen Instrumentarien für eine offensive Antwort auf die protestantische Bedrohung der römischen Kirche. Der Jesuitenorden als wichtigster Orden für diese Aufgabe ist ja auch schon genannt.

Geht es um die Vorgänge im Reich muss der Augsburger Religionsfrieden die Grundlage für die weitere Annäherung an das Thema darstellen (der Schmalkaldische Krieg kann in dem Kontext eigentlich ausgeblendet bleiben). Die Reichspolitik wird in der Folge zunehmend stärker belastet von eigentlich kleineren um die Konfession kreisenden Konflikten, die aber mehr und mehr die Funktionsfähigkeit des Reiches eingrenzen und schließlich die Reichsinstitutionen blockieren. Wegmarken können hier sein: Magdeburger Sessionsstreit (seit 1582), Kölnischer Krieg (1583-1585), Straßburger Kapitelstreit (1583-1604), Aachener Händel (1582-1598), Vierklosterstreit (1590er Jahre), Konflikt um Donauwörth (1606-1609). 1608 bzw. 1613 muss der Reichstag seine Handlungsunfähigkeit konstatieren, 1608 bzw. 1609 entstehen auch formell konfessionellen Bündnisse, in denen sich beide Lager unversöhnlich gegenüberstehen.

Wichtiger als diese Ereignisse scheinen mir aber im Kontext von Gegenreformation bzw. (katholischer) Konfessionalisierung die damit einhergehenden strukturellen Veränderungen: Einschwörung des Klerus und der Beamtenschaft als zentrale Multiplikatoren auf die "richtige" Konfession, Entstehung konfessioneller Identitäten zur inneren Verfestigung von Territorien oder Sozialgruppen und Ausgrenzung fremdkonfessioneller Gläubiger, Sicherung des "richtigen" Glaubens auch im Denken und Handeln jedes einzelnen Untertanen. Wichtige Stichworte mögen hier Klerusreform, konfessionelles Bildungs- bzw. Universitätswesen und Visitationen sein. Auch die Sicherung der süd- und der nordwestdeutschen Bistümer für den katholischen Glauben (im Gegensatz zu den Bistümer im Osten des Reiches) ist sicherlich ein wichtiger Erfolg gegenreformatorischen Bemühens. Vielleicht könnte noch ein verstärkter Zentralismus im Katholizismus erwähnt werden, sowohl im Papsttum wie auch auf Ebene der Bischöfe. Die päpstlichen Nuntiaturen im Reich gehören auch in diesen Kontext. Klosterreformen fallen mir auch noch ein, die die katholische Religiosität befördern halfen, z.T mit Ordensneugründungen (z.B. Kapuziner (Jesuiten sind kein klösterlicher Orden)).

Soll der Blick über das Reich hinausgehen, gestaltet sich die Entwicklung allerdings je nach Land recht unterschiedlich.
 
Sehr schön danke .
Noch eine Frage :
1.
Die von dir angesprochenen strukturellen Veränderungen
waren doch zum größten Teil das Ergebnis/der Inhalt des Konzils ,oder?

Die Entwicklung in Europa geht wahrscheinlich stark auseinander (vermute ich mal) ,würde es hier besser sein sich auf Deutschland zu konzentrieren oder einen groben Überblick über die Erfolge der Gegenreformation in Frankreich ,den Niederlanden etc. zu bilden?

Ach ja , der Vortrag findet nicht an der Uni Statt sondern in meinem Lk ,ich bin doch erst in der 12ten Klasse :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Joachim schrieb:
Die von dir angesprochenen strukturellen Veränderungen
waren doch zum größten Teil das Ergebnis/der Inhalt des Konzils ,oder?

Prinzipiell ja. Das Problem war schlicht und einfach die Umsetzung der tridentinischen Konzilsbeschlüsse in den deutschen Diözesen. War alles schöne Theorie, die auf dem Konzil erdacht wurde, die Umsetzung stand auf einem anderen Blatt. Natürlich wurden viele Beschlüsse in die Tat umgesetzt und dienten nachhaltig der katholischen Reform, doch ebensoviele versandeten irgendwo auf dem Weg zwischen den kirchlichen Behörden, die natürlich alle auch korporative oder individuelle Interessen verfolgten. Dafür wurde der schöne Begriff der "untridentinischen Reform" geprägt, also eine Erneuerung der katholischen Kirche ohne weitgehende Rezeption der tatsächlichen Konzilsbeschlüsse. Nichtsdestotrotz waren der auch hinter dem Konzil stehende Reformgedanke dermaßen stark, dass der Weg zur katholischen Konfessionalisierung trotz dieses Dilemmas weiter beschritten wurde.

Ein Beispiel mag hier vielleicht das flächenmäßig größte Bistum des Reiches sein, nämlich Münster: Hier wurden die Konzilsdekrete niemals offiziell verkündet, zentrale Bestandteile des Tridentinums wie die Stärkung der Position des Bischofs kaum umgesetzt und dennoch war Münster zur Mitte des 17. Jhd. nahezu vollständig katholisches Territorium. Ideen wie Klerusreform und Ordenstätigkeit sowie eine starke katholische Korporation, das Domkapitel, gaben hier den Ausschlag, weniger das Tridentinum selber (auch wenn es natürlich auch hier eine Leitidee darstellte).


Joachim schrieb:
Die Entwicklung in Europa geht wahrscheinlich stark auseinander (vermute ich mal) ,würde es hier besser sein sich auf Deutschland zu konzentrieren oder einen groben Überblick über die Erfolge der Gegenreformation in Frankreich ,den Niederlanden etc. zu bilden?

Konzentrier dich auf Deutschland, ist wahrscheinlich schon komplex genug!


Joachim schrieb:
Ach ja , der Vortrag findet nicht an der Uni Statt sondern in meinem Lk ,ich bin doch erst in der 12ten Klasse :)

Hey, konnte ich ja nicht ahnen! ;) Klang auf jeden Fall substantieller als viele andere Schüler-Fragen hier! :yes:
 
Der Vortrag hat ja längst stattgefunden. Ich finde hier viele gute Punkte zu diesem Thema, da bleibt wenig anzumerken.

Der Begriff Gegenreformation ist genauso wie sein evangelischer Gegenbegriff immer konfessionell besetzt. Die katholische Kirche selbst nennt (nannte?) die lutherische Reformation eine Glaubensspaltung. Der Begriff Reformation bedeutet ja etwas bestehendes zu erneuern. Die Lutheraner selbst nannten die katholische Gegenbewegung eine Gegenreformation. Ein Begriff der sich so weit eingebürgert hat.
Konsequenterweise nimmt die Sichtweise der katholischen Kirche für sich selbst den Begriff Reformation in Anspruch für genau das, was die lutheraner als Gegenreformation bezeichnen. Ein Punkt den ich zumindest anmerken will und in sich selbst schlüssig ist.
Das die ganze Epoche von gegensätzlich benutzten Begriffen geprägt ist versteht sich von selbst und macht den Umgang mit älteren Schriften mehr als verwirrend. Die 'Lutheraner' nennen sich selbst Evangelisch, während die Katholiken sie bis vor kurzem noch konsequent mit Protestanten bezeichneten.. Eine grundlegende Spaltung, die sich durch ganz Deutschland zog.

Zu den mächtigsten Hebeln der Gegenreformation gehörten aus Sicht des Volkes zwei Punkte:
Da ist einmal die traditionelle Heiligenverehrung, die im Volk gewisse Wurzeln gefunden hatte. Ihre völlige Ablehnung, ja Verfolgung und Zerstörung von Kunstwerken durch Lutheraner widerstrebte großen Teilen der Bevölkerung. Nur wo gleichzeitig soziale Turbulenzen in die Religionswahl spielten wurde gerne am Bildersturm patizipiert. In der Folge begannen Mönche, allen voran die Jesuiten wundervolle Heilungen, ja selbst die Rückkehr von vorher lutherisch gesinnten Menschen in die katholische Kirche als diretes Wirken der Heiligen darzustellen um deren Ansehen zu heben. Eine Methode die eines gewissen Eindrucks nicht verfehlte.

Die damalige Zeit musste ohne Medien im heutigen Sinne auskommen. Spektakuläre Ereignisse waren daher etwas ganz besonderes. Die neue Kunstform des Barock mit seiner extrem prächtigen und verschwenderischen Formenfülle musste die Menschen beeindrucken. Diese Kunstform entfaltete sich, ausser bei Hofe, ausschließlich in katholischen Gegenden ab dem Jahre 1600. Sie ist eine bewusste Reaktion auf die Ablehnung sakraler Kunst durch die meisten Lutheraner. Schon bevor diese Kunstform aus Italien nach Deutschland schwappte benutzten katholische Geistliche den materiellen Prunk ihrer alten Kirchen um das normale Volk zu beeindrucken.
Auch das teils gespaltene Verhältnis vieler Lutheraner zu weltlichen Genüssen wie Volksfesten, schöner Kleidung und dergleichen führte dazu das die katholische Kirche diesen Veranstaltungen mehr Raum als bisher gab. Es ist auffällig, dass Trachten und Brauchtum in katholisch geprägten Gegenden noch heute weit prächtiger und lebenslustige sind als in vielen evangelischen Gegenden (hat viel mit der lokalen Ausprägung der Evangelischen zu tun). Beispielsweise ist Fastnacht/Fasching traditionell fast ausschließlich in katholischen Gegenden verwurzelt.

Diese Punkte von mir sind der Vollständigkeit halber angemerkt. Einer der erfolgreichsten Punkte der Lutheraner war und blieb im Gegenzug die Verkündigung in deutscher Sprache. Einige wenige katholische Bistümer, die nur durch die Gegenreformation wieder katholisch wurden waren sogar in diesem Punkt für einige Zeit bereit Zugeständnisse zu machen.

All diese Punkte halfen dabei generell im Volke den Katholizismus wieder auf den Vormarsch zu bringen. Der Grundansatz dieser Kirche ging aber nicht über das Volk, sondern über die Bekehrung von Landesherren. Nur über diese Schiene konnten Jesuiten ins Land kommen oder die Kirche überhaupt wieder ihre Pracht und Glanz entfalten. Entscheidende Rückendeckung blieb das Kaisertum, welches von Reichs wegen hierbei hilfreich sein konnte. Die oben von mir angefügten Punkte halfen dann in den Landschaften katholischer Fürsten den Glaube wieder in der Bevölkerung zu verankern. Die immer besser werdende Ausbildung katholischer Priester und ihrer Seelsorge verschaffte ihnen später (meist in/nach dem 30jährigen Krieg) auch eine Überlegenheit in Bildung und Bibelfestigkeit gegenüber den oft halben Laien gewählter Priester auf der Gegenseite. Diesem Misstand halfen dann Maßnahmen lutherischer Landesfürsten ab um den Bildungsstand ihrer Priester wieder zu fördern.

...ich les nimmer Korrektur, hoffe es ist soweit okay.
 
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gegenreformation

hallo ich muss bald ein referat über die gegenreformation halten aber ich konnte noch nicht herausfinden welche auswirkungen sie hatte. könnt ihr mir helfen????
 
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