Geplatzte "Sensation" um Himmlers Tod

Arne

Premiummitglied
Manchmal glaubt man es einfach nicht...:autsch:

Heute lese ich eine Werbung zu einer deutschen Buchneuerscheinung "Das Himmler-Komplott" von Martin Allen. Das Buch ist wohl die deutsche Übersetzung des englischen Buches "Himmler’s Secret War" von 2003. Darin schreibt er über aufgefunde Dokumente im Britischen Nationalarchiv in Kew bei London, die beweisen sollen, daß Himmler von englischen Geheimdienstlern in Lüneburg umgebracht wurde und sich nicht selbst mit einer Zyankali-Kapsel vergiftet haben soll.
Aber schon kurze Zeit später wurden die spektakulären Dokumente als plumpe Fälschungen entlarvt. Die Briefköpfe mittels Laserdrucker eingefügt und mit Bleistift vorgeschriebene Unterschriften....
Selbst der Autor, Martin Allen, hat gegenüber dem „Daily Telegraph“ eingeräumt: „Ich wurde hereingelegt, aber ich weiß nicht von wem.“

Wie man einem Historiker, der in einem Staatsarchiv forscht solche primitiven Fälschungen untergeschiebt, bleibt wohl vorerst ein Geheimnis. Ob sich der Autor die Unterlagen selbst gebastelt hat, will man ohne Beweise besser nicht unterstellen.

Jetzt erscheint trotzdem genau dieses Buch, anscheinend nicht überarbeitet, in Deutsch und bringt diese Mythen in die Leserschaft. Der deutsche Verlag wollte wohl die Auflage nicht einstampfen...;)

David Irving, der an seiner Himmler-Biografie arbeitet, und die National-Zeitung wollen erst noch genauere Untersuchungen der Papiere, aber wenn schon der Autor einknickt, kommt da sicher nichts Anderslautendes heraus.

Das zum Thema kritische Bewertung von Quellen...

Mehr Infos:
http://www.kueste.vvn-bda.de/grab.htm
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/16/0,1872,2338512,00.html
http://www.national-zeitung.de/Artikel_05/NZ29_4.html
 
Sachen gibt es. Das Buch wird wohl wieder zu seltsamen Diskussionen führen und den Leugnern wieder einmal Stoff geben.
 
ursi schrieb:
Sachen gibt es. Das Buch wird wohl wieder zu seltsamen Diskussionen führen und den Leugnern wieder einmal Stoff geben.

Genau! Da wird vermutlich noch jahrelang daraus zitiert und jeder ist erstmal verunsichert, weil man die Hintergründe nicht kennt. :S
 
Arne schrieb:
Genau! Da wird vermutlich noch jahrelang daraus zitiert und jeder ist erstmal verunsichert, weil man die Hintergründe nicht kennt. :S

Und am Schluss ist dann Himmler noch ein Held :S
 
ursi schrieb:
Und am Schluss ist dann Himmler noch ein Held :S

Gerade der "treue Heinrich", der in den letzten Lebenstagen sein ganzes, mythisches "hehres" Weltbild um Treue bis zum Tod verraten hat und es so selbst zur eigenen, hohlen Lebenslüge gemacht hat. :runter:
 
Arne schrieb:
Wie man einem Historiker, der in einem Staatsarchiv forscht solche primitiven Fälschungen untergeschiebt, bleibt wohl vorerst ein Geheimnis. Ob sich der Autor die Unterlagen selbst gebastelt hat, will man ohne Beweise besser nicht unterstellen.
Wie die Hitler-Tagebücher zeigt auch dieser Fall, daß die Gier nach Sensationen über die Nazi-Zeit unersättlich ist und Historiker leicht geblendet sind, wenn sie glauben, eine Enthüllung machen zu können. Bei der jetzt aufgeflogenen Fälschung scheinen allerdings finstere Motive im Spiel zu sein, die aufzudecken Aufgabe der Untersuchung sein wird.

Der Betrogene
 
Wir können doch froh sein, dass sich Allens neustes Buch bereits vor seiner Veröffentlichung als Machwerk erwiesen hat. Das erspart es einem, sich mit diesem Schund auseinandersetzen zu müssen. Übrigens ist dies nicht der einzige Fälschungsfall in Allens Karriere als Hobby-Historiker:

"Das Windsor-Buch des Sohnes (gemeint ist Martin Allen, Gandolf), erschienen im Jahre 2000, konnte jedoch auf der britischen Insel nicht recht reüssieren. Die "Sunday Times" nahm sich nicht nur das Buch vor, sondern beauftragte gleich mehrere Gutachter mit einer Analyse des angeblichen herzöglichen Briefes.
Deren Urteil war vernichtend. Handschriftexperten und Chemiker fanden "viele Unstimmigkeiten", die "in hohem Maße verdächtig" waren und zum Ergebnis führten, dass der Brief "höchstwahrscheinlich eine Fälschung" sei. Eine Analyse des Papiers ergab, dass der Brief keineswegs auf Brief- oder Notizpapier geschrieben worden war, sondern auf einer leeren Seite, die aus einem alten Buch herausgeschnitten worden war - ein beliebter Fälschertrick. Der Papieranalytiker Leslie Bower erklärte, dass dieses und andere Indizien "in der Kombination darauf schließen lassen, dass der Brief eine Fälschung ist und wahrscheinlich vor relativ kurzer Zeit verfertigt" wurde."

Quelle: http://www.idgr.de/texte/rechtsextremismus/fallstudien/hess-legenden.php
 
Gandolf schrieb:
Wir können doch froh sein, dass sich Allens neustes Buch bereits vor seiner Veröffentlichung als Machwerk erwiesen hat.
Leider erst vor der deutschen Veröffentlichung....

Gandolf schrieb:
"Das Windsor-Buch (......).... und zum Ergebnis führten, dass der Brief "höchstwahrscheinlich eine Fälschung" sei.
Hmm..scheint ein wiederholt aufkommendes Problem bei dem Mann zu sein. Damit dürfte sein Renomme endgültig den Bach runter sein.
Wenn einmal so etwas geschieht, mag man einen Zufall oder ein "Hereinlegen" unterstellen. Aber wenn einem Autor, der mit Fälschungen Erfahrung hat, das wieder passiert, ist das in der Fachwelt wohl unentschuldbar.
 
Interessant wäre es, die von Allen in seinem Buch "Churchills Friedensfalle" verwendeten neuartigen Dokumente einer Prüfung zu unterziehen, wie sie bei dem "Windsor"-Buch und bei dem Himmler-Buch durchgeführt wurden, auch wenn das Ergebnis wohl vorauszusehen ist...
 
Zuletzt bearbeitet:
Gibt schon wieder etwas neues zu dem Thema. Joseph Bellinger "Himmlers Tod" beweist angeblich ohne Bezug auf die umstrittenenen Dokumente von Allen, daß Himmler von britischen Agenten ermordet wurde, um ein öffentliches Verhör zu verhindern.

Gibt es zu dem Buch schon Wertungen? Kennt es jemand?
 
Kenne ich nicht, aber der Arndt-Verlag, in dem das Opus erschienen ist, gehört neben Grabert und Druffel zu den wichtigsten Verlagen der rechten Szene. Insofern sollte man das Opus mit einiger Vorsicht betrachten und auch mal die diversen Quellen und Zitate kontrollieren (da neigen die Bücher des rechten Spektrums zu massiven Schwächen und Verfälschungen...)
 
Arne schrieb:
Das ist wirklich interessant!

Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob die Information stimmt. Bisher hatte ich allerdings keine schlechten Erfahrungen mit dem "lexikon.idgr" gemacht. Was mich stutzig macht, ist lediglich, daß ich sonst nirgends den Hinweis auf das Pseudonym gefunden habe.
 
Das Buch scheint ja noch recht neu zu sein. Merkwürdig wäre es schon, wenn Germar Rudolf ein altes (bekanntes) Pseudonym von 2000 verwendet. Aber ich bin mir sicher: Das kommt noch raus.

IDGR ist ja ein privates Projekt, das mich manchmal an die Aktionen zur Veröffentlichung der Namen von Triebtätern erinnert. Aber auch wenn mir manchmal die Arbeitsweise nicht sympathisch ist - etwas Falsches habe ich da auch noch nicht gelesen.
 
hyokkose schrieb:
Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob die Information stimmt. Bisher hatte ich allerdings keine schlechten Erfahrungen mit dem "lexikon.idgr" gemacht. Was mich stutzig macht, ist lediglich, daß ich sonst nirgends den Hinweis auf das Pseudonym gefunden habe.


Hm, also die Info lässt sich auch hier finden (aber ob die nicht voneinander abgeschrieben haben?):

http://www.holocaust-history.org/denial/nym.shtml
 
Papa_Leo schrieb:
Hm, also die Info lässt sich auch hier finden (aber ob die nicht voneinander abgeschrieben haben?):

http://www.holocaust-history.org/denial/nym.shtml

Hmm..da ist übrigens eine Mail wiedergegeben, wo er um Richtigstellung bittet, weil die ganzen aufgeführten Pseudonyme ihm nicht zuzurechnen seien. Die ist vom April 2000 - vor dem "Joseph Bellinger"? Oder hat er dem nicht widersprochen..? :grübel:

Date: 22 Apr 00 09:01:54 MDT
From: Germar Rudolf
To: mchatwin@gmx.net IDGR

("Informations"dienst gegen Rechtsextremismus)
hier: Aufforderung zur Korrektur

Verehrte Frau Margret Chatwin,

1. Ihre Ausführung "Pseudonyme: Ernst Gauss, Manfred Köhler, Dr. Werner Kretschmer, Dr. Christian Konrad, Dr. Dr. Rainer Scholz, Jakob Sprenger, Wilhelm Schlesinger, Tuisco, Dr. Manfred Gerner, Dr. Lennard Rose. Gemeinsam mit Karl Philipp: Heiko Schwind, Gerhard Körner" ist falsch. Ich habe niemals mit Karl Philipp irgendwelche Pseudonyme gemeinsam verwendet. Ich habe niemals die Pseudonyme "Wilhelm Schlesinger [der Mann heißt übrigens Schlesiger!], Tuisco, Dr. Manfred Gerner, Heiko Schwind, Gerhard Körner" verwendet. Das sind Pseudonyme dritter Personen. Für das Pseudonym Lennard Rose habe ich niemals einen "Dr." Titel verwendet.
 
Arne schrieb:
1. Ihre Ausführung "Pseudonyme: Ernst Gauss, Manfred Köhler, Dr. Werner Kretschmer, Dr. Christian Konrad, Dr. Dr. Rainer Scholz, Jakob Sprenger, Wilhelm Schlesinger, Tuisco, Dr. Manfred Gerner, Dr. Lennard Rose. Gemeinsam mit Karl Philipp: Heiko Schwind, Gerhard Körner" ist falsch. Ich habe niemals mit Karl Philipp irgendwelche Pseudonyme gemeinsam verwendet. Ich habe niemals die Pseudonyme "Wilhelm Schlesinger [der Mann heißt übrigens Schlesiger!], Tuisco, Dr. Manfred Gerner, Heiko Schwind, Gerhard Körner" verwendet. Das sind Pseudonyme dritter Personen. Für das Pseudonym Lennard Rose habe ich niemals einen "Dr." Titel verwendet.

Alleine schon der doppelte Doktor in "Dr. Dr. Rainer Scholz", den er ja nicht leugnet, ist ja der Hammer. Darf man im Künstlernamen oder Pseudonym einen akademischen Grad vortäuschen? :nono:

Dann will ich jetzt ein "von" und Prof. und Bundeskanzler a.D. im Namen haben! So-fort!!

gez.:
Prof. A. von Pope, Bundeskanzler a.D.
 
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