Germanen in gallischen Aufständen - Caesar

J

Johanna1904

Gast
Guten Tag,

werden germanische Aufstände in den Comentarii de Bello Gallico (Caesar) thematisiert und behandelt?

Und war der Aufstand gegen Ariovist ein Aufstand gegen die Germanen?

vielen Dank im Voraus.

Liebe Grüße
Johanna
 
Das hängt davon ab, wie man "Aufstand" definiert. Normalerweise versteht man darunter eine Erhebung gegen eine Macht bzw. Herrschaft, die bereits einigermaßen etabliert ist, sei es die eigene Regierung, sei es eine Fremdherrschaft.

Ariovist kam als Söldnerführer germanischer Truppen nach Gallien, angeworben von den Sequanern und Arvernern, um für sie gegen die Haeduer zu kämpfen. Nachdem er seinen Job erfolgreich erledigt hatte, nistete er sich mit seinen Leuten in Gallien ein, holte weitere nach und bedrückte sogar seine ehemaligen Auftraggeber. Er war also gekommen, um zu bleiben, was den Galliern nicht passte, weshalb sie sich zunächst erfolglos selbst wehrten und sich dann an Caesar wandten. (So jedenfalls Caesars Darstellung.)
Das mag man als "Aufstand" der Unterdrückten gegen Ariovist und seine germanischen Truppen bezeichnen oder als fortgesetzten Widerstand gegen eine Invasion bzw. einen Aggressor.
Dass es sich bei Ariovists Truppen um Germanen von rechts des Rheins handelte, war für die Gallier vermutlich nicht das primäre Problem, sondern dass es sich um Eindringlinge handelte, die Abgaben und Land forderten.

Aufstände von Germanen kommen bei Caesar an sich nicht vor, da er ja auch nicht Germanien unterwarf. (Seine beiden Rheinübergänge waren eher kurze Machtdemonstrationen zur Abschreckung.) Aber insofern die Stämme der Belger mehr oder weniger "germanisch" gewesen sein sollen, waren sie auch an den Kämpfen gegen Caesar, auch am Aufstand des Vercingetorix, beteiligt.
 
Guten Tag,

ich habe bereits eine Frage bezüglich germanischen Aufständen (bei Caesar) gestellt.

Nun wollte ich wissen, was die Germanengefahr im ersten Jahrhundert genau war? Und ob diese bei Caesar (comentarii de Bello Gallico) thematisiert wird?

vielen Dank.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die "Germanengefahr" existierte nach Definition dieser Gruppe im Zuge der Frage nach der Herkunft von Kimbern und Teutonen vor allem als Propaganda.
 
Ja, das ist zu verkopft und zu kryptisch formuliert.

Die antike Ethnografie teilte die 'nördlichen Barbaren' in drei Völker ein. Im Westen die Kelten, im Osten die Skythen. Und nördlich von beiden wurden mitunter die legendenhaften Hyperboräer verortet, die ich hier als dritte mal mitzähle, obwohl sie heute als sagenhaft nicht mit aufgezählt werden.

Alle bekannten Gruppen dort wurden also als Kelten oder Skythen eingeordnet, die später als Germanen bezeichnete Ethnien als Kelten.

Als nun viele Kimbern und Teutonen versklavt wurden, fiel auf, dass das keine Kelten waren und die antiken Ethnographen hatten ein Forschungsproblem. Es wurde entdeckt, dass es eine oder mehrere Gruppen gab, die Germanen genannt wurden. Wir wissen nicht, ob das sprachlich eine keltische oder germanische Bezeichnung war, sicher wurde sie aber durch keltische Vermittlung ins Lateinische übernommen, kann also mehrfach verballhornt worden sein.

Cäsar vollendete vereinfacht gesagt diese Entdeckung. Jetzt kannte die römische Ethnografie ein Volk mehr:Im Westen gab es die Kelten, in der Mitte die Germanen und im Osten die Skythen. Aber immer noch wurden Ethnien diesen Völkern eher willkürlich und ohne Rücksicht auf Widersprüche zugeordnet. Klar, Kelten waren nach Osten bis Kleinasien gezogen, was bekannt war, aber das Modell galt in der fraglichen Zeit als Regelfall.

Cäsar hatte die Frage aber für seine Zwecke ausgenutzt, indem er den Rhein zur Grenze zwischen Kelten und Germanen erklärte, was nicht korrekt war. Abweichungen berichtet er, wo nötig als Ausnahme, Kriegsgrund oder verschleiert sie.

Ursprünglich bedeutete das Rätsel der Herkunft von Kimbern und Teutonen, dass die Römer mit der diffusen Gefahr getriggert werden konnten, dass irgendwo weitere Barbaren darauf warteten, sie zu bedrohen. Das änderte sich nun in der Bezeichnung zur Germanengefahr, die seitdem bis in die heutige Zeit, zuletzt vor nicht so langer Zeit im italienischen Wahlkampf, immer wieder politisch als Propagandamittel genutzt wurde, heute natürlich mit der unzulässigen Gleichsetzung von Germanen mit Deutschen..

Und schon Cäsar "musste" sich natürlich deshalb "um die Germanen kümmern", um Ruhm zu erwerben und den Krieg gegen Ariovist, für den er selbst kurz zuvor als Konsul den Titel "Freund des römischen Volks" beantragte, zu begründen. Augustus rühmte sich dann mit der Unterwerfung Germaniens und die Kaiser nach ihm hatten sich dann zu dem Narrativ von der Germanengefahr zu verhalten. Real schien die Gefahr für Italiens innerhalb der Führungsebene bis in die Zeit Mark Aurels wohl nur kurz während der Panik nach der Varusschlacht.

(Vereinfacht.)
 
Du formulierst wie eine Maschine.

Das schrieb ich nicht. Ariovist war zunächst einmal ein realer Mensch, ein König oder Anführer, kein Abstraktum und schon gar nicht mit einer Schlacht gleichzusetzen.

Wer war deiner Ansicht nach der gefährlichere? Ariovist oder Caesar? War Ariovist in der Lage Rom zu bedrohen?

Führte er überhaupt Invasoren an?

Und konnte er sich überhaupt halten, wenn der Streit der gallischen Stämme beendet war?

Weißt du, was Propaganda ist?
 
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