Geschichte der Jagd

Köbis17

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Hallo Zusammen,

in der Frühzeit der Menschheit ist die Jagd überlebenswichtig, später ist die Jagd abhängig z.B. vom Grundbesitz und dem Stand.

Doch ist die Jagd grunsätzlich nicht von der historischen Gesellschaft oder Ideologien abhängig.

Wie ist das nun letztlich mit der Geschichte der Jagd?

Abgesehen davon, dass die Nutztierhaltung die Jagd überflüssig machte, spielt die Jagd auch weiter eine wichtige Rolle in der Nahrungsbeschaffung, oder nicht?

Was sagt Ihr dazu?
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei den ollen Germanen spielte Wild de facto keine Rolle mehr, je nach Siedlungplatz um 5% der Tierknochen. Das Bild vom Auerochsen am Spieß auf dem Thingplatz und Bärenschinken unter cheruskischen Strohdach stimmt also nicht.
Später war es ein reines Adelsvorrecht und mehr ein reiner Spass am Töten (Das unterstelle ich auch vielen heutigen Jägern, die sich immer noch für was Besseres halten.)
Friedrich Wilhelm I. von Preußen erlegte in einer guten Saison 3500 Schweine und 1500 Hirsche. Auch sein Nachfahre Kaiser Wilhelm II. schoss fast die ganze Rominter Heide leer, bevor er später in Doorn zum Forstschädling mit der Axt wurde. Ähnlich handelten später der dicke Hermann oder Honecker in der Schorfheide. Man fühlte sich halt als der neue Adel, dem das alles ungefragt zustand.
Allerdings muss man sagen, dass solche Praktiken auch mit Schutz und Hege verbunden wurden, anders wäre man gar nicht auf solche Abschusszahlen gekommmn. Es würde heute auch den Wisent nicht mehr geben, hätte nicht früher der Zar streng über den Urwald von Bielowiza wachen lassen - um sie dann selbst schiessen zu können.
 
Hallo Zusammen,

in der Frühzeit der Menschheit ist die Jagd überlebenswichtig, später ist die Jagd abhängig z.B. vom Grundbesitz und dem Stand.

Doch ist die Jagd grunsätzlich nicht von der historischen Gesellschaft oder Ideologien abhängig.

Wie ist das nun letztlich mit der Geschichte der Jagd?

Abgesehen davon, dass die Nutztierhaltung die Jagd überflüssig machte, spielt die Jagd auch weiter eine wichtige Rolle in der Nahrungsbeschaffung, oder nicht?

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Ich finde das Thema interessant, sogar schon seit 2 1/2 Jahren, wie mir eben wieder eingefallen ist http://www.geschichtsforum.de/f34/fr-hgeschichtliche-quellen-im-jagdbrauchtum-23513/
Ich hoffe, dein Thema erweckt mehr Interesse.
 
Bei den ollen Germanen spielte Wild de facto keine Rolle mehr, je nach Siedlungplatz um 5% der Tierknochen. Das Bild vom Auerochsen am Spieß auf dem Thingplatz und Bärenschinken unter cheruskischen Strohdach stimmt also nicht.
Später war es ein reines Adelsvorrecht und mehr ein reiner Spass am Töten (Das unterstelle ich auch vielen heutigen Jägern, die sich immer noch für was Besseres halten.)
Friedrich Wilhelm I. von Preußen erlegte in einer guten Saison 3500 Schweine und 1500 Hirsche. Auch sein Nachfahre Kaiser Wilhelm II. schoss fast die ganze Rominter Heide leer, bevor er später in Doorn zum Forstschädling mit der Axt wurde. Ähnlich handelten später der dicke Hermann oder Honecker in der Schorfheide. Man fühlte sich halt als der neue Adel, dem das alles ungefragt zustand.
Allerdings muss man sagen, dass solche Praktiken auch mit Schutz und Hege verbunden wurden, anders wäre man gar nicht auf solche Abschusszahlen gekommmn. Es würde heute auch den Wisent nicht mehr geben, hätte nicht früher der Zar streng über den Urwald von Bielowiza wachen lassen - um sie dann selbst schiessen zu können.

Ich bin leidenschaftlicher Sportfischer und passionierter Wilderer, ich denke, den Jagdinstinkt die freude das Wild zu beobachten, es zu studieren, seine Geheimnisse zu erkunden, sich auf dem Terrain des Wildes mit ihm zu messen, einen guten Bock oder einen kapitalen Hecht, Zander, Karpfen oder Wels zu fangen, das ist mehr, als die freude am töten,mag die Kritik an gewissen Praktiken der Jagd und Fischerei noch so berechtigt sein.

Ich behaupte, ein guter Jäger und Fischer ist auch ein guter Heger. Ohne die Jagdleidenschaft der Zaren hätte der Wisent nicht überlebt, und es war ein indischer Nabod, der das allerletzte Refugium für Panthera leo persica, den asiatischen Löwen im Gir Forrest Park schuf. Eine Art, die einst von Indien bis Griechenland verbreitet war. Jim Corbett, den ich in einem Thread über Maneater bereits erwähnte, machte sich auch als Tierfilmer und Artenschützer einen Namen. In Indien ist heute noch ein Nationalpark nach ihm benannt.

Allerdings ist, gerade in Deutschland die Geschichte der Jagd auch eine des Feudalismus, was sich bis heute in der Jägersprache und im Jagdrecht niederschlägt. Zu den Forderungen der Memminger artikel der Bauern gehörte u. a, die Forderungh nach freier Jagd und Fischerei.
 
Hallo Zusammen,

in der Frühzeit der Menschheit ist die Jagd überlebenswichtig, später ist die Jagd abhängig z.B. vom Grundbesitz und dem Stand.

Doch ist die Jagd grunsätzlich nicht von der historischen Gesellschaft oder Ideologien abhängig.

Wie ist das nun letztlich mit der Geschichte der Jagd?

Abgesehen davon, dass die Nutztierhaltung die Jagd überflüssig machte, spielt die Jagd auch weiter eine wichtige Rolle in der Nahrungsbeschaffung, oder nicht?

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Als Ernährung und Subsistenz spielte die Jagd schon in der Antike keine Rolle mehr. Sie wurde dafür als Medium der Repräsentation und der Herrscherideologie immer wichtiger. Jagd auf wehrhaftes Wild war mit Gefahren verbunden und ein Herrscher, der Großwild jagte, eiferte legendären, mythologischen Vorbildern nach und bewies damit zugleich auch seine Herrschaft über die wilden chaotischen Kräfte der Natur. Die Jagd stand prinzipiell bis ins Mittelalter jedem frei, doch große Hundemeuten, fest engagierte Wildhüter, Jagdpferde und exklusive Jagdwaffen konnten sich nur die Priveligierten leisten, die seit dem Hochmittelalter immer stärker auf ihr Jagdrecht pochten.

Die Jagdleidenschaft des adels kaqm das gemeine Volk teuer. Die Rückkehr von Wolf, Luchs, Bär Ende des 20.Jhds stieß teils aufSorge, doch im 18. Jahrhundert waren nicht Beutegreifer, sondern das Schalenwild die Plage der Bauern. Teilweise mussten eigene Saaten für das Wild angelegt werden, das nur durch Rufen verjagtwerden durfte. Manchmal konnten Banditen, die sich in die Büsche schlugen, nicht angemessen verfolgt werden, da die Verfolger auf die hochherrschaftlichen Wildbanne Rücksicht nehmen mussten. Natürlich kam auch kein Grundherr auf die Idee, die Pacht nachzulassen wegen wildschaden, noch wurde eine Entschädigung gezahlt, wenn die Felder durch Parforcejagden niedergetrampelt wurden.

Die waren besonders kostspielig. Es mussten eigene Hundemeuten und trainierte Jagdpferde, meist aus England beschafft und Pikeure aus Frankreich engagiert werden. Die Bauern mussten oft in der Ruhesaison mehrere Jagdhunde füttern und abrichten. Kein Wunder, dass Wildschützen wie Mathias Klostermayer, Mathias Kneissl oder Philipp Jennerwein zu Volkshelden avancierten.

Von Jennerwein, der von einem herrschaftlichen Jäger Ende des 19. Jhds erschossen wurde gibt es in Bayern noch ein Volkslied:

"Es war ein Scütz in seinen besten Jahren
Er wurde weggeputz aus dieser Erd
Man ihn erst am neunten Tage
Es war am Tegernsee
Am Peißenberg....."
 
Eigentlich schade, dass dieser hochinteressante Thread bisher noch etwas zähflüssig läuft. Vielleicht ist das Thema in seiner Universalität noch zu breit angelegt, und man sollte sich auf einzelne Themenfelder konzentrieren.

Köbis und Balticbirdie haben bereits auf die Zusammenhänge von Jagd und herrschaftlicher Selbstdarstellung hingewisen. Die Vizekönige von Indien, Wilhelm II., Franz- Joseph I., Ludwig XIV. und zahlreiche andere gekrönte Häupter liebten es, sich in der Pose des Jagdherren, sozusagen als Nachfahre von Herakles und Meleager zu präsentieren, und in dieser Tradition wandelten auch Hermann Göring, Honecker und Rumäniens großer Bärentöter Nicolae Ceaucescu.

Unter Ceaucescu glichen Bärenjagden einer Karikatur: Die Petze wurden wochenlang mit Pferdekadavern und Fallobst gemästet und schon monate vor der Jagd angekirrt, also angelockt. Es gab für den Conducator beheizte Hochsitze mit Minibar. Ein halbes Dutzend Jäger mussten das angeschossene Wild aufstöbern und den Fangschuss anbringen. Einmal gab es den Vorfall, dass dem Potentaten gemeldet wurde, er habe 8 Hirsche erlegt, worauf Ceaucescu sagte er habe doch nur 6 geschossen.

Es gab sogar eine Bärenaufzuchtstation, wo die Petze aufgepäppelt wurden, bis der Conducator zur Jagd blies. Die Felle wurden künstlich gestreckt und teilweise sollen sogar Kodiakbären eingekreuzt worden sein, damit Ceaucescu noch größere Trophäen vorweisen konnte. Allerdings waren Ceaucescu und Staatsgäste, die zur Jagd geladen wurden, die einzigen Bärenjäger Rumäniens. Zeitweilig gab es in den Karpaten 20 mal soviele Braunbären wie im Yellowstonenationalpark.

Dieser Bestand lockt seit Ceaucescus Abgang zahlungskräftige Bärenjäger nach Rumänien und bringt dem Land Devisen.


Es gab bereits in der Antike Jagdreviere, und bestimmtes Wild galt als königliches. Allerdings war die Jagd prinzipiell frei, auch wer in den Königsforsten des Frühmittelalters wilderte, hatte nur eine Geldstrafe zu befürchten. auch im Sachsen- und Schwabenspiegel wurde ausdrücklich festgehalten, dass Wilderei nicht mit dem Tod bestraft werden durfte. Im Spätmittelalter verschärfte sich das Jagdrecht, und der Adel und Klerus pochten nachdrücklich auf dieses Privileg.

Die Jagdleidenschaft des Adels wurde mehr und mehr zu einer enormen Belastung der Bauern, zumal der Schalenwildbestand extrem hoch gewesen sein dürfte, das Rot- und Schwarzwild wurde gehätschelt, und Raubtiere wie Bären, Luchse und Wölfe im Lauf des 18. und frühen 19. Jahrhunderts dezimiert und ausgerottet.

Besonders Schwarzwild kann erheblichen Flurschaden anrichten, und die Tiere durften nur durch Rufen vertrieben werden. Die Bauern mussten zusätzlich zur Arbeit Nachtwachen aufstellen. Dazu kamen Flurschäden durch die beliebten Parforcejagden.

Mathias Claudius schrieb einmal 1776 eine Petition an Ludwig X. von Hessen- Darmstadt als Hirsch, der heute morgen von seiner hochfürstlichen Gnaden parforcegejagt wurde, seine Durchlaucht aber untertänigst bittet, davon Abstand zu nehmen. Claudius übte damit vorsichtig Kritik am Landesherren, der das Wild über reife Kornfelder und wiesen mit größtem Vergnügen verfolgte. Sich auf Seiten der Bauern zu stellen, konnte aber selbst für einen Dichter und Oberlandkommissar gefährlich werden.
 
Bei den ollen Germanen spielte Wild de facto keine Rolle mehr, je nach Siedlungplatz um 5% der Tierknochen. Das Bild vom Auerochsen am Spieß auf dem Thingplatz und Bärenschinken unter cheruskischen Strohdach stimmt also nicht.
Später war es ein reines Adelsvorrecht und mehr ein reiner Spass am Töten (Das unterstelle ich auch vielen heutigen Jägern, die sich immer noch für was Besseres halten.)
Friedrich Wilhelm I. von Preußen erlegte in einer guten Saison 3500 Schweine und 1500 Hirsche.


Wild spielt auch in der statistischen Ernährung eines bundesdeutschen Otto Normalverbrauchers nur eine marginale Rolle. Wenn man sich die Strecken von Friedrich Wilhelm I. ansieht, wird man sich fragen dürfen, wer die erlegten Sauen schließlich verzehrte, bzw. verzehren musste. Der königliche Hofstaat hätte die nicht alle schnabulieren können. Getreu seinem Motto "ein Plus machen" drehte Friedrich Wilhelm seine Jagdbeute nämlich den Berlinern für teures Geld an, die gegen entsprechendes Entgelt das erlegte Wild aufkaufen mussten. Ein beliebter Schikanetrick vieler hochfürstlicher Herrschaften bestand aber auch darin, dass man die jüdischen Gemeinden verpflichtete, erlegte Wildschweine aufzukaufen, die nach jüdischen Speisegeboten nicht koscher waren.

Immerhin verlieh Friedrich II. von Hessen- Kassel, der für Parforcejagden eigens Rondelle nahe der Sababurg anlegen ließ, einem Schutzjuden, der sich als Besitzer einer Uniformmanufaktur verdient gemacht hatte, das Privileg der hohen Jagd, eine überaus seltene Auszeichnung und ein außerordentlicher Gunstbeweis. Für eine Reiherbeizjagd an der unteren Schwalm bei Wabern, wo sich ein Jagdschloss befand, engagierte derselbe Fürst eigens einen Hofmaler, Wilhelm Tischbein den Älteren, der einen eigen zyklus Reiherjagd malte, der heute in Schloss Eichenzell in Fulda ausgestellt ist. Diese Jagd wurde als Friedensfest anlässlich des Endes des Siebenjährigen Krieges zu Ehren eines Östereichischen Feldmarschalls aus dem Hause Waldeck- Pyrmont veranstaltet.

Wenn man an den Zustand Hessens während und nach dem Siebenjährigen Krieg denkt, wo jahrelang die Franzosen und die Alliierten hausten und die Bevölkerung auspressten, muss diese Inszenierung von Luxus befremdlich gewirkt haben, obwohl sich Hessen-Kassel, dank britischer Subsidien, die aus Kulanz noch nach Kriegsende weiter gezahlt wurden, relativ schnell erholte.

Klatschkolumnisten wären wohl auch damals auf ihre Kosten gekommen sein, denn ein Trauerfall überschattete die Jagd, und es wurde ein kostbarer Gerfalke mit Namen "Landgraf" im Luftkampf von einem Reiher getötet.
 
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