Geschichte der Regionen-Heimatgeschichte

zaphodB.

Premiummitglied
Liebe Forianerinnen und Forianer
.Leider habe ich kein geeignetes Unterforum Regional-und Heimatgeschichte gefunden,also habe ich es mal hier angesiedelt.Moge die hohe und erlauchte Modschaft dieses unsees Forums schauen,wo sie es unterbringt.
dieser thread soll dazu dienen,die Geschichte Eurer Heimatregion oder einer Region oder eines historischen Herrschaftsgebietes ,mit dem Ihr Euch verbunden fühlt, darstellen zu können.Hier können sich also alle Heimat-und regionalgeschichtler austoben,die schon immer eine Kurzfassung des historischen Werdegangs ihrer Stadt ,Region oder eines historischen Herrschaftsgebietes verzapfen wollen.
Neben Gesamtdarstellungen sind natürlich auch diskussionen,Anmerkungen und Egänzungen erwünscht.
 
So mach ich denn mal den Anfang mit der

Geschichte der Stadt und des Kurstaates Mainz

Als im Gefolge des gallischen Krieges um 15 v.Chr. römische Soldaten den Rhein gegenüber der Mainmündung erreichten traf man dort nur einige verstreute Dörfer eines Unterstamms der keltischen Treverer an .Die Gegend war allerdings strategisch und klimatisch günstig und so legte man auf dem Gebiet des heutigen Kästrich ein Kastell an und ließ sich nieder. Kurze Zeit später saßen dort 2 Legionen und es entwickelte sich eine Zivilstadt unterhalb des Kastells. 9 v-Chr. zog Drusus von hier aus nach Germanien und kehrte als Leiche zurück, Ihm zu Ehren errichtete man einen großen Kenotaph und begann mit dem Bau des größten Bühnentheaters nördlich der Alpen .9 n.Chr, wurde eine Brücke über den Rhein geschlagen und mit einem Kastell gesichert.Hinzu kamen noch zwei Auxilliarkastelle , der Hafen als Hauptstützpunkt der römischen Rheinflotte sowie eine 9km lange Wasserleitung.
Ab 85 n.Chr, wurde man Hauptstadt der Provinz Germania Superior. Die Truppenstärke vor Ort betrug damals bis zu 50000 Mann .Hinzu kam die Zivilbevölkerung., Kein Wunder dass diese antike Großstadt Mogontiacum auch vom ein oder anderen Kaiser heimgesucht wurde,Caligula,Galba,Julian,Trajan,Hadrian trieben sich hier rum und Severus Alexander ließ sich hier sogar umbringen.

Andere Heimsuchung waren weniger angenehm 406/407 zerstörten Vandalen, Sueben und Alanen die Stadt .
Trotzdem existierte die römische Stadt inlusive Militär und rudimentärer römischer Verwaltung bis Mitte des 5Jahrhunderts weiter.Aus dieser Zeit sind auch die ersten Mainzer Bischöfe (Marinus ab343) überliefert.

Ab 507 war Mainz fränkisch und unter den Merowingern als Bischofsstadt und Münzstätte eine der Metropolen des Reiches.

Der endgültige Durchbruch kam unter den Karolingern Karld.Gr, errichtete Pfalzen in Ingelheim und Trebur und hielt mehrere Hoftage in Mainz.
Mit Bonifatius wurde 747 der erste Mainzer Bischof zum Erzbischof ernannt und das Bistum bekam als einziges außer Rom den Ehrentitel „sancta sedes“-Heiliger Stuhl.
Weitere bedeutende Erzischöfe wie Hrabanus Maurus (847)Hatto(891)und Willigis(947),unter dem der Dom gebaut wurde , mehrten die Bedeutung des Erzbistums,das von Verden an der Aller bis Chur reichte.
Zu Willigis gibt es die berühmte Geschichte über die Räder im Mainzer Wappen.
Dieser ,Sohn eines Wagners, wurde wohl etwas eingebildet und da sollen die Mainzer zwei Räder an die Wand der erzbischöflichen Residenz gemalt haben mit dem Spruch „ Willigis,Willigis,denk woher du kommen bist“ . –So frech waren die Mainzer schon damals.:D
Parallel zur christlichen Kirche entwickelte sich in Mainz eine blühende jüdische Gemeinde, Mainz –von den Juden Magenza genannt- war eine der drei SCHUM-Städte mit einer hochberühmten Synagoge und Gelehrten wie Moses Kalonymos und Gershombar Jehuda. bis 1096 die Kreuzzugshorden unter Emicho von Leinigen die Gemeinde fast komplett auslöschten.
Spätestens nach Willigis mischten die Mainzer Erzbischöfe kräftig in der hohen Politik des Reiches mit.
Aribo krönte Konrad II in Mainz
1049 unter Bardo fand in Mainz eine Synode unter der Teilnahme von Papst Leo IX und Kaiser Heinrich III statt, 1077 sah die Stadt die Krönung Rudolfs von Rheinfelden,1106 die Absetzung Heinrichs IV und die Krönung Heinrichs V
Die Mainzer Erzbischöfe wurden Erzkanzler des Reiches.
Einen Einschnitt gab es 1160.Friedrich Barbarossa hatte gegen den Willen der Mainzer seine Kanzler Arnold von Seelenhofen zum Erzbischof gemacht, der sich bei den Mainzern so unbeliebt machte, dass sie ihn im Juni 1160 erschlugen.Die Folgen waren Exkommunikation,päpstlicher Bann und Reichsacht für die Stadt. Barbarossa ließ die Stadtmauern abtragen.
Doch bereits 1184 wurde vom selben Kaiser die Schwertleite seiner Söhne und 1188 der so genannten Hoftag Jesu Christi gefeiert. 1212 krönte Siegfried II. von Eppstein den Staufer Friedrich II. im Mainzer Dom und 1235 fand hier der Reichstag, statt, auf dem der Reichslandfriede oder Mainzer Landfriede verkündet wurde. Mainz war die inoffizielle Hauptstadt und ein wichtiges Zentrum des Reiches, dessen Stadtherren,die Erzbischöfe ihre hervorragende Stellung als Erzkanzler des Reiches und Churfürsten in der goldenen Bulle bestätigt wurde.

In der ganzen Zeit bauten die Erzbischöfe den Kurstaat aus. 983 erhielt Willigis den Rheingau und die Ämter Oberlahnstein und Höchst(Veroneser Schenkung“) kurz darauf Seligenstadt und Aschaffenburg. Um 1000 kam Erfurt, 1022 das Eichsfeld 1033 Gleichen und 1229 kamen Bergstraße und Teile des Odenwaldes,1233 Kranichfeld hinzu,

Parallel dazu statteten die Erzbischöfe die Stadt Mainz mit immer mehr Privilegien aus. ohne formell die Stadtherrschaft aufzugeben .de facto hatte die Stadt ab 1244 eine Selbstverwaltung, die sie zwar nicht zu einer Freien Reichsstadt, aber zu einer freien Stadt des Reiches machte Mainz gründete mit Worms,Binggen und Oppenheim einen Vierstädtebund, der bald zum Rheinischen Städtebund wurde-.
Innerhalb der Stadt gab es neben Erbischof und Patriziat das Domlkapitel und die Geistlichkeit als dritte Kraft. Deren Verhältnis zur Bürgerschaft wurde in einem „Pfaffenrachtung“ genannten Vertrag geregelt.

Einer der Patrizier aus der Endzeit der freien Stadt war Johannes Gensfleisch zum Gutenberg ,der 1400 hier geboren wurde und um 1450 hier den Buchdruck mit beweglichen Lettern erfand ,1454 druckte er die Bibel.
In dieser Zeit war die Stadt Mainz hochverschuldet und musste zwei Mal (1437 und 1444) Bankrott erklären

Das Ende der freien Stadt kam mit dem dramatischsten Einschnitt in der Stadtgeschichte , der Mainzer Stiftsfehde 1459-63. Damals kämpften Dieter von Isenburg und Adolf von Nassau um Stadt und Erzbischofsstuhl ,wobei die Mainzer Patrizier wohl mehrheitlich auf der Isenburger Seite ,die Geistlichen und das Domkapitel auf Nassauer Seite standen..Am 28.Oktober 1461 eroberte Adolf von Nassau die Stadt. Die Folgen waren der Verlust aller städtischen Privilegien sowie Ausweisung des gesamten Patriziats und aller Juden.
In der Folgezeit gab es keine bürgerliche Oberschicht mehr in Mainz, während Frankfurt von diesem Exodus profitierte.
Dafür zog mit Gründung der Universität 1477 die Wissenschaft in die Stadt ein, die unter Bischof Berthold von Henneberg ein Zentrum des deutschen Humanismus wurde..Jakob Welder, Ivo Wittich, Dietrich Gresemund Wolfgang Capito, Ulrich von Hutten waren hier die herausragenden Vertreter
Unter der Aegide von Albrecht von Brandenburg hielt die Reformation Einzug in Mainz und stieß auf regen Zuspruch .So wurde 1520 eine durch Albrecht angeordnete Verbrennung der Bücher Luthers auf dem Marktplatz durch einen wilden Aufstand der Bevölkerung verhindert. Im Gefolge des Bauernkrieges wurde Mainz allerdings zu einem Zentrum der Gegenreformation.

Die folgenden Jahre brachten die 1552 die Besetzung von Mainz durch Abrecht Alcibiades von Brandenurg-Kulmbach im zweiten Markgrafenkrieg, der in den 10 Tagen seiner Besatzung die Stadt heftiger ausplünderte als jeder vor und nach ihm
Dann kam der dreissigjährige Krieg und mit ihm kamen die Schweden vor denen Mainz am 24.Dezember 1631 kapitulierte.Gustav Adolf wurde nun Herr der Stadt.Bis zu ihrem Abzug im Dezember 1635 wurde Mainz zwar zur modernen Festung ausgebaut,die Stadt selbst aber war ruiniert. Den Schweden folgten 1644 bis 1650 die Franzosen als Besatzer.

Was dann kam war allerdings ein Glücksfall in Gestalt des neuen Erzischofs Johann Phillipp von Schönborn,der die Hexenprozesse abschaffte,ein Toleranzedikt für Juden und Protestanten erließ und die Stadt tatkräftig wieder aufbaute. Gleichzeitig spielte er als Reichserzkanzler eine wichtige Rolle in der Nachkriegspolitik des Reiches. Unter seinen Nachfolgern,insbesondere Lothar Franz v.Schönborn wurde Mainz zu einem barocken Schmuckstück und gleichzeitig zu einer gewaltigen Festung ausgebaut

Unter den letzten Kurfürsten Johann Friedrich Karl von Ostein, Karl von Erthal und Karl Theodor v,Dalberg bekam die Aufklärung die Oberhand, Es gab diverse Freimaurerlogen und geheime Gesellschaften in der Stadt und die Illuminaten waren mit dem Großhofmeister Graf von Stadion und Karl Josef Kohlborn einflussreich inregierung und Universität verankert.

Dann brach die französische Revolution los und am 21.Oktober 1792 besetzten die Franzosen wieder mal die Stadt. Als Folge wurde die Mainzer Republik nach französischem Muster errichtet ,deren prominentester Vertreter Georg Forster war.
derTraum der freien Republik endete mit ein Jahr später mit der Beschießung und weitgehenden Zerstörung der Stadt durch Koalitionstruppen vornehmlich aus PreußEs war der Untergang der alten Reichshauptstadt und der „Aurea Moguntia“
1797 erfolgte eine erneute Besetzung durch die Franzosen und unter Napoleon war Mainz eine französische Stadt, Hauptstadt des Departements Mont Tonnerre,östlichste Festung und "Bonne Ville" des Kaisers..

Durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde der Erzbischof von Dalberg als Kurerzkanzler mit den Fürstentümern Aschaffenburg,Regensburg sowie der Grafschaft Wetzlar ausgestattet. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (1806) wurde das Staatsgebiet, nun Fürstprimatischer Staat, wurde um Besitzungen im Spessart und um Frankfurt am Main, 1810 um die Fürstentümer Fulda und Hanau erweitert. Das ganze nannte sich Großherzogtum Frankfurt,umfasste die gebiete des alten Kurstaates und bestand bis1813. .Erfurt und das Eichsfeld wurden preußisch.


Mainz wurde 1816 Hessen angeglieder und war gleichzeitig Bundesfestung, die von den bei den Mainzern beliebten Österreichern und unbeliebten Preußen besetzt war.

1848 kam es zu den Unruhen des Vormärz und der Gründung der ersten Fassenachtsvereine die gleichzeitig ein Mittel gegen die Zensur waren.
Ab 1850 war Freiherr von Ketteler Bischof
1918 kamen wieder mal die Franzosen als Besatzung

1933 wurde die Stadt durch die NSDAP, die hier 34 % Wählerstimmen hatte, gleichgeschaltet.
1944 wurden bei verheerenden Luftangriffen 80 % der Stadt zerstört

Am 22.März 1945 besetzten die Amerikaner Mainz Anschließend war die Stadt Hauptstadt der französischen Zone
1946 wurde die Universität wieder eröffnet und ab 1950 wurde Mainz Hauptstadt des Landes Reinland Pfalz .

 
Gute Idee und danke für die Darstellung zu Kurmainz, das mich selber sehr interessiert. Wobei mir eigentlich besser gefallen hätte, wenn wir einen eigenen Thread zu Kurmainz hätten.
Ich hatte mich mal ein bisschen mit Kurmainz beschäftigt, als ich auf einer Veranstaltung als Kammerherr des Herrn von Ostein, in den 1750ern Kurfürst von Mainz, gewesen war. Für mich ist es immer schwierig, mir einen geistlichen Hof vorzustellen.
 
Nun,ich wußte nicht genau ,wo ich den Beitrag unterbringen sollte, da hier irgendwo ein Unterforum Regional-und Heimatgeschichte fehlt,wo ambitionierte Heimatfporscher ihre Region mal darstellen können.-Wollte auch erst mal die Resonanz abwartenlbevor ich unsere Modschaft damit nerve :D -

Die späte Kurfürstenzeit ,die mit Friedrich Karl von Ostein beginnt und mit Karl Theodor von Dalberg endete ist sicherlich eine der interessantesten Epochen des Kurstaates.
Ostein berief einen der bedeutendsten Aufklärer des 18.Jahrhunderts in Deutschland,den Grafen Friedrich von Stadion zum geheimen Konferenzminister und Großhofmeister und das hatte Folgen.


In diese Zeit fallen so entscheidende Maßnahmen wie der Ausbau gleich zweier Universitäten (Mainz und Erfurt),wobei in Mainz Professoren beider Konfessionen an 7 Fakultäten lehrten, , Judenemanzipation,Schulreform und eine allgemeine Schulpflicht (für beide Geschlechter !) ,sowie eine Liturgiereform, die Codifizierung des Mainzer Landrechts,die Gründung der Höchster Porzellanmanufaktur sowie eine merkantilistisch und kameralistisch ausgerichtete Neuorganisation der Staats-und Wirtschaftsverwalt- ung.
Interessant ist in dieser Zeit auch das Auftreten aufklärerischer egalitärer Strukturen,die sich in einem Spektrum von geheimen Lesegesellschaften über die Freimaurerlogen bis hin zu den Illuminatenzirkeln darstellte und die Mainzer Republik quasi vorbereiteten. (Dies bildete übrigens die Keimzelle jener berüchtigten Illuminaten-Verschwörungstheorie,die noch heute durch manches Hirn geistert.)

Der geistliche Kurmainzer Hof muß also eine interessante Melange gewesen sein aus konservativen Klerikalen und aufklärerischen ,liberalen Glehrten und das ganze in einem Rahmen aus spätbarocker Prachtentfaltung,wie die Schilderung der Feste in des Kurfürsten Lustschloss Favorite es bezeugen.
 
Ist der Kurfürst viel durch seine Lande gereist?

Ich habe gelesen, dass Kurmainz im 18.Jh. das wohlhabendste geistliche Kurfürstentum war. Wenn man sich vorstellt, dass die beiden großen Städte Erfurt und Mainz dazugehörten, erscheint das auch einleuchtend.

Am meisten interessieren mich immer Berichte aus erster Hand. Gibt es sowas wie Tagebuchaufzeichnungen oder Memoiren von einem Hofmann vom Hof in Mainz, die ein möglichst hautnahes Bild des Lebens am Hof wiedergeben?
 
Nun ja,zumindest in Aschaffenburg, der Zweitresidenz hielt der Hof sich öfter auf und nach Frankfurt reiste man zu den Kaiserkrönungen
Alltagsberichte über den Mainzer Hof sind selten .es gibt ein paar Briefe in den Mainzer Annalen und bei Forster findet man eine Beschreibung des Hofes.
Ansonsten ist die Zahl der erschlossenen Quellen eher spärlich.
 
Hier noch eine Anekdote am Rande, die zeigt,daß die Mainzer Erbischöfe keineswegs sanfte fromme Lämmer waren,wie es dem Amt geziemt hätte:
Auf dem 4.Italienfeldzug von Barbarossa am 29. Mai 1167 in der Schlacht bei Tusculum gegen päpstliche Truppen kämpfte der Mainzer Erzbischof Christian von Buch in vorderster Schlachtreihe mit. Christian umging das Verbot für Kleriker, das Schwert zu führen, indem er mit einer mächtigen Streitkeule auf den Feind losschlug.
 
Liebe Forianerinnen und Forianer
.Leider habe ich kein geeignetes Unterforum Regional-und Heimatgeschichte gefunden,also habe ich es mal hier angesiedelt.Moge die hohe und erlauchte Modschaft dieses unsees Forums schauen,wo sie es unterbringt.
dieser thread soll dazu dienen,die Geschichte Eurer Heimatregion oder einer Region oder eines historischen Herrschaftsgebietes ,mit dem Ihr Euch verbunden fühlt, darstellen zu können.Hier können sich also alle Heimat-und regionalgeschichtler austoben,die schon immer eine Kurzfassung des historischen Werdegangs ihrer Stadt ,Region oder eines historischen Herrschaftsgebietes verzapfen wollen.
Neben Gesamtdarstellungen sind natürlich auch diskussionen,Anmerkungen und Egänzungen erwünscht.
Hallo,
find das Thema super, hoff das ich über Weihnachten und zwischen den Jahren hier auch noch was einbringen kann.

Wünsche Dir eine super Weihnachtfest und natürlichen Allen hier beim Geschichtsforum auch.

Lg

der letzte
 
Hallo,

geschafft:
Allendorf ein Dorf im Wandel der Zeit


Topografische Ortsbeschreibung

Allendorf liegt 290 m über Normalnull. Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss im Talhaupt des Altbaches. Kernbereich der Siedlung allseitig durch moderne Bebauung umschlossen. Sternverbindung nach Friedensdorf, Carlshütte und Damshausen. Eine Nebenstrasse der alten Siegener Landstrasse Richtung Marburg und Kirchhain führte durch Allendorf. (Historisches Ortslexikon des Landes Hessen, Heft 4)

Lage des Ortes


Der Landkreis Biedenkopf bildete bis 1867 mit dem ehemaligen Amt Battenberg einen Teil des Großherzogtums Hessen-Darmstadt. Weit von der hessischen Hauptstadt entfernt, erhielt dieses Gebiet den Namen Hessisches Hinterland. Bis zum Übergang an Preußen grenzte es im Westen an die Grafschaft Nassau-Oranien und die Grafschaften Sayn-Wittgenstein-Hohenstein und Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Im Norden und Osten waren ihm das Kurfürstentum Kassel und im Süden das Königreich Preußen benachbart. - In schmaler, langer Ausdehnung erstreckt sich der Kreis von Norden nach Süden und nimmt den Ostrand des Rheinischen Schiefergebirges — Rothaargebirge und Westerwald ein. Die Gebirgszüge haben eine Höhe von 220 bis 674 Meter. Das Berg- und Hügelland wird von zahlreichen Gewässern — Eder, Lahn, Perf, Dautphe, Salzböde und Allna — durchquert. Den Flusstälern von Eder, Lahn und Salzböde folgend, öffnet sich die Landschaft zum Marburger Becken hin. Die Verkehrswege richteten sich in ihrem Zuge nach den genannten Flussläufen. Eine für die Entwicklung des Gebietes erforderliche Nord-Süd-Straße fehlte. Geologisch gehört das Gebiet hauptsächlich zur Devon- und Culm-Formation, in denen Schiefer, Grauwacke und Diabas überwiegen. Die Eigenart des Hinterlandes beruht auf der einmaligen Schönheit des Landschaftsbildes; Berge und Täler beschenken das Land mit wechselnden Bildern. Abgeschirmt gegen die Hast und die Unruhe des großen Durchgangsverkehrs bietet die Landschaft eine traute Harmonie.

Die Überschrift, „Das Hinterland – ein Bergland – ein Waldland“, aus E. Blöchers Buch „Das Hinterland“, trifft auch auf unseren Heimatort Allendorf zu. Unsere Heimat, gelegen in einer Senke, Seitental der Lahn, an dem östlichen Rand des Rheinischen Schiefergebirges, das mit den Ausläufern des Rothaargebirges und des Westerwaldes in die West- und Südwestregion hineinreicht. Die Hälfte der Gemarkung unseres Ortes sind von bewaldeten Höhenzügen mit ihren Erhebungen, dem Hohenfels 402,5 m, dem Treisberg 436,5 m, der Kappe 493,5 m, der Hohen Höll 481,1 m und dem Kronenberg 454 m umgeben. Schaut man sich in diesem natürlichen Landschaftskessel einmal um, so sieht man die für das heutige Bild unserer heimatlichen Landschaft so charakteristischen scharfen Grenzen zwischen Kunstforsten, Weiden, Wiesen und Äckern, die das Werk des hier wirtschaftenden Menschen sind und waren.
Sich mit dem Gedanken zu beschäftigen, dass früher die Höhenzüge kahl und unbewaldet waren, fällt bei dem heutigen Anblick schwer. Noch vor 200 Jahren konnte man hier eine urtümliche Buchen-Eichen-Waldzone antreffen, die sich dann durch wirtschaftlichen Zwang zu einem Laub-, Misch- und Nadelwald entwickelte. Die Fläche unserer Gemark beträgt 401 Hektar, davon ca. 210 Hektar Waldbestand.

Die Ersterwähnung unseres Ortes in einer Urkunde erfolgte 1307.

In dieser Urkunde: Im diesem Jahr bitten die Brüder Heldenreich und Krieg v.Buchenau Graf Johann v. Nassau-Dillenburg, ihre beiden Anteile am Zehnten zu Aldendorf ihren Vettern, denen v. Breidenbach, zu Lehen geben zu dürfen, ohne dadurch den Lehensverband mit dem Grafen aufgeben zu müssen.

1363 bekennen die von Buchenau, 2 Drittel des Zehnten zu Allendorf von Nassau-Dillenburg zu Lehen zu tragen.

Später erfahren wir von Zehntansprüchen des Geschlechtes von Linne, die in enger Verbindung mit denen von Buchenau standen.

Nicht wie zu erwarten wäre, sind in dieser Urkunde, die im Staatsarchiv Wiesbaden lagert, die Hohenfelser erwähnt, sondern verschiedene Geschlechter die in unser Region ansässig waren. Nachweislich waren die von Buchenau mit den von Linnne verwandt, desselbigen die von Buchenau mit derer Hohenfelsern (Craft von Hohenfels heiratete eine Else von Buchenau).
Schreibweise des Ortsnamens
Wie oben bei der genanten Urkunde zu ersehen ist, gleicht der heutige Ortsname nicht den der in der Urkunde von 1307 genannten. Hier die verschiedenen Schreibweisen unseres Ortsnamens, oder mit Zusatz, im Laufe der Jahrhunderte.

1307 = Aldendorf, 1367 = Aldindorf, 1448 = Aldentorff, 1633 = Alindorff, ab 1677 in der heutigen Schreibweise Allendorf, in den 50er Jahren war unser Ort mit dem Zusatz ersehen „Allendorf bei Gladenbach“, bei der heutigen Nennung des Ortsnamens ist zur besseren Unterscheidung der vielen Allendorfs ist unserer Ort mit dem Zusatz „Allendorf am Hohenfels oder „Allendorf/Hohenfels“ versehen.


Besitzverhältnisse

Die erste urkundliche Erwähnung der Hohenfelser in Verbindung mit unserem Ort, stammt aus dem Jahre 1367.

Ide, Witwe des Ritters Gumpracht v. Hohenfels, und Dietrich v. Hohenfels verkaufen für eine gezahlte Geldsumme an ihre Neffen Ludwig v. Breidenbach, seine Frau und ihre Erben all ihre Zinsen, kleinen Gefälle und Rechte im Grund zu Breidenbach außer einem Gütchen zu Steddehausen, das Lyb von Dieten innehatte und von den 5 Schilling Pfennige, 1 Pfund Wachs, 1 Huhn und 1 Fastnachtshuhn gegeben wurden, außer einem Zins von 4 Schilling Geld, 1 Gans, 1 Huhn von einem Gütchen zu Wallau, das Rupracht Heller hatte, schließlich außer ihrer Wiese unter dem Dorf zu Wallau. Sonst sollen alle anderen Güter dazu gehören; aus das, was sie zu Dilschhausen und Allendorf an Rechten haben.
Zeugen: Die beiden Wäppner Kraft Döring und Ellung v. Lixfeld sowie die zwei Schöffen Werner Gise und Siegfreid von Dexbach zu Biedenkopf.
Siegler: Die Ritter Ellung v. Breidenbach, ihr Bruder bzw. Oheim, und Kraft Döring

Montag vor Pfingsten 1367 Mai 31

Über die Hohenfelser gibt es leider nur noch eine Urkunde, über den Verkauf von Waldflächen, die um die beiden früheren Hohenfelsburgen herum anzusiedeln sind
(Mitte des 15ten Jahrhundert)

Kurze Zusammenfassung der Geschichte derer von Hohenfels

Die Benennung der Burganlagen als „Hohenfels“ und ihre Zuweisung an das Adelsgeschlecht von Hohenfels ergibt sich aus der Urkunde vom 29. Juli 1249. In dem Dokument sind die Namen der Burgherren erwähnt: Konrad, Gumpert und Eckhard von Hohenfels sowie Vopert Hosekin und Siegfrid Slimph. Die Urkunde markiert schon den Zeitpunkt zu denen die von Hohenfels an Einfluss verlieren und in die Abhängigkeit von Sophie von Brabant gezwungen werden. Den Werdegang der Familie der genannten Brüder von Hohenfels lässt sich über Jahrzehnte weiter verfolgen. Diese drei Brüder waren vermutlich die Söhne, des in einer Urkunde 1226, im Zusammenhang mit dem Besitz des Zehnten in den beiden Amönau, urkundlich erwähnten Gumpert von Hohenfels. Das älteste Zeugnis, in der eine Person aus dem Geschlecht von Hohenfels erwähnt wird, ist eine 1174 datierte Urkunde Kaisers Friedrich I. Barbarossas. Hier tritt ein Ludwig von Hohenfels als Zeuge für Graf Heinrich Raspe d.J. von Thüringen auf. Hinsichtlich des Endes der Hohenfels-Burgen gibt Wigand Gerstenberg das Jahr 1293 in seiner Landeschronik an, die beiden Burgen auf dem Hohenfels gehörten zu den 18 Burgen, die von Sophies Sohn Heinrich I. zerstört worden sind.
Ob dieses Ereignis so zugetragen hat, bestehen berechtigte Zweifel.
Dies gibt Anlass zu der Vermutung, dass die Burganlagen schon nach 1270/1273 nicht mehr bestanden.
Andere Urkunden
15 August 1413

Dietrich Grosken, Komtur, (und der Konvent des Johanniterordenshaus) zu Wiesenfeld überlassen dem Heinemann Greve und seiner Ehefrau einen Hof zu Allendorf auf Lebenszeit.

28 November 1416

Landgraf Ludwig [I.] belehnt seinen Marburger Bürger Kunz Friedhelm (Fredde-) und seine Ganerben mit einem Drittel des Zehnten zu Allendorf unter Hohenfels.

04 Oktober 1448

Heinrich von Dersch, Komtur, Johann Steinmetz, Prior, und die anderen Johanniterbrüder zu Weisenfeld verkaufen dem Ludwig Moilreussen, Frühmesser zu Biedenkopf, auf Lebzeiten ihren Hof zu Allendorf im Gericht Dautphe für eine bezahlte Summe. Er soll den Hof nach dem Tod des jetzigen Inhabers, des Altaristen Eckehard an der St. Georgenkapelle vor Biedenkopf, erhalten.

Diese beiden Urkunden von den Johanniterbrüder von Weisenfeld, könnte man mit dem Betritt von Familienangehörigen der von Hohenfels zu diesem Orden erklären. Leider ist eine direkte Verbindung nicht nachgewiesen.

Als weitere Urkunden können hier noch Besitzungen des Kugelherrenklosters in Marburg in 1493 und in Verbindung mit dem Deutschen Orden eine Urkunde aus 1577 aufgeführt werden.

Als in Hessen am 25. Mai 1811 mit Ablauf des Monats Juni 1813, die Aushebung der Leibeigenschaft verordnet wurde, besaßen der Freiherr von Breidenstein, der Freiherr vonDörnberg zu Marburg und der Fürst Alexander zu Sayn/Wittgenstein-Hohenstein Anspruch auf den Zehnten oder Grundrente für Gehöfte in unserem Dorf. Dieser dadurch entstandene Verlust von Einnahmen für Leibherrn und Staat wurde durch eine Verordnung reguliert. Diese Verordnung besagt, dass der Leibeigene oder die Gemeinde eine Entschädigung in Höhe des Durchschnittsertrages der letzten 20 Jahre dem früheren Leibherrn zu zahlen habe. Die Gemeinden konnten anstatt des Geldbetrages auch Gemeindegüter in Zahlung geben. Dass dies eine schwere finanzielle Belastung für Bauern und Gemeinden war, kann man sich vorstellen. So dauerte diese Regulierung laut Aktenlage bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.
Weltliche Gerichtsbarkeit und Verwaltung


Die Hohenfelser, die die Cent Dautphe inne hatten, werden die Gerichts- und Verwaltungstätigkeit wohl bis zum Eingriff im Jahr 1238 durch die Thüringischen Landgrafen uneingeschränkt ausgeübt haben. Durch ihre Verzichtsurkunde im Jahr 1249 erhielten die hessischen Landgrafen in der "centurio Dautphe, die Oberhoheit. Zu ihr zählen 1374 die Dörfer Mornshausen und Silberg, 1395 Mornshausen, Silberg, Hommertshausen, Kombach, Buchenau und Elmshausen, die zu diesem Gericht Schöffen entsandten.
Allendorf wird erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1448 in diesem Gerichtsbezirk genannt. An der Spitze des Gerichtes stand der Schultheiß, der mit zwölf Schöffen bei Dautphe Recht sprach. Die peinlichen Urteile wurden zu dieser Frühzeit auf dem Galgenberg bei Dautphe vollstreckt. War Biedenkopf bis Mitte des 13. Jahrhunderts als Bestandteil der Dautphe Centund seiner Gerichtsbarkeit zuzuordnen, so ging mit dem Ausbau Biedenkopfs zur Stadt und der Erweiterung zum Amt Biedenkopf die ursprüngliche zustehende Blutgerichtsbarkeit des Gerichts Dautphe zu dessen Gunsten verloren. Im Jahr 1524 wird Dautphe nur noch als Untergericht bezeichnet. Somit lag der Verwaltungsmittelpunkt für Allendorf nach Ausgang der Cent Dautphe in Biedenkopf. Dies änderte sich auch durch kurze Umgliederungen bis zur Neuschaffung des Landkreises Biedenkopf nicht. Die Gerichtsbarkeit wurde von 1821 - 1853 vom Landgericht Gladenbach, ab 1853 bis 186 vom Landgericht Biedenkopf ausgeübt. Seit 1867 ist das Amtsgericht Biedenkopf zuständig.
In der Gemeinde Allendorf waren am Anfang die sogenannten Heimberger,Schultheis oder Dorfschulze, später die Bürgermeister, für Recht und Ordnung zuständig. Nach der Gebietsreform von 1974 endete diese Selbstständigkeit. Die Interessen unseres Dorfes vertritt nun der Ortsvorsteher bei der Gemeindever- waltung in Dautphe.


Bevölkerungsstatistik 1577-2008
1. 1577 = 18 Hausgemeinschaften mit ca.80 Personen
2. 1677 = 15 Hausgemeinschaften , 2 Witwen, 8 ledige Einwohner
3. 1829 = 187 Einwohner, 7 Pferde, 26 Ochsen und 43 Kühe
3. 1885 = 278 Einwohner
4. 1925 = 353 Einwohner
5. 2008 = 690 Einwohner

Zu erwähnen ist auch noch, das im Jahre 1946, viele Heimatvertriebene in unser Dorf kamen. Dadurch entstand die Schwarzackerstrasse, in der die Flüchtlings- familien (Ungarndeutsche) sich nieder ließen und dort ihre Häuser bauten.


 
Schöne Darstellung der Ortsgeschichte-
Eine Frage :
Handelt es sich bei den Johannitern um die Johanniterkommende Wiesenfeld-Burgwald ?
Und hatten die Ritter von Hohenfels nicht den Trick mit den umgekehrten Hufeisen drauf ?
 
Morchen,

1.) Ja, es handelt sich hier um die Johanniterkommende Wiesenfeld (Burgwald).
2.) Ja, die Sage gibt es. Sie werden gerne auch als „Raubritter“ dargestellt. Fakt ist der Vertrag, der Ihnen so gut wie alle Rechte nimmt. Schon die Thüringer sind widerrechtlich in die Cent Dautphe eingedrungen. Die Cent Dautphe ist nicht mit der jetzigen Großgemeinde Dautphetal zu vergleichen. Biedenkopf/Sackpfeife gehörten zur Cent Dautphe. Die erste Burg in Biedenkopf geht auf einen Hohenfelser zurück. Ihrer Rechte enthoben haben Sie sich aber noch immer als Herrn der Cent gefühlt. Die Sage: Die Hohenfelser waren gewiefte Burschen, wenn Sie zu ihren Raubzügen ins Lahntal ausrückten wurden die Hufeisen der Pferde verkehrt herum aufgeschlagen. Nach erfolgreichem Raubzug wurden die Hufeisen wieder richtig herum angebracht. Sinn der Sache, keiner war aus der Burg geritten nur hinein und die Hohenfelser konnten so den Raubzug nicht begannen haben.

Heute morchen klarer Blick auf beide Bergkuppen des Hohenfels.

en hesse
 
Gisonen und die Burg Hollende
erarbeitet von Kay-Hubert Weiß, Geschichtsverein Wetter/Hessen
Ein paar Sachverhalte sehe ich anders, aber eine Supersache von Ihm.
Schon die Überschrift bereitet mir große Bauchschmerzen. Fakt ist die Gemarkung in der die Burg steht ist Warzenbächer Land und nicht Treisbächer.
Hinzu kommt ein Münzenfund, datiert ca. 870 - 880, Prägestätte unbekannt.
Meiner Einer sieht die Errichtung der Burg im Zusammenhang mit den Sachsenkriegen.

Hollende / Gisonen

Gruß aus dem wahren hesse​
 
Passt aber nicht recht zum UF. Deutschland liegt nicht in West- sondern in Mitteleuropa. :winke:

Dennoch ist das ein ganz interessanter Thread.:yes:
 
Dennoch ist das ein ganz interessanter Thread.:yes:
das finde ich auch!!

aber eine Frage: müssen es Gesamtdarstellungen sein, oder genügen auch Teilaspekte?
z.B. gibt es bzgl. Bergbau des 18.-20. Jh. sehr interessante Flecken im hessischen Bergland, im Schwarzwald, im Erzgebirge - da könnte sich allerlei ansammeln.
 
@Letztergisone,dann hat mich meine Erinnerung an die hessische Sagenwelt also nicht getrogen- wobei der Hufeisentrick hier ja seit Widukind in Gebrauch ist-man müßte mal die räumliche Ausdehnung untersuchen

Passt aber nicht recht zum UF. Deutschland liegt nicht in West- sondern in Mitteleuropa. :winke:
Weiß ich auch,@Brissotin,habe aber kein geeigneteres Unterforum gefunden,um den thread zu plazieren

@dekumatland- Teilsapekte ,sofern sie eine geschlossene Darstellung erlauben,genügen natürlich auch-also nur zu.@
 
Habe das nicht selbst verzapft, poste dies deswegen mit dem dazugehörigem Link.
Ist halt gut gemacht...

Die Grafen von Schaumburg | Achims Homepage
Die Grafen von Schaumburg

Der fränkische Kaiser Konrad II. hielt sich im Jahre 1030 längere Zeit in Minden auf. Bei dieser Gelegenheit hat er den im Wesergebiet begüterten Adolf von Santers- und Schackensleben zum Grafen erhoben. ( Santersleben und Schackensleben sind zwei Dörfer in Sachsen-Anhalt )
„Schau ne’ Burg“


Er hat sich dann auf dem Nesselberg die Schaumburg erbaut und sich danach Adolf I. 1110-1130 Graf zu Schaumburg genannt. Er kämpfte mit den Sachsen gegen die Wenden, als dort der Graf von Holstein und Stormahrn fiel bekam Adolf das Land.
Holstein, es lag zwischen Eider und Stör - Stormahrn reichte von Hamburg bis an die Stör. Jetzt nannte er sich Graf von Holstein und Schaumburg.
Er baute Hamburg auf und war so nach Karl dem Großen der zweite Gründer Hamburgs. Ortsteil Ottensen, Auf den Bleichen, Reeperbahn.


Sein Sohn der Adolf II.1130-1164 bekam in Folge des Krieges zwischen Wenden Sachsen und Bayern noch das Gebiet der Holsteinischen Seenplatte dazu. Hier ließ er Friesen, Holländer, Westfalen und auch Schaumburger siedeln. Er förderte das Christentum und gründete die Stadt Lübeck.
Diese Zuwanderung ist vielleicht auch der Ursprung der Volkstrachten in den Hamburger Vierlanden und den Gebieten der Unterelbe.
In dieser Zeit lebte auf dem Bruchhof, dem schwarz-weißen Fachwerkbau in Richtung Nienstädt hinter Stadthagen, der Edle Mirabilis von dem Broke.
Das war der erste Hof in Stadthagen.


Adolf III. 1175 - 1225 wurde am Hof von Heinrich dem Löwen erzogen und schloß sich ihm als Freund und Waffenbruder an. Er war tapfer aber auch unbeugsam, das brachte ihm viel Ärger ein. Wegen ein paar (72) Gefangenen zerstritt er sich mit Heinrich dem Löwen. Der griff daraufhin Holstein an und zerstörte die Burgen Plön und Segeberg.
Als Heinrich d. L. vom Kaiser in die Verbannung geschickt wurde holte sich Adolf Holstein wieder zurück. Als Adolf auf einem Kreuzug mit Kaiser Barbarossa in Palästina war kam Heinrich zurück und besetzte Holstein noch einmal. Als Adolf heimkehrte holte er Holstein zum 2.mal wieder zurück. 1197 ging der Schaumburger noch einmal ins gelobte Land. Nach seiner Rückkehr verlor er in einem unglücklichen Krieg Holstein das dritte Mal. Er war 12 Jahre in dänischer Gefangenschaft. Lebte dann bis zu seinem Tode auf der Schaumburg und ist in Loccum begraben. Alle Abordnungen der Holsteiner konnten ihn nicht bewegen zurück zukommen. Bei uns ist er von besonderer Bedeutung, weil er Stadthagen und die Hagenhufendörfer anlegte. Die Stadt Hamburg hat ihm 1883 ein Standbild auf der Trostbrücke gespendet.
Hagenhufendörfer sind eine besondere Siedlungsform.


Adolf IV. 1225 - 1239 war ein tatkräftiger Herrscher, es brach eine wahre Blütezeit aus.
20.jährig eroberte er bei der Schlacht bei Mölln Holstein zurück. Den Hamburger Bürgern verkaufte er die Freiheitsrechte für 1500 Mark Silber. Zu der Zeit wurde die Hanse gegründet.
Vor der Hauptschlacht betete er und versprach bei einem Sieg Mönch zu werden.
Er vergrößerte Hamburg um ein Drittel, baute Itzehoe auf und gründete mehrer Klöster, z. B. Maria-Magdalenen Kloster in Hamburg und das Marienkloster in Kiel.
Seine Frau Heilwig gründete das Kloster Herwardeshude, heute Harvestehude in Hamburg. Nach Beiden sind in Hamburg Straßen benannt.
1821 hat das dankbare Hamburg ihm ein Denkmal errichtet mit der Inschrift:
Wer über seine Zeit hinaus kommenden Geschlechtern liebend vorsorgt, den vergessen auch diese nicht, wenn gleich Jahrhunderte vergingen.
In seiner Heimat baute er Rinteln neu auf und verlegte das Kloster Bischoperode, Früher an der Probsthägerstraße gelegen, von Stadthagen ( Flurname in Stadthagen kleines Klosterfeld) nach Rinteln. Er setzte sich auch für die Hagenhufendörfer ein.
Danach löste er sein Gelübde ein und wurde Mönch in Hamburg, wanderte zu Fuß nach Rom und wurde in Lübeck zum Priester geweiht und starb dort im Marienkloster.
Drei Söhne teilten sich das Erbe und gründeten eigene Linien.


Adolf V. 1295 - 1315 gründete die Schaumburger Linie. Er behielt die Herrschaft Pinneberg und Güter in Hamburg.1304 Wasserschloß in Bückeburg gebaut.
In Schaumburg gründete er die Johanniskapelle und begann den Wiederaufbau der Martinikirche und kaufte das Schloß Sachsenhagen.
Adolf VI. 1315 - 1353 beteiligte sich an den Kriegen seiner Vettern in Holstein und mußte sich teuer aus dänischer Gefangenschaft loskaufen. In Stadthagen baute er die Martinikirche weiter auf und kaufte das Schloß Bokeloh von der Familie von Münchhausen. Den Klöstern Obernkirchen und Loccum machte er große Schenkungen.
Familiengeschichte Münchhausen, 1. Burg zwischen Winzlar u. Rehburg, weiße u. schwarze Linie.
Adolf VII 1353 - 1370 unternahm mit seinem Bruder, dem Bischof von Minden ( Gründer der Stadt Petershagen ) eine Wallfahrt nach Palästina zum Grab Christi.
Er starb kinderlos, sein Bruder Bernhard war Domprobst zu Hamburg und so übernahm der jüngste Bruder als Otto I. die Regierung.
Otto I.1370-1404 Er förderte den Ausbau von Bückeburg kaufte den Lohhof bei Stadthagen. Gemeinschaftlich mit Herzog Albrecht von Sachsen baute er in Bückeb. ein Schloß. Er heiratete Mathilde, Witwe des Herzogs von Braunschweig und Prinzessin zu Lüneburg. Über das Heiratsgut, das Amt Lauenau, geriet er mit seinem Schwager Magnus, genannt Torquatus mit der Kette, in Streit.
Als Mathilde mit Ihrem Brautschatz nach Schaumburg reiste überfiel sie ihr Bruder bei Leveste. Er stieß Otto, der ihnen entgegen ritt, vom Pferd. Als er sich gerade über ihn beugte, tötete ihn Ottos Knappe.
Weil Magnus vorher geschworen hatte, er werde diese Nacht in Schaumburg verbringen ließ Otto ihn in die Kirche in Grove-Rodenberg bringen, damit er nicht mit einem Meineid sterben müßte.
Torquatusnacht - 25. Juli 1373 ( Jakobustag ).
Als der Leichnam nachts in die Kirche gebracht wurde hatte sich die Nachricht von Otto’s Sieg wie ein Lauffeuer verbreitet, die Kirche war voll von neugierigen Zuschauern. Gerade als die Totenmesse begann zog ein kräftiges Gewitter auf. Ein Blitz schlug in das Küsterhaus ein, die Kirche war taghell erleuchtet und die Menschen gerieten in Panik. Bei dem Gedränge an den Kirchentüren starben 23 Menschen und ca. 100 wurden verletzt. Die Kirche wurde wegen der Vorkommnisse vom Bischof in Minden neu geweiht und an Jakobi wurde in jedem Jahr eine Totenmesse gelesen. Der Nenndorfer Vikar wurde neuer Pastor, man nannte ihn : De Einogpape weil er im Getümmel in der Kirche ein Auge verloren hatte.
Otto kaufte auch noch die Grafschaft Sternberg in Lippe. Im Jahr 1388 nahmen die Söhne von Magnus Otto gefangen. Um das Lösegeld zu erschwingen mußte er die gerade erworbene Grafschaft verpfänden.
Adolf VIII. 1404-1427, erweiterte Sachsenhagen.
Otto II. 1427- 1464, verlieh der Stadt Sachsenhagen die Marktrechte ( Wochenmarkt) und die eigene Gerichtsbarkeit. Kl. Hafenstadt Deutschlands.
Die Holsteiner Linie starb 1459 aus und so war Otto jetzt der rechtmäßige Erbe. Der Rat der beiden Länder Schleswig und Holstein verhandelten mit List und Betrug mit Otto. Sie wollten Herzog Christian von Dänemark als Landesherrn, „ up ewig ungedeelt“ steht in der Urkunde des Oldesloher Vertrages. Gegen die kleine Summe von 43 000 Gulden mußte er seine Ansprüche abgeben. Den Titel Graf zu Holstein durfte er weiterführen.

Ottos II. Nachfolger
waren nacheinander seine Söhne:
Adolf IX: 1664 - 1474, Erich I. 1474 - 1492, Otto III. 1492 - 1498, Anton I. 1498 - 1526, Johann II. 1498 - 1527. Drei andere Söhne bekleideten hohe geistliche Ämter in Hildesheim, Minden und Hamburg.
Erich stiftete das Franziskanerkloster in Stadthagen, Reste davon sind als reformierte Kirche erhalten und werden noch benutzt.
Dem Kloster Loccum überließ er bedeutende Ländereien bei Stadthagen und bekam als Ausgleich Soldorf bei Rodenberg.
Zeitweise mußte er das Schloß Bückeburg verpfänden.
Erich wurde einmal von den Dänen in Burg in Holstein gefangen gehalten. Mit einer List wurde er befreit Man lieferte Kartoffelsäcke in die Burg, gefült mit Soldaten und man sagte: Rühret die Hände - löset die Sackbände!
Antons Witwe, Anna, geb. Gräfin von Schönberg, verbrannte alle Urkunden und Schriften auf der Schaumburg, weil sie mit ihren Schwägern in Feindschaft lebte.
Otto IV:1544 - 1576, im Reformationsjahr geboren, hatte an der streng katholischen Universität Löwen studiert.
1531 wurde er Bischof von Hildesheim.
1537 legte er das Amt nieder. Er heiratete die lutherische Prinzessin Maria von Pommern, gest. 1554.
Seine zweite Frau war, die ebenfalls lutherische, Prinzessin Elisabeth, Ursula
zu Braunschweig - Lüneburg. Ihr Vater, Herzog Ernst, der Bekenner, stellte an Otto die Bedingung seiner Tochter einen lutherischen Hofprediger zu halten oder der neuen Lehre in seinem Lande freien Lauf zu lassen. Otto ging auf diese Wünsche ein. Der junge Jakob Dammann aus Celle wurde Hofprediger.
1558 kam Elisabeth-Ursula nach Stadthagen, im selben Jahr starb Ottos Bruder Anton, der Erzbischof von Köln. So stand der Einführung der neuen evangelischen Lehre nichts mehr im Wege.
1559 gilt als Jahr der allgemeinen Eiführung der Reformation in unserer Heimat.
Die Klöster wurden nach und nach aufgelöst.
Die Nonnen in Obernkirchen riefen von der Prieche : Hei lücht, hei lücht! Sie wollten an der alten Lehre festhalten.
Otto verfügte in seinem Testament, das der fähigste Erbe regieren sollte und das, das Erbe nicht geteilt werden dürfe.
Elisabeth-Ursula wird die Einführung der Tracht zugesprochen, man nannte den roten Rock auch Braunschweiger Rock. Braunschweig war als Kaiserpfalz tonangebend in Sachen Mode ( heute Paris).
Von Ottos Söhnen aus erster Ehe wurden zwei, Bischöfe in Minden, einer starb und der vierte übernahm als Adolf XI. die Regierung des Landes.
Adolf XI.1582 - 1601
errichtete 1590 in Stadthagen die erste Apotheke.
Seinem Stiefbruder Ernst überließ er auf Wunsch seines Vaters vorzeitig das Amt Sachsenhagen. Otto hatte Ernst zu seinem Nachfolger bestimmt.
Ernst 1601 - 1622
jetzt begann die glanzvollste Zeit für die Grafschaft Schaumburg.
Nach dem Tod seiner Mutter wuchs er in Detmold auf. Er studierte in Helmstedt und reiste dann in verschiedene Länder. Zweimal war er längere Zeit in Italien.
Er lebte zeitweise am Hofe des Landgrafen Moritz zu Kassel und heiratete dessen Schwester Hedwig.
Die ersten Ehejahre verlebten die beiden in Sachsenhagen, zogen zunächst nach Stadthagen. Ernst baute das Bückeburger Schloß aus und 1606 verlegte man den Wohnsitz endgültig nach Bückeburg.
Hier hielt er einen glänzenden Hofstaat. er baute zahlreiche Gebäude, schöne, breite Straßen und förderte das Ansehen seiner Residenz. 1609 wurde Bückeburg zur Stadt erhoben.
Die Stadtkirche in Bückeburg 1613 - 1615 wurde als zweite evangelische Kirche in Deutschland gebaut. Der ursprünglich geplante Turm konnte nicht gebaut werden, das Fundament hielt nicht so wurde eine Schmuckfassade davor gesetzt.
Die Inschrift lautet.
Exemplum Religionis Non Struckturae
Ein Denkmal der Frömmigkeit - nicht der Baukunst.
Taufstein von Adrian de Fries
Das Mausoleum an der Stadtkirche in Stadthagen
Ernst ließ sich ein Grabmal mit Figuren von Adrian de Fries bauen.
bis zum Bau des Mausoleums in Bückeburg wurden alle Mitglieder der Familie dort beerdigt.
Seine Bauten und Kunstwerke finanzierte er durch den Ertrag der Bodenschätze:
Obernkirchener Sandstein und Steinkohle, (erster Abbau in Deutschland ) seit 1520 nachgewiesen. In den Bückebergen gab es noch feinen Sand, italienische Glasbläser waren die ersten Gastarbeiter.
Dem Kaiser Ferdinand lieh er 100 000 Gulden, das ist eine Tonne Gold.
Zum Dank wurde er Reichsfürst und nannte sich nun Fürst und Graf zu Schaumburg und Holstein.
Die dänischen Könige befürchteten schon, er würde erneut Ansprüche auf Holstein stellen.
Nicht nur das wirtschaftliche auch das geistige Wohl seiner Untertanen lag ihm am Herzen. Er ist der eigentliche Gründer der Volksschulen. Bis dahin gab es nur in den Städten Stadthagen und Jetenburg Schulen.
1610
errichte er ein Gymnasium in Stadthagen, das er bald in die Universität umwandelte. Sie wurde nach ihm Ernestinum benannt und später nach Rinteln verlegt.
Ernst starb kinderlos.
Jobst Hermann 1622 - 1635.
ein schwacher Regent aus der von des Otto IV. Bruder Justus gegründeten Linie.
Er bekannte sich weder zur katholischen, in der er erzogen war, noch zur evangelischen Kirche. Aber auch diese unparteiische Stellung bewahrte sein Land nicht vor dem schrecklichen Krieg.
Otto V. 1635 - 1640
Mitten im 30jährigen Krieg trat er seine Herrschaft an. Das Land war durch Truppendurchmärsche, Einquartierungen, Brandschatzungen, Plünderungen und Kontributionen ausgelaugt.
Fast alle Pferde wurden einkassiert, Land wurde nicht mehr bestellt, viele Dörfer waren wüst, d.h. verlassen, Nordschaumburger mit Schaufel zum beerdigen ins Wesertal.
Am 28.10.1640 brach Otto nach Hildesheim auf um Schonung für sein Land zu erbitten. Er nahm an einem verhängnisvollen Gastmahl teil, alle evangelischen Teilnehmer starben. Damit starb der Stamm der Schaumburger im Mannesstamm aus.


 
Teil II

Im Westfälischen Frieden zu Münster 1648 wurde die Grafschaft Schaumburg geteilt und erst bei der Gebietsreform 1977 wieder vereint.
Elisabeth, die Mutter Ottos übertrug ihre Rechte an ihren Bruder Phillip zur Lippe. Die Grafschaft Pinneberg wurde 1641 für 145 000 Thaler an den König von Dänemark verkauft.
Die Ämter Rodenberg und Obernkirchen und ein Teil von Sachsenhagen, die Städte Rinteln und Oldendorf gingen an Hessen und bildeten die Grafschaft Schaumburg.
Die Ämter Ahrensburg, Bückeburg und ein Teil von Sachsenhagen bildeten das Fürstentum Schaumburg-Lippe.
Phillipp 1643 - 1681, der erste Graf zu Schaumburg-Lippe
Er regierte mit strenger Hand um das Land wieder vorwärts zu bringen.
Er ordnete an, das auch im Sommer in den Schulen unterrichtet wurde.
Im Jahr 1668 führte er das Erstgeburtserbrecht ein.
Friedrich Christian 1681 - 1728
Er machte in seiner Jugend große Reisen ins Ausland, Holland, Frankreich und Italien. Er liebte den Karneval in Venedig und hielt sich mehr im Ausland als zu Hause auf. Das war sehr kostspielig, er überlegte sogar sein Land zu verkaufen.
Kirche und Schule betrachtete er sorgfältig, nur nach 6jähriger Schulzeit konnte man konfirmiert werden.
Seine Frau war Johanna Sophie, eine Reichsgräfin von Hohenlohe-Langenburg, sie floh vor ihrem gewalttätigen Mann 1702 zuerst nach Remeringhausen und dann nach Hannover. Sie wurde Hofdame der Kurfürstin Sophie, nach deren Tod siedelte sie mit dem hannoverschen Hof von Georg I. nach London um. Sie kam erst nach dem Tod ihres Mannes zurück. Stadthagen war jetzt Witwen und Erbprinzensitz.
Albrecht Wolfgang 1728 - 1748
Er wuchs bei seiner Mutter in Hannover und London auf. Nach einer sorgfältigen Erziehung studierte er in Utrecht, Genf und Leyden. 1721 heiratete er in London die Reichsgräfin Margarete Gertrud von Oynhausen. Nach dem Tode der Gräfin heiratete er 1730 die verwitwete Fürstin zu Anhalt-Köthen. Er hielt sich längere Zeit am Hof von Ludwig dem XV: auf, dessen Prachtliebe und Üppigkeit ihm besonders gefiel.
Trotz seiner Vorliebe für Prachtentfaltung vernachlässigte er die Armen und Bedürftigen nicht, er spendet große Summen und gründete ein Pflegehaus in Bückeburg.
Wilhelm 1748 - 1777
Er ist der bekannteste aller Schaumburger Grafen In London geboren nannte man ihn auch : den Engländer.
Mit 24 Jahren, nach dem Tod des Vaters trat er die Regierung an. Er hatte in Genf, Leyden und Montpellier studiert. Sein Lieblingsfach waren die Kriegswissenschaften. Mit dem österreichischen Heer kämpfte er in Italien, die gewonnenen Erfahrungen haben auf sein militärisches Wirken großen Einfluß gehabt.
Wilhelm machte Schaumburg-Lippe zum Militärstaat. Er führte die allgemeine Wehrpflicht ein, außerdem mußten alle Männer zwischen 14 und 50 Jahren im Notfall zur Verfügung stehen. Die Reserve mußte drei Monate im Frühjahr und Herbst an Sonntagen Exerzieren und Schießen üben.
Im Jahr 1753 zählte seine Truppe 1600 Mann.
Die Pastoren mußten alle gesunden Konfirmanden melden. Viele hatten allerdings keinen rechten Zeigefinger oder ihnen fehlte ein Zeh, sie waren damit untauglich.Seine Mutter war die schöne Gertrud Tochter von Georg I. und Melusine von der Schulenburg, verh. Sophie Dorothea von Celle, ( Königsmark )
Zur Verlobung große Mitgift 1721 im Ehevertrag steht bei Angriff auf Schaumburg Lippe Beistand aus England.
Er ließ eine künstliche Insel im Steinhuder Meer aufschütten und baute sie als Wilhelmsstein zu einer uneinnehmbaren Festung aus. Er erfand das erste U-Boot, den Steinhuder Hecht, das ihn ungesehen von seinem Schloß in Hagenburg zur Insel bringen sollte.
Anekdoten über Begegnungen mit Steinhuder Bürgern erzählt man heute noch.
Der berühmteste Schüler der Militärschule auf dem Wilhelmstein war Scharnhorst.
Heute noch finden militärische Aktionen auf der Insel statt.
Das Heer von Portugal führte Wilhelm zum Sieg gegen die Spanier. Sein Lohn 6 kleine Kanonen aus purem Gold.
Wilhelms Soldaten wurden von den Franzosen :Die eisernen Männer oder Die Teufel von Bückeburg genannt.
1962 ließ der portugiesische Außenminister an seinem Grab im Schaumburger Wald als Dank eine Bronzetafel anbringen.
Verdienten Soldaten schenkte er Grundstück, Haus und Steuerfreiheit. Allerdings sollte man ein Handwerk lernen oder beherrschen und verheiratet sein und Kinder haben. Mittelbrink war so z. B. als Töpferdorf entstanden. Jungen und Mädchen mußten in den Dörfern rund um das Steinhuder Meer spinnen lernen um die Weberei zu unterstützen.
Die erste Schokoladenfabrik und eine Damastweberei entstanden in Steinhude.
Mit Papiermühlen, Eisenhämmern, Glasbläsereien, Gießereien und vielem mehr fing die Industriealisierung an.
Glasbläser aus Italien waren die ersten Gastarbeiter in Obernkirchen.
Er war ein Freund von Kunst und Wissenschaft. Der Schriftsteller Herder, der Musiker Bach wurden nach Bückeburg gerufen.
Er ließ gute Lehrbücher einführen um den Unterricht zu verbessern.
Mit 41 Jahren heiratete er 1765 Maria Eleonore zu Lippe-Biesterfeld, die Ehe war sehr harmonisch und glücklich nach dem ihnen eine Tochter geboren wurde. Am liebsten hielt sich die kleine Familie in Schloß Baum, im Schaumburger Wald auf.
Doch das Glück war nur kurz, mit drei Jahren starb das einzige Kind und zwei Jahre später die junge Mutter. Wilhelm folgte ihnen ein Jahr später. Alle drei sind im Pyramidengrab unweit von Schloß Baum begraben.
Philipp Ernst 1777 - 1787
Er kam aus der Linie Schaumburg-Lippe-Alverdissen, da Wilhelm ohne Erben geblieben war, erst mit 54 Jahren an die Regierung.
Er förderte Land- und Forstwirtschaft, sanierte das Schulwesen und gründete ein Lehrerseminar.
Als er 1787 starb übernahm sein junge Frau Juliane die Regentschaft und Vormundschaft für den dreijährigen Georg Wilhelm. Graf Wallmoden-Gimborn untertsützte sie. ( Wallmodenhaus heute Wilhelm Busch Museum in Hannover )
Vier Tage nach Philipps Tod besetzte der Landgraf von Hessen das Land und machte seine Erbansprüche geltend.
Juliane flüchtete nach Minden und rief den Kaiser zu Hilfe. Das Reichsgericht in Wien entschied das der Landgraf Schaumburg-Lippe zu räumen hätte.
Juliane regierte das Land mit Liebe und Freude. Sie verbot neue Strohdächer für die Häuser,sie legte schöne Alleen und Spazierwege im Harrl an. Gründete Bad Eilsen und baute die Große Klus. Hier traf sie sich mit dem Forstmeister Clemens August von Klaas. Ihre beiden unehelichen Kinder (neben vier ehelichen) aus dieser Beziehung wurden in Paris geboren und wuchsen auch dort auf.
Da sie nicht neben ihrem Mann in der Familiengruft begraben werden konnte wählte sie ein schlichtes Grab mit Ihrer Mutter im Schaumburger Wald. Sie starb schon mit 38 Jahren.
Georg Wilhelm 1807 - 1860
Er trat seine Regierung in einer schweren Zeit an. Napoleon besetzte ganz Europa und die heutige B 65 war die große Heerstraße mit Truppendurchmärschen, Einquartierungen und Verpflegung von Roß und Reiter durch die Bevölkerung.
Am 15.Januar 1816 gab der Fürst dem Land eine neue auf Volksvertretung beruhende Verfassung.
Napoleon schrieb einen Brief an den Grafen und nannte ihn Fürst, Georg Wilhelm behielt den Titel.
Seine Frau war die beliebte Fürstin Ida. Als es den Menschen schlecht ging wurden als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Wilhelmsturm in den Rehburger Bergen und der Idaturm im Bückeberg gebaut.
Als die Bauern vor dem Schloß demonstrierten (1848) rief er vom Balkon: Watt wi jie Revolution ?
Als die Leute Ja riefen, sagte er : Datt küen jei hebben und ging wieder hinein,. Darauf hin gingen die Menschen unschlüssig auseinander.
Adolf Georg 1860 - 1893
Nach sorgfältiger Erziehung studierte er in Genf, Leibzig und Bonn.
Später unternahm er, wie alle adligen jungen Männer längere Reisen ins Ausland.(Kavalliersreisen genannt.)
Am 25.10. 1844 heiratete er die Prinzessin Hermine zu Waldeck und Pyrmont.
In den Jahren 1889 1892 war Kaiser Wilhelm oft zu Gast in Bückeburg. Viktoria die Schwester des Kaisers heiratete den Bruder des Fürsten. Als Mitgift wurde das Palais Schaumburg bei Bonn gebaut.
Der Kaiser und die Kaiserin liebten die farbenfrohen Trachten, bei jedem Besuch standen Trachtenträger Spalier.
Adolf Georg verkaufte die Eisenbahnlinie, ( von Georg Wilhelm bezahlt, weil sie Stadthagen und Bückeburg erreichen sollte) an die Reichsbahn und bekam die höchste Summe, die je gezahlt wurde pro km 500 000 RM. Die Schienenlänge durch Schaumburg ist 26 km.
Als Hermine starb vermachte sie 600 000 M. als Adolf Georg Stiftung für Bedürftige.
Georg 1893 - 1911
Er studierte in Göttingen und bekam auch in Bückeburg Unterricht von hervorragenden Staatsrechtslehrern. Er interessierte sich besonders für Militärwissenschaften. Nach längeren Reisen in Europa und dem Orient heiratete er Marie Anna, die Tochter des Prinzen Moritz von Sachsen-Altenburg. Sie hatten neun Kinder. Beide setzten sich in außergewöhnlicher Weise für Kirche und Schule ein.
Das Marie Anna Stift in Stadthagen ist eine Einrichtung christlicher Nächstenliebe.
!907 wurde prunkvoll Silberhochzeit gefeiert.
Um 1900 war Bückeburg eins der reichsten Häuser Europas.
1918 mußten die Fürsten einen Teil Ihrer Güter dem Staat geben.
Das Schloß Stadthagen fiel an das Land und beherbergt heute das Finanzamt.
Die großen Besitzungen in Ungarn und der Tschechei waren für immer verloren.
Das Steinhuder Meer wurde erst in den 60er Jahren an Hannover verkauft, Insel Wilhelmstein und Hagenburger Kanal blieben Privatbesitz.
Hermann. der Hühnerprinz genannt.
Die Nachfolger sind: Fürst Adolf, Fürst Wolrad,
Fürst Phillip-Ernst, gest. 2003
Fürst Alexander
Erbprinz Heinrich Donatus
 
Hallo,

weiß nicht ob das hier passt, aber wohin.
habe da mal ne Frage:

Kirchenbucheintrag: Die Dautpher und Hommertshäuser habeb fast alle Sonntag gekegelt -- geben Strafe -1718 -

1800 -- Gemeideland mit Kegelbahn.

Alles im hessischen Hinterland, Hessen-Darmstadt.

Wie sah so ne Kegelbahn 1800 aus - oder ist eine Form der heutigen Kegelbahnen anzunehmen?

Gruß

en hesse

nix gefunden bis jetzt
 
Nun solltest Du mal ins bayrische Aying kommen und den dortigen Brauereigasthof aufsuchen, da findest Du im alten Biergarten.eine historische Kegelbahn aus dem Jahr 1886 mit Holzkegeln und -kugeln.
und die älteste noch erhaltenen Kegelbahn in Deutschland wurde um 1800 errichtet und ist in Hohenstein-Ernstthal in Sachsen zu begucken.Karl May soll dort Kegelbub gewesen sein.
 
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