Geschichte des Saiteninstruments auf den Kanaren

Dieses Thema im Forum "Kunstgeschichte" wurde erstellt von Mfelix, 2. April 2023.

  1. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    Frage an @Pardela_cenicienta stimmt es ,dass die Ukele/Timple eine Inquistionsguitarre ist?

    Ich hab das irgendwo aufgegriffen aber wiki gibt dazu nichts an.Angeblich haben Guanchen die Gitarre von maurischen Mithäftlingen auf dem Festland kennen gelernt und haben sie dann ,nachdem einige wieder zurückehren durften in Klein nachgebaut.
    Wegen dem Inquisitionsgesetzt war den Guanchen das Tragen/benutzen von Gitarren nicht erlaubt und unter ihren versteckten sie die Ukulele dann immer schnell wenn es sein musste.
     
  2. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    In der deutschen Wkipedia steht in Bezug auf die Inquisition, dass jemand während einer Prozession Gitarre spielte, was in den Inquisitionsakten vermerkt sei), das soll wohl der Erstbeleg für ein Saiteninstrument auf den Kanaren sein, folgt man dem Link in der Fußnote erfährt man auch, warum das ganze von der Inquisition festgehalten wurde: der Bürger Millares spielte betrunken Gitarre und sang antiklerikale Dinge. Die Gitarre war also nicht das Problem.

    Die spanische Wikipedia schreibt etwas von einer Ableitung von der Barockgitarre und die englische Wikipedia datiert die ersten Timples auf das 19. Jhdt.
     
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  3. Pardela_cenicienta

    Pardela_cenicienta Aktives Mitglied

    Es gibt mehrere gute Erläuterungen zur kanarischen Timple.

    Orígenes – Casa-Museo del Timple

    Mir erscheint folgendes wichtig: die Timple ist zwar ein kleines aber doch komplexes Instrument, sie ist vor allem 5-saitig und damit in einer Spielweise die sich aus der spanischen bzw. lusitanischen Musiktradition ergibt.

    Hervorgehoben wird dass die Schreibweise "timple" erst sehr spät aufkam, und dass sich schon in Gitarrenlehrbüchern des 18. Jahrhunderts Anleitungen zum Spielen der Tiples finden.

    Ich glaube nicht dass die Timple eine afrikanische Tradition hat, aber es werden Vergleiche zu den nordwestafrikanischen Instrumenten gezogen. Ich weiß aber zu wenig über die Saiteninstrumente in Mali und im Senegal, die ganz anders gespielt werden.
     
  4. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Jedenfalls ist es ungefähr so sinnvoll den Timple (Wikipedia schreibt die, aber im Spanischen ist das Wort maskulin) den Guanchen zuzuschreiben, wie all das, was wir Silicon Valley zuordnen, den Muwekma Ohlone zuzuschreiben, weil das Gebiet, welches wir als Silicon Valley kennen vor Ankunft europäischer Siedler in deren Stammesgebiete mag.
     
  5. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    Die Spanier war ja stets im Wettstreit mit den Mauren wie auch im Bau der Musikinstrumente.Die spanische Gitarre war die Antwort zur arab.Laute daher kann ich mir gut vorstellen ,daß eine Miniatur der Gitarre nicht aus der Muse herau entwickelt wurde sondern aus den genannten Gründen.Ähnliches hat doch die Inquisition auch im Kleidungstil schonmal verbrochen war da nicht mal etwas uber das Tragen von gelben Kleidern um die Juden zu erkennen?
    Wenn ich von Guanchen sprach meinte ich eigentlich Spanier mit Guanchenwurzeln,es dauerte sehr lange bis die zwangskonvertierten Kanarios die gleiche Stellung hatten wie die Festlandspaniern.
     
  6. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Die Griechen kannten die κιθάρα, welche die Römer als cithara übernahmen woraus die Zither wurde. Die κιθάρα würde aber eben auch im Nahen Osten benutzt (aram. qiṯārā) und wurde zur arabischen qīṯārah, welche der Musiker Ziryāb (der aus einer Adlerkralle das Plektron entwickelt haben soll), von Baġdād nach Córdoba gebracht wurde, das arabische Wort qīṯārah < aram. qiṯārā < κιθάρα bildet die Grundlage für span. guitarra. Die Gitarre und die Zither gehen also auf dasselbe griechische Etymon zurück.
    Die Laute (al-'ūd, ‚das Holz‘) wurde im Spanischen zu laúd und im Deutschen dann - volksetymologisch beeinflusst - zur Laute.
    Also kein Wettstreit zwischen den Kulturen im Rahmen der Instrumenteentwicklung.
    Und, wie gesagt, der Zusammenhang zwischen Gitarre und Inquisition hat nix mit den Guanchen zu tun, sondern mit den gespielten Liedern: ein betrunkener Gitarrist, der antiklerikale Lieder sang. Die Gitarre war nicht das Problem.
     
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  7. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    Es gab/gibt doch auch die Guitara Latina in Iberien das hat mich neugirig gemacht und tatsächlich gibt es ein Mosaik aus der Zeit des Kaisers Justinian (527-565 AD)

    qasr-libya-mosaic-musician-and-his-dog.jpg

    Quelle: Museum Qasr(Libyen)
    Jetzt will ich nicht behaupten, dass es der Timple ähnlich ist aber es bedurfte wohl nicht der Araber das es in Iberien zur Enstehung der Timple/Guitarre kam vieleher gab es wohl eine gegenseitige Beeinflussung.
     
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  8. dekumatland

    dekumatland Aktives Mitglied

    aber erst ab dem 13.Jh.:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Gitarre#Mittelalter_und_Renaissance
     
  9. Pardela_cenicienta

    Pardela_cenicienta Aktives Mitglied

    Bei dem von mfelix vorgestellten Mosaik aus Libyen ist interessant dass diese Gitarre schon 4 Saiten hat (sie hat ja 4 Wirbel), einen Steg, einen gerundeten Resonanzkörper, ein (rechteckiges) Schallloch, eine gestaltete Kopfplatte, und vor allem: sie wird mit dem Plektron gespielt. Und die Haltung der linken Hand ist wie bei heutiger Grifftechnik.
    Sie ist heutigen Instrumenten schon sehr nahe, hochkomplex in der Herstellung und Instrument eines Berufsmusikers.
    Am Baum hängt eine kleine Handtrommel mit Halteband und Standfuß.
     
    Zuletzt bearbeitet: 5. April 2023
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  10. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    Auf die Handtrommel wäre ich nicht gekommen ,sieht für mich wie eine Töpferware aus auch auf vier Seiten(was eigentlich logisch ist ,wegen den Wirbel)wäre ich nicht gekommen weil man nur zwei Seiten sieht.
    Ich bin kein Gitarist aber hält er dass Instrument den überhaupt?sieht eheraus als würde es aufliegen.



    Ps.: diese Mosaik dürfte wohl zu einem weiteren Rätselraten nebst der AnanasMosaik hinzukommen,den die Frucht darauf sieht doch aus wie eine Papaya oder ist es doch vlt. ein Pomegrantfrucht.
     
  11. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    Du meintest wohl Loutar wurde etymologisch herangezogen bzw. wurde auf der iberischen HalbInsel dieses Zupfinstrument genannt anstatt l-Oud."Loutar ist ein Name, der vom klassischen arabischen Al-Watar abgeleitet ist und im marokkanischen Dialekt Arabisch Seil bedeutet .";zwei verschiedene Ursprungsbedeutungen letzteres soll wohl auf die Saite Bezug als zu dem Klnagkörper nehmen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 7. April 2023
  12. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Nein, ich meine es genauso, wie ich geschrieben habe. Aus al-'ūd wurde im Spanischen zu laúd und im Deutschen dann - volksetymologisch beeinflusst - zur Laute.
    Es sind so gut wie keine berberischen Worte im Iberoromanischen belegt, wieso also in Sprachen, in die aus dem Iberoromanischen weiterentlehnt wurde?

    Arabisches wa wird im Iberoromanischen zu gua.
    Wādī > Guada
    al-wazīr > alguacíl
    al-waṣl > alguaza
    waḷḷāh > gualá


    Aus al-watar (die Sehne) wäre also im Spanischen nicht laúd geworden, sondern *alguatar/*alguatal (die Sternchen bedeuten, dass das Wort nicht existiert, sondern nur theoretisch erschlossen ist).
     
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  13. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    Der WikiArtikel oben ,über die Loutar unterscheidet nicht zu der anderen Form aus der südlichen Region "die kleine Lotar" Tasswissit hat einen runden Klangkörper.

    Hier ,anders wie im wikiartikel ,schon im Jahre 1953 eine vierseitige "petite Loutar" auf einer span.Briefmarke aus der Ifni-Reihe.

    rk8pjuld.png
     
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  14. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    Wenn wir schon dabei sind ,die Gnabri/Gimbri hat auch einen Stellenwert besonders bei der Sufibruderschaft der Gnawa und deren Musikveranstaltungen.
     
  15. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    Die meisten die auf eine Technoparty gehen schätzen wohl den schnellen Rythmus der Musik nur wenige wissen ,dass es schon in 80ér jahren als House-Music mit über 100MM/BpM(Mälzes Metronom/Beats per Minute) begann.Aber es wird schon viel länger in der Musik zum Einsatz gebracht Wer sich traditionelle AmargMusik( Musikstilrichtung der Amazigh) von Lhadj Belaïd ,(der in den 1937 seine Musik auf Tonband aufgenommen hat),anhört wird einen Fasttrack hören können*.


    *Emfehlung:Atbir Oumlil (Weiße Taube)wird in den Suchanfragen mit Engl/frz.Subtext wiedergegeben.
     
  16. dekumatland

    dekumatland Aktives Mitglied

    diese als Besonderheit dargestellte Relation ist völlig nichtig!

    Ein harmloser Sonatensatz von Beethoven (Finale op.27 Nr.2) im 4/4 Takt wirkt lächerlich, wenn das Tempo bei 100BpM wäre - das Tempo ist weit höher.

    Da aber Beethoven nur wenige seiner späten Werke metronomisiert hat, ist ein Blick in die musikal. Romantik aufschlussreich. Chopin beispielsweise hat seine 12 Etüden op.10 und 12 Etüden op.25 metronomisiert. Da finden sich in 4/4 Takten weitaus höhere Zahlen - bzgl. der Tempo-Organisation ist auch darauf zu verweisen, dass in sehr schnellen 3/4 Takten die Orientierung ganztaktig ist (d.h. z.B. 1 Takt = 100BpM = 1/4=300BpM) Beispiele sind die Scherzi von Chopin, Liszts Mephistowalzer. Schaut man in die Metronomangaben Wagners (Tannhäuser Ouvertüre) wird man entdecken, dass solche Temporelationen der sinfonischen Musik der Romantik ebenfalls nicht fremd waren.
     
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  17. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    Habe eigentlich an Vocalmusic gedacht aber,dass die Klassik so ein Tempo hat wusste ich nicht ,danke.
     
  18. dekumatland

    dekumatland Aktives Mitglied

    @Mfelix bzgl Vokalmusik des 19. Jhs. finden sich solche Temporelationen ebenfalls, z.B. bei Rossini, Verdi, Leoncavallo
     
  19. Ugh Valencia

    Ugh Valencia Aktives Mitglied

    100bpm sind nicht sonderlich schnell, wenn man Hardcore(Punk) der 80er Jahre kennt, der auch tatsächlich mit Saiteninstrumenten gespielt wird. Dead Kennedys "Holiday in Cambodia" bspw. wird meist mit 198bpm gespielt.
     
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  20. Ravenik

    Ravenik Aktives Mitglied

    Beim "Dancefloor" der 90er Jahre (erst später als "Eurodance" bezeichnet) waren ab 1994 140-160 bpm Standard. Der damals vor allem in Großbritannien beliebte Musikstil "Jungle" war noch schneller.
     

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