Geschichtlicher Kontext zu Weimar

Brotbochs

Neues Mitglied
Guten Tag,
ich schreibe übermorgen eine Geschichtsklausur (LK 13) über die Weimarer Republik.. Ich rechne damit, dass wir eine Quelle kriegen, in der der Verfasser über den Untergang eben dieser berichtet. Meine Frage ist nun: Wie weit umfassend sollte der grobe geschichtliche Kontext sein?
Meine Bitte an dieser Stelle wäre es meinen eigenen Kontext zu bewerten

"Über den historischen Kontext lässt sich sagen, dass die Zeit von 1918 an stark durch den Verlauf des ersten Weltkriegs geprägt wurde:
Nachdem Deutschland aus dem ersten Weltkrieg als Verlierer hervorging, kam es zu einschneidenden Maßnahmen seitens der alliierten Kräfte, England, USA, Frankreich. Im Versailler Vertrag, bei dem alle Alliierten mitwirkten, wurde den Deutschen ein „Zwangsfrieden“ diktiert, der vorschrieb, dass Deutschland hohe Kriegsentschädigungen, 13% seine Gebietes und damit rund 10% seiner Bevölkerung abtreten musste. Wirtschaftliche wichtige Gebiete wie Elsass- Lothringen gerieten unter alliierte Herrschaft.
Die Unterzeichnung des Vertrages durch die Politiker der Weimarer Regierung stieß in der Heimat auf Entrüstung, durch die Verbreitung der „Dolchstoßlegende“, einer bewussten Geschichtsverfälschung, die besagte, die deutsche Armee sei im Felde unbesiegt, kam es zum Vorwurf des Vaterlandsverrats durch die Politiker der Regierung. Durch diese Vorwürfe, die gerade von den Rechten als Propaganda benutzt wurden, und der Meinung die „aufgezwungene“ Demokratie sei kein deutsches System kriselte die gerade erst durch Friedrich Ebert ausgerufene Weimarer Republik. Entzweigerissen durch die rechten und linken Parteien (KPD und NSDAP), weiterhin geschwächt durch die 1923er Inflation und die Weltwirtschaftskrise 1929, die die Arbeitslosenzahlen in die Höhe trieb, durch die Zusammenarbeit der NSDAP mit zahlreichen einflussreichen und reichen Kräften und die mächtige Stellung des Reichspräsidenten, der mit der Notverordnung, Art. 48 einen Ersatzkaiser darstellte, ging die Weimarer Republik nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler durch den Reichspräsidenten Hindenburg unter und endete im dritten Reich."


PS: Ein kurzer Einblick in den Kontext, mehr sollte es nicht werden :)
Danke für Antworten und jede Hilfe ist gerne gesehen ;)


MfG:yes:
 
Allgemein wären ein paar Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise vielleicht ganz hilfreich
Entzweigerissen durch die rechten und linken Parteien (KPD und NSDAP),
Hier bitte rechts- und linksextrem schreiben, denn nur rechte und linke Parteien gab es einige mehr, mit der SPD auch eine republikfreundliche.
 
Ein wichtiger Faktor fehlt im Kontext: die gigantische Kriegsverschuldung des Deutschen Reiches mit den weiteren ökonomischen Schäden sowie den Opfern, überleitend in die Hyperinflation 1923.

Als Anregung: Die Dolchstoßlegende würde ich ergänzen um die Verdrängungskultur der militärischen, politischen und ökonomischen Eliten des Kaiserreichs. Dann wäre auch der Faktor Reichswehr in den Kontext gestellt.
 
Mal außerhalb der Hinweise:

Ex post betrachtet, ist eigentlich erstaunlich, wie sich die Begrifflichkeit vom "diktierten Zwangsfrieden" angesichts der Niederlage und ihrem krassen Gegensatz zu zeitweise gesehenen und verlautbarten Kriegszielen verbreiten konnte. Was bitte sollte denn - mal etwas in der Geschichte gestöbert - den Kapitulierenden vor einem diktierten Frieden schützen?

In dem Zusammenhang kann man einmal über enttäuschte "Hoffnungen" nachdenken, dann ist man beim Thema von Wilsons 14 Punkten. Das ist ein Aspekt, der hier auftaucht.

Der anderer Aspekt ist die Verknüpfung mit der Verdrängungskultur zur Niederlage, bzw. zur Dolchstosslegende, etwa so: Eigentlich hätte man nicht kapitulieren müssen, aber da ist dem Reich was vorgespiegelt worden, was dann später gemeinerweise nicht eingehalten wurde.

@Gandolf hat hier mal auf den wichtigen Punkt hingewiesen, dass der Versailler Vertrag die Anerkennung des Bismarckschen Deutschen Reiches im Zeitpunkt der totalen Niederlage darstellt. Diese Wahrnehmung taucht in den 20er Jahren allerdings überhaupt nicht auf, stattdessen beschäftigten sich renommierte deutsche Völkerrechtler mit der abstrakten Frage, ob ein "diktierter" Friedensvertrag Rechtskraft entfalten könne, nichtig, anfechtbar oder kündbar sei.

Eine andere Frage wäre, ob die "Diktion" nicht auch von Realisten instrumentalisiert wurde, um diese Argumentation in dem zähen Verlauf der Reparationsverhandlungen einzusetzen, um den damals von deutscher Seite vermuteten Kern der Reparationsforderungen, nämlich die Kriegsschuldfrage, aus dem Vertrag herauszubrechen.
 
Mal außerhalb der Hinweise:

Ex post betrachtet, ist eigentlich erstaunlich, wie sich die Begrifflichkeit vom "diktierten Zwangsfrieden" angesichts der Niederlage und ihrem krassen Gegensatz zu zeitweise gesehenen und verlautbarten Kriegszielen verbreiten konnte. Was bitte sollte denn - mal etwas in der Geschichte gestöbert - den Kapitulierenden vor einem diktierten Frieden schützen?

In dem Zusammenhang kann man einmal über enttäuschte "Hoffnungen" nachdenken, dann ist man beim Thema von Wilsons 14 Punkten. Das ist ein Aspekt, der hier auftaucht.

Der anderer Aspekt ist die Verknüpfung mit der Verdrängungskultur zur Niederlage, bzw. zur Dolchstosslegende, etwa so: Eigentlich hätte man nicht kapitulieren müssen, aber da ist dem Reich was vorgespiegelt worden, was dann später gemeinerweise nicht eingehalten wurde.

@Gandolf hat hier mal auf den wichtigen Punkt hingewiesen, dass der Versailler Vertrag die Anerkennung des Bismarckschen Deutschen Reiches im Zeitpunkt der totalen Niederlage darstellt. Diese Wahrnehmung taucht in den 20er Jahren allerdings überhaupt nicht auf, stattdessen beschäftigten sich renommierte deutsche Völkerrechtler mit der abstrakten Frage, ob ein "diktierter" Friedensvertrag Rechtskraft entfalten könne, nichtig, anfechtbar oder kündbar sei.

Eine andere Frage wäre, ob die "Diktion" nicht auch von Realisten instrumentalisiert wurde, um diese Argumentation in dem zähen Verlauf der Reparationsverhandlungen einzusetzen, um den damals von deutscher Seite vermuteten Kern der Reparationsforderungen, nämlich die Kriegsschuldfrage, aus dem Vertrag herauszubrechen.


Ganz genau! Zudem das Deutsche Reich es den Alliierten ja in Brest vorgemacht hat. Dieser Friede war dann nach der eigenenr Diktion ebenfalls ein Diktatfriede. Aber das wurde gerne ausgeblendet.

Eine ganz andere Frage ist, ob das Handeln der Alliierten unter dem Gesichtspunkt einer Versöhnung nun besonders klug und weitsichtig war. Dafür bot der VV wohl denkbar schlechte Voraussetzungen. Andererseits standen die Alliierten auch unter einen erheblichen innenpolitischen Druck. Die Erwartungshaltung war gewaltig; jemand, hier das Deutsche Reich, musste für die Schäden zahlen.
 
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