Gewaltbereitschaft vor dem 30jährigem Krieg

Jules

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Wie kam es nun eigentlich zum 30j.K. ? Waren allein die Streitigkeiten zwischen Protestanten u Katholiken ausschlaggebend, zumal sich die anderen Staaten ja nicht lange haben bitten lassen u schließlich kräftig mitmischten. Woher stammte diese allgemeine "Bereitschaft" zum Krieg, sodass es ausartern musste?
 
Ein in Europa in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts einsetzender Klimaumschwung verursachte Hungersnöte und allgemeine Wirtschaftskrisen. Die Bevölkerung wuchs aber bis 1620 stetig an, wodurch die Getreidepreise in schwindelerregende Höhen stiegen. Darunter litten auch Handwerksbetriebe, die kaum noch Absätze zu verzeichnen hatten.

Die Verlagerung der Handelswege vom Mittelmeer zum Atlantik und die Türkensteuern verschärften die Krise zusätzlich. Während ein Großteil der Bevölkerung hungerte, wurden Grundherrn, Großbauern, Müller und Bäcker immer reicher. Es entstand eine große Kluft zwischen arm und reich.

Um 1600 stand Hunger an der Tagesordnung. Der Historiker LeRoy Ladurie folgende These auf:

Die Erde kann nur eine bestimmte Anzahl an Menschen ernähren. So ist es eine natürliche Folge, dass Kriege oder Epidemien regulierend eingreifen.

In seinen Augen hätte der 30jährige Krieg nie diese gigantischen Ausmaße angenommen, wäre diese Susistenzgrenze Anfang des 17. Jahrhunderts nicht erreicht worden.

Dass das natürlich nicht der Hauptgrund gewesen sein kann, ist mir klar. Ich denke jedoch, dass diese Mitursache nicht vernachlässigt werden sollte.
 
Meines Wissens gab es im Mittelalter eine kleine Eiszeit, die Europa bitterkalte Winter und schlechte Sommer einbrachte. Man kann sich vorstellen, wie die Menschen darunter litten.
 
Die Streitigkeiten zwischen den Religionen waren oft nur ein Vorwand, die eigene Stellung auszubauen. Viele Fürsten des Reiches wechselten zum Protestantismus, um vom katholischen Kaiser unabhängiger zu werden und Güter der kath. Kirche dann in ihre Gewalt zu bringen. Manche geistlichen Fürsten (Bischöfe) wechselten zum Protestantismus, behielten aber ihr Bistum und herrschten nun dort wirklich als eigenständige, weltliche Fürsten. Diesen Mißbräuche sollte zwar durch die Bestimmungen des Augsburger Religionsfrieden entgegengewirkt werden ("geistlicher Vorbehalt"), aber in der Praxis hielten sich viele nicht daran.

Der Kaiser sah seine Macht bedroht und betrieb deshalt in seinen Stammlanden eine Re-Katholisierung (einer seiner Vorgänger hatte den Böhmern wenn ich mich richtig erinnere freie Religionsausübung zugestanden), die von der Bevölkerung nicht gern gesehen wurde.

Die anderen Staaten traten ja erst im Lauf des Krieges ein (bzw. Spanien gehörte ja den Habsburgern, die dt. Kaiser waren und somit war es natürlich auch im Krieg mit dabei), u.a., um die Macht des Kaisers, der u.a. mit Wallensteins Hilfe die dt. Protestanten besiegte, nicht zu groß werden zu lassen. Und dass Frankreich, obwohl katholisch, keine extra Aufforderung braucht, dem Dt. Reich bzw. den Habsburgern eins auszuwischen, sollte klar sein.
 
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