Gibraltar: Fortifikation über die Jahrhunderte durch Natur und Technik

thanepower

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Hallo,
bewußt oder unbewußt frage ich mich seit einiger Zeit, was die Situation von Gibraltar als Kolonie, Stützpunkt und Festung einzigartig und uneinnehmbar gemacht hat.

Ja klar, der Felsen, aber was noch? Die Kanonen der Royal Navy, natürliche Hindernisse oder eine ausgeprägte Fortifikation?

1. Welche Voraussetzungen galten zur Zeit der napoleonischen Kriege?
- geographisch Voraussetzungen
- technische Konzepte / Festungskonzepte

2. Welche gewandelten Voraussetzungen galten für den WW2?

An der Position des heutigen Flughafens verlief wohl früher eine Wasserrinne / Kanal, der den Felsen vom Festland trennte? Schlüssel für die Erklärung, dass sich Gibraltar halten konnte.

Gibraltar - Wikipedia, the free encyclopedia

Einen Einlick bietet beispielsweise folgendes Buch, aber beantwortet nicht meine Fragen zufriedenstellend.

The Fortifications of Gibraltar 1068-1945 - Clive Finlayson, Darren Fa - Google Books

Gibt es Pläne für frühere Jahrhunderte, die die Befestigungen anzeigen? Bin selber auf nichts hilfreiches gestoßen.
 
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Im Juli 1704 hatten die Engländer und Niederländer Gibraltar unter ihre Gewalt gebracht, im Oktober gab es einen ersten Rückeroberungsversuch. Damals schon legten die Briten keinen Graben an, sondern am Fuße der Felsen eine Überschwemmungszone. Diese wurde wohl von dem Ingenieur William Green unter dem Kommando von Elliot in den 1760ern oder 1770ern wieder instand gesetzt. Schau mal nach The Siege of Gibraltar 1779 - 1783 von T.H. McGuffie (London 1965), darin findest du einige Karten. Die stellen alleridngs keinen Zustand dar - sind also nicht synchron, sondern diachron.
 
1. Welche Voraussetzungen galten zur Zeit der napoleonischen Kriege?
- geographisch Voraussetzungen
- technische Konzepte / Festungskonzepte

Ein Versuch zu den Bedingungen zu den Napoleonischen Kriegen:
Der Felsen dürfte ne Menge ausgemacht haben - bin ein paar mal drum rum gefahren - der ist schon verdammt steil und da gegen Widerstand hochzukommen, ist nicht so einfach. Dazu ist der "Burggraben" bisweilen richtig breit und der Isthmus dürfte (und wurde vermutlich auch) von ein paar schweren Geschützen recht leicht zu kontrollieren gewesen sein.
Die Geographie: Gibraltar war - von Land allein aus - nicht einzuschließen. Es konnte von See her versorgt werden und da die Britische Royal Navy in der Regel die Seewege nach Gibraltar kontrollierte, konnte es dies auch. Trotz etlicher Versuche haben es Spanier und Franzosen nicht geschafft, Gibraltar dauerhaft von der Seeversorgung abzuschneiden. Wie gut auf der anderen Hand ein Belagerungsheer auf dem Isthmus versorgt werden konnte, müssten El Q oder Bdaian besser wissen. Nach meinen englischen Quellen war insbesondere Südspanien transportmäßig eher mäßig erschlossen und einem Seetransport von Fresschen, Fourage, Mun und ggf. Wasser standen wieder die pösen engelsken Kreuzer entgegen.
Die strategische Lage: Gibraltar kontrollierte den Zugang zum Mittelmeer. Jede französische Flotte aus Toulon und jede Spanische aus Cartagena, die irgendwo im Atlantik (von Westindien bis Ärmelkanal) Schindluder treiben gehen wollte, musste hier vorbei. Auch wenn Garnison und Hafenlieger eine solche Flotte nicht aufhalten konnten, konnten sie sehr wohl beobachten und den eingeschlagenen Kurs weitermelden. Vom Gipfel des Felsen kann man auch verd. weit sehen. Für leichtere Kräfte oder Handelsschiffe war es durchaus eine Sperre. Ergo war die Bedeutung Gibraltars so groß, dass die Briten bereit waren, große Kosten und Mühen auf sich zu nehmen, um es zu halten. Für einen Einödstützpunkt in der Takla Makan hätte man diesen Aufwand nicht betrieben. Insbesondere während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (und zu Zeiten, zu denen die britische Seeherrschaft durchaus nicht unangefochten war), war es dennoch ein damned close run thing und die spanischen Belagerer haben den Briten das Leben auf dem Felsen doch recht schwer gemacht.
 
Was in Gibraltar ein Problem ist, dass ist die Wasserversorgung, die über Regenwasserzisternen und Aquädukte lief.
 
Was in Gibraltar ein Problem ist, dass ist die Wasserversorgung, die über Regenwasserzisternen und Aquädukte lief.

Marokko war für die gesamte Versorgung Gibraltars der Schlüssel, der bestimmende Faktor für die Widerstandskraft der Festung. Diese Versorgung konnte überhaupt nicht -autark - über längere Schiffswege dargestellt werden. Teilweise, auch vor der großen Belagerung, liefen 100% der Versorgung über Marokko.

Die Versorgung war zugleich eine sehr fragile Angelegenheit, von dem Gesamtstand der marokk.-engl. Beziehungen, und dem Druck Spaniens und Frankreichs abhängig, mit denen Marokko ebenfalls umfangreiche Handelskontakte unterhielt. Für die Briten war das ein jahrhundertelanger Eiertanz.

Dass sich Gibraltar - nicht nur während der großen Belagerung - als englische Schlüsselposition für den Zugang zum Mittelmeer halten konnte, kann man sicher auf Festungsanlagen, Besatzungsstärken sowie günstige geografische Bedingungen und Seeherrschaft zurückführen, aber man sollte die logistische Basis der "Festung", ohne die das alles auf tönernen Füßen gestanden hätte, nicht übersehen.
 
@Silesia: Der Verweis auf Musteen ist sehr interessant. Den muss ich erst mal "verarbeiten". Aber soweit ich sehen konnte, beleuchtet er sehr gut die Verhältnisse im Mittelmeer und die Rolle Gibraltars im Besonderen.

Den Aspekt der Logistik hatte ich für mich auch bereits hinterfragt. Und mit der Zunahme der Reichweite der Geschütze und später mit dem Aufkommen von Fliegerei dürfte dieses fast der zentrale Punkt gewesen sein.

@El Quijote: The "Siege of Gibraltar" muss ich mir noch ansehen. Vielen Dank für den HInweis und die Erklärungen zur Anlage der Überschwemmungsgebiete.

@Neddy: Vielen Dank für die Beschreibung. Vermutlich sollte man es selber gesehen haben, um es wirklich einschätzen zu können. Leider bin ich bisher nur drüber geflogen.
 
in
Humfrey, John Hambly: Versuch eines neu angenommenen Fortifikations-Systems zur Vertheidigung der Rhein-Grenze, welches mehr oder minder bei allen vorzüglichen Werken dieser Art, die auf den Continent jetzt gebaut werden, befolgt wird : exemplifiziert durch ein vollständiges Memoire über die Festung Coblenz, Nürnberg, 1842
wird für die Mitte des 19. Jh. Gibraltar als stärkste Festung und uneinnehmbar beschrieben, wobei sich geografische Gegebenheiten und fortifikatorischer Ausbau die Waage halten. Hinzu kommt noch, dass es ab dieser Zeit Depressionsgeschütze gab, mit welchen man von oben nach unten bzw. abwärts das Vorfeld bestreichen konnte (auf Ehrenbreitstein, Königstein und Gibraltar waren solche Geschütze vorhanden)
späterhin, mit der sich steigernden Reichweite der Festungsgeschütze, mit der Brisanzkrise, wurde der Felsen von Gibralter immer weiter kaverniert, man baute gut geschütze Artilleriestellungen in die Felsen, die Versorgung geschah durch Tunnel.

(das lesenswerte Buch von Humfrey (auch wenn es sich hauptsächlich mit Koblenz befasst) findest du in einer Online-Version: Versuch eines neu angenommenen - Titel - Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz -- ich hoffe, der Link ist erlaubt; wenn nicht, so den Wiki-Artikel Festung Koblenz ? Wikipedia und dort zur Literaturliste runterscrollen)
 
Und mit der Zunahme der Reichweite der Geschütze und später mit dem Aufkommen von Fliegerei dürfte dieses fast der zentrale Punkt gewesen sein.

Schau dazu auch mal ins Libro Rojo (Negociaciones sobre Gibraltar), welches vom spanischen Außenministerium 1967 herausgegeben wurde (einschließlich einer nicht offiziellen ÜS ins Englische Negotiations on Gibraltar (A new Spanish Red Book), 1968, die aber auch durch das spanische Außenministerium herausgegeben wurde). Eine Propagandaschrift, welche die mangelnde Verhandlungsbereitschaft und Frechheit der Briten gegenüber den Spaniern zu dokumentieren vorgibt. Das spanische Außenministerium hat offenbar verschiedene Einrichtungen international damit ausgestattet, denn in der Ausgabe, die ich entliehen habe, fand sich im Einband noch eine mehrseitige Zusammenfassung auf Deutsch (1967). Dabei eine besonders pikante Karikatur, "Dedicado a Mr Brown" (gemeint ist wohl der britische Außenminister George Brown, 1966 - 1968), indem der in der spanischen Zeitung ABC (die heute noch als rechts gilt) publizierende Karikaturist gegen die Äußerung Browns, Spanier welche die Rückgabe Gibraltars forderten seien Faschisten u.a. zwei republikanische Politiker des Bürgerkriegs Alcalá Zamora und Lerroux aufführt.
Es muss aber noch ein erstes Libro Rojo geben, indem auf die Geschichte 1704 bis 1960 aus Sicht der franquistischen Regierung eingegangen wird. Das fehlt in diesem New Red Book weitgehend.

In diesem Zusammenhang ebenfalls interessant: Der Broken Arrow von Palomares, eigentlich ein amerikanischer Unfall, der aber wiederum die spanisch-britischen Beziehungen störte. (Umwelthistorisch hat der Broken Arrow bis in die jüngere Vergangenheit Probleme gezeitigt):
 
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@Thane

von spanischer Geschichte bzw. der Geschichte der spanisch-britischen Beziehungen habe ich keine wirkliche Ahnung. Zur Fortifikation haben meine Mitdiskutanten, die da berufener sind als ich, schon ausführlich Stellung genommen, inkl. der logistischen Problematik.

Ich würde ganz naiv der Fragestellung nachgehen, wieso behauptet UK diese einzige europäische Kolonie und worauf stützt sich dieser Anspruch? Der britische Anspruch auf Gibraltar ist sosehr Konsens zwischen den Mächten, daß noch nicht einmal in der Wiener Schlußakte darauf eingegangen wird.

Nächste naive Frage, das franquistische Spanien traut sich trotz einiger Gelegenheiten nicht daran, dieses nationale Dilemma zu lösen, obwohl neutral bzw. nichtkriegsführend im WW2. "Felix" war dann offensichtlich für Spanien nicht verlockend, weil der Status von nichtkriegsführend in kriegsführend verändert worden wäre?

Nur Fragen, keine Antworten, aber ein spannendes Thema.

M.
 
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Die Italiener hatten so eine Art pseudojuristischen Terminus der wohlwollenden Neutralität gefunden, den die Spanier kopierten. D.H. sie unterstützen die Achsenmächte heimlich, ohne aktiv in den Krieg einzugreifen.
Spanien lag nach dem Bürgerkrieg am Boden und Franco befürchtete, die Kanaren nicht halten zu können, wenn er Gibraltar eroberte. Es gab ernsthafte Verhandlungen mit Hitler, die dann aber nie zum Abschluss kamen.

Der britische Geheimdienst tat auch alles, um sich die anglophilen spanischen Militärs gewogen zu halten. So wurde z.B. der Außenminister Beigbeder ('39/'40) auf Botschaftsparties mit einer Engländerin verkuppelt, die angeblich eine Spionin gewesen sein soll.
 
@El Quijote & Melchior: Tks für die weiteren Hinweise.

@ Dekumatland: Vielen Dank für die Links. Es stellt sich für mich die Frage, vor und nach der Brisanzgrantenkrise, wieso die Befestigungen von Gibraltar zur nörlichen Landzunge hin (Isthmus) m.E. eher nicht so ausgeprägt waren.

Die geostrategische Bedeutung von Gibraltar war sehr hoch, wie auch bei Musteen es sehr deutlich wird, dennoch hat man darauf verzichtet eine Fortifikation an der nord-westlichen Landseite anzulegen wie beispielsweise auf dem Hohentwiel, um den Zugang zum Hafen unmöglich zu machen. Um 1734 befand sich Hohentwiel wohl in einer maximalen Ausbaustufe. Ähnliches hätte man auch in Gibraltar anlegen können und hat es aber nicht gemacht. Gibraltar wirkt für mich, gemessen an Hohentwiel, geringer befestigt.

Festung Hohentwiel ? Wikipedia

Für die post-napoleonische Periode wäre Ehrenbreitstein (1834) (vgl. Link von Dekumatland) vor der Brisanzgranatenkrise, die Referenz für einen zeitgemäßen Festungsbau. Und auch in diesem Fall ergeben sich erheblich Abweichungen für Gibraltar von der Referenz, soweit ich das erkennen kann.

Die These zur Erklärung dieser ungewöhnlichen eher geringeren Befestingung wie zu erwarten wäre, und darauf haben ElQ, Melchior, Neddy und Silesia bereits hingewiesen, wäre eine politisch-diplomatische Absicherung der exponierten Lage durch GB, die die maximale Ausbaustufe der Festung nicht notwendig gemacht hat. Unabhängig von regelmäßigen, symbolischen nationalistischen spanischen Angriffen.

In diesem Sinne haben die Regionalmächte die Anwesenheit von GB als Stabilisierungsfaktor im Rahmen der "Pax Britannica" wohlwollend (?) bis zum Beginn des WW2 geduldet.

Pax Britannica ? Wikipedia

Einem Angriff auf Gibraltar durch die WM, die die Luftüberlegenheit besessen hätte, hätte Gibraltar m.E. im WW2 nichts entgegen zu setzen gehabt und hätte m.E. relativ schnell kapitulieren müssen. Wie es sich unter anderen Vorzeichen für Singapur und die Philippinen (1941/42) gezeigt hat

http://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Corregidor
 
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@ Dekumatland: Vielen Dank für die Links. Es stellt sich für mich die Frage, vor und nach der Brisanzgrantenkrise, wieso die Befestigungen von Gibraltar zur nörlichen Landzunge hin (Isthmus) m.E. eher nicht so ausgeprägt waren.

[...] Gibraltar wirkt für mich, gemessen an Hohentwiel, geringer befestigt.

Festung Hohentwiel ? Wikipedia

Für die post-napoleonische Periode wäre Ehrenbreitstein (1834) (vgl. Link von Dekumatland) vor der Brisanzgranatenkrise, die Referenz für einen zeitgemäßen Festungsbau. Und auch in diesem Fall ergeben sich erheblich Abweichungen für Gibraltar von der Referenz, soweit ich das erkennen kann.

Die These zur Erklärung dieser ungewöhnlichen eher geringeren Befestingung wie zu erwarten wäre, und darauf haben ElQ, Melchior, Neddy und Silesia bereits hingewiesen, eine politisch-diplomatische Absicherung der exponierten Lage, die die maximale Ausbaustufe der Festung nicht notwendig gemacht hat.

(man verzeihe mir vorab - ich will niemanden mit Festungskrempel plagen)

vielleicht wäre als Vergleich im 19. Jh. der Königstein angemessener, der erst kurz vor 1900 seine Bedeutung als Festung verlor (weniger aus fortifikatorischen, denn aus geografischen Gründen) - uneinnehmbar war dieser Felsen bis ins 20. Jh., und die betongepanzerten Batterien auf seinem Plateau wirken minimal: sowas kann bzgl. der fortifikator. Stärke täuschen --- in diesem Sinne sind die Tunnelanlagen des 19.Jh. im Felsen von Gibraltar nicht zu unterschätzen (bzgl. solcher in Felsen gesprengter Kavernen wäre im 19. Jh. die Festung Luxemburg auch noch ein Vergleich)

ich halte die Festung Gibraltar im 19. Jh. nicht für gering befestigt.
 
(man verzeihe mir vorab - ich will niemanden mit Festungskrempel plagen)

ich halte die Festung Gibraltar im 19. Jh. nicht für gering befestigt.

In diesem Fall ist "Festungskrempel" schon erheblich, da es einen wichtigen Pfeiler der Pax Britannica betraf.

Grundsätzlich: Ich habe nirgends gesagt, dass ich Gibraltar für "gering befestigt" einschätze, sondern habe mich lediglich gewundert, dass die Befestigungsanlage, die den Zugang von Land zum Hafen gesichert hat, aus meiner subjektiven Sicht nicht so stark gewirkt hat wie vergleichbare Festungssysteme. Und dieser Zugang hat über die Überlebensfunktion der Festung insgesamt entschieden, da die Logistik via See betroffen war.

Und ich habe diese Sicht mit der diplomatischen Absicherung von Gibraltar verbunden, die dem Empire Kosten für den Ausbau eingespart hat. Und es greift das Argument von Silesia, dass den Briten die Unhaltbarkeit von Gibraltar im Rahmen eines längeren Konflikts zunehmend bewußt wurde.
 
In diesem Fall ist "Festungskrempel" schon erheblich, da es einen wichtigen Pfeiler der Pax Britannica betraf.
wie auch immer man heute die Stärke (Wiederstandskraft, Uneinnehmbarkeit usw) der Festung Gibraltar einschätzt: im 19. und frühen 20. Jh. galt sie ganz besonders stark - so wurde ja der Name selber zum geflügelten Wort in diesem Sinne, indem allerlei starke Festungen solche Spitznamen wie "sächsiches Gibraltar" (Königstein) erhielten.
Ende des 19. Jh. wurde die Festung wie schon erwähnt weiter verstärkt, 1940 wurde viel unterirdisch gebaut (ich glaube auf Befehl von Churchill)
Wenn ich mich richtig erinnere, sollte weitreichende Artillerie den Hafen sowie das Vorfeld zur Landseite decken.
 
In diesem Sinne haben die Regionalmächte die Anwesenheit von GB als Stabilisierungsfaktor im Rahmen der "Pax Britannica" wohlwollend (?) bis zum Beginn des WW2 geduldet.

Pax Britannica ? Wikipedia

Einem Angriff auf Gibraltar durch die WM, die die Luftüberlegenheit besessen hätte, hätte Gibraltar m.E. im WW2 nichts entgegen zu setzen gehabt und hätte m.E. relativ schnell kapitulieren müssen. Wie es sich unter anderen Vorzeichen für Singapur und die Philippinen (1941/42) gezeigt hat

Battle of Corregidor - Wikipedia, the free encyclopedia

Und ich habe diese Sicht mit der diplomatischen Absicherung von Gibraltar verbunden, die dem Empire Kosten für den Ausbau eingespart hat. Und es greift das Argument von Silesia, dass den Briten die Unhaltbarkeit von Gibraltar im Rahmen eines längeren Konflikts zunehmend bewußt wurde.

Man muss das vielleicht auch von der Seite sehen: Spanien war im 19. Jhdt. das Armenhaus Europas, 1898 hatte es noch im amerikanisch-spanischen Krieg seine letzten Kolonien in Amerika und die Philippinen verloren und versuchte sich nun auf dem afrikanischen Kontinent festzusetzen mit einem Guerrilla-Gegner wie 'Abd el-Krim ('Abd al-Karīm) hatte das spanische Militär in den 1920ern schon so seine Probleme (aber auch Engels berichteten ja schon in den 1890ern über die Kämpfe von Spaniern und Marokkanern, also bevor das Protektorat überhaupt existierte. Die wichtigsten spanischen Militärs, die 1936 am Putsch teilnahmen oder später im franquistischen Spanien Karriere machten, hatten ihre "Ausbildung" in Marokko erhalten. Dann kam 1931 die Republik und schließlich, nach dem Putsch der Nationalisten 1936 - 1939 der Bürgerkrieg. Von Seiten der Spanier konnten sich die Engländer also in dem halben Jahrhundert vor Beginn des WK II ziemlich sicher sein, dass sie nicht angegriffen würden. Und wer hätte ahnen können, dass die vereinigten Streitkräfte von England und Frankreich 1940 der Wehrmacht so wenig entgegenzusetzen hatten? Eine Gefahr für Gibraltar als britischer Kolonie war aus britischer Sicht von den napoleonischen Kriegen - sagen wir mal ab 1812 - bis 1940 also gar nicht gegeben.
 
Beim Treffen zwischen Hitler und Franco am 23. Oktober 1940, auf dem Bahnhof Hendaye, kam Gibraltar zur Erwähnung. Deshalb möchte ich mal die Erinnerungen des deutschen Dolmetschers Paul Otto Schmidt wiedergeben:

"Klein und dick, dunkelhäutig, mit lebhaften schwarzen Augen saß der spanische Diktator in Hitlers Salonwagen. Hitler malte zunächst die deutsche Lage in den glänzendsten Farben 'England ist bereits endgültig geschlagen', schloss er den Abschnitt seiner Ausführungen, der von den deutschen Siegeschancen handelte. Ohne viel Umschweife bot Hitler Spanien Gibraltar und, in einer etwas vageren Formulierung, auch Kolonialgebiete in Afrika an.
Franco sagte zunächst gar nichts. Zusammengekauert saß er in seinem Sessel. Ich konnte an seinem undurchdringlichen Gesicht nicht erkennen, ob er über den Vorschlag verblüfft war oder sich nur in Ruhe seine Antwort überlegte. Er vollführte dann ein ähnliches Ausweichmanöver wie sein italienischer Kollege bei Ausbruch des Krieges. Spanien brauche eine moderne Rüstung. Außerdem müsse es seine lange Küstenlinie gegen die Angriffe der englischen Marine verteidigen. Überdies sei es nicht mit dem spanischen Nationalstolz unvereinbar, ein von fremden Soldaten erobertes Gribaltar als Geschenk entgegenzunehmen."

Gegenüber Mussolini soll sich Hitler zu diesem Treffen mit Franco dementsprechend geäußert haben, dass er sich lieber drei oder vier Zähne ziehen ließe, als so etwas noch einmal durchzumachen.
 
Wenn das stimmt, was Schmidt berichtet (der Bericht ist vollständig unvollständig (er bricht ab) bei Detwiler, Hitler, Franco und Gibraltar (Wiesbaden 1962) abgedruckt), dann hat sich Franco da durchaus geschickt verhalten.
 
Wenn das stimmt, was Schmidt berichtet (der Bericht ist vollständig unvollständig (er bricht ab) bei Detwiler, Hitler, Franco und Gibraltar (Wiesbaden 1962) abgedruckt), dann hat sich Franco da durchaus geschickt verhalten.

@ElQ

Hat er auch, ex post sowieso.

Ich meine, er erkannte, daß die "Fortifikation" von Gibraltar nach Scapa Flow via London nach Washington reicht.

M.
 
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