Glaubten die antiken Juden an die Jesus-Geschichten?

PolkaPeter

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Heute wird die Abweisung des Christentums unter Juden, wenn ich mich nicht irre mit "weil sie nicht glauben, dass Jesus der Messias gewesen ist" begründet.

Aber glaubten eigentlich beispielsweise die Juden des 1. und 2. Jahrhunderts an die Existenz von Jesus? Müsste ihnen das nicht sehr merkwürdig vorgekommen sein, da es fast zeitgenössisch ist? So oder so ist Jesus für das Judentum ja nicht gerade existentiell wichtig, im Gegensatz zum Christentum.

Kann es nicht auch sein, dass die Juden erst später anfingen die Existenz Jesus nicht anzuzweifeln, um sich Ärger mit der Kirche zu ersparen?

PS: Ich rede natürlich nicht von den "Christenjuden", sondern halt von den "Nicht-Christenjuden".
 
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Heute wird die Abweisung des Christentums unter Juden, wenn ich mich nicht irre mit "weil sie nicht glauben, dass Jesus der Messias gewesen ist" begründet.

Diese Formulierung würde ja implizieren, dass Jesus der Messias ist.
Aber glaubten eigentlich beispielsweise die Juden des 1. und 2. Jahrhunderts an die Existenz von Jesus? Müsste ihnen das nicht sehr merkwürdig vorgekommen sein, da es fast zeitgenössisch ist?
Die Formulierung verstehe ich nicht. Was müsste den Juden merkwürdig vorgekommen sein, weil es fast zeigenössisch ist?

Kann es nicht auch sein, dass die Juden erst später anfingen die Existenz Jesus nicht anzuzweifeln, um sich Ärger mit der Kirche zu ersparen?

Schau in den Midrasch. Der ist um 70 in einer Zeit entstanden, wo das Christentum für das Judentum noch keine ernstzunehmende Gefahr darstellte.

Wenn ich mich recht entsinne, gab es auch Konflikte beim zweiten wichtigen jüdischen Aufstand (Shimeon ben Kosiba/bar Kokhba) gegen die Römer mit den Christen.
 
Um aber im Sinne der Fragestellung zu antworten: Nein, die antiken Juden glaubten natürlich nicht an die Jesus-Geschichten, zumindest nicht so, wie es die Christen/Juden-Christen taten. Sie glaubten, dass es sich bei ihm um einen Zauberer und rechtmäßig verurteilten Verbrecher handelte.
 
Dazu sollte man sagen, dass Jesus nicht der einzige "Messias" war der im ersten Jahrhundert in Palästina wandelte. Es gab zahlreiche Propheten, Mesiasse und Befreiungskämpfer, die eine Anhängerschaft um sich sammelten und Predigten oder zum Kampf gegen die Besatzer aufriefen. Für viele Juden war er wohl einer der üblichen Scharlatane, die im damaligen jüdischen Gebiet herumzogen.
 
Die Juden welche die Geschichten glaubten waren Christen oder wurden Christen.

Wobei nicht klar ist was du mit Juden meinst das Volk der Hebräer dann wären die ersten Juden die an die Geschichten von Jesus glaubten die erste Garde der jungen Glaubensgemeinschaft und das wahren alle Juden von Jakob dem Gerechten bis Paulus. Es gab Juden die an Jesus glaubten.

Meinst du die anderen jüdischen Gruppierungen, diese glaubten natürlich nicht daran.

Oder meinst du die Phariäer aus deren Bewegung das heutige Judentum entstanden ist, dann lautet die Antwort natürlich nein.
 
Es geht mir eigentlich nicht darum ob die (nicht-christlichen) Juden glaubten dass Jesus der Messias gewesen ist. Die Antwort lautet natürlich Nein, denn sonst wären sie logischerweise Christen.

Es geht darum, ob die damaligen Juden überhaupt glaubten, dass es so eine Person (egal ob Scharlatan oder nicht) gegeben hat, oder ob sie die Geschichte von den Christen für frei erfunden hielten.

Diese Formulierung würde ja implizieren, dass Jesus der Messias ist.

Die Formulierung verstehe ich nicht. Was müsste den Juden merkwürdig vorgekommen sein, weil es fast zeigenössisch ist?

Ganz einfach. Weil beispielsweise 80 n. Chr. junge Bengel in Jerusalem zu ihren Omas laufen könnten und sie über Jesus ausfragen. Wenn in ganz Kanaan niemand auch nur ansatzweise etwas über einen Jesus Christus gehört hat, wäre es selbstredend, dass die jüdischen Gelehrten, vor allem Rabbiner, der Meinung sind, dass diese ganzen Geschichten nur erfunden sind.
 
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Es geht darum, ob die damaligen Juden überhaupt glaubten, dass es so eine Person (egal ob Scharlatan oder nicht) gegeben hat, oder ob sie die Geschichte von den Christen für frei erfunden hielten.

Darauf habe ich schon geantwortet:

Nein, die antiken Juden glaubten natürlich nicht an die Jesus-Geschichten, zumindest nicht so, wie es die Christen/Juden-Christen taten. Sie glaubten, dass es sich bei ihm um einen Zauberer und rechtmäßig verurteilten Verbrecher handelte.
 
Ganz einfach. Weil beispielsweise 80 n. Chr. junge Bengel in Jerusalem zu ihren Omas laufen könnten und sie über Jesus ausfragen. Wenn in ganz Kanaan niemand auch nur ansatzweise etwas über einen Jesus Christus gehört hat, wäre es selbstredend, dass die jüdischen Gelehrten, vor allem Rabbiner, der Meinung sind, dass diese ganzen Geschichten nur erfunden sind.

Du darfst die Lebenserwartung in der normalen Bevölkerung nicht überschätzen, ebensowenig Infomationsflüsse und Nachrichtenspeicherung. Wie viele Leute haben denn am Passahfest 33 n. Chr (wenn denn das Datum so stimmen sollte) mitbekommen, daß da mal wieder jemand gekreuzigt wurde. Und nun frag mal 50 Jahre später jemanden. Der würde sich dann daran erinnern, wenn der Gekreuzigte für ihn damals schon eine besondere Bedeutung gehabt hätte.
 
Es geht darum, ob die damaligen Juden überhaupt glaubten, dass es so eine Person (egal ob Scharlatan oder nicht) gegeben hat, oder ob sie die Geschichte von den Christen für frei erfunden hielten.

Dass Jesus als historische Person existiert hat, ist für das Judentum eine Tatsache, wenn auch nicht als Messias oder gar "Sohn Gottes". Wie im Koran so taucht Jesus auch im Talmud auf, dort allerdings unter negativen Vorzeichen als Betrüger, falscher Prophet und Zauberer. Auch Jesus Abstammung aus dem Hause David wird selbstverständlich bestritten.

Der seit etwa 200 entstandene babylonische Talmud nannte Jesus daraufhin meist nur „jenen Mann“, vermied also seinen Namen, beschrieb ihn als falschen Propheten und Verführer Israels, der Zauberei trieb, über die Weisen spottete und nur fünf Jünger hatte. Er sei am Vorabend des Pessach gehängt worden, nachdem sich trotz vierzigtägiger Suche kein Entlastungszeuge für ihn gefunden habe (Sanhedrin 43a; vgl. Mk 14,53–64 EU). Jesu Herkunft erklärt der Talmud mit einem Fehltritt Marias: Sie habe sich mit einem römischen Legionär eingelassen und das dabei entstandene Kind dem „Heiligen Geist“ zugeschrieben. Für die talmudischen Rabbiner war sie eine „Hure“. Jesus sei durch seinen römischen Vater „nicht nur ein Bastard, sondern der Sohn eines Nichtjuden“. Die im NT verkündete Abstammung von König David könne er daher nicht beanspruchen. Diese Idee war mitsamt dem Messias- und Sohn-Gottes-Anspruch Jesu bzw. des NT für die Talmudautoren reiner Betrug. Zudem stellten sie Jesus als promisk dar, der mit einer Prostituierten verkehrt habe und seiner Mutter nachgeraten sei. Dies beweise, dass er kein Prophet gewesen sei.

Jesus außerhalb des Christentums ? Wikipedia
 
Was mich an den Talmud am meisten wundert ist, dass man Jesus gleich einen anderen Vater angedichtet hat.

War es nicht genug einfach die davidische Abstammung von Josef anzuzweifeln????

Nebenbei kann man ja nicht von den Juden reden, denn auch die ersten Anhänger von Jesus waren Juden. Wie er selbst eigentlich auch.
 
Wenn er Sohn eines nichtjuden gewesen wäre, hätte man ihn aus dem jüdischen Volk ausschließen können. Damit wäre er ein Römer, also ein Feind der Juden geworden.
 
Dass Jesus als historische Person existiert hat, ist für das Judentum eine Tatsache, wenn auch nicht als Messias oder gar "Sohn Gottes". Wie im Koran so taucht Jesus auch im Talmud auf, dort allerdings unter negativen Vorzeichen als Betrüger, falscher Prophet und Zauberer. Auch Jesus Abstammung aus dem Hause David wird selbstverständlich bestritten.



Jesus außerhalb des Christentums ? Wikipedia

Alles klar, danke. Das wollte ich wissen.

Ist damit nicht eigentlich zumindest fast belegt, dass Jesus wirklich existiert hat, wenn sogar seine (fast-zeitgenössischen) Gegner seine Existenz nicht anzweifeln?

Was für mich aber fraglich ist, da Jesus Christus ja eigentlich ein Synonym ist und "Gesalbter Erretter" bedeutet. Wenn er also existierte wahrscheinlich allerhöchstens sein "Künstlername" überliefert ist.
 
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Nein, Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat. Und Joseph war sein Vater, auch wenn er einen anderen Erzeuger gehabt hätte.
 
Alles klar, danke. Das wollte ich wissen.

Ist damit nicht eigentlich zumindest fast belegt, dass Jesus wirklich existiert hat, wenn sogar seine (fast-zeitgenössischen) Gegner seine Existenz nicht anzweifeln?

fast-zeitgenössischen Gegner? der jüdische Talmud ist um ca. 200 n. Chr. entstanden, der Koran (wobei ich da keine Gegnerschaft zu Jesus erkennen mag) in den ersten Jahrzehnten des 7. Jhdts.

Bei dem jüdischen Talmud mag man sich fragen, ob es eine direkte Rezeption auf die Person Jesu ist (zumindest hätte es dann eine ältere, jüdische Überlieferung zu Jesus gegeben haben müssen, allerdings ist keine solche bekannt) oder aber eine Reaktion auf Missionsversuche aus dem Christentum.

Als Primärquellen zu Jesus kann man m. E. weder den Talmud noch den Koran ansehen.


Was für mich aber fraglich ist, da Jesus Christus ja eigentlich ein Synonym ist und "Gesalbter Erretter" bedeutet. Wenn er also existierte wahrscheinlich allerhöchstens sein "Künstlername" überliefert ist.

Sein "Künstlername" ist es nicht. Der Name von Jesus ist - ganz einfach - Jesus, ein damals häufiger Vorname. Zur Unterscheidung konnte man noch die Herkunft (aus Nazareth) oder Name des Vaters, des Berufs o. ä. anfügen.

Christus (Jesus Christus ? Wikipedia) ist der Gesalbte, den Jesus laut den Evangelien in seinen eigenen Worten nicht für sich gebraucht hat.
 
Christus (Jesus Christus ? Wikipedia) ist der Gesalbte, den Jesus laut den Evangelien in seinen eigenen Worten nicht für sich gebraucht hat.

Manchmal liest man daher auch "Jesus der Christus".
Jesus ist, wie du korrekt angeführt hast, ein geläufiger jüdischer Vorname, nur eben latinisiert. Christus wiederum ist ein latinisierter griechischer Begriff - nur schwer vorstellbar, dass er diesen auf sich angewandt hätte.
 
fast-zeitgenössischen Gegner? der jüdische Talmud ist um ca. 200 n. Chr. entstanden, der Koran (wobei ich da keine Gegnerschaft zu Jesus erkennen mag) in den ersten Jahrzehnten des 7. Jhdts.

Bei dem jüdischen Talmud mag man sich fragen, ob es eine direkte Rezeption auf die Person Jesu ist (zumindest hätte es dann eine ältere, jüdische Überlieferung zu Jesus gegeben haben müssen, allerdings ist keine solche bekannt) oder aber eine Reaktion auf Missionsversuche aus dem Christentum.

Als Primärquellen zu Jesus kann man m. E. weder den Talmud noch den Koran ansehen.

Nachtrag: wie ich gerade versuchte zu recherchieren, ist der Talmud zwar um 200 n. Chr. entstanden, fußt jedoch auf älteren Texten. Weiß jemand, wann der Jesus betreffende Teil fertiggestellt worden ist? Gibt es dazu Forschungen?
 
Nachtrag: wie ich gerade versuchte zu recherchieren, ist der Talmud zwar um 200 n. Chr. entstanden, fußt jedoch auf älteren Texten. Weiß jemand, wann der Jesus betreffende Teil fertiggestellt worden ist? Gibt es dazu Forschungen?


jetzt habe ich noch ein wenig dazu gefunden:

ein Werk von Peter Schäfer "Jesus im Talmud", hier in der verkürzten Google-Ansicht:

Jesus im Talmud - Peter Schäfer, Peter Schäfer - Google Bücher

und einen Artikel in der englischen Wiki:
Jesus in the Talmud - Wikipedia, the free encyclopedia

Allerdings bin ich so schlau wie vorher: denn auch laut dem Artikel besteht wohl keine Einigkeit in der Forschung:confused::confused::confused:.
 
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