Gobelin "Le Gout"

Leander

Neues Mitglied
:winke:
Im Mittelalter waren Gobelins als kunstvolle Wirkereien (Bildtteppiche) sehr beliebt, sie hatten z.B. wärmende oder künstlerische Funktionen inne.
Sie galten u.a. auch als Spiegel des höfisch-ritterlichen Lebens und verschiedenen Inhalte wurden gerne in Allegorien dargestellt.
Eine berühmte Serie ist die spät wieder entdeckte Tapisserienserie "Die Dame mit dem Einhorn".
Es wird angenommen daß es sich dabei um eine Darstellung der 5 Sinne handelt, plus eine Namens "Mein einziger Wunsch" (fr. A mon seul désir).

Die im „Musée National du Moyen Âge – thermes et hôtel de Cluny" Paris aufbewahrten Textilien sind aus Wolle gewebt. In einzelne Partien ist Seide eingearbeitet. Die Entstehung der heute als „La dame à la licorne" bezeichneten Serie wird für den Zeitraum 1484-1500 in Frankreich und den Niederlanden angenommen. Die darin eingewebten Wappen werden als jene der Le Viste aus Lyon interpretiert.

Meine Frage bezieht sich auf die Darstellung der Tapisserie "Le Gout". Hier sieht man die Dame, wie sie einen Greifvogel füttert. Nun ist hier oft die Rede von einem Papagei, wo ich allerdings einen Falken sehe:nono:. Die Dame trägt auch einen Falkner-Handschuh. Wie läßt sich hier ein Papagei nachweisen.
Wer kann sagen welcher Vogel hier tatsächlich abgebildet ist. Gab es denn zu dieser Zeit in Europa schon Papageien. Sie haben ja eigentlich einen viel größeren Schnabel.

LG
 
Kleiner Service der Moderation ;)
 

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Dankeschön

Hi El Quijote,
danke für die Bilder - genau das wollte ich auch grade tun - bist ja ein Schneller.
 
Hoi LG

Noch ein kleiner Hinweis: Mit Gobelin bezeichnet man nur die Tapisserien der "Manufacture des Gobelins" in Paris.
„Deiner“ ist demnach kein Gobelin - aber schön ist es trotzdem...


Gruss Pelzer

.
 
:lupe::putzen:
ok - also klären wir den Unterschied
"Die "Tapisserie", umgangssprachlich und irreführend auch "Wand-" oder "Bildteppich" genannt, ist ein auf einem Webstuhl gefertigtes Gewebe, dessen Schussfäden nicht von einem Rand zum anderen eingewebt, sondern nur bis zum Rand einer bestimmten Farbfläche eingewirkt werden, so dass die Motive ein "Bild" ergeben. In der Fachsprache wird das Ergebnis dieser Textiltechnik als Bildwirkerei bezeichnet. Streng genommen sind "Gobelins" einzig die in der Pariser "Manufacture des Gobelins" gefertigten Werke." (Wikipedia)

Und nun wäre es schön wenn eine Meinung zu meiner Frage käme. Wenn man die Tapisserie reproduzieren möchte, wäre es hilfreich das Vögelchen genauer idendifizieren zu können.
R.M. Rilke nahm auch an, es war ein Falke.
Es gibt übrigends eine interessante Diplomarbeit der Maria Männing (Wiener Universität) und einen historischen Roman "Der Kuss des Einhorns" von Tracy Chevalier über die Geschichte der Tapisserien.
Ich bin jedesmal wieder fasziniert von der Großartigkeit dieser kunstvoll gearbeiteten Bildwirkereien.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man die Tapisserie reproduzieren möchte, wäre es hilfreich das Vögelchen genauer idendifizieren zu können.
Auf gar keinen Fall ein Falke.
Nach meiner unmaßgeblichen Meinung ist es dieser Piepmatz:
Halsbandsittich ? Wikipedia

Größe passt, Habitus passt, Schnabel passt, Kopf-Hals-Zeichnung passt. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung ist es auch nicht weiter schwierig, sich die Art als Käfigvogel im mittelalterlichen Europa vorzustellen, sie war den Römern schon bekannt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wunderschön ist dieser Gobelin und nach meiner Interpretation werden die echten Tiere so realistisch dargestellt wie die Kenntnisse reichten, der Rest durch Phantasie ergänzt.
Einige Papageien ? Wikipedia soll schon Alexander aus Indien mitgebracht haben, sie könnten also vor den großen Entdeckungsreisen bekannt gewesen sein. Vielleicht hatten sie um 1480 einen eher legendenhaften Bekanntheitsgrad wie das Einhorn.
Bei allegorischer Symbolsprache kommt es mW nicht auf die naturgetreue Darstellung an, sondern auf den Bedeutungskonsens.

:winke:Vielleicht war es der einzige Wunsch der Dame, einen Papagei statt eines schnöden Falken zu besitzen.
 
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