"Goldenen Zwanziger" und die Gegenwart

Mullemaus

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Mich interessiert Folgendes:
Inwieweit haben die goldenen Zwanziger Jahre ,mit all ihrer Lebensfreude und -Angst, etwas gemeinsam mit unserem heutigen Lebensstil und-gefühl?
Ich suche also nach einen Gegenwartsbezug jeglicher Art zum Lebensgefühl der 20iger!

Besten Dank für Eure Ideen.
Mull
 
Der Vergleich, der mir jetzt ganz spontan einfällt, ist die Situation der Arbeitslosigkeit. Das war damals, und ist noch ein großes Problem. Aber das ist ja eher politisch, du meinst, denke ich, etwas anderes.
 
Ich würde Roxie zustimmen und als erstes die Arbeitsmarktsituation aufzeigen. Das ist nicht nur politisch, sondern hat für die Familien auch etwas mit Existenzangst zu tun. Ist auf jedenfall ein guter Punkt!
Weiter würde mir der "Revolutionsgedanke" einfallen, z.B. die damalige FKK Bewegung. Die Frage ist nur, ob es bei uns heute auch noch so etwas gibt, weil wir ja in einer Zeit leben, in der man im Prinzip alles machen kann, worauf man steht.
Ansonsten würde ich vllt auch mal Musik Stile miteinader vergleichen, weil es damals wie heute auch noch viel mit Identifikation zu tun hat.
Vllt kannst Du Deine Frage auch noch etwas direkter formulieren?

Liebe Grüße :winke:
 
Was mir zu den Goldenen Zwanziger spontan einfällt ist die kulturelle Veränderung. ALso Kunst, Literatur, Musik, Kino, Radio, Lebensweise in der Großstadt. Heute haben wir doch aber ähnliche VEränderungen, teilweise viel drastischer und schnell-lebiger. Und trotzdem reagieren wir nicht so negativ, wie es ja in Großen Teilen Deutschlands der Fall war. Woran lag das?
 
Hmm, ich würde sagen, wir reagieren heute anders negativ. Das Internet etabliert sich in die Haushälter normaler Bürger, promt tauchen die Probleme der Internetsucht, des hackens un das treffen bestimmter Gruppen auf. Desweiteren hält der Großteil der Bevölkerung diese Schnellebigkeit und die schnellen Veränderungen gut, aber dennoch leiden sehr viele Menschen unter Druck und Stress.
Ist das in deine Richtung gehend gedacht?
 
Und trotzdem reagieren wir nicht so negativ, wie es ja in Großen Teilen Deutschlands der Fall war. Woran lag das?

Einige Überlegungen:

- Die Technologieangst war in Deutschland in den 20er Jahren sehr ausgeprägt, viel ausgeprägter als heute. Ein schönes Beispiel dafür ist die Darstellung der "Mensch-Maschine" im Film "Metropolis". Die Angst, durch Maschinen die Arbeit zu verlieren, aber mehr noch durch die Massenproduktion auch geistig und kulturell entfremdet zu werden, war viel ausgeprägter.

- Dann ist es natürlich so, dass heute auch Arbeitslose einen höheren Wohlstand genießen als damals. Um zu sehen, mit welchen Problemen Arbeitslose oder Arme damals zu kämpfen hatten, finde ich wiederum eiunige Romane von Hans Fallada (auch wenn viele aus den 30er Jahren stammen) sehr erhellend, vor allem "Kleiner Mann, was nun?".

- Psychologisch gesehen, dürften die damaligen Menschen wesentlich autoritärere Einstellungen gehabt hat. Dies zeigt sich für mich vor allem darn, dass viele der Weimarer Parteien - und zwar nicht nur die NSDAP, sondern auch die SPD - Gewalt in der Politik als legitimes oder zumindest notwendiges Mittel erachteten.
 
Die Technologieangst war in Deutschland in den 20er Jahren sehr ausgeprägt, viel ausgeprägter als heute. Ein schönes Beispiel dafür ist die Darstellung der "Mensch-Maschine" im Film "Metropolis".
Nicht nur da. Jede Auto-Massenkarambolage in einem Chary-Chaplin-Film hat etwas anarchisches. Das Individuum gewinnt die Macht zurück von der Maschine, von der es entmündigt zu werden droht, durch Lächerlichmachung und Zerstörung eben dieser.

Die Angst, durch Maschinen die Arbeit zu verlieren, aber mehr noch durch die Massenproduktion auch geistig und kulturell entfremdet zu werden, war viel ausgeprägter. "
Wir haben den Kampf eben aufgegeben.

Ist das ein Fortschritt ?
 
- Psychologisch gesehen, dürften die damaligen Menschen wesentlich autoritärere Einstellungen gehabt hat. Dies zeigt sich für mich vor allem darn, dass viele der Weimarer Parteien - und zwar nicht nur die NSDAP, sondern auch die SPD - Gewalt in der Politik als legitimes oder zumindest notwendiges Mittel erachteten.

Als ganz offene Frage formuliert: Was kann der Staat denn leisten, wenn es im Kräftespiel einer freien Wirtschaft zu einer Bedrohung des sozialen Friedens kommt?
 
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