griechische Kolonien und Kleruchien

Iberion

Mitglied
Mich würde es interessieren, was mit den griechischen Kolonien und Kleruchien passiert ist.
In Südtalien, Südthrakien, Südmakedonien, Kleinasien, ja sogar im Kaukasus gab es diese... vielleicht sogar immer noch modifiziert zur Stadt?

Hat jemand Informationen dazu?
 
Mit allen? *räusper*
Na, was mit Cumae, Neapolis, Massilia, Rhegium, Alalia und Syrakus angeht, weißt du bestimmt Bescheid. Rom hat gesiegt...
Ich such mal nen Literaturtipp dazu raus, auf anhieb will meinem verschnupften Geist nichts einfangen.
 
Nein... alle natürlich nicht...
Aber vielleicht allgemeine Aussagen... Nepolis/Neapel und Co. ist natürlich bekannt; auch allgemein die später romanisierten...
Ich dachte eher an die thrakischen, kleinasiatischen und/oder makedonische!
 
Das Schicksal der meisten kleinasiatischen Kolonien läßt sich ja recht gut nachvollziehen.
Aufstand gegen die persische Herrschaft in der Region, koloniale Verwaltung bis zu einer gewissen Selbstständigkeit, dann der gute Alexander, Seleukidenherrschaft/Ptolemäer, gefolgt von dem Makedon. Kriegen und 192-188 Roms Krieg gegen Antiochos III. (Seleukidenrestaurator), nach dem Rom die kleinasiatischen Besitzungen an Rhodus und Pergamum vergibt.
133 schließlich vererbt Attalos III. den Römern sein Reich, die Provinz Asia ist geboren.

Gleiches Schicksal blühte auch den maked.
Zu den thrakischen muß ich noch mal genau nachlesen...
 
Gut, hier hast du (mußte allerdings wie gesagt nachschlagen/kopieren)


Beispiel
Thasos
Insel nahe bei der thrakischen Küste. 708 v.Chr. zur Zeit des Archilochos durch die Parier kolonisiert. Die Hauptstadt Limenas liegt an der Nordspitze und hat einen künstlichen Hafen. Die Insel ist für ihren Metallreichtum und ihr Fichtenholz bekannt. Heiligtum der Artemis und Nemesis.
494/3 durch Histiaios belagert; 479-466 wiederhergestellt; 412 neu erbaut
492-479 persisch
479-466; attisch; 466-464 abgefallen; 464-412 wieder attisch
412 Oligarchie
408/7 durch Thrasybulos erobert.
389/8 durch Thrasybulos für Athen zurückgewonnen
375 im 2. Attischen Seebund
340/39 von Philipp unterworfen
Seit 196 frei [nach Lübker]):



Ainos Aenus
Stadt an der Hebrosmündung in Thrakien. Kolonie von Mytilene und Kyme. Wichtiger Umschlaghafen. Von der Sage (wegen der Namensähnlichkeit) als Gründung des Aineias angesehen (Aur.Vict.orig.9,4).
512-478 unter persischer Oberhoheit
478-412 Mitglied im Attischen Seebund (12 Talente Tribut)
449-439 Bedeutungsverlust durch die Entstehung des Odrysenreiches
412-376 Erneuter Zugewinn an Bedeutung durch Zerfall des Odrysenreiches
341 makedonisch
281-240 autonom, dann ptolemaiisch


Byzantion Byzanz , Konstantinopel
658 v. Megarern unter Bedteiligung von Argeiern (17 Jahre nach Chalkedon) am Bosporus in herausragender Lage gegründet. (Herod.4,144). Wegen seiner militärischen und handelspolitschen Bedeutung oft umstritten. Akropolis, zwei Häfen, Stadion, Gymnasien, Athena-Altar, Poseidon-Tempel, Hippodrom (des Severus), Thermen, Theater.

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? ??? ??? ?????? ????? ?? ??????. Byzanz ist die herausragendste Stadt auf der europäischen Seite der Propontis. Sie wurde nach Byzas benannt, dem Sohn der Keroessa, der Tochter der Io, mit Poseidon; oder weil der Anführer des Zuges Byzas war. (Übersetzung: E.Gottwein)
478 Eroberung durch Pausanias
Mitglied im Attischen Seebund (15-22 Talente Tribut)
411 Abfall von Athen
409 Belagerung durch Alkibiades
403 Schreckensherrschaft des Klearchos
Um 390 Rückeroberung durch Thrasybulos
340/339 Belagerung durch Philipp von Makedonien
278 Brandschatzung durch die Kelten
220/219 Krieg der Rhodier gegen Byzanz
Bundesgenosse der Römer gegen Philipp V., Antiochos und Perseus
196 n.Chr. Zerstörung durch Septimius Severus, Wiederaufbau auf Fürsprache Caracallas
258/259 Bestürmung durch Goten und Heruler
312/313 Einnahme durch Maximinus
Residens Konstantins d.Gr. nach seinem Sieg über Licinius: Constantinopolis.
413 Abschluss des Ausbaus der Stadt unter Theodosius II. [nach Lübker]



Nachtrag, die griech Buchstaben werden als Fragezeichen dargestellt... Darum habe ich die Namen nur mit lat. Buchstaben aufgelistet.
 
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Tib. Gabinius schrieb:
Byzantion Byzanz , Konstantinopel
658 v. Megarern unter Bedteiligung von Argeiern (17 Jahre nach Chalkedon) am Bosporus in herausragender Lage gegründet. (Herod.4,144).
Frage: Wieso wurde Byzanz überhaupt gegründet? Direkt daneben lag Kalchedon (Chalkedon, da gibt's echt 1000 verschiedene Schreibweisen), und das ist ja auch eine megarische Gründung. Wieso gründet man zwei Städte an praktisch dem selben Ort?
 
Darauf gibt Herodot die Antwort:
4. Buch, 144
Mit folgendem Wort gewann dieser Megabyzos ein unsterbliches Andenken bei den Anwohnern des Hellespont: Bei einem Aufenthalt in Byzanz erfuhr er nämlich, dass die Chalkedonier das Land 17 Jahre vor den Byzantiern besiedelt hatten, und sagte darauf, die Chalkedonier müssten damals wohl blind gewesen sein: sie hätten es nämlich niemals vorgezogen, da ein schönerer Platz vorhanden war, einen hässlicheren zu besiedeln, wenn sie damals nicht blind gewesen wären. (Übersetzung: E.Gottwein)
Strabo erklärt uns zudem wie schlimm es in Chalkedon aussah:
An der Küste von Chalkedon schreckt ein steil abfallender weißer Fels den Thunfisch [die Pelamys] ab, so dass er sich geradewegs der gegenüberliegenden Küste zuwendet. Dort erfasst ihn die Strömung, und weil zugleich das Gelände günstig dafür ist, dass die dortige Meeresströmung auf Byzanz und das daneben liegende Horn zutreibt, sammelt er sich hier in natürlicher Weise und beschert Byzanz und dem römischen Volk einen bemerkenswerten Zugewinn. Die Chalkedonier wohnen nahebei an der gegenüberliegenden Küste, haben aber an diesem Wohlstand nicht teil, da sich die Pelamys ihren Häfen nicht nähert. Deswegen soll denn auch Apollon, denen, die nach der megarischen Gründung von Chalkedon später Byzanz gründeten, auf ihre Anfrage hin aufgetragen haben, sie sollten ihre Wohnsitze gegenüber den Blinden aufschlagen, wobei er die Kalchedonier als blind bezeichnete, weil sie zwar früher in diese Gegend gefahren waren, aber die gegenüber liegende Küste trotz ihres so großen Reichtums, unbeachtet ließen und die dürftigere wählten. (Übersetzung: E.Gottwein)
 
Vielleicht ist es nicht weit bekannt, dass einige suedfranzoesischen Staedte von den Griechen gegruendet worden sind. Zum Beispiel ist Nice die altgriechische Kolonie Nikaia (Νίκαια ), Antibes Antipolis (Αντίπολις ) Marseille Massalia (Μασσαλία ) wahrscheinlich auch Monaco Monoikos (Μόνοικος ). Es gab auch ein paar Kolonien im heutigen Spanien, die aber klein waren.
 
Gab's eigentlich auch griechische Kolonien außerhalb des Mittelmeers (und des schwarzen Meers)? Bspw. am Kaspischen Meer oder in Graeko-Baktrien (klar, der Name ist deutlich, aber ab wann wurde diese Region griech. geprägt; erst ab Alexander?)
 
Also ich habe nur 2 Kolonien am asowschem Meer gefunden, Pantikapeion und Phanagoria. Allerdings ist das asowsche ja auch nur Randmeer des schwarzen Meer.

Außer halb des Mittelmeeres (Atlantikküste) gab es anscheinend nur phönikische Gründungen.
 
foutre schrieb:
Vielleicht ist es nicht weit bekannt, dass einige suedfranzoesischen Staedte von den Griechen gegruendet worden sind. Zum Beispiel ist Nice die altgriechische Kolonie Nikaia (?????? ), Antibes Antipolis (????????? ) Marseille Massalia (???????? ) wahrscheinlich auch Monaco Monoikos (???????? ). Es gab auch ein paar Kolonien im heutigen Spanien, die aber klein waren.
In der Tat ist etwa die Abstammung Marseilles nicht nur allgemein bekannt, sondern wird heute noch beständig betont...

bender schrieb:
Gab's eigentlich auch griechische Kolonien außerhalb des Mittelmeers (und des schwarzen Meers)? Bspw. am Kaspischen Meer oder in Graeko-Baktrien (klar, der Name ist deutlich, aber ab wann wurde diese Region griech. geprägt; erst ab Alexander?)
Gab es. Tanais (genau genommen zwar auch noch schwarzes Meer, wie Themistokles sagt...) und Daphnai am Nil etwa.
So wirklich weit weg vom Mittelmeer waren aber auch diese nicht.

Am Schwarzen Meer gab es eine ganze Reihe: Kytoros, Odessos, Tomoi, Istros, Olbia Tyras, Pantikapaion, Theodosia, Gorgippia, Phanagoreia...usw. usf. Davon liegen die von Themistokles erwähnten, Tanais, Hermonassa und Theodoassia auch am Asowsche, bis auf Tanais aber alle in "Rufweite" des Schwarzen Meeres.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tib. Gabinius schrieb:
Gab es. Tanais (genau genommen zwar auch noch schwarzes Meer, wie Themistokles sagt...) und Daphnai am Nil etwa.
So wirklich weit weg vom Mittelmeer waren aber auch diese nicht.
Nun ja, die kannte ich. Die (und alle anderen die ich kenne) sind ja im Mittelmeerraum (Schwarzes Meer und Asowsches Meer gehören da dazu). Die vielen griechisch geprägten Städte in Zentralasien (Marakanda, Baktra, ...) sind also keine griechischen Kolonien/Gründungen, richtig? Außer eben denen, die Alexander später gründete, wie (klar, damals hießen sie alle noch Alexandria) Merw, Kandahar und Karatschi.
 
Vollkommen richtig.
Wobei eben die Alexanderstädte nicht mehr unter die klassische Kolonialphase der Helenen fallen, aber das ist jetzt natürlich kleingetue.
 
Okay, eine Frage hätte ich dann doch noch: Woher hast du die Zahl 658 als Gründungsjahr von Byzantion? Steht das auch bei Herodot, oder ist das Schätzung? Ich habe nämlich diverse andere Angaben gefunden, alle zwischen 670 und 650.
 
Zu der Zahl selbst kann ich dir keine Auskunft geben, da ich diese Informationen, wie auch schon unten schrieb, einfach übernommen habe. Ich nehme an, entweder wurde sie aus den Angaben Herodots berechnet, steht direkt bei ihm oder ist eine Berechnung aus den Angaben zu Chalkedon.
Da solche Zahlen aber sowieso stark schwanken ist eine Einschränkung zwischen die Jahre 70-50 historisch glaubhafter als eine direkte Jahresangabe. Betrachte es also als Richtwert.
 
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