Der Spanier hat ganz Recht. Kommen wir mal wieder zur Geschichte zurück.
Ich habe mir mal eine Frage gestellt.
Warum haben einige meiner Vorfahren den Weg nach Amerika gewählt.
Meine Uroma sagte immer wegen wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
Da fragte ich mich, woher hatten die das Geld für die Passage?
Umsonst war doch selbst früher das Auswandern nicht.
Dazu habe ich mal eine Arbeit geschrieben.
Hier einen Auszug daraus:
Die fehlenden Erwerbmöglichkeiten und die mangelnde Ernährung trafen
vor allem die ländlichen Unterschichten. Das waren ca. 10 – 20 Prozent
der Bevölkerung der Schweiz.21 Die Massenarmut hatte zur Folge, dass
eine intensive Debatte über Ursache und Bekämpfung der Armut begann.
In den Kantonen schwankte man zwischen repressiven Massnahmen - z.B.
Einsperren in Armenhäusern oder Bettelverboten - und den Versuchen
einer rationelleren Ausgestaltung traditioneller Unterstützung wie zum
Beispiel des Heimatgemeindeprinzips. Bei diesem Prinzip war die
Heimatgemeinde für seine Armen zuständig und sie mussten diese
unterstützen. In einigen Kantonen und Gemeinden versuchte man durch
Förderung der Auswanderungen, die Armut zu bekämpfen.
Zwischen 1851 und 1860 wanderten ca. 50 000 Schweizer nach Übersee
aus, die meisten in das wirtschaftlich aufsteigende Nordamerika. Ein
kleiner Teil der Schweizer wanderte nach Südamerika aus. Von 1852 bis
1857 emigrierten ca. 2 000 Schweizerinnen und Schweizer nach Brasilien.
Die Auswanderer stammten vorwiegend aus der ärmeren Landbevölkerung
aus den Kantonen Glarus. Graubünden, Aargau und aus der Innerschweiz.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Brasilien als Zielland für Schweizer
Auswanderer eher unbedeutend. 1850 setzte dann eine breit angelegte
Werbekampagne für Brasilien als Auswanderungsland ein
Die Werbekampagne, die in der Schweiz angelaufen
war, dehnte sich in die süddeutschen Staaten aus. Zuständig für diese
Werbung waren Auswanderungsagenturen. Der Sitz der für die Schweiz
und Süddeutschland zuständigen Hauptagentur war Hamburg, gleitet
wurde sie von einem Dr. Schmidt. 1851 wurde Emil Paravicini als
Auswanderungsagent für die Schweiz ernannt. Er war zuständig für die
Werbung und Anwerbung von Kolonisten. Seine Hauptaufgabe war es,
Brasilien und hier vor allem die Region um São Paulo in ein positives
Licht zur rücken. Neben den bereits erwähnten Berichten wurde Brasilien
als ein Land auf dem Weg in die Moderne beschrieben. Dazu gehörte, dass
vom Plantagenbesitzer und Immigrationsunternehmer Nicoláu Vergueiro
als Menschenfreund geschrieben wurde. Vergueiro wurde als
Würdenträger des brasilianischen Kaiserreichs dargestellt, der die
Sklaverei überflüssig findet und den europäischen Kolonisten zu Grund
und Boden verhelfen möchte. Der Agent hatte grosses Interesse daran,
möglichst viele Auswanderungswillige unter Vertrag zu nehmen, denn er
wurde von Vergueiro & Cia. pro angeworbener Person bezahlt. Paravicinis
Motto war: „Je mehr Emigranten, desto besser!“27
Emil Paravicini ermunterte die Gemeinden, durch Waldschlag oder andere
Mittel die Emigration zu unterstützen. Sie sollten die Reisekosten für ihre
arme Bevölkerung übernehmen. Er versprach den Gemeinden, dass die
Firma Vergueiro & Cia. sich für die Rückzahlung der Gelder verbürgen
würde. Dieses Versprechen war eines der Hauptargumente, nach Brasilien
auszuwandern. Mit der Unterstützung der Heimatgemeinde konnten nun
viele Leute emigrieren, und vor allem Familien mit noch nicht
arbeitfähigen Kindern sahen nun eine Perspektive, der Armut und dem
Hunger zu entkommen. Einzelne Personen konnten sich einer Familie
anschliessen, zusammen bildeten sie dann eine Kontraktfamilie. Die
Mitglieder einer solchen Kontraktfamilie mussten sich solidarisch für ihre
gesamte Schuld bekennen. Dies und die Bürgschaft wurde in den
Nachtragsartikeln des Vertrages geregelt.