Gründung Roms

Irgendwann in grauer Vorzeit habe ich im Lateinunterricht davon gehört, das es eine Revolution gab, weil der letzte König sehr Tyrannisch gewesen sei.
" Konsuln, angeblich , damit keiner allein herrsche und 1 Jahr, um Machtkumulierung zu vermeiden.
Die Römer sind sprachlich gesehen, indogermanen, die Etrusker nicht. Ob mittlerweile das etruskische entziffert ist weiß ich nicht. Das Lateinische ABC ist etruskisch. Es sind die selben Zeichen. Obs die selben Lautwerte sind?
 
Also ich hab in Wikipedia gelesen, dass Lucius Tarquinius Superbus (ein etruskischer König?) angeblich der letzte König Roms war. Warum sind dann auf einmal Konsuln gewählt worden, also warum ist plötzlich eine Republik entstanden? Gab es eine "Reformation"?
Auch über die Abschaffung der Monarchie wissen wir nichts Genaues. Schon der Termin 509 v. Chr. ist unsicher: Es gibt Historiker, die meinen, dass die Monarchie wohl erst irgendwann im 5. Jhdt. abgeschafft wurde. Der Überlieferung nach wurde der sagenhafte letzte König, Tarquinius Superbus, gestürzt, weil er so tyrannisch regierte. In Wahrheit könnte es aber so gewesen sein, dass die Oberschicht (die Patrizier) den König einfach deshalb vertrieb, weil sie als Aristokratie selbst regieren wollte. Jedenfalls hatten die Patrizier nach dem Sturz der Monarchie den Großteil der Macht inne (z. B. durften anfangs nur Patrizier in die Ämter gewählt werden) und wollten sie nicht mit den Plebejern teilen.

Der Überlieferung nach wurde der König durch zwei jährlich gewählte Konsuln ersetzt. Es gibt aber Hinweise (auch bei Livius), dass nach der Abschaffung der Monarchie in Wahrheit zuerst nur ein jährlich gewählter "Praetor" (oder "Praetor maximus") regierte und die beiden Konsuln erst Mitte des 5. Jhdts. eingeführt wurden.
 
Hmmh, okay. Schade, dass es keine präzisen Überlieferungen gibt. :weinen:

Nur noch ein paar Fragen:

1.) Die Trojaner (Aeneas oder so) hatten also in der Realität (ohne irgendwelchen Sagen zu beachten) wahrscheinlich gar nichts mit der Gründung Roms zu tun, oder?

2.) Es wird überall berichtet, dass die Italiker, also irgendwelche indogermanischen Völker nach Italien eingewandert sind und aus denen Rom entstand. Aber waren in Italien vorher keinen Völker bzw. Stämme angesiedelt?

3.) Woher kamen eigentlich diese indogermanischen Völker? (Ich denke mal aus Germanien, eigentlich eine blöde Frage, doch ich kann nirgendwo eine Erklärung finden)

Sorry für die vielen Fragen. Aber ich will mir mal Klarheit über die Umstände vor der röm. Zeit verschaffen.
 
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Einen hundertprozentigen Beweis gibt es meines Wissens nicht. Aber die römische Überlieferung sprach eindeutig von etruskischen Königen, ...

Eine wirtschaftshistorische Spekulation:
Rom könnte als dörfliche Randsiedlung von Veji ? Wikipedia anzusehen sein.

Veji war Mitglied des etruskischen Zwölfstädtebund ? Wikipedia,

Außerdem verliefen dort Handelswege zu den südlichen Provinzen, vermutlich auch Austauschwege zu den griechischen Kolonien. Das wäre ein Ansatz, das etruskische Interesse an den Tiber-Übergängen zu erklären. Beachtlich für die Erklärung der Konflikte wäre auch die Gründung von http://de.wikipedia.org/wiki/Ostia_Antica bzw. des Stützpunktes als Vorläufer dieser Stadt.
 
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Die Trojaner (Aeneas oder so) hatten also in der Realität (ohne irgendwelchen Sagen zu beachten) wahrscheinlich gar nichts mit der Gründung Roms zu tun, oder?
Natürlich kann man nicht mit hundertprozentiger Sicherheit ausschließen, dass irgendwelche Flüchtlinge aus Kleinasien nach Italien kamen. (Immerhin gibt es auch Hinweise darauf, dass die Etrusker zumindest teilweise von Einwanderern aus Lydien abstammten.) Wahrscheinlich ist das aber nicht, und Beweise gibt es dafür auch keine.

Es wird überall berichtet, dass die Italiker, also irgendwelche indogermanischen Völker nach Italien eingewandert sind und aus denen Rom entstand. Aber waren in Italien vorher keinen Völker bzw. Stämme angesiedelt?
Unbewohnt war Italien davor natürlich nicht. Siehe hier: Ancient peoples of Italy - Wikipedia, the free encyclopedia

Woher kamen eigentlich diese indogermanischen Völker? (Ich denke mal aus Germanien, eigentlich eine blöde Frage, doch ich kann nirgendwo eine Erklärung finden)
Nein, aus Germanien nicht. "Indogermanen" ist ein künstlicher Ausdruck, der daher rührt, dass die westlichsten indogermanischen Völker die Germanen sind und die östlichsten die Inder. Siehe hier: Indogermanen ? Wikipedia
 
Also, nochmal zur Gründung Roms:
Ich fasse jetzt mal im Allgemeinen zusammen, dass Rom "theoretisch" von den Etruskern "gegründet" und die Römer aus den Etruskern hervorgingen und die Vorfahren waren, oder?

Auch wenn es vielleicht schon mehr oder weniger beantwortet wurde, die Römer gingen wohl definitiv NICHT aus Ertruskern hervor, aber der Einfluß is wohl ebenso nicht zu unterschätzen - siehe etwa http://www.geschichtsforum.de/f28/die-gr-ndung-roms-16371/
vgl. zum Thema als Ergänzung zu den Beiträgen in diesem Thread aber auch:

http://www.geschichtsforum.de/f28/rom-latium-20803/#post321001
http://www.geschichtsforum.de/f28/die-gr-ndungssage-roms-15031/
http://www.geschichtsforum.de/f54/rom-vor-dem-k-nigtum-16302/#post257152
 
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Wenn mal Zeit und Gelegenheit ist, nach Berlin zu kommen, im Alten Museum gibt es seit einem Dreivierteljahr eine sehr umfangreiche etruskische Sammlung zu sehen.
Sicher hat es Völker gegeben, die vor den einwandernden Indogermanen auf der Apenninhalbinsel lebten, nur können wir die nicht fassen, weil wir bei den meisten nur archäologisch nachweisbaren Völkern keine sprachlichen Zeugnisse haben.
Die Etrusker werden aus einem solchen "älteren" Bevölkerungsteil hervorgegangen sein. Von der etruskischen Kultur sprechen wir aber erst im ersten Jahrtausend vor Christus, ab dem neunten/achten Jahrhundert, und da kommen wir auch schon in die römische Frühgeschichte mit hinein. Das Etruskische ist keine indogermanische Sprache, wie hier schon erwähnt ist, man könnte sie aber lesen. das Problem ist, daß es keine etruskische Literatur gibt, sondern meist Verwaltungstexte oder kultische/rituelle Anweisungen, in Berlin ist ein Kultkalender zu sehen. Da fehlt einfach ein umfangreicher Wortschatz, um eine Sprache draus zu rekonstruieren.
Die Abschaffung der Monarchie um 510 ist ähnlich wie das Gründungsdatum (21. April 753 v. Chr.) eine spätere römische Reaktion, um sich den griechen gleichzustellen, deren kulturelle Hegemonie man nur schwer ertrug (Vergleiche zum Beispiel Vitruvs stetige Versuche, die römische Architektur gleichwertig zu machen). So ist das Gründungsdatum Roms in die Nähe der ältesten griechischen Kolonien in Süditalien gelegt worden, zum Beispiel Syracus 735 (der Zahlendreher hier ist natürlich ein Zufall, weil er sich nur aus der christlichen Zeitrechung ergibt), und auch die Republikgründung 510/509 ist eine Reaktion auf Kleisthenes in Athen.
 
Die Abschaffung der Monarchie um 510 ist ähnlich wie das Gründungsdatum (21. April 753 v. Chr.) eine spätere römische Reaktion, um sich den griechen gleichzustellen, deren kulturelle Hegemonie man nur schwer ertrug (Vergleiche zum Beispiel Vitruvs stetige Versuche, die römische Architektur gleichwertig zu machen). So ist das Gründungsdatum Roms in die Nähe der ältesten griechischen Kolonien in Süditalien gelegt worden, zum Beispiel Syracus 735 (der Zahlendreher hier ist natürlich ein Zufall, weil er sich nur aus der christlichen Zeitrechung ergibt), und auch die Republikgründung 510/509 ist eine Reaktion auf Kleisthenes in Athen.
Ich habe da so meine Zweifel, vor allem hinsichtlich des Datums 510. Klar, wenn man sich heute mit Geschichte beschäftigt, mag die zeitliche Parallele zwischen dem Sturz der Tyrannis und den Reformen des Kleisthenes in Athen und der Abschaffung der Monarchie in Rom ins Auge springen. Allerdings haben wir heute den Vorteil, dass unsere Geschichtsbücher die Ereignisse der verschiedenen Völker und Staaten der Antike nach einer einheitlichen Zeitrechnung datieren, nämlich der uns vertrauten. Das war in der Antike aber nicht der Fall, da hatten z. B. die Römer eine andere Zeitrechnung als die Athener. Tatsächlich hatten die antiken Historiker arge Probleme damit, die Zeitrechnungen verschiedener Staaten zu synchronisieren und die Geschichte verschiedener Staaten in den richtigen zeitlichen Zusammenhang zueinander zu bringen. Ein Beispiel für diese Schwierigkeit ist, dass von Numa Pompilius behauptet wurde, er sei ein Schüler von Pythagoras gewesen, obwohl er der Sage nach lange vor dessen Geburt starb. Diesen Fehler hat Livius (1,18) zwar erkannt, aber ihm sind selbst chronologische Fehler unterlaufen, wenn es darum ging, die Ereignisse andernorts mit der römischen Geschichte zu synchronisieren: Die Landung von Alexander von Epirus in Italien (334 v. Chr.) datierte er (8,3) in das Konsulat von Titus Manlius Torquatus und Publius Decimus Mus (340 v. Chr.). In 8,24 datierte er dann die Gründung Alexandrias in Ägypten und den Tod Alexanders von Epirus (beides 331 v. Chr.) in das Konsulat von Lucius Cornelius Lentulus und Quintus Publilius Philo (327 v. Chr.). Es mag jetzt kleinlich erscheinen, wenn ich hier auf einer Abweichung von ein paar Jahren herumreite, aber ich gebe zu bedenken, dass Livius zu einer Zeit schrieb, als die römischen Gelehrten mit der Geschichte Roms und der griechischen Welt bereits bestens vertraut waren und auf zahlreiche Geschichtsdarstellungen griechischer und römischer Historiker zurückgreifen konnten. Die Datierung des Sturzes der römischen Monarchie auf 510 muss aber schon zu einem viel früheren Zeitpunkt erfolgt sein, spätestens zu Beginn der römischen Geschichtsschreibung im 3. Jhdt. v. Chr., aber wohl eher schon im 4. Jhdt. v. Chr., als man nach dem Verlust der priesterlichen Annalen infolge der gallischen Eroberung Roms die früheren Konsulatslisten zu rekonstruieren versuchte. Ich bezweifle, dass man damals bereits in der Lage war, die Geschichte Roms so exakt auf die Athens abzustimmen - und auch, dass es damals überhaupt schon ein entsprechendes Interesse gab, die eigene Geschichte an die griechischer Staaten anzugleichen. Immerhin war das noch lange vor dem Beginn der Begeisterung der Römer für die Griechen. Daher halte ich die Parallele römischer Daten mit griechischen eher für Zufall als für Absicht.
 
Die Datierung des Sturzes der römischen Monarchie auf 510 muss aber schon zu einem viel früheren Zeitpunkt erfolgt sein, spätestens zu Beginn der römischen Geschichtsschreibung im 3. Jhdt. v. Chr., aber wohl eher schon im 4. Jhdt. v. Chr., als man nach dem Verlust der priesterlichen Annalen infolge der gallischen Eroberung Roms die früheren Konsulatslisten zu rekonstruieren versuchte.

Warum muß das schon da passiert sein?
 
Nach der Vernichtung der priesterlichen Annalen infolge des Galliereinfalls versuchte man die Konsulatslisten für die frühe Republik zu rekonstruieren, da muss man sich notwendigerweise auch auf einen Beginn der Republik festgelegt haben.
 
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